VHS und Erwachsenenbildung – Starke Wahrnehmung in der Bevölkerung, aber zu wenig Gehör bei den Regierenden

25 Februar 2011

VHS und Erwachsenenbildung – Starke Wahrnehmung in der Bevölkerung, aber zu wenig Gehör bei den Regierenden

VHS und Erwachsenenbildung – Starke Wahrnehmung in der Bevölkerung, aber zu wenig Gehör bei den Regierenden

Die Erwachsenenbildung zählt auch im Landkreis Main-Spessart zu einem gewichtigen Bildungsfaktor. Die Volkshochschulen zählen vor Ort in den Städten Gemünden, Lohr, Marktheidenfeld und Karlstadt zu den jeweils größten Schulen. 3500 Teilnehmer pro Semester zählt etwa Anna Elisabeth Hennrichs, die Leiterin der Karlstadter Volkshochschule: „Die Volkshochschulen haben eine stärkere Wahrnehmung in der Bevölkerung, aber nicht bei den Regierenden, unser Angebot wird unterschätzt“. Grund genug für den Landtagsabgeordneten Günther Felbinger sich mit den VHS-Leiterinnen und den Bürgermeistern der vier ehemaligen Kreisstädte zusammen zu setzen, um zu sehen, wo sich noch Entwicklungsbedarf ergibt.


 


„Die Aufgaben weiten sich immer weiter aus, aber die Mittel sind zu knapp bemessen“, urteilt der Abgeordnete und erhält einträchtige Unterstützung bei den Main-Spessart-Schulleiterinnen. Lediglich zwei Promille des Gesamthaushaltes des Kultusministeriums betrage der Haushaltsansatz, so Felbinger, wohin gegen die Arbeitsgemeinschaft der Erwachsenenbildung einen deutlich höheren Finanzbedarf als die derzeit bayernweit zur Verfügung gestellten 19 Millionen Euro vorsieht.


 


In der Finanzierung liegt sicher eine Problemstelle, schließlich trägt der Freistaat nur fünf Prozent zur Finanzierung der Volkshochschulen bei, die Kommunen dagegen 20. Für Karlstadt Bürgermeister Dr. Paul Kruck ein Ansatzpunkt: „Die Träger, sprich die Kommunen müssen dann für die Defizite aufkommen, da würde eine bessere Finanzausstattung durch den Freistaat die Kommunen entlasten!“ Ähnlich urteilt Gemündens Bürgermeister Georg Ondrasch: „Eine Anhebung der Fördermittel würde uns enorm helfen, das ist der richtige Ansatz!“

Felbingers Einschätzung zufolge wird der Erwachsenenbildung künftig eine noch größere Bedeutung zukommen: „Die Entwicklung geht immer mehr hin zum lebenslangen Lernen, da zum einen die Anforderungen im Beruf immer weiter steigen und damit Qualifikation ein Grundbedürfnis sein wird, aber auch im Alltag und gesellschaftlichen Leben gibt es weitere neue Herausforderungen“, so Felbinger.


Deshalb sei es auch längst überfällig, dass das Gesetz zur Erwachsenenbildung aus dem Jahre 1974 aktualisiert und an die aktuellen gesellschaftlichen und bildungspolitischen Herausforderungen angepasst werden muss. Während die Oppositionsfraktionen allesamt im Bayerischen Landtag bisher mit ihren Vorschlägen von der Regierungskoalition abgeschmettert wurden, bleibe nur die Hoffnung, dass die CSU/FDP-Koalition den nun schon jahrelang andauernden Versprechungen Taten folgen lässt.


 


Die Notwendigkeit einer besseren Förderung der Erwachsenenbildung sehen durch die Bank auch die Volkshochschulleiterinnen. „Die Volkshochschulen sind Deutschlandweit die größten Träger der Erwachsenenbildung im Bereich der Sprachen“, verdeutlicht Inge Albert von der VHS Gemünden. Dr. Gisela Schlemmer, Leiterin der VHS Lohr-Gemünden, weist auf die vielfältigen Nachqualifikations-Möglichkeiten nach Schulabschluss hin und benennt ihr Hauptaltersklientel zwischen den 36-50jährigen.


 


Großartige Arbeit leisten die Volkshochschulen in Main-Spessart im Bereich der Integration bei den Integrationskursen und arbeiten hier auch vernetzt zusammen. So bietet die Karlstädter VHS eigens einen gut frequentierten Integrationskurs für Frauen mit 900 Wochenstunden an. Allerdings bescheren diese Integrationskurse als Vollzeitkurse über 600 Wochenstunden eine Menge Bürokratismus, denn die Zuschüsse belaufen sich pro Teilnehmer und Stunde auf magere 2,35 Euro. Hinzu kommt ein akribischer Formalismus. Die gesonderte Einzelabrechnung jedes Teilnehmers bedingt auch, dass die Planung eines Kurses schwierig ist. „Hier müsste innerhalb des ersten halben Jahres eine Kursbezuschussung pro Kurs erfolgen und nicht pro Person, da sonst die Gefahr, dass Integrationskurse nicht zustande kommen, groß ist“, bemängelt die Leiterin der Marktheidenfelder VHS, Monika Oetzel, und ihre Kolleginnen pflichten ihr unisono bei.


 


Auf die besondere Bedeutung der Volkshochschulen als wichtiger Standortfaktor für die Städte weist Marktheidenfelds Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder hin: „Wenn ich sehe, wie belebt täglich unser Franck-Haus ist und wer dadurch die Innenstadt aufsucht, da ist das gut angelegtes Geld“.


Die Aufgaben, so ist Felbinger überzeugt, werden den Volkshochschulen nicht ausgehen, denn es kämen neue Aufgaben, wie etwa die Familienbildung, auf diese zu. Dr. Schlemmer bestätigt aus Erfahrung einiger Kursangebote, dass in der Elternerziehung weiteres Potential liege. Henrichs ist überzeugt, dass aber auch vermehrt Bildungsaufträge für Alleinstehende und Senioren künftig das VHS-Angebot ergänzen.


 


Der Erfahrungsaustausch mit den Volkshochschulleiterinnen bestärkt Felbinger in der Tatsache, dass der Freistaat hier noch viel Arbeit vor sich hat. „Es genügt nicht, immer nur davon zu reden, wie wichtig die Erwachsenenbildung ist und sie dann am ausgestreckten Arm nahezu verhungern zu lassen. Wir brauchen mehr Mittel!“ Deshalb wird seine Fraktion in den vorliegenden Haushaltsberatungen nicht nur für eine Beibehaltung, sondern für eine Aufstockung um eine Millionen Euro votieren wird. Schließlich liege Bayern beim Landeszuschuss pro Einwohner im bundesweiten Vergleich nur an 15. und damit vorletzter Stelle aller Bundesländer. „Da kann man sich dann nicht hinstellen und behaupten, Bildung ist uns wichtig, wie dies Kultusminister Spaenle immer tut“, so der Gemündener Abgeordnete.



 

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