Weiterentwicklung des Gymnasiums stockt

29 Juli 2014

Weiterentwicklung des Gymnasiums stockt

Ich wundere mich derzeit schon etwas. Da stellt sich der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes (BPV) nach nun eineinhalb Jahren intensiven Diskussionsprozesses um die Zukunft des bayerischen Gymnasiums und einem per Volksbegehren abgestimmten Vorschlag, der keine Mehrheit fand, hin und sagt: „Der Dialogprozess zur Weiterentwicklung des Gymnasiums tritt auf der Stelle!“ Na guten Morgen, Herr Schmidt. Nach mehrmonatigem Diskussionsprozess, bei dem sich dieser gymnasiale Lehrerverband mit seiner Vorstandschaft explizit gegen unser Volksbegehren ausgesprochen hat und ernsthaft glaubte, sich mit der eigenen Forderung nach einem reinen G9 durchsetzen zu wollen, kommt diese Erkenntnis spät.


Aber, und das ist das Schlimme, sie entspricht der Wirklichkeit. Waren wir FREIE WÄHLER es nicht, die genau diese Befürchtung bei einem Misserfolg des Volksbegehrens vorausgesagt haben? Klar doch! Da fehlt mir in der Politik immer wieder das Verständnis, warum nicht um der Sache willen gekämpft wird, sondern der eigenen Profilierung wegen. Und am Ende stehen jetzt alle mit leeren Händen, sprich keinem neunjährigen Gymnasium, da.


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Dabei ist für mich auch die Erkenntnis nicht neu, dass es für ein reines G9 in Bayern keine klare Mehrheit gibt. Ich nehme da nur die Erfahrungswerte aus nunmehr rund 30 öffentlichen Diskussionsveranstaltungen bayernweit, bei denen ich mit Gymnasiallehrern, Schulleitern, Lehrern anderer Schularten, Eltern, Elternverbandsvertretern, Schülern und Kommunalpolitikern, aber auch Sportlern, Buchautoren und praktizierenden Schulleitern von G8/G9-Gymnasien aus anderen Bundesländern diskutiert habe. Da gab es kein einziges Mal ein mehrheitliches Votum für ein NUR-G9.


Deswegen bin ich auch nach dem bedauerlichen Scheitern unseres Volksbegehrens nach wie vor davon überzeugt, dass unser Volksbegehren sehr wohl die mehrheitliche Meinung der Bayern, dass es neben dem für vielleicht einem guten Drittel Schüler passenden G8 für die weiteren zwei Drittel an Schülern ein G9 geben sollte, trefflich abgebildet hat.


"Die Positionen sind ausgetauscht, allein ein Ende der Debatte ist nicht in Sicht. Das ist ernüchternd für uns! Wir befürchten die Fortsetzung der bisherigen erfolglosen Nachbesserungspolitik ohne einen wirklichen grundlegenden Lösungsansatz“, schreibt jener Vorsitzende dieses Lehrerverbandes weiter. Da muss ich ihm in allen Punkten Recht geben, nur sollte er auch mal darüber nachdenken, wer dafür wirklich verantwortlich ist. Sicher nicht das Volksbegehren von uns FREIEN WÄHLERN, denn das hat im Gegensatz zu allen anderen Diskussionen und Debatten erst dazu geführt, dass jahrelange Diskussionen endlich zu einem manifestierten G9-Ergebnis hätten führen können, das letztendlich mit einem noch folgenden Volksentscheid in der Ausgestaltung alle hätte befrieden können.


Da ist jetzt das Geschrei nach einer entsprechenden Grundsatzentscheidung durch die Staatsregierung natürlich groß. Doch mit welcher Rechtfertigung? Haben nicht die Bürgerinnen und Bürger dem „nur noch G9“ erst eine klare Absage erteilt? Ja, das haben sie. Ich behaupte aber, dass dies aus Unkenntnis der Bedeutung eines notwendigen Erfolgs eines Volksbegehrens heraus und teilweise auch aus falsch verstandener Eitelkeit hervorgerufen wurde. Da lobe ich doch ausdrücklich die Weitsichtigkeit des Bayerischen Lehrerinnen und Lehrerverbandes und des Forum Bildungspolitik und zuletzt auch der Aktion gute Schule, die zwar nicht in allen Punkten mit unserem Volksbegehren einverstanden waren, aber JA dazu gesagt haben, weil sie ahnten, wozu ein Misserfolg führt. Nachtigall, ich hör Dir trapsen!


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Denn selbstverständlich wertet die Staatsregierung den Ausgang des Volksbegehrens als Zustimmung zum achtjährigen Gymnasium in Bayern - auch wenn das ein Trugschluss ist. Und ich bin kein Prophet, aber ich sage voraus, mit einem Weiterwursteln wird die angestrebte Kontinuität, Ruhe und Verlässlichkeit nicht einkehren. Bayern wird eine Antwort darauf finden müssen, dass inzwischen mehrere Bundesländer einem großen Teil ihrer Gymnasiasten mehr Bildungszeit einräumen, was auch qualitative Auswirkungen haben wird.


Besonders überrascht bin ich noch über eine weitere Aussage des bpv-Vorsitzenden, dass sich nämlich die große Mehrheit der bayerischen Direktoren von Gymnasien im ländlichen Raum eine echte G9-Option, um dort weiter zurückgehende Übertrittsquoten zu verhindern, wünsche. Träume ich oder lese ich falsch? Genau unsere Argumentation für unser Volksbegehrens-Modell darf ich nun aus dem Mund von dem Mann hören, der vorher dagegen war. Das hat Drehhofer-Qualitäten, immerhin eine späte Genugtuung, scheinbar waren unsere Aussagen doch richtig und nur von den „Falschen" gesagt.



 

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