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29 Juli 2014

Weiterentwicklung des Gymnasiums stockt

Ich wundere mich derzeit schon etwas. Da stellt sich der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes (BPV) nach nun eineinhalb Jahren intensiven Diskussionsprozesses um die Zukunft des bayerischen Gymnasiums und einem per Volksbegehren abgestimmten Vorschlag, der keine Mehrheit fand, hin und sagt: „Der Dialogprozess zur Weiterentwicklung des Gymnasiums tritt auf der Stelle!“ Na guten Morgen, Herr Schmidt. Nach mehrmonatigem Diskussionsprozess, bei dem sich dieser gymnasiale Lehrerverband mit seiner Vorstandschaft explizit gegen unser Volksbegehren ausgesprochen hat und ernsthaft glaubte, sich mit der eigenen Forderung nach einem reinen G9 durchsetzen zu wollen, kommt diese Erkenntnis spät.


Aber, und das ist das Schlimme, sie entspricht der Wirklichkeit. Waren wir FREIE WÄHLER es nicht, die genau diese Befürchtung bei einem Misserfolg des Volksbegehrens vorausgesagt haben? Klar doch! Da fehlt mir in der Politik immer wieder das Verständnis, warum nicht um der Sache willen gekämpft wird, sondern der eigenen Profilierung wegen. Und am Ende stehen jetzt alle mit leeren Händen, sprich keinem neunjährigen Gymnasium, da.


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Dabei ist für mich auch die Erkenntnis nicht neu, dass es für ein reines G9 in Bayern keine klare Mehrheit gibt. Ich nehme da nur die Erfahrungswerte aus nunmehr rund 30 öffentlichen Diskussionsveranstaltungen bayernweit, bei denen ich mit Gymnasiallehrern, Schulleitern, Lehrern anderer Schularten, Eltern, Elternverbandsvertretern, Schülern und Kommunalpolitikern, aber auch Sportlern, Buchautoren und praktizierenden Schulleitern von G8/G9-Gymnasien aus anderen Bundesländern diskutiert habe. Da gab es kein einziges Mal ein mehrheitliches Votum für ein NUR-G9.


Deswegen bin ich auch nach dem bedauerlichen Scheitern unseres Volksbegehrens nach wie vor davon überzeugt, dass unser Volksbegehren sehr wohl die mehrheitliche Meinung der Bayern, dass es neben dem für vielleicht einem guten Drittel Schüler passenden G8 für die weiteren zwei Drittel an Schülern ein G9 geben sollte, trefflich abgebildet hat.


"Die Positionen sind ausgetauscht, allein ein Ende der Debatte ist nicht in Sicht. Das ist ernüchternd für uns! Wir befürchten die Fortsetzung der bisherigen erfolglosen Nachbesserungspolitik ohne einen wirklichen grundlegenden Lösungsansatz“, schreibt jener Vorsitzende dieses Lehrerverbandes weiter. Da muss ich ihm in allen Punkten Recht geben, nur sollte er auch mal darüber nachdenken, wer dafür wirklich verantwortlich ist. Sicher nicht das Volksbegehren von uns FREIEN WÄHLERN, denn das hat im Gegensatz zu allen anderen Diskussionen und Debatten erst dazu geführt, dass jahrelange Diskussionen endlich zu einem manifestierten G9-Ergebnis hätten führen können, das letztendlich mit einem noch folgenden Volksentscheid in der Ausgestaltung alle hätte befrieden können.


Da ist jetzt das Geschrei nach einer entsprechenden Grundsatzentscheidung durch die Staatsregierung natürlich groß. Doch mit welcher Rechtfertigung? Haben nicht die Bürgerinnen und Bürger dem „nur noch G9“ erst eine klare Absage erteilt? Ja, das haben sie. Ich behaupte aber, dass dies aus Unkenntnis der Bedeutung eines notwendigen Erfolgs eines Volksbegehrens heraus und teilweise auch aus falsch verstandener Eitelkeit hervorgerufen wurde. Da lobe ich doch ausdrücklich die Weitsichtigkeit des Bayerischen Lehrerinnen und Lehrerverbandes und des Forum Bildungspolitik und zuletzt auch der Aktion gute Schule, die zwar nicht in allen Punkten mit unserem Volksbegehren einverstanden waren, aber JA dazu gesagt haben, weil sie ahnten, wozu ein Misserfolg führt. Nachtigall, ich hör Dir trapsen!


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Denn selbstverständlich wertet die Staatsregierung den Ausgang des Volksbegehrens als Zustimmung zum achtjährigen Gymnasium in Bayern - auch wenn das ein Trugschluss ist. Und ich bin kein Prophet, aber ich sage voraus, mit einem Weiterwursteln wird die angestrebte Kontinuität, Ruhe und Verlässlichkeit nicht einkehren. Bayern wird eine Antwort darauf finden müssen, dass inzwischen mehrere Bundesländer einem großen Teil ihrer Gymnasiasten mehr Bildungszeit einräumen, was auch qualitative Auswirkungen haben wird.


Besonders überrascht bin ich noch über eine weitere Aussage des bpv-Vorsitzenden, dass sich nämlich die große Mehrheit der bayerischen Direktoren von Gymnasien im ländlichen Raum eine echte G9-Option, um dort weiter zurückgehende Übertrittsquoten zu verhindern, wünsche. Träume ich oder lese ich falsch? Genau unsere Argumentation für unser Volksbegehrens-Modell darf ich nun aus dem Mund von dem Mann hören, der vorher dagegen war. Das hat Drehhofer-Qualitäten, immerhin eine späte Genugtuung, scheinbar waren unsere Aussagen doch richtig und nur von den „Falschen" gesagt.



29 Juli 2014

Bayern ist Sitzenbleiber-Spitzenreiter

… – da helfen nur mehr Lehrer!


