Felbinger und Aiwanger im Stadtwald Karlstadt- Wiesenfeld

20 Juni 2010

Felbinger und Aiwanger im Stadtwald Karlstadt- Wiesenfeld

Felbinger und Aiwanger im Stadtwald Karlstadt- Wiesenfeld

Bemüht mehr Sachlichkeit, Klarheit und Struktur in die strittige Diskussion der vergangenen Monaten zum Thema Waldbewirtschaftung und Jagd zu bringen lud FW-Landtagsabgeordneter Günther Felbinger (Gemünden) kurzerhand zusammen mit dem Lohrer-BJV-Vorsitzenden Siegfried Wegmann, der Forstbetriebsgemeinschaft Lohr vertreten durch den Zweiten Vorsitzenden Helmut Nätscher und FW-Fraktionsvorsitzenden Hubert Aiwanger (Rottenburg), zu einer Bürgerinformation und –Diskussion in den Bereich Forstbetriebsgemeinschaft Lohr des Stadtwaldes Karlstadt-Wiesenfeld ein. „Wenn Themen so kontrovers und giftig diskutiert werden, dann passt etwas nicht“, meinte Felbinger eingangs des zweistündigen Waldbegangs und sagte, „Polarisieren hilft wenig, Kommunizieren ist das Gebot der Stunde“.
Diesen Eindruck konnte das gute Dutzend Interessierter Bürger mit zunehmendem Verlauf des Gesprächs gewinnen, denn der ehemalige staatliche Forstbeamte Siegfried Wegmann zeigte anhand der beispielhaften Waldbewirtschaftung im Wiesenfelder Wald, dass sehr wohl ein gutes Miteinander zwischen dem Jagdpächter und dem Forst zum Erfolg führen kann. „Hier sehen sie, dass auch ohne kostspielige Zäune eine gesicherte Eichennaturverjüngung stattfindet“, stellte er an Beispielen dar.
Die vernünftige Mischung mache es, so das Credo des jetzigen BJVKreisvorsitzenden, und vor allem das Wissen um die waldbaulichen Ziele des jeweiligen Reviers. „Ein Verbiss von 10 Prozent bedeutet, dass 90 Prozent in Ordnung sind“, sagte er und verwies auf die sensible und sachgerechte Interpretation der Verbissgutachten. „Man kann nicht alles über einen Kamm scheren, sondern muss differenzierter vorgehen“, so Aiwanger. Es sei teilweise ein Kampf der Ideologien, die bei dieser Thematik diskutiert würden, sagt er und forderte: „Das muss aufhören, mehr miteinander statt übereinander reden!“

Felbinger verwies auf die guten Erfahrungen die mit dem bayernweiten Pilotprojekt „Abschussplanlose Hegegemeinschaften bei der Rehwildbewirtschaftung“ gemacht worden seien. Hierbei habe man durch ein kooperatives Miteinander zwischen Waldbesitzern, den Interessen des Forsts, und den Jägern in den Modell-Hegegemeinschaften durch entsprechend getroffene Absprachen ganz auf die Abschussplanung verzichtet. „Wenn Waldbesitzer und Jäger vor Ort sich den Waldanschauen und gemeinsam festlegen was zu tun ist, dann ist das das Beste!“, so Felbinger weiter.
Die Freien Wähler im Bayerischen Landtag haben sich deshalb mit einem eigenen Gesetzesentwurf dafür stark gemacht, dass man es den jeweiligen Hegegemeinschaften überlässt so zu verfahren und damit auf die Abschussplanung zu verzichten. Falls sich zeige, dass das dann irgendwo nicht funktioniere müsse weiterhin auf die staatliche Abschussplanung zurück gegriffen werden. „Die anderen Parteien haben das strikt abgelehnt“, berichtete Aiwanger. Doch seien auch viele Jägern dieser Meinung. Unterstützung erhielten die Freien Wähler-Vertreter von Siegfried Wegmann. „Das wäre der richtige Weg, sich vor Ort über die notwendigen waldbaulichen wie jagdlichen Maßnahmen auseinander zu setzen“. Aiwanger wies darauf hin, dass daneben auch das Verbissgutachten verbessert werden müsse. Landwirtschaftsminister Brunner habe bereits angedeutet, dass man Korrekturen anstrebe. So sei es von Bedeutung, dass der Gutachter auch um die Bedingungen und Erfordernisse vor Ort Bescheid wisse und dies in seine Bewertung mit einfließen lasse. „Das Glas kann halb leer sein oder halb voll“, meinte Felbinger und zielte wieder auf den Interpretationsspielraum ab. Man kann nicht immer nur den Verbiss als solches betrachten und die waldbaulichen Ziele außer Acht lassen, meint Felbinger.
Für die Zukunft wünschten sich Felbinger und Aiwanger noch mehr Eigenverantwortung für die Beteiligten vor Ort und weniger Bürokratie. Das bedeute einen regelmäßigen Waldbegang, mindestens 1-2x im Jahr um die waldbauliche Ziel zu definieren und die jagdlichen Aktivitäten auf den Waldbau abzustimmen. Wenn eine Vertrauensbasis zwischen Jägern und Waldbesitzern erarbeitet ist, dann funktioniert auch das Zusammenspiel zwischen Wald und Wild ohne staatliche Eingriffsmaßnahmen.



 

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