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11 Dezember 2013

Seiteneinsteiger als Lehrer – was ist davon zu halten?

Mein Artikel zur Anfrage der Bayerischen Staatszeitung zum Thema:


„Seiteneinsteiger als Lehrer – was ist davon zu halten?“


Seiteneinsteiger sollen nicht der Regelfall sein, aber wir brauchen sie


Wir brauchen an den Schulen motivierte und engagierte Lehrkräfte, die in diesem Beruf bestmöglich ausgebildet sind. Diese Ausbildung erfolgt aus Sicht der FREIEN WÄHLER grundsätzlich in einem universitären Lehramtsstudium mit anschließendem Referendariat  und einer abschließenden Staatsprüfung. Im Rahmen dieser Ausbildung werden sowohl ein profundes Fachwissen, aber auch breite Kenntnisse in Didaktik und Methodik erworben. Spätestens seit der vielbeachteten Studie des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie wissen wir, dass der Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler im Wesentlichen am erteilten Unterricht der Lehrkraft liegt.




Niko Korte  / PIXELIO / pixelio.de

Niko Korte / PIXELIO / pixelio.de


Somit ist die Ausbildung zur Lehrkraft der entscheidende Schlüssel, um die Qualität des Unterrichts zu garantieren. Deshalb brauchen wir junge Menschen, die sich bewusst für das Berufsbild entscheiden. Es ist dabei die Verpflichtung des Kultusministeriums, eine bedarfsgerechte und zukunftsweisende Bildungsplanung zu erstellen, um Lehramtsstudierenden eine verlässliche Perspektive zu bieten. Modellrechnungen über die Entwicklung der Schülerzahlen und den Lehrerbedarf sind deshalb dringend notwendig und hier gibt es in Bayern wenig Transparenz. Die Bedarfsprognose ist oftmals nicht zielgenau und hat zur Folge, dass es für einige Fächern bzw. Schularten zu wenige Bewerber gibt.


In diesem Fall sind wir FREIEN WÄHLER überzeugt davon, dass wir Seiteneinsteiger dringend brauchen, um eine gleichwertige Unterrichtsversorgung an allen bayerischen Schulen zu ermöglichen. Dabei darf aber auf eine qualitätsorientierte Weiterqualifizierung der Seiteneinsteiger nicht verzichtet werden. Denn: Neben dem Fachwissen, das diese Personengruppe ohne Zweifel mitbringt, müssen wir darauf achten, dass die Unterrichtsinhalte auch altersgemäß den Schülerinnen und Schülern vermittelt werden. Dazu bedarf es der Fachdidaktik und eines vielfältigen methodischen Baukastens – beides gehört zwingend in die Weiterqualifizierung der Seiteneinsteiger. Dabei sollen die gleichen Qualitätsstandards wie bei einem Lehramtsstudium mit anschließendem Referendariat gelten. Mein Fazit: Seiteneinsteiger sollen nicht der Regelfall sein, aber wir brauchen sie.



9 Dezember 2013

Die Hochschule der „grünen Studiengänge“

Zusammen mit meinen Fraktionskolleginnen und Fraktionskollegen Ulrike Müller, Michael Piazolo, Gabi Schmidt und Peter Bauer habe ich die Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) besucht und dabei  nicht schlecht gestaunt! Triesdorf ist ein Ortsteil von Weidenbach, liegt im mittelfränkischen Landkreis Ansbach und ist  der kleinste  Ort Deutschlands, an dem eine Hochschule besteht!


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Klein aber fein, habe ich mir bei dem Rundgang gedacht! Mit dem Studienangebot an der Hochschule und dem landwirtschaftlichen Bildungszentrum ist Triesdorf europaweit einzigartig, denn keine andere Hochschule verfügt im Bereich der „grünen“ Studiengänge über ein auch nur vergleichbares Fächerspektrum. Dass Triesdorf sich den Ruf der Hochschule der „grünen“  Studiengänge wirklich verdient hat, wurde mir sofort klar, als ich einen Teil der angebotenen Studiengänge  erklärt bekommen habe. Von Agrartechnik über Lebensmittelmanagement bis hin zu den Studiengängen Technologie Erneuerbarer Energien und Umweltsicherung ist alles dabei – und das ist nur ein kleiner Ausschnitt des breiten Studienangebotes! Da sollten wohl auch mal ein paar Landtagskollegen anderer Fraktionen auf einen Besuch nach Triesdorf kommen, um sich etwas über die Energiewende erzählen zu lassen – vielleicht würde die dann endlich einmal Fortschritte machen!