Alljährlich zum Schuljahresende taucht die Forderung nach einem Abschaffen des Sitzenbleibens aus bestimmten Kreisen der Bildungsszene auf. Anlass dazu biett in der Tat die an jeder Schule mehr oder weniger große Anzahl an Schülern, die das Klassenziel aus welchen Gründen auch immer nicht erreicht haben und die Klasse wiederholen müssen. Die traurige Wahrheit zum diesjährigen Schuljahresende ist vor allem in Bayern, dass unsere Schüler an den allgemeinbildenden Schulen beim Wiederholeranteil wie auch schon im Schuljahr 2012/13 mit knapp vier Prozent im bundesweiten Vergleich klar an der Spitze liegen. Und das ist bei weitem kein Ruhmesblatt!


Doch ist das Abschaffen des Sitzenbleibens der Königsweg? Um Wiederholungen zu vermeiden, braucht es meines Erachtens vor allem mehr Zeit für individuelle Förderung – und die funktioniert nur mit mehr Lehrkräften im Schulsystem. Die Klassengrößen würden dann sinken und die Lehrkräfte hätten bessere Möglichkeiten, jedem einzelnen Schüler gerecht zu werden. Ich meine, es wäre fatal, auf das Instrument der Pflichtwiederholung gänzlich zu verzichten, denn die Wiederholung einer Jahrgangsstufe kann durchaus positiv wirken und die Motivation des Einzelnen wecken. Auch im Berufsleben ist Anstrengungsbereitschaft eine grundlegende Tugend, die erwartet wird. Ohne ein (Klassen-) Ziel vor Augen zu haben fällt es schwer den Weg zu finden, denn der Weg ist das Ziel.




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Adolf Riess / pixelio.de



Geradezu lächerlich finde ich in diesem Zusammenhang auch die neunmalklugen Empfehlungen von Kultusminister Spaenle wonach sich Familien, wenn das Schuljahr nicht so gut verlaufen sein sollte, an Schulpsychologen, Lehrer oder staatliche Schulberatungsstellen wenden sollten. Erstens haben wir erwiesenermaßen im bayerischen Schulsystem viel zu wenige Schulpsychologen die dafür die nötige Zeit haben und zweitens, was sollen Schulberatungsstellen den Betroffenen sagen, außer dass sie ggf. eine andere Schullaufbahn einschlagen sollen oder eben wiederholen müssen.


 Da fehlt mir ehrlich gesagt die tatsächliche Betroffenheit! Denn wenn man als Schüler oder Eltern in dieser Situation steckt, dann ist weit mehr gefordert als eine tolle staatliche Beratung, da gilt es nämlich Frustration zu verarbeiten und Motivation beim Kind zu stärken. Dies wäre wesentlich einfacher zu erreichen, indem man es gar nicht so weit kommen ließe und endlich genügend Lehrer für die individuelle Förderung einstellen würde. 5200 gut ausgebildete Junglehrer, die auf der Straße stehen, warten nur auf den Ruf geholt zu werden.


Da bin ich ganz beim Präsidenten des größten bayerischen Lehrerverbandes BLLV, Klaus Wenzel, der fordert die Staatsregierung müsse sich in der Schul- und Bildungspolitik stärker an den Bedürfnissen der Schüler orientieren. Und diese Bedürfnisse haben sich nun mal in den vergangenen beiden Jahrzehnten enorm gewandelt. Veränderte gesellschaftliche Lebensformen, vermehrt Schüler mit Migrationshintergrund, inkludieren von behinderten Kindern in den Regelunterricht, zunehmende Verhaltensauffälligkeiten bei immer mehr Kindern, das sind Dinge, die im Kultusministerium scheinbar nur als Schlagworte auftreffen, aber nicht wirklich verinnerlicht oder gelebt werden.



24 Juli 2014

Volksbegehren hat Zeichen gesetzt

Volksbegehren treibt Veränderungen am Gymnasium voran


'Eine krachende Niederlage für das Volksbegehren der Freien Wähler‘, so titelte eine bayerische Tageszeitung wenige Tage nach dem Ende der Einschreibungsfrist für das Volksbegehren „Ja zur Wahlfreiheit G8/G9“. Sicher, 2,9 Prozent bayernweit für unser vorgelegtes Konzept zur Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums, da hätte ich mir deutlich mehr gewünscht, idealerweise 10 Prozent. Aber wir müssen nüchtern feststellen: die Unterschriften haben nicht dafür gereicht das Volksbegehren „Wahlfreiheit zwischen G9 und G8“ durchzubringen. Aber wir haben ein Zeichen gesetzt! Und dieses Zeichen führt dazu, dass die Zukunft des Gymnasiums weiter heißes Diskussionsthema ist. Insofern war das Volksbegehren richtig und erfolgreich, es hat nur nicht zum Ziel geführt


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Fast hätte man meinen können Kultusminister Spaenle hätte sich ein erfolgreiches Volksbegehren gewünscht, denn dann hätte er nicht wie beim zweiten Dialogforum in diesen Tagen nach dem Volksbegehren im Kultusministerium mit Eltern- und Lehrerverbänden, kirchlichen Vertretern und Vertretern aus der Wirtschaft herumdrucksen müssen um die alles entscheidende Frage: sollen es künftig acht oder neun Jahre sein? So hatte man ganz den Eindruck Spaenle scheut sich vor der Entscheidung und scheint sich im Wirrwarr der Meinungen zu verheddern und am Ende kommt das flexible Flexijahr in Quadratform heraus.


