FW-Gesetzentwurf G8/G9 im Bildungsausschuss abgelehnt – jetzt zählt das Volksbegehren

2 Dezember 2013

FW-Gesetzentwurf G8/G9 im Bildungsausschuss abgelehnt – jetzt zählt das Volksbegehren

Das war wohl klar, die CSU hat im Bildungsausschuss unseren Gesetzentwurf zur Wahlfreiheit G8/G9 am bayerischen Gymnasium abgelehnt. Überraschend war lediglich mit welchen Argumenten die Mehrheitsfraktion krampfhaft versuchte unser Vorhaben, den Schülern und Eltern mehr Zeit zum Lernen und Leben zu geben, abschmetterte. Die ländlichen Gymnasien seien damit im Bestand gefährdet, die Schülerbeförderung sei in Gefahr, Verunsicherung der Eltern würde eintreten, weil diese sich schon (!) nach der vierten Klasse entscheiden müssten, ob sie G8 oder G9 wählen. Bei so viel Einfallsreichtum fällt mir ehrlich gesagt NICHTS mehr ein und ich konnte mir nicht verkneifen meinem Gegenüber, dem Berichterstatter  der CSU zu sagen, dass er sich erst einmal mit der Materie ernsthaft befassen und nicht einfach Ministeriumsvorgaben verlesen sollte.


Denn genau das Gegenteil ist im ländlichen Raum der Fall. Durch weniger Nachmittagsunterricht steigt die Akzeptanz des Gymnasiums, wissen wir doch genau, dass die Übertrittsquoten in ländlichen Regionen denen der Städte arg hinter her hecheln und dort gymnasialgeeignete Schülerinnen und Schüler zuhauf lieber den Weg über die Realschule und Fachoberschule nehmen. Auch mit dem Argument der Schülerbeförderung gelang dem CSU-Berichterstatter der berühmte Griff in die Leere, denn gerade in den ländlichen Räumen gibt es bis heute – wohlgemerkt 10 Jahre nach Einführung des G8 – sehr viele Gymnasien, die nicht genügend Buslinien am Nachmittag anbieten können und deshalb die Schüler oft stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, ehe sie um halb fünf Uhr mit dem einzigen und letzten Bus in ihre Heimatorte kommen.


Und die Verunsicherung der Eltern, dass sie bereits nach der vierten Klasse entscheiden müssten, welche Form des Gymnasiums sie wählen, ist schlichtweg der Hammer und an Unkenntnis nicht mehr zu überbieten. Wann entschieden die Eltern denn derzeit, wann ihr Kind auf welche Schulart wechselt? Außerdem bietet gerade die in unserem Gesetzentwurf enthaltene Wahlfreiheit den Kinder und Eltern die Möglichkeit erst nach der 6. Jahrgangsstufe sich endgültig für das G8 oder das G9 zu entscheiden.




Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de


Ja, es ist bitter, wenn man solche Argumentationen von der Gegenseite hört. Und es ist noch folgenschwerer, dass solche Kollegen in der Mehrheit über die Bildungspolitik in Bayern der nächsten fünf Jahre entscheiden. Die CSU will keine Mitsprache der Menschen vor Ort und nicht auf die mehrheitliche Stimmung im Freistaat hören, die besagt, dass rund 70% der Bürgerinnen und Bürger das G9 wollen, sondern stur an ihrem Irrweg G8 festhalten. Zehn Jahre Probleme mit dem G8 in Bayern sind der CSU scheinbar nicht genug, denn trotz vieler Korrekturen am G8 ist es bis heute nicht gelungen, Ruhe ins G8 zu bringen.


Uns FREIEN WÄHLERN gilt vor allem auch die Sorge um die Qualität des bayerischen Gymnasiums, die seit Jahren leidet, was Hochschullehrer und Dozenten uns genauso mitteilen wie Unternehmer. Denn das eigentliche Ziel, dass alle Schülerinnen und Schüler in der Lage sind mit dem Abitur ihre Studierfähigkeit zu erlangen, ist mit dem G8 gesunken, fehlende geistige Reife einer der Ursachen.


Wir FREIEN WÄHLER halten weiter fest an der Wahlfreiheit zwischen neun und acht Jahren Gymnasialzeit und werden nach der Ablehnung die Bürgerinnen und Bürger nun bayernweit noch stärker auf das Volksbegehren zu G8/G9 ansprechen, um zu erreichen, dass die Gymnasien vor Ort selbst über ihre Zukunft entscheiden können.


Denn schließlich würde die angestrebte G9-Alternative vielen Schülern nur Vorteile bringen: sowohl zur individuellen Förderung als optimale Vorbereitung aufs Studium wie auch zu mehr Zeit für Hobbys und Ehrenamt. Und dabei wird den Gymnasien keineswegs von oben herab gesagt, ob sie G8, G9 oder G8/G9 parallel umsetzen sollen, sondern wir wollen ihnen ganz im Sinne der Entwicklung von Bildungsregionen endlich die Möglichkeit geben, dies vor Ort – regional unterschiedlich – selbst zu entscheiden, so, wie es in anderen Bundesländern längst erfolgreiche Praxis ist.


Deshalb trauen wir unseren Landkreisen sehr wohl zu, in Bildungsregionen mit allen Beteiligten ein Schulangebot umzusetzen, das sowohl G8, G9 oder beides parallel umfassen kann. Das entsprechende Gremium dafür ist ganz im Sinne von mehr Eigenverantwortung der Schulen – wie es Spaenle stets propagiert, aber im Ernstfall anders handelt - das Schulforum, bestehend aus Lehrern, Eltern, Schülern und Kommunalvertretern. Die Ablehnung des Gesetzentwurfs zeigt einmal mehr, wie „ernst“ es die CSU mit ihren Ankündigungen zu mehr Mitsprache der Bürgerinnen und Bürger meint.



 

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