Da wir FREIE WÄHLER uns für eine dezentrale Energieversorgung mit regionaler Wertschöpfung für Bürger und Kommunen einsetzen weiß ich es besonders zu schätzen, dass in Triesdorf so viel im Bereich der erneuerbaren Energien geschieht. Sehr gefreut hat es mich auch zu hören, dass in Triesdorf bereits ein Fachzentrum für Energie- und Landtechnik geplant wird – die Umsetzung dieses Vorhabens wäre meiner Meinung nach ein weiterer Meilenstein im Bereich der Energiewende.


Und auch die Studenten scheinen – trotz der abgeschiedenen Lage – hoch zufrieden. Kleine Seminare an der Uni und kein erbitterter Kampf um Wohnungen – da könnte sich Würzburg wirklich mal eine Scheibe abschneiden! (Näheres zu der angespannten Lage an der Uni Würzburg finden Sie in meinem Blog „Würzburger Studenten haben nichts zu lachen“ )


Trotz des vielen Lobs habe ich mich dennoch in einer Hinsicht kritisch geäußert: Triesdorf liegt ohnehin schon abgelegen und somit gibt es erheblich weniger Freizeit- und Sportmöglichkeiten für die Studierenden, als an anderen Universitätsstandorten. Deshalb liegt es mir persönlich sehr am Herzen, dass der Neubau einer Mehrfachsporthalle trotz der verwaltungstechnischen Hürden realisiert werden kann!



6 Dezember 2013

Würzburger Studenten haben nichts zu lachen

Schon immer ein Ärgernis und Problem für die Würzburger Studenten und dieses Semester so schlimm, wie noch nie: der Kampf um die Seminarplätze.


Über 26.000 Studenten sind dieses Semester (Wintersemester 2013/2014) an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg eingeschrieben, also knapp 4 Prozent mehr, als im vorherigen Semester und so viele, wie  vorher noch nie in Würzburg. Wenn man bedenkt, dass die Uni auch nach Bekanntwerden der hohen Studentenzahlen noch mit Studienplätzen– und das auch noch für völlig überlaufene Studiengänge – geworben hat (näheres hier), kann ich jetzt nur verwundert den Kopf schütteln.




Sebastian Bernhard  / PIXELIO / pixelio.de

Sebastian Bernhard / PIXELIO / pixelio.de


Die Situation an der Uni Würzburg ist im Moment für Anglistik-, Geschichts- und Romanistikstudenten besonders schlimm. Vor allem für die Erstsemester fehlen unzählige Seminarplätze. „Ich habe mich an der Uni Würzburg für Anglistik eingeschrieben, wurde zugelassen und komme jetzt aber in kaum einen der Kurse, die im Studienverlaufsplan für meinen Studiengang vorgesehen sind!“, hat sich eine enttäuschte und wütende Studentin bei mir beschwert. Meiner Meinung nach ein Unding, denn die Universitäten bzw. die jeweils für einen Studiengang zuständigen Fakultäten wissen frühzeitig, wie viele Erstsemester sich eingeschrieben haben und sie wissen außerdem auch, welche Kurse sie laut Studienordnung besuchen müssen. Dass jetzt hunderte von Studenten vor überfüllten Seminarräumen stehen und auch nach mehreren Anfragen bei ihren Dozenten nicht mehr in die Kurse aufgenommen werden können ist witzlos wenn man bedenkt, dass die Uni durchaus hätte mehrere Seminare anbieten können – wenn man nur mehr Lehraufträge vergeben hätte.


Die Begründung der Uni Würzburg, man versuche verzweifelt, die ausgefallen Studiengebühren zu kompensieren, kann ich so nicht akzeptieren. Ein Lehrauftrag für einen Kurs kostet die Uni unter 1000 Euro für ein Semester und kann auch aus den Kompensationsmitteln für die Studiengebühren bezahlt werden. Bei dieser großen Anzahl von Studenten und den somit zusätzlich nötigen Kursen wäre das für eine Fakultät zwar durchaus eine Menge Geld, allerdings sollte die Uni dies, wenn sie die Kompensationsmittel wie eigentlich gedacht unter Berücksichtigung der jeweiligen Studierendenzahlen auf die Fakultäten verteilt hat, bewältigen können. Dass jetzt, vor allem nach der Werbung mit Studienplätzen von Seiten der Uni Würzburg, so viele Studenten vor verschlossenen Seminartüren stehen, ist nicht akzeptabel – vor allem weil sich deren Studiendauer somit höchstwahrscheinlich verlängert! Auch wenn ich der betroffenen Studentin nicht direkt helfen konnte, so waren doch die Auskünfte aus München mehr als aufschlussreich und es bleibt spannend zu beobachten, wie die Uni auf die Proteste der Studenten reagieren wird!


 


5 Dezember 2013

Hebammensituation nicht länger tragbar!

Manchmal grenzen Anträge, die wir im bayerischen Landtag behandeln, schon an einen Witz. So hat die Mehrheitspartei CSU wieder einmal ihre Liebe zu den Hebammen entdeckt und mit einem entsprechenden Antrag bekunden wollen, dass man die Situation der Hebammen "beobachten" wolle.




 Christian v.R.  / PIXELIO / pixelio.de

Christian v.R. / PIXELIO / pixelio.de


Was gibt es da noch zu beobachten? Seit langem ist klar - und dies hatten wir auch schon in einem entsprechenden Antrag im vergangenen Jahr so gefordert - dass für die extrem hohen Berufshaftpflichtversicherungsbeiträge eine Lösung gefunden werden muss, um so auch weiterhin die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit Hebammenleistungen zu garantieren. „Ganz nebenbei“ haben die Hebammen dann auch noch mit ihrer unzureichenden Vergütungssituation zu kämpfen. Bis heute ist seitens der Bundes- sowie Landesregierung nichts passiert.


Insofern grenzt der jetzige CSU-Antrag an Heuchelei, denn wer hatte denn nun im vergangenen Jahr das Sagen, sprich, wer war an der Regierung? Diese Doppelzüngigkeit der Staatsregierung kann man ja nur anprangern! Wir FREIE WÄHLER fordern deshalb neben einer Lösung für die Berufshaftpflichtversicherungsbeiträge von der Staatsregierung konkrete Anreize für die freiberuflich tätigen Hebammen, um Praxisgründungen gerade im ländlichen Raum interessant zu gestalten.



5 Dezember 2013

Bildungsstudie und ihre Auswirkungen

Verordnete Ruhe in Bayern könnte sich bald rächen


Es vergeht kaum ein Monat in dem nicht eine Bildungsstudie die andere jagt. Ob Bildungsmonitor, IGLU, TIMSS oder wie in dieser Woche wieder PISA: sie alle wollen uns angeblich zeigen, wie gut oder schlecht deutsche oder bayerische Schülerinnen und Schüler im entweder nationalen oder internationalen Vergleich stehen. Die dabei erzielten Ergebnisse sehe ich generell stets kritisch, denn sie bilden oft nur einen kleinen Ausschnitt dessen, was einen Schüler und schon gar dessen Persönlichkeit ausmachen, ab. So auch die aktuelle PISA-Studie, die Deutschlands Nachwuchs im weltweiten Vergleich hinsichtlich ihrer Kompetenzen in Mathematik und den Naturwissenschaften im oberen Mittelfeld sieht.




Thomas Weiss  / PIXELIO / pixelio.de

Thomas Weiss / PIXELIO / pixelio.de


Kritisch frage ich deshalb, weil für mich die Schülerinnen und Schüler nicht nur in diesen Fachgebieten kompetent sein müssen, sondern mir genauso wichtig erscheint, wie sie in Deutsch oder anderen Fächern abschneiden. Also mal halblang mit diesen von den Medien hochgespielten Ergebnissen. Diese dürfen ohnehin nicht dazu führen, sich auf die Schulter zu klopfen und zurückzulehnen. Ich erlebe dies ja auch in den zeitlichen Abständen, dass gerade das bayerische Bildungsministerium gutes Abschneiden bayerischer SchülerInnen dazu verwendet, die tolle bayerische Bildungspolitik herauszustellen.


Deshalb sehe ich mit einer gewissen Sorge, dass nicht nur der bayerische Ministerpräsident Seehofer, sondern auch der zuständige Minister Spaenle nun angekündigt hat, im Schulbereich fünf Jahre nichts mehr zu tun und den Schulen lediglich Ruhe zu verordnen. Als Sportler weiß ich, wie wichtig es ist, stetig daran zu arbeiten, besser zu werden. Es muss deshalb für Deutschland und Bayern den Anreiz geben, in der nächsten Erhebung in die Champions-League-Plätze vorzudringen. Dies gelingt aber nur, wenn wir jetzt nachlegen mit entsprechend nötigen Personal-Ressourcen und nicht eine „Trainingspause“ von fünf Jahre einlegen. Denn die könnte sich sehr bald rächen. Stattdessen brauchen wir zügig mehr gebundene Ganztagsschulen an allen Schularten und eine verstärkte individuelle Förderung, vor allem von Kindern mit Migrationshintergrund. Aber wie soll das ohne zusätzliche Mittel funktionieren?