Jedenfalls können wir zufrieden feststellen, dass die Unterschriften nicht umsonst waren. Hierauf kann bei weiteren Themen zur Bildung im Landtag aufgebaut und auf die notwendigen Änderungen in Struktur und Organisation immer wieder hingewiesen werden. Auf so eine Veränderung habe ich erst dieser Tage wieder hingewiesen. Es betrifft die Einführung der zweiten Fremdsprache. Nachweislich verlassen nach der 6. Klasse die meisten Gymnasiasten die Schule und ankern bei der Realschule. Da darf man doch mal fragen, warum das so ist? Und da kommt man ganz leicht auf die vorgezogene Einführung der zweiten Fremdsprache in der 6. Klasse gegenüber einem Jahr später im früheren, neunjährigen Gymnasium. Auch viele Gymnasiallehrer sind dieser Meinung. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was Spaenle demnächst im Kabinett als die revolutionäre Lösung für das Gymnasium herauslässt.


 An der Stelle möchte ich noch einmal persönlich allen „Danke“ sagen, die mitgeholfen haben beim Volksbegehren. Besonders beeindruckt haben mich dabei zwei Dinge. Einmal eine tolle Veranstaltung in der Kitzinger Innenstadt mit einer Reihe von beteiligten Freien Wählern aus Stadt und Landkreis Kitzingen. Wie Schwärme sind wir über die Menschen hergefallen und haben ihnen den Weg ins Rathaus gewiesen. An den zwei Stunden Öffnungszeiten kamen auf diese Weise so viele Unterschriften zusammen wie in den zehn Tagen zuvor nicht. Solche Aktionen hätten wir bayernweit sicher mehrere gebraucht.


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Begeistert haben mich aber auch die 11,1 Prozent in meiner Nachbargemeinde Neuendorf. 76 von 683 Wahlberechtigten sind an einem Montagnachmittag zur Sonderöffnungszeit marschiert und haben damit bayernweit für das beste Ergebnis einer Kommune gesorgt. Ich hatte dafür auch alle Energie aufgewendet und mit meinem Wahlkampf-Team zuvor in jedem Haushalt einen Flyer mit den Sonderöffnungszeiten abgeliefert. Auch von diesen Aktivitäten hätten wir mehr gebraucht, dann wären deutlich mehr Prozent heraus gekommen.


Es zeigt aber auch ein Problem der Volksbegehren auf. Neuendorf gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Lohr und im gesamten Zeitraum wurde im Eintragungslokal der VG Lohr keine einzige Unterschrift aus Neuendorf abgegeben, sondern alle nur vor Ort. Doch leider hatten sehr viele Gemeinden die in Verwaltungsgemeinschaften organisiert sind eben keine Sonderöffnungszeiten vor Ort. Und da bewahrheitet sich einmal mehr, dass der Weg von der Couch zum Rathaus eben ein sehr weiter ist.


Sicher gibt es weitere Ursachen für das Scheitern des Volksbegehrens. Zum sechsten Mal innerhalb von einem dreiviertel Jahr ins Wahlamt, das war vielen Menschen das Thema nicht wert. Man muss aber auch feststellen, dass es das dritte Volksbegehren mit einem Bildungsthema war, das klar scheiterte. Also was lernen wir daraus: Bildung ist kein Thema für ein Volksbegehren. Denn bei der Bildung ist es etwa so wie mit dem Fußball. Es gibt Millionen von Bundestrainer und alle meinen, sie wüssten Bescheid. Was man sich an den Infoständen über fehlende Lehrer, mangelhaftes Lehrpersonal, überfüllten Lehrplan und viele andere Dingen mehr anhören durfte, hatte alles nichts mit dem Volksbegehren-Thema zu tun. Sprich, für viele Menschen ist der Unterschied zwischen acht oder neun Jahren nicht greifbar.


Nichtsdestotrotz ziehe ich eine mehr als positive Bilanz dieser Kampagne. Wir haben ein Thema gesetzt, das auch in Zukunft nicht mehr weg zu diskutieren ist und immer mit uns Freien Wählern verbunden bleibt. Und wird Spaenle sich nicht doch fürs G9 entscheiden, dann wird die Diskussion weiter gehen: Topp, die Wette gilt!


Und wenn ich wenige Tage nach dem Volksbegehren Pressemitteilungen wie die des Bayerischen Elternverbandes (BEV) lese, "Eine falsch gestellte Frage – dennoch die richtige Antwort! Der Bayerische Elternverband (BEV) begrüßt den Ausgang des Volkbegehrens der Freien Wähler zur Wahlfreiheit zwischen einem acht oder neunjährigen Gymnasium (G8 / G9) in Bayern. Er warnt jedoch, dieses Votum als Zufriedenheit mit dem Status Quo miss zu interpretieren. Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass Eltern wie Schüler dem bayerischen Gymnasium nicht gleichgültig gegenüberstehen, sondern berechtigte Kritik äußern. Sie verstehen jedoch nicht, warum man zuerst über die Dauer der Schulzeit entscheiden sollte – damit werden die Probleme nicht gelöst. Für sie ist die Frage einfach falsch gestellt!“, dann weiß ich auch, dass dies ein weiterer Grund für das Scheitern des Volksbegehrens war, dass die Schulfamilie sich der Tragweite der Entscheidung gar nicht bewusst war. Wie peinlich eine solche Pressemitteilung für einen Elternverband ist, das tut schon weh!


Hier und hier finden Sie außerdem für einen kurzen Rückblick zwei Interviews zum Thema Wahlfreiheit G8/G9.



24 Juli 2014

Bei Asylverfahren fehlt Ernsthaftigkeit der Regierung

Wie kann Bayern der Flut an Asylbewerbern Herr werden? Warum erfüllen die Landkreise nicht die Auflagen? Muss man weitere Erstaufnahmelager planen? Viele Fragen zu einem Thema, das derzeit genauso zu den täglichen Nachrichten gehört wie Wasser in den Main. In der Tat, der Zustand in den beiden Erstaufnahmeeinrichtungen in Bayern ist überaus angespannt. Wegen der seit Jahren kontinuierlich steigenden Asylbewerberzahlen verschärft sich die seit langem heikle Situation in den Einrichtungen dramatisch.


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Warum ist das so? Weil die Staatsregierung einfach ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat. Hätte die Staatsregierung bereits vor Jahren, wie wir es von der  FREIE WÄHLER Landtagsfraktion gefordert hatten, eine zusätzliche Aufnahmeeinrichtung geschaffen, wäre die Situation nicht in diesem Maße eskaliert. Obwohl der Handlungsbedarf offensichtlich war, hat das Sozialministerium jahrelang darauf bestanden, es gebe für zusätzliche Aufnahmeplätze „keinen Bedarf“.


Wir FREIE WÄHLER erwarten nun, dass die zusätzlichen Asylaufnahmeeinrichtungen im Freistaat bald realisiert werden. Auch eine bessere Zusammenarbeit zwischen Bezirksregierungen und betroffenen Landkreisen, Städten und Gemeinden sowie eine bessere Einbindung letzterer bei der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten ist dringend notwendig. Nur so kann in der Bevölkerung mehr Akzeptanz erreicht werden.


Eine weitere Forderung von uns FREIEN WÄHLERN ist die Einstellung zusätzlichen Personals im zuständigen Bundesamt, um die Dauer von Asylverfahren zu verkürzen sowie die Vergabe einer Arbeitserlaubnis nach spätestens sechs Monaten zu ermöglichen. Da bin ich durchaus betroffen, denn bei meinen vielen Besuchen in der Gemeinschaftsunterkunft in Gemünden erlebte ich immer wieder, wie die Asylbewerber nun schon über eineinhalb bis zwei Jahren hingehalten wurden. Hier schlampert die Bundesregierung in einem unerträglichen Maß und schafft es nicht, die seit über einem Jahr vakanten Arbeitsplätze in Nürnberg beim BAMF mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Traurig, einfach nur traurig. Mir fehlt da bei der Bundesregierung ebenso wie bei der Staatsregierung die Ernsthaftigkeit der Bemühungen.



24 Juli 2014

Stromtrassen: alles nur Wahl-Propaganda oder was?

Kommen die Stromtrassen nun oder nicht? Im Wahlkampf war zumindest einer strikt dagegen: Ministerpräsident Seehofer. Und jetzt mehren sich die Anzeichen dafür, dass die bayerische Strom-Blockade bröckelt. Ein Wunder ist das für mich ehrlich gesagt nicht, denn unseren Drehhofer kennen wir nun zu Genüge. Vor den Wahlen den Menschen Sand in die Augen streuen und danach von nichts mehr gewusst.




Thorben Wengert  / pixelio.de

Thorben Wengert / pixelio.de


Die sogenannte „bayerische Blockade“ war von Anfang an nichts anderes als Wahlkampf-Propaganda. Fakt ist, dass die Staatsregierung im Juni 2013 im Bundesrat für die Kohlestromtrasse von Sachsen-Anhalt nach Bayern und gegen die Möglichkeit der Teilerdverkabelung gestimmt hat. Als Ministerpräsident Seehofer merkte, dass sich vor den Kommunalwahlen bei den Bürgern massiver Widerstand gegen die Trasse formierte, hat er seine Meinung – wie so oft – um 180 Grad gedreht und die Trasse für überflüssig erklärt. Kaum sind die Kommunal- und Europawahlen vorbei, erklärt nun Wirtschaftsministerin Aigner wiederum, dass an der Notwendigkeit der Trasse kein Zweifel bestehe. Diese Politik gleicht einem Stück aus dem Tollhaus. Aber es ist Bayern-Real-Satire.


Ich werde weiter gegen diese Stromtrassen kämpfen und diesen Kampf erst aufgeben, wenn ich die Notwendigkeit bescheinigt bekomme. Denn nach wie vor sehe ich dezentrale, regenerative Lösungsmöglichkeiten als sinnvoller an, um die Energiewende auch zur Bürger-Energiewende zu machen.



24 Juli 2014

Mautkonzept benachteiligt Grenzregionen und Kommunen

Die PKW-Maut, das ist ein wirklich die Menschen fesselndes Thema, mit dem die CSU ja sogar die Wahl gewonnen hat. Nun stellte vor einigen Tagen Verkehrsminister Alexander Dobrindt endlich die neuen Pläne für ein Konzept zur lang angekündigten Maut vor. Diese bargen einigen Sprengstoff in sich, denn schließlich soll es plötzlich eine Maut auf alle Straßen geben. Sinnvoll oder nicht, darüber streiten sich seitdem die Menschen. Sicher benötigen wir für die Erhaltungs- und Neubaumaßnahmen der Straßen zusätzliches Geld, doch in dem vorgelegten Konzept liegt auch gerade für die Grenzregionen eine potenzielle Gefahr.




Rike  / pixelio.de

Rike / pixelio.de


Es darf nicht sein, dass unsere Grenzregionen durch die Mautpläne von Verkehrsministerminister Dobrindt weiter benachteiligt werden. Gerade im Grenzgebiet zu Tschechien und zu Österreich sind die Menschen, die von dort zu uns nach Bayern zum Einkaufen kommen, eine wichtige Stütze für unseren Einzelhandel. Die Kritik und die offenen Boykottaufrufe, die aus unseren Nachbarländern kommen, sollten Dobrindt eine Warnung sein. Besonders die Idee, die Straßennutzungsgebühr auf alle Straßen auszuweiten, verhindert ein Zusammenwachsen europäischer Regionen und ist Gift für unseren Einzelhandel und den Tourismus in Bayerns Grenzregionen.


