Fehlzeiten-Entwicklung im Öffentlichen Dienst oder: Wie interpretiere ich eine Statistik

28 November 2012

Fehlzeiten-Entwicklung im Öffentlichen Dienst oder: Wie interpretiere ich eine Statistik

Der Fehlzeiten-Bericht der Staatsregierung gibt uns Mitgliedern des Ausschusses für den Öffentlichen Dienst  alljährlich im Herbst Auskunft über die Entwicklung der Fehlzeiten durch Krankheiten oder anderen Verhinderungsgründen im jeweiligen Vorjahr in allen Bereichen des Öffentlichen Dienstes im Freistaat. Er bietet uns Parlamentariern zunächst Information, aber gleichzeitig auch eine Art Handlungsanweisung in welchen Bereichen und Ressorts unter Umständen Verbesserungen  anzustreben sind und einmal nachgehakt werden sollte.


Auf den ersten Blick sieht die Bilanz des Fehlzeiten-Berichtes brillant aus, denn mit 9,8 Arbeitstagen an Fehlzeiten, was einem Prozentsatz von 3,9 entspricht, konnte eine Absenkung der Fehlzeiten gegenüber dem Betrachtungszeitraum 2009 um 0,6 Tage erreicht werden. Das ist sicherlich grundsätzlich erfreulich. Beim näheren Hinsehen jedoch liegt wie so oft der Teufel im Detail.  Denn beispielsweise fehlen im Bereich des Kultusministeriums  krankheitsbedingte  Fehlzeiten von Lehrkräften in den Ferienzeiten komplett in der Statistik. Und gerade als ehemaliger Lehrer weiß ich nur zu gut, wie oft es mich damals in der Vergangenheit selbst, gerade in Ferienzeiten, erwischt hatte. Und aus der Erfahrung heraus und im Austausch mit ehemaligen Kolleginnen und Kollegen hat sich daran bis heute nichts geändert, Ferienzeit nicht selten Krankheitszeit.




Verena N. / PIXELIO / pixelio.de




Damit wird meines Erachtens nicht nur die Statistik erheblich verfälscht und die Lobpreisungen der Staatsregierung, dass der Öffentliche Dienst in Bayern geringere Fehlzeiten aufweise als es die allgemeinen Zahlen der Krankenkassen aussagen, in ein völlig falsches Licht gerückt, sondern ich muss solchen schön frisierten Zahlen doch einfach erheblich widersprechen.


Zwei weitere Gesichtspunkte untermauern meine Thesen, dass es doch nicht so grandios um die Fehlzeiten im ÖD steht wie uns das Finanzministerium dies suggerieren will. Zum einen die Tatsache, dass gerade bei den unteren und mittleren Besoldungsgruppen die Fehltage im krassen Gegensatz zu denen des höheren Dienstes stehen, nämlich 14,6 Tage zu 4,5! Wenn ich dann noch daraus folgere, dass dies eindeutig unter Beweis stelle, dass dort die größten Arbeitsbelastungen liegen und auch dort in der Vergangenheit die größte Personalressourcen-Einsparung unter Stoiber vorgenommen wurde, dann wird mir dies von der Regierungsseite als "Kaffeesatz-Leserei" ausgelegt. Ein weiteres Indiz für meine These stellen im Übrigen die Zahlen für die seit 2000 kontinuierlich ansteigenden Kurzzeit-Erkrankungen dar. Hier summiert sich eben die ständig zunehmende Arbeitsbelastung der ÖD-Bediensteten negativ auf.


Und einen Zahn musste ich der Regierungsseite auch bei der Diskussion im Öd-Ausschuss ziehen, nämlich den, dass sich die positive Fehlzeiten-Entwicklung (aus Sicht der Staatsregierung) aufgrund der enormen Anstrengungen der Staatsregierung im Bereich des Gesundheitsmanagements so gestalte. Aber hallo ...! Genau 45 000 Euro stehen beispielsweise für alle Lehrkräfte in Bayern fürs Gesundheitsmanagement zur Verfügung. Geteilt durch die Anzahl der rund 100 000 Stellen im Lehrerbereich bedeutet dies ganze 2,20 Euro pro Lehrer pro Jahr. Bravo, da lässt sich wahrlich nicht viel Gesundheitsprävention bewerkstelligen oder sind Sie anderer Meinung? Dann schreiben Sie mir gerne!


Ich denke, dass sich an diesem Bericht und der Darstellung der Staatsregierung wieder einmal zeigt, wie wichtig eine aufmerksame Opposition im Bayerischen Landtag ist.



 

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