5 Dezember 2013

Realschulen brauchen dringend demografische Rendite

Sie funktionieren, boomen und machen ihre Arbeit ohne großes Tamtam: die Rede ist von den bayerischen Realschulen. Doch wenn man genau hinter die Kulissen schaut, dann sieht es um die Situation an den bayerischen Realschulen gar nicht so rosig aus. So gibt es allein 750 Klassen an den Realschulen, die noch mehr als 30 Schüler haben! Bei Klassengrößen über 25 Schüler und Schülerinnen reden wir immerhin von ganzen 3650!




Manfred Jahreis  / PIXELIO / pixelio.de

Manfred Jahreis / PIXELIO / pixelio.de


Wir FREIEN WÄHLER haben bereits vor fünf Jahren gefordert, dass es mittelfristig keine Klasse über 25 Schüler geben darf und hatten damals als Schritt in diese Richtung vorgeschlagen, dass keine Eingangsklasse an bayerischen Haupt-/Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien  mit mehr über 25 Schüler gebildet werden sollte. Die Staatsregierung hat dies gar nicht tangiert und hat weiter unzumutbare Schülerhöchstzahlen produziert, weil sie keine klare Linie aufweist und wegen zu geringem Personal-Inputs stets nur Löcher stopft. Allein für die Absenkung der großen Klassen über 30 Schüler an den Realschulen sind 1250 Vollzeitstellen nötig.


Ein weiter kaum bekannter Umstand ist, dass es aufgrund des seit Jahren herrschenden Lehrermangels an den Realschulen  gar nicht mehr möglich ist, die vollumfängliche Stundentafel abzuhalten. Dies zu ändern würde weitere 110 Vollzeitstellen fordern. Und von individuellen Förderstunden und einer integrierten Lehrerreserve, wie sie das Gymnasium schon hat, ist dann gar nicht die Rede. Insofern ist einmal mehr festzustellen, dass der von Ministerpräsident Seehofer angekündigte Stellenstopp Bayern im Bildungsbereich ins Verderben führen würde. Hier werden wir in den nächsten Monaten und Jahren noch heftige Debatten führen müssen, denn dieser darf für den Bildungsbereich nicht gelten. Es gibt an Bayerns Schulen zahlreiche wichtige Aufgaben zu erledigen, etwa die individuelle Förderung der Kinder, die Einrichtung von gebundenen Ganztagszügen und die Inklusion – und all dies funktioniert nur mit ausreichenden Stellen.


Wir FREIE WÄHLER werden an unserer langjährigen Forderung, dass es in allen Schularten künftig keine Klasse mit mehr als 25 Kindern geben dürfe, weiter festhalten. Seehofers Ankündigung, keine neuen Lehrkräfte mehr einstellen zu wollen, ist fahrlässig. Deshalb müssen als Mindestmaß kurzfristig die aufgrund des Schülerrückgangs frei werdenden Lehrerstellen an den Realschulen - die sogenannte demografische Rendite – in jedem Fall dort belassen werden.



5 Dezember 2013

Seehofer vs. Felbinger

Zwei Meinungen, die sich durchaus ergänzen. Der bayerische Ministerpräsident Seehofer schließt eine komplette Rückkehr zum G9 aus. Ich sehe darin schon den geordneten Rückzug der CSU aus dem G8:


Bad Kissingen


Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) schließt eine vollständige Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium aus. „Es gibt keine großen Schulstrukturreformen“, sagte Seehofer am Mittwoch am Rande einer CSU-Fraktionssitzung in München. Er reagierte damit auf einen entsprechenden Vorstoß des Philologenverbandes. Dieser will die Gymnasialzeit wieder auf neun Jahre verlängern, wenn auch nicht zurück zum «alten» G9. Der Verband will nun ein eigenes G9-Konzept vorlegen. „Jetzt warte ich mal ab, was die Philologen entwickeln“, sagte Seehofer. Das werde nach Auskunft des Vorsitzenden Max Schmidt rund ein Jahr dauern. „Und dann schauen wir uns das mal an“. Der Regierungschef betonte mit Blick auf das neue Flexibilisierungsjahr: „Individuell haben wir ja das G9.“ Es gehe um eine „richtige Ausgestaltung für die, die neun Jahre brauchen“.