Zudem ist unklar, ob und wie der Freistaat und die Kommunen an den Einnahmen einer Pkw-Maut beteiligt werden. Es kann nicht sein, dass am Ende der Bund mehr einnimmt und die Länder und Kommunen weniger, da diese indirekt an der durch eine Pkw-Maut sinkenden Kfz-Steuer beteiligt sind. Deshalb wird es in den nächsten Monaten bis dies in Gesetzesform gegossen ist noch viele Diskussionen geben. Segen oder Fluch, was ist die neue Maut?



24 Juli 2014

Junglehrer bekommen Stellen in Unterfranken

Fortschritt bei Lehrerzuteilung für Unterfranken: Endlich dürfen unterfränkische Junglehrer auch in Unterfranken unterrichten


Was haben wir nicht in den vergangenen Monaten und Jahren dafür gekämpft, dass Unterfranken als nordwestlichster Regierungsbezirk Bayerns eine bessere Lehrerzuteilung bekommt und vor allem unterfränkische Referendare nach ihrer Ausbildung auch wieder hierzulande an den Schulen unterrichten dürfen und nicht den mühsamen Weg nach Oberbayern antreten müssen. Nach jahrelangem Kampf um eine bessere Lehrerzuteilung für den Regierungsbezirk Unterfranken stelle ich nun mit der für das kommende Schuljahr erfolgten Lehrerverteilung zwischen den Regierungsbezirken fest, dass die unterfränkischen Interessen bei den Grund- und Mittelschulen endlich gebührend berücksichtig werden.




Tim Reckmann  / pixelio.de

Tim Reckmann / pixelio.de


Rund 75 Prozent der einzustellenden Junglehrerinnen und -lehrer auf Beamten-Planstellen bzw. sogenannten Superverträge können in Unterfranken bleiben und damit auch für Kontinuität in der Schulentwicklung vor Ort sorgen, höchst erfreulich! Nur rund 40 der 158 Junglehrer müssen nach Oberbayern abgegeben werden. Dies ist gegenüber den vergangenen Jahren, als noch zwei Drittel und vor zwei Jahren gar 85 Prozent den Weg in den Süden antreten mussten, ein Riesenfortschritt. Zu den 118 (im letzten Jahr 71) in Unterfranken einzusetzenden Junglehrern kommen weitere 52 Einstellungen mit einem befristeten Einjahres-Angestelltenvertrag. Somit werden also im Grund- und Mittelschulbereich in Unterfranken 170 Junglehrer eingestellt, was eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr (124) ist und die schlechte Unterrichtsversorgung der Vergangenheit endlich beheben könnte.


Sehr erfreulich ist auch die hohe Rückversetzungsquote von 81 Lehrern/innen und 9 Fachlehrerinnen aus anderen Regierungsbezirken nach Unterfranken. Eine so hohe Zahl von Rückversetzungen gab es noch nie und ich hoffe sehr, dass eine Vielzahl von Bewerbern, die sich in den vergangenen Monaten und Jahren diesbezüglich an mich gewandt hatten, davon profitieren. Diese positive Entwicklung darf jetzt allerdings keine Eintagsfliege sein, sondern muss sich in den kommenden Schuljahren kontinuierlich fortsetzen, um gegen die hohen Fluktuationen der Personalkörper an den Schulen und die schlechte Unterrichtsversorgung dauerhaft ankämpfen zu können. Aber so eine Entwicklung freut mich natürlich ganz besonders, sieht man darin doch auch die Bemühungen der Vergangenheit belohnt.



23 Juli 2014

Einstellungsquote bei Junglehrern nicht bekannt

Verschleierungstaktik des Kultusministeriums – keine Zahlen zu Einstellungsquote bei Junglehreren an Grund- und Mittelschulen


 Wir brauchen dringend junge Lehrerinnen und Lehrer an allen Schulen. Da gibt es keinen Zweifel, denn egal wo man sich umhört, an allen Ecken und Enden von der Grundschule bis zur Berufsschule brennt es bei der Unterrichtsversorgung. Die Umsetzung der Inklusion, der Ausbau der Ganztagsschule, Abbau von Klassen mit über 30 Kindern und die zunehmenden Verhaltensauffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen betreffen alle Schulen – deswegen brauchen wir hier dringend junge Lehrerinnen und Lehrer. Um Erfolgsmeldungen zu fabrizieren, schickt das Kultusministerium die Abgeordneten, Lehrer- und Elternverbände jedes Jahr aufs Neue auf ‚Schnitzeljagd‘ nach belastbaren Zahlen.


Es reicht eben nicht aus die Einstellungsnote und die Art der Anstellung zu veröffentlichen, ohne dabei absolute Zahlen zu nennen. Es ist ein unhaltbarer Zustand, wenn es Anfragen der Opposition bedarf, um in Erfahrung bringen zu können, wie viele Bewerber es überhaupt im aktuellen Prüfungsjahrgang gibt und wie viele mit der entsprechenden Einstellungsnote letztendlich dann auch eingestellt werden. Nur wer etwas zu verbergen hat verhält sich so.




Rainer Sturm  / pixelio.de

Rainer Sturm / pixelio.de


Es ist der Opposition im Verbund mit den Lehrer- und Elternverbänden zu verdanken, dass die aktuelle Einstellungssituation an den Grundschulen nicht ganz so schlimm wie erwartet ausgefallen ist. Ohne den Erhalt der 829 Stellen aus der so genannten demografischen Rendite – also den Lehrerplanstellen, die aufgrund rückläufiger Schülerzahlen von der Staatsregierung bereits gestrichen waren – hätte es ganz anders ausgesehen.


