Motiv: enttäuscht und unzufrieden!

21 Mai 2012

Motiv: enttäuscht und unzufrieden!

Kaum eine öffentliche Versammlung vergeht derzeit, bei der mir nicht die Frage nach "den Piraten" gestellt wird. Bereits vor einigen Wochen habe ich zu dieser im Raketentempo aufsteigenden Partei einen Blog geschrieben und mich damals auch über deren nicht vorhandenen Inhalte ausgelassen.



Diesmal veranlasst mich eine Grafik zu den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen über 'Wählerwanderung' dazu, mich erneut mit diesem Phänomen zu befassen. Und wenn ich da die schwarzen, roten, gelben und grünen Pfeile, die alle ins gelobte Orange-Land zeigen, deute, dann fällt mein Urteil sehr einfach aus: Die Piraten sind schlicht und einfach nur die Partei der Unzufriedenen. Und zwar der unzufriedenen und enttäuschten Wähler aller anderen Parteien.



So wie dieses Phänomen bei der kürzlich stattgefundenen Saarland-Wahl noch als Trend zu vermerken war, so hat sich dies mittlerweile zum Mainstream entwickelt. Und dieser Mainstream heißt schlicht und einfach nur dagegen zu sein - so ziemlich gegen alles. Das ist "In" und das sind die Piraten!



Viel anders kann man die 90 000 SPD-Wähler, die 80 000 Grünen-Wähler, die 60 000 CDU-Wähler und die 40 000 FDP-Wähler, die zu den Piraten gewandert sind, nicht bezeichnen. Enttäuscht und unzufrieden mit den anderen Parteien und deshalb zu den Piraten, die selbst nur (!) 70 000 Stimmen aus dem Klientel der Nichtwähler rekrutiert haben.




Screenshot http://wahlarchiv.tagesschau.de/wahlen/2012-05-13-LT-DE-NW/analyse-wanderung.shtml




(Hier können Sie sich die komplette Übersicht über die Wählerwanderungen bei der NRW-Wahl ansehen.)


Denn die wirklichen politisch interessierten "Richtungswähler" haben sich bei der NRW-Wahl eben programmmäßig anders ausgerichtet. So etwa die 70 000 Grünen-Wähler, die Hannelore Kraft wollten oder die 160 000 bzw. 190 000 CDU-Wähler die zur FDP bzw. SPD gewechselt sind. Und auch von der FDP wollten 20 000 lieber Kraft als Lindner.



Ich behaupte, die Piraten sind keineswegs anders als die üblichen Parteien, sondern stellen einfach nur alles Realpolitische in Frage und geben in meinen Augen nicht Visionen, sondern Fiktionen aus: Freiheit im Internet, bedingungsloses Grundeinkommen, Drogenfreigabe. Sie folgen damit gewissermaßen dem gesellschaftlichen Phänomen des immer MEHR, immer WEITER, immer VERRÜCKTER, immer JÜNGER und immer GRENZENLOSER!



Aber wer -  und da stellen Sie sich doch mal 10 bodenständige Personen aus ihrem Bekanntenkreis vor - will das wirklich? Möchten Sie, dass Ihr Kind einfach auf Drogen zugreifen kann und im Internet jeden noch so extremen Film anschauen kann? Oder dass Sie frühmorgens schon aufwachen und wissen, dass Sie auch ohne etwas Sinnvolles zu tun auf jeden Fall genügend Geld haben, um zu überleben - und das dauerhaft?



Ich behaupte, es wäre nach einer gewissen Zeit nicht nur langweilig, sondern auch gesellschaftsgefährdend!  Wer wäre unter solchen Bedingungen noch bereit wirklich kreativ zu sein, sich zu engagieren und in die Gesellschaft einzubringen? Aber genau von den Menschen, die in der Pfarrei, im Kindergarten-Vorstand, im Elternbeirat der Schule oder in Vereinen ihre Freizeit opfern, lebt unsere Gesellschaft. Und genau für gewisse Ideale, wie eine gute Erziehung, optimale Gestaltungsmöglichkeiten oder konsensfähige Grundwerte stehen diese Personen. Und jene Personen kennen Grenzen, Regeln und zeichnen sich durch Leistung aus.


Sie sind in der Regel nicht die Leserbrief-Schreiber, die sich über alle Entscheidungen eines Gremiums im luftleeren Raum artikulieren oder in Internet-Foren gegen alles was ihnen nicht passt poltern - ob anonymisiert oder nicht, das sei dann noch dahin gestellt.


Genau diese polternden Leute hingegen sind gewiss nicht diejenigen, die sich für einen Vorstandsposten im Verein, Elternbeirat oder der Kirchengemeinde aufstellen lassen und schon gar nicht für die Liste der nächsten Stadtratswahl kandidieren. Denn wenn alle Piraten-Wähler dies einmal tun würden, dann kämen sie schnell in der Realität an und würden bei der nächsten Wahl überlegen, wo sie ihr Kreuz tatsächlich sinnvoll machen.



Aber auch hier stellt sich für mich die Frage: Was machen die etablierten Parteien und Politiker falsch, dass sie notwendige Gesetze, unvermeidbare Beschränkungen und lohnenswertes Engagement und Leistungen scheinbar nicht gut genug vermitteln?


Ich freue mich auf IHRE Meinung!


Ein Bild das man in letzter Zeit allzu häufig sieht. Foto: By PIRATEN [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)



 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen