Die tägliche Bewegungsstunde

19 September 2011

Die tägliche Bewegungsstunde

Nichtbewegen ist eine Krankheit!

Diese – wie ich finde - interessante These vertrat diese Woche bei einer Podiumsdiskussion zur Zukunft des Sports in der Schule des Vereins „Pro Schulsport“ in München, bei der ich Teilnehmer war, der Erlanger Professor Dr. Dr. Matthias Lochmann. Deshalb seine klare Forderung um weitere gesundheitliche Schäden von den Schülern fernzuhalten, 8 bis 10 Stunden Sport und Bewegung pro Woche. Da bleibt mir nur die smarte facebook-Beurteilung „Das gefällt mir.“

Lochmanns Thesen waren das beste Plädoyer für mehr Bewegung und Sport in der Schule, das wir Freie Wähler bereits vor zwei Jahren bei einer Aktuellen Stunde in den Landtag eingebracht hatten, was ich seit langem gehört habe.

Damit es den Kindern gesundheitlich etwas bringt, müssten sie sich fünf bis zehn Stunden in der Woche bewegen – egal wo. Und genau darin liegt das Problem. Es geht in meinen Augen nicht um die dritte Schulsportstunde, für die sich Pro Schulsport seit Jahren einsetzt, sondern um die gesamtgesellschaftliche Entwicklung, darum, dass sich die Menschen zu wenig bewegen.

„Nicht bewegen ist eine Krankheit“, urteilte Lochmann, schließlich sei der Mensch im Ursprung darauf ausgelegt, am Tag 20 Kilometer zu laufen, und wenn er sich nicht bewege, kann das Gelenke und das Herz-Kreislauf-System schädigen.

Die Kosten im Gesundheitssystem steigen Jahr für Jahr, dies liegt unter anderem daran, dass immer mehr Menschen an Adipositas (krankhafte Fettleibigkeit) leiden, deshalb werden wir nicht drum herumkommen, in Aufklärungsarbeit für Bewegungs- und Ernährungsverhalten der Bürger zu investieren, um dies langfristig wieder zu verändern. Andernfalls, so der Erlanger Wissenschaftler werde: „2040 jeder Zweite fettleibig sein.“

Aber wie stellen wir es angesichts der Tatsache an, dass der Schulsport keine Lobby hat?

Ich bin der Meinung, der Schulsport in seiner jetzigen Ausprägung hat ausgedient: Mein Vorschlag deshalb, wir schaffen den Schulsport ab und ersetzen ihn durch fünf verpflichtende Bewegungsstunden, bei denen jede Schülerin oder Schüler unter Aufsicht die sportliche Betätigung aussuchen kann, die er/sie gerade machen möchte.

Nein, liebe Newsletterleser/innen, das ist nicht absurd! Das ist machbar! Beim zunehmenden Trend zur Ganztagsschule müssen wir lediglich am Nachmittag täglich eine solche Stunde anbieten. Natürlich müssen dazu die Sportinfrastruktur an den Schulen einer Generalüberholung unterzogen werden, die Geräteausstattung braucht einen Neustart und einen Fitnessraum braucht die Schule auch, aber das ist eine einmalige, sich lohnende finanzielle Gewaltanstrengung.

Wenn wir jede der großen Sportartikelfirmen – denn die profitieren davon langfristig – je 50 Millionen Euro dafür in die Sporthallenausstattung investieren lassen, dann ist damit ein guter Grundstock gelegt. Wenn zusätzlich die großen Krankenkassen, die allein in Bayern für die jährliche Behandlung von orthopädischen Problemen und Bewegungsmangelkrankheiten bei Kindern 60 Millionen Euro zahlen, davon jährlich ebenfalls ein Zehntel investieren, dann haben wir die finanzielle Seite gelöst.

Und den noch nicht vorhandenen „Lehrplan“ dafür zu erstellen, dürfte die geringste Überzeugungskraft brauchen.

Als die Landesregierung 1996 die finanziellen Mittel für den Schulsport und somit die Anzahl der Sportstunden reduzierte, protestierten lediglich die Sportlehrer, an den Eltern ist das Thema eher vorbeigegangen.

Ich bin mir sicher, dass auch diese sich meinen Vorschlägen anschließen werden, denn schließlich soll der Schulsport in erster Linie Spaß an der Bewegung wecken und das schafft die Rolle vorwärts oder der Felgaufschwung des derzeitigen Schulsports bestimmt nicht!

Nicht bewegen ist eine Krankheit, so Professor Dr. Dr. Lochmann.



 

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