Mit Blick auf die zusätzlichen Anforderungen an allen Schularten und den rund 5.000 Lehrerinnen und Lehrern, die aufgrund der verheerenden Einstellungspolitik des Kultusministeriums ohne Job auf der Straße stehen, ist für mich auch klar, dass es weitere Lehrerplanstellen im Schulsystem dringend braucht, geschätzt rund 2000 um die größten Baustellen einigermaßen zu bedienen. Doch was macht die Staatsregierung? Sie blendet mit der Aussage, dass 3800 neue Lehrer eingestellt werden und verschweigt die Anzahl der Ruhestandsversetzungen, die weit darüber liegen. Insofern ist es eine Milchmädchenrechnung, es werden eben keine zusätzlichen Lehrerstellen geschaffen. Dafür müssen sich rund 90 Prozent der fertig ausgebildeten Realschullehrer auf die Suche nach einem Job außerhalb des Lehrerberufs machen, sie stehen auf der Straße. Auch im Gymnasialbereich sieht es kaum rosiger aus. Hier bleiben rund 70 Prozent der Absolventen ohne Lehrerjob.



23 Juli 2014

Finanzamt-Unterbesetzung wirft Probleme auf

Verrückte bayerische Politik: Staatsregierung schöpft vorhandene Steuerquellen  durch Unterbesetzung der Finanzämter nicht optimal aus


Zwar nicht ganz neu, aber (bedauerlicherweise) stets aktuell ist die Unterbesetzung in den bayerischen Finanzämtern und der Finanzverwaltung. In meinen nun schon gut fünf Jahren im Ausschuss für den Öffentlichen Dienst habe ich die Sorgen und Nöte der Finanz- und Steuerverwaltung durchaus kennen gelernt und es ist mir bewusst, dass es sich hier bei rund 17500 Stellen in der Finanzverwaltung um die drittgrößte Beschäftigungsgruppe im Öffentlichen Dienst handelt. Von diesen Stellen sind etwas mehr als 7000 in Nordbayern angesiedelt.


Dass die Unterdeckung der Personalsituation in den Finanzämtern und der Bayerischen Steuerverwaltung ein Dauerthema ist  kommt nicht von ungefähr und hat seine Gründe und Ursachen. Da ist einerseits die andauernde Verkomplizierung des Steuerrechts, die zu einem erheblichen Mehr- und Zeitaufwand führt. Außerdem müssen die Finanzämter ständig genauester, auch gerichtlicher Prüfung, standhalten was somit höchste Anforderungen an die Beschäftigten in den Finanzämtern stellt. Nicht zu vergessen ist die Internationalisierung der Sachverhalte und des Rechts, die zu immer komplizierteren und aufwendigeren Fällen (Geld im Ausland etc.), aktuell sei hier nur mal der Fall Hoeneß genannt, führt.




Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM)  / pixelio.de

Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM) / pixelio.de


Zum anderen muss man aber auch die quantitative Entwicklung sehen. So hat die Arbeitsbelastung der Finanzbeamten rein mengenmäßig enorm zugenommen. Beispielsweise ist bei den Steuererklärungen der Selbständigen/ Vermögenden zwischen 2007 und 2011 eine Zunahme um 6,9 % feststellbar. Und nahezu grotesk steht dazu die Personalsituation. Denn der Personalstand hat trotz Mehraufwand nicht zugenommen, sondern ist sogar rückläufig und hat mit 14 550 Vollzeitkräfte seinen Tiefststand erreicht. Und da muss man nüchtern konstatieren, dass die Beamten deshalb gerade mal nur noch in der Lage sind zu bewältigen, jedoch nicht mehr dazu, die Steuererklärungen zu überprüfen.


Und zu dieser ohnehin prekären Situation kommt erschwerend die Abbauverpflichtung aus dem Art. 6b Haushaltsgesetz und die Aussage des Ministerpräsidenten in seiner Regierungserklärung, dass es neue Stellen nur geben kann, wenn an anderer Stelle Stellen eingespart werden, hinzu. Alle wissen, dass die Finanzämter mit enormem Personalmangel zu kämpfen haben und dies wird durch die Abbauverpflichtung des Art. 6b HG noch weiter verstärkt, da ja Stellen trotz ständiger Aufgabenmehrungen weiter abgebaut werden müssen. Laut der Bayerischen Finanzgewerkschaft fehlen zwischen 1000 und 3000 Stellen. Das Problem wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass nicht alle im Haushalt ausgewiesenen Stellen besetzt sind und die zusätzlichen Anwärterstellen bei weitem nicht die Diskrepanz zwischen Haushaltsstellen und tatsächlich erforderlichen Stellen verringern können.


Dies ist im Übrigen keine Erfindung von mir, sondern hierzu existiert sogar eine Feststellung des Bayerischen Obersten Rechnungshofes in den Jahresberichten 2012 und 2013 zur Personalausstattung, dieBayern im Vergleich zu den anderen Bundesländern  regelmäßig auf letztem Platz bei der Personalausstattung nach objektiven Kriterien sieht. Und wenn ich mir die Entwicklung in Bayern über mehrere Jahre von 2007 – 2011 hinsichtlich der Personalsituation an den Finanzämtern in einer Gegenüberstellung der IST-Besetzung an Vollzeitkräften (VZK) zum Zuteilungssoll (die im Haushalt vorhandene Stellen) anschaue, dann stelle ich eine steigende Unterbesetzung von ehemals 6,2% im Jahre 2007 bis im Jahre 2011 auf 11,6% fest.



Unterm Strich ergibt sich dabei folgende Personalbedarfssituation: 19844 Vollzeitkräften im Haushaltsplan stehen lediglich 16457 Stellen gegenüber und die tatsächliche Besetzung stellt bei 14554 Stellen eine krasse Differenz zwischen Personalbedarf und Haushaltsstellen von sage und schreibe 3387 Vollzeitkräften dar. Da darf man – erinnernd an die Regierungserklärung des Ministerpräsidenten schon fragen – ist das dieses Bayern, das angeblich „die Vorstufe zum Paradies“ ist?


