Die Mär vom billigen Atomstrom

27 April 2011

Die Mär vom billigen Atomstrom

Was Atomstrom wirklich kostet und warum Energie aus erneuerbaren Quellen schon heute deutlich günstiger ist.

In einer von Greenpeace Energy EG in Auftrag gegebenen und jüngst publizierten Studie „Was Strom wirklich kostet“ wurde erstmals der Anteil der staatlichen Förderung an konventionellen und erneuerbaren Energiequellen gegenübergestellt, mit erstaunlichen Ergebnissen.
In dieser Studie wurde im Zeitraum von vier Jahrzehnten (1970-2010) der Anteil der staatlichen Förderung an erneuerbaren Energien, Kernkraft und Stein- und Braunkohle miteinander verglichen. Darüber hinaus wurden erstmals die gesamtgesellschaftlichen Kosten der einzelnen Energieträger aufgezeigt.

Am stärksten in den vergangenen 40 Jahren hat die Steinkohleindustrie von staatlichen Fördergeldern profitiert. Mit 288 Milliarden Euro nimmt sie noch vor der Atomindustrie mit rund 196 Milliarden den ersten Rang ein, gefolgt von Braunkohle mit etwa 67 Milliarden Euro und nur rund 39 Milliarden Euro für erneuerbare Energien. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass die erneuerbare Energieträger erst seit Mitte / Ende der 90er Jahre nennenswerte Fördermittel erhalten, was die vergleichsweise niedere Zahl erklärt.

Historisch bedingt, erklärt sich auch die dominante Stellung der Kernkraftbetreiber. In der aktuellen Diskussion um die Bezahlbarkeit der einzelnen Energieträger wird oft unterschlagen, dass die umfangreichen staatlichen Subventionen für Kohle- und insbesondere Atomkraftwerke den vermeintlich billigen Strom aus diesen erst ermöglicht hat. Die Studie kommt denn auch zu dem Ergebnis, dass Atomenergie nie zum Einsatz gekommen wäre, wenn die Betreiber der Kernkraftwerke in der Aufbauphase ihren Teil an den relevanten Kosten aufbringen müssen hätten. In den folgenden Jahren wurden dann auch viele Chancen für den Einsatz und die Erforschung regenerativer Energien vertan, da die Stromnetze etwa auf zentrale Kraftwerke ausgerichtet waren und vor allem auch die Forschung auf Atomenergie fokussiert war.

Aktuell dreht sich die Diskussion zum Thema Energiewende und „bezahlbaren Strom“ vor allem um die scheinbar höheren Kosten von Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Dabei werden jedoch zwei Punkte bisher sträflich missachtet:
Erstens wurden die Preise für Energie aus konventionellen Energieträgern durch eine jahrzehntelange staatliche Subventionspolitik künstlich bezahlbar gemacht und zweitens fehlt hier eine transparente, klar nachvollziehbare Kostenaufstellung.
Während die EEG-Förderung (Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien, kurz: Erneuerbare-Energien-Gesetz, EEG) transparent und explizit im Strompreis ausgewiesen wird, erscheinen die staatliche Förderung für Atom und Kohle nicht explizit, da sie entweder durch den öffentlichen Haushalt oder über Regeln, die erheblichen Einfluss auf den Strom haben, erfolgen.

Auch die Kosten, die durch die massive Umwelt- und Klimabelastung bei der Erzeugung aus konventionellen Energieträgern entstehen, werden bisher nicht zu den Stromkosten ausgewiesen.

So zeigen denn auch die angestellten Berechnungen, dass die Preise für eine Kilowattstunde Wasserstrom sich aktuell auf 6,5 Cent belaufen, Windstrom kostete dahingegen 7,6 Cent – Strom aus Braun- und Steinkohlekraftwerken 12,1 Cent und Strom aus Atomkraftwerken sogar 12,8 Cent pro Kilowattstunde.

Dies lässt konsequenterweise nur eine logische Schlussfolgerung zu:
Wenn zum Strompreis auch die Kosten der staatlichen Fördermittel und die Kosten, die durch Umwelt- und Klimabelastung anfallen, eingerechnet werden, ist erneuerbare Energie bereits jetzt günstiger als Energie aus konventionellen Energiequellen.


 

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