Im Umkehrschluss bedeutet die Aussage Seehofers, dass er eine Teilrückkehr und damit eine Wahlmöglichkeit durchaus für denkbar hält. Nichts anderes fordern wir FREIE WÄHLER in unserem Volksbegehren. Es wäre nicht das erste Mal, dass Seehofer „frei wählert“ und die CSU eine Freie WÄHLER-Position übernimmt. Stichwort Studiengebühren.



3 Dezember 2013

Sichere Deutschkenntnisse vor Englischunterricht in der Grundschule

Muss ein Grundschulkind unbedingt schon Grundkenntnisse in Englisch haben oder lieber erst einmal die deutsche Sprache richtig beherrschen? Diese Kernfrage stellt sich für mich schon seit geraumer Zeit. Seit nämlich der Lehrplan der Grundschule auch verbindlich zwei Stunden Englisch-Unterricht in den Jahrgangsstufen 3 und 4 vorsieht. Zumal immer wieder von Lehrkräften wie später von Ausbildungsbetrieben die Klage kommt, dass Schulabsolventen in zunehmendem Maße neben erheblichen Rechtschreibmängeln auch sprachliche Mängel aufweisen.


Nunmehr, im Zusammenhang mit dem ab kommenden Schuljahr neu einzuführenden Grundschul-Lehrplan PLUS stellt sich diese Diskussion für mich umso mehr. Lehrerverbände, wie der Bayerische Philologenverband (bpv) sprechen sich klar für mehr Deutsch zuungunsten von Englisch in der Grundschule aus, weil  Kenntnisse im Fach Deutsch elementar seien, damit sich ein Kind auch in allen anderen Fächern am Unterrichtsgeschehen aktiv beteiligen und einbringen kann. Dieser Meinung schließe ich mich vollumfänglich an und votiere auch für mehr Deutsch und weniger Englisch in der Grundschule. Schließlich werden in Kindergarten und Grundschule das sprachliche Fundament gelegt und darüber entschieden, ob ein Kind einen erfolgreichen Schulweg beschreiten kann. Und dabei stehen für mich zunächst einmal die Grundkompetenzen im Vordergrund.




Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de


Mit tragfähigen Kompetenzen in Deutsch werden unsere Schülerinnen und Schüler an allen weiterführenden Schulen erfolgreich sein. Und um die Kinder nicht zu überfordern, sollte nach Ansicht der FREIEN WÄHLER der Englischunterricht an der Grundschule zunächst auf sicheren Deutschkenntnissen der Kinder basieren. Insofern besteht hier meines Erachtens Änderungsbedarf zumal das Kultusministerium am zweistündigen Englisch-Unterricht festhalten will.


Ein weiteres Streit-Thema ist das umstrittene Subtraktionsverfahrens, das sogenannte Abziehverfahren bei der schriftlichen Subtraktion, im Mathematik-Unterricht der Grundschule. Hierzu habe ich schon so viele Klagen von Eltern vernommen, die mich immer wieder darauf ansprechen, was denn „dieser neue Quatsch“ soll. Auch hier sage ich, Grundprinzip muss ein, dass die Anschlussfähigkeit an den weiterführenden Schulen damit gewährleistet sein muss.. Es gibt sicherlich wissenschaftlich begründete Argumente für das in der Grundschule praktizierte Abziehverfahren bei der schriftlichen Subtraktion, aber es muss letztendlich anschlussfähig sein. Aber wenn in der Grundschule Gelerntes nach ihrem Übertritt umgelernt werden muss, dann ist das mehr als daneben und muss unbedingt korrigiert werden. Auch hier will Spaenle daran festhalten.


Da gibt es also in den nächsten Monaten noch reichlich Diskussionsbedarf. Zwar hatten wir FREIE WÄHLER uns hinsichtlich des neuen Lehrplan PLUS bereits vor rund einem Jahr von einem Experten-Team einweihen lassen und dabei erfahren, dass künftig mehr auf Kompetenzen als auf Faktenwissen abgezielt werden soll, dennoch habe ich die wirklichen Innovationen vermisst. Und ein PLUS an Zugewinn für die grundschulkinder würde für mich beinhalten, dass Ungereimtheiten wie die oben erwähnten Problematiken verbessert werden und nicht schon wieder neuer Popanz aufgebaut wird.