Ähnlich dramatisch ist die Situation in den Prüfungsdiensten, wo die IST- Besetzung in letzten Jahren verringert worden ist und deshalb bei den  Betriebsprüfungen die Prüfungsturnusse nicht mehr erreicht werden können. Beispielsweise sind für Mittelbetriebe die Zielvorgaben 8,4-10,5 Jahre, tatsächlich erreicht werden derzeit 16,6 Jahre. Man ist geneigt zu sagen, schön für die Mittelbetriebe, aber andererseits sind es eben unser aller Steuereinnahmen die im Staatshaushalt fehlen und an der einen oder anderen Stelle Bedarfe, zum Beispiel im Straßenbau oder zusätzlich nötige Planstellen, nicht decken können. Von den Kleinbetrieben mag man kaum sprechen, denn hier wird eine Prüfung alle 25-40 Jahre angestrebt, sie werden also quasi gar nicht mehr geprüft.


Weitere Beispiele tauchen bei der Umsatzsteuerprüfung auf. Hier ist die  Personalausstattung seit 2008 rückläufig (2011 fehlen 185 Prüfer), besonders eklatant ist die Unterbesetzung an der Steuerfahndungsstelle München (Unterbesetzung von 20%). Umso unverständlicher ist die Tatsache, dass der Freistaat dies seit Jahren akzeptiert und nicht handelt, zumal der ORH hierzu klar feststellt: „Bei einem verstärkten Personaleinsatz können erhebliche Mehreinnahmen erzielt werden, die die zusätzlichen Personalkosten bei Weitem übersteigen.“  Und „Dem Zweck der Wiederbesetzungssperre, Ausgaben einzusparen, stehen im Steuerbereich erheblich höhere Steuerausfälle gegenüber.“ Und ebenso klar ist dort auch zu lesen: „ORH hält deutliche Schritte zum Abbau des Personalmangels beginnend mit dem nächsten Doppelhaushalt 2013/2014 für notwendig“.




Peter Smola  / pixelio.de

Peter Smola / pixelio.de


Nun, genug der Rückschau, sicher interessiert Sie natürlich brennend und zu Recht, wie wir FREIE WÄHLER diesem Umstand begegnen wollen. Welche Initiativen ergreifen die FREIEN WÄHLER gegen die dramatische Arbeits- und Personalsituation?


Die originäre Aufgabe des Landtags ist die Haushalts-Gesetzgebung. Wir von den FREIEN WÄHLER halten es aber für wichtig, sich nicht nur um die Ausgabeseite zu kümmern, sondern vor allem einen Blick auf die Einnahmeseite zu werfen. Wo kommen die Einnahmen her? Natürlich von den Finanzämtern! Die Steuerverwaltung ist quasi unsere Geldbörse, die Finanzämter sammeln es ein. Um die stetig wachsenden Staatsaufgaben auch stemmen zu können, braucht deshalb die Finanzverwaltung einen ausreichenden Personalkörper. Statt ständig über Sparmaßnahmen nachzudenken müsste die Staatsregierung (StReg) nur die vorhandenen Steuerquellen optimal ausschöpfen.


Auf mich hat es den Eindruck – und es gibt dazu ja auch durchaus ein bekanntes Beispiel eines früheren Wirtschafts- und Finanzministers in Bayern - dass die bisherige Politik der StReg darauf ausgerichtet war, die Wirtschaft zu schonen und sie vor allzu häufiger Überprüfungen durch die Finanzverwaltung zu bewahren. Eine restriktive Personalpolitik war die Folge. Es ist ja nachgewiesen, dass Bayern mit die schlechteste Personalausstattung in der Steuerverwaltung hat. Dem Freistaat  gehen dadurch jährlich Milliardenbeträge an Steuern verloren. Nirgendwo in Deutschland gibt es gemessen an der Bevölkerungszahl so wenig Steuerfahnder wie in Bayern. So bildet die bayerische Steuerverwaltung bei der personellen Besetzung das Schlusslicht im Vergleich zu anderen Bundesländern. Der Innendienst ist bundesweit am schlechtesten besetzt, die Betriebsprüfung und die Steuerfahndung befinden sich an drittletzter Stelle. Dabei ist bekannt, dass man mehr Prüfungsbeamte beschäftigen könnte. Denn verrückterweise würde das den Staat nicht mal mehr kosten, sondern es würde sogar nach Abzug der für die zusätzlichen Stellen erforderlichen Ausgaben Mehreinnahmen in Höhe von geschätzt 400.000 € bis 500.000 € pro Prüfungsbeamten pro Jahr bedeuten.


Dennoch lehnt Staatsregierung die Einstellung zusätzlicher Prüfungsbeamter mit der Begründung ab, dass man derzeit Rekordsteuereinnahmen habe und daher auf die zusätzlichen Einnahmen durch die zusätzlichen Prüfungsbeamten nicht angewiesen sei. Ein weiteres Problem stellt der Länderfinanzausgleich dar, da Mehreinnahmen eines Landes zum großen Teil in den Finanzausgleich fließen und nur ein Bruchteil davon im Land verbleit. Daher ist das Interesse der einzelnen Länder eher gering, durch verstärkte Prüfungen die ansässigen Betriebe zu vergraulen. Aus diesem Grund will kein Bundesland in den Steuervollzug investieren. Verrückte Politik!


Das ist aus Sicht der FREIEN WÄHLER der falsche Ansatz, denn nur personell gut ausgestattete Finanzämter können die Basis für eine gute Haushaltpolitik sein, schließlich muss ja Geld zum Verteilen da sein. Wir haben deswegen schon kurz nach dem Einzug in den Landtag im Jahr 2008 als Fraktion wiederholt Anträge auf Stellenmehrungen und -hebungen bei den Finanzämtern gestellt. D.h. unserer Ansicht nach muss sowohl die Zahl der Anwärter erhöht werden als auch die Attraktivität und das berufliche Fortkommen der Beschäftigten gesichert sein. Die unsäglichen Beförderungsstaus müssen endlich abgebaut werden!


Daneben haben wir uns natürlich für eine Anhebung der Anwärterbezüge und eine Verdoppelung der Ballungsraumzulage eingesetzt, da wir wissen, dass in den Ballungsräumen vor allem die jüngeren Beamten eingesetzt werden und die Lebenshaltungskosten dort sehr hoch sind. Ein weiteres Problem ist hiermit angesprochen. Fast alle jungen Beschäftigten werden nach ihrer Ausbildung in  den Raum München versetzt. Das hat zur Folge, dass ebenfalls dringende Nachbesetzungen nicht erfolgen können. Wenn man sich die Unterbesetzung in den nordbayerischen Finanzämtern ansieht, ist dies keine akzeptable Lösung.


Dass wir vehement gegen die anderen Personalmaßnahmen im Zuge der Sparmaßnahmen, wie Streichung der Leistungsprämien, Wiederbesetzungssperre und Absenkung der Eingangsämter waren und gekämpft haben, versteht sich von selbst, da aus unserer Sicht kein verantwortlicher und solider Arbeitgeber so agiert. Zudem ist es für uns  FREIE WÄHLER wichtig, dass sich der Freistaat Bayern und somit die Staatsregierung vor sein Personal stellt und sich für seine Beschäftigten einsetzt. Ein solider und verantwortungsbewusster Arbeitgeber nutzt die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes in schlechten Zeiten nicht als Melkkuh aus!


Ein weiteres Kernanliegen der FREIEN WÄHLER ist die Dezentralisierung und die Verlagerung -  wo möglich - von Aufgaben in den ländlichen Raum oder auf das flache Land. Wir begrüßen daher sinnvolle Verlagerungen von Behörden, die den Versetzungsdruck aus München heraus mindern. Die fortschreitende Automatisierung macht hier natürlich einiges möglich.


Wie Sie sehen gibt es an den Finanzämtern viel zu verbessern, hier habe ich Ihnen nur einige wenige Verbesserungsvorschläge unterbreitet. Wir FREIEN WÄHLER werden uns auch in Zukunft für die Beschäftigten in den Finanzämtern einsetzen und sind gespannt, wie die Staatsregierung weiter vorgeht.



23 Juli 2014

„Schule & Wir“ als Werbeplattform missbraucht

Das Magazin „Schule & Wir“ des Bildungsministeriums haben alle Eltern von schulpflichtigen Kindern sowie alle Schülerinnen und Schüler schon einmal in der Hand gehabt. Denn in Bayern bekommen alle Eltern schulpflichtiger Kinder diese eigentlich als Infoschrift geplante Zeitschrift auf Kosten des Steuerzahlers. Es hat eine Auflage von knapp 1,5 Millionen – allein deshalb dürfen die Bürger darin eine objektive Berichterstattung nach journalistischen Grundsätzen erwarten. Eine kritische Betrachtung des Magazins hält diesem Anspruch jedoch nicht stand. Bestes Beispiel dafür ist der Artikel „Die zehn populärsten Irrtümer der Pädagogik“ in der vorletzten Ausgabe dieses Schuljahres, der die Eltern zielgerichtet in die Irre führt. Er ist meiner Auffassung nach bewusst schlampig recherchiert. Deshalb habe ich dazu bereits im April eine Anfrage an das Kultusministerium gestellt – die späte Antwort stellt mich jedoch bei Weitem nicht zufrieden.




Rainer Sturm  / pixelio.de

Rainer Sturm / pixelio.de


In dem Artikel werden Behauptungen aufgestellt, die entweder gar nicht durch Quellen oder nur durch fehlerhaft ausgewiesene belegt sind. So dient das Buch „Schule auf Abwegen – Mythen, Irrtümer und Aberglaube in der Pädagogik“ als Hauptquelle. Allerdings wurde dieses Buch mit dem klaren Ziel geschrieben, eine Diskussion gegen die Reformpädagogik anzuregen. Ein entsprechender Hinweis zur Einordnung für den Leser ist in einem seriösen Artikel unerlässlich. Genauso der Verweis auf eine enthaltene Forsa-Umfrage: Diese wurde in dem Artikel zitiert - allerdings ohne Angabe, welche und wie viele Personen befragt wurden, wann die Befragung stattgefunden hat und vor allem: wie die Fragestellung lautete. Bewusst stümperhaft, kann ich dazu nur sagen.


Deshalb gibt es für mich nur eine Schlussfolgerung: Das Kultusministerium kommt bei diesem Artikel seiner journalistischen Sorgfaltspflicht absolut nicht nach. Es entsteht der Verdacht, dass hier Positionen der CSU mit Hilfe des Kultusministeriums unter dem Anschein objektiver Berichterstattung verbreitet werden sollen. Ganz nebenbei habe ich mittlerweile erfahren, dass dieses Propaganda-Geheft des Kultusministeriums schlappe 340 000 Euro Steuergelder jährlich verschlingt. Da wären mir ehrlich gesagt die sechs Lehrer-Planstellen, die man dafür jährlich finanzieren könnte, lieber, denn damit könnte man pädagogisch tatsächlich etwas bewegen. Ganz im Gegensatz zu diesem Heftchen: eine einzige Farce.


Meine Pressemitteilung zu diesem Thema finden Sie hier: PM Anfrage Schule Wir FREIE WÄHLER Felbinger


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