Verwundert bin ich auch, dass Minister Spaenle dafür rühmt, die gesamte Schulfamilie bei schulpolitischen Weichenstellungen einzubinden, aber bisher weder ein Eltern-oder Lehrerverband geschweige denn Bildungspolitiker des Landtages dazu einbezogen wurden. Da frage ich mich immer wieder, warum stets das Ministerium oder die Landtags-CSU festlegen, wann die Schulfamilie mitentscheiden darf und wann nicht?



2 Dezember 2013

Spaenle ohne Visionen

Bayerns Schulen dürfen sich in den nächsten Jahren wohl auf frostige Zeiten gefasst machen. Diesen Eindruck vermittelte zumindest Bildungsminister Spaenle bei seinem ersten Auftreten im Bildungsausschuss des Bayerischen Landtages in der neuen Legislaturperiode  Denn das, was er für die nächsten fünf Jahre für Bayerns Schulen in Aussicht stellte, war dürftig. Viel altbekannte Lippenbekenntnisse und keinerlei Visionen etwa wie es um die Zukunft der Mittelschul-Standorte aussieht. Vielmehr hat er mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben.


Kategorisch schloss er große Strukturreformen an den bayerischen Schulen für die kommenden Jahre aus und auch weitere Personal-Stellen gibt es keine. Auch eine Antwort auf meine Aufforderung, eine klare Aussage zur Zukunft der sogenannten demografischen Rendite in der Lehrerversorgung und einem Verbleib im Schulsystem zu machen, blieb er schuldig. Da ist keine Antwort auch eine.


Nach Jahren mit gravierenden Veränderungen, etwa am Gymnasium, seien jetzt Ruhe und pädagogische Verlässlichkeit gefragt, so der Bildungsminister.




 Helene Souza  / pixelio.de

Helene Souza / pixelio.de


Dies müsse nicht zwangsläufig Stillstand bedeuten, folgerte er. Doch angesichts der vielfältigen bevorstehenden Aufgaben wie Inklusion, individuelle Förderung, ungenügende Unterrichtsversorgung und der Umsetzung der Ganztagsschule, frage nicht nur ich mich, wie das ohne neue Ressourcen funktionieren soll. Schließlich kann ein Auto, das jahrelang gut lief auch nicht plötzlich schneller fahren ohne dass man zusätzliche Maßnahmen wie Motor-Tuning vornimmt. Und den Lehrkräften an Bayerns Schulen können nicht noch weitere Aufgaben aufgebürdet werden, irgendwann ist Schluss mit lustig.


Ziel der Staatsregierung sei es, das bestehende differenzierte Schulsystem in den kommenden Jahren stetig weiterzuentwickeln. Da bin ich ganz seiner Meinung, nur wie soll eine Weiterentwicklung ohne zusätzliche Mittel erfolgen?


Und gerade an den aufgezeigten Beispielen wie bessere Chancen für Kinder mit ausländischen Wurzeln und individuelle Lernzeit für jeden Schüler, zeigt sich im Besonderen, dass nur zusätzliches Lehrerstunden hier wirklich Besserung ermöglichen.


Insofern war das einzig erkennbare "Herzstück unserer Politik" (Spaenle) nebulöses Herumgestochere in irgendwelchen Bekundungen ("wir wollen..., wir wollen..., wir wollen"), aber Lösungsvorschläge blieb er schuldig.



2 Dezember 2013

FW-Gesetzentwurf G8/G9 im Bildungsausschuss abgelehnt – jetzt zählt das Volksbegehren

Das war wohl klar, die CSU hat im Bildungsausschuss unseren Gesetzentwurf zur Wahlfreiheit G8/G9 am bayerischen Gymnasium abgelehnt. Überraschend war lediglich mit welchen Argumenten die Mehrheitsfraktion krampfhaft versuchte unser Vorhaben, den Schülern und Eltern mehr Zeit zum Lernen und Leben zu geben, abschmetterte. Die ländlichen Gymnasien seien damit im Bestand gefährdet, die Schülerbeförderung sei in Gefahr, Verunsicherung der Eltern würde eintreten, weil diese sich schon (!) nach der vierten Klasse entscheiden müssten, ob sie G8 oder G9 wählen. Bei so viel Einfallsreichtum fällt mir ehrlich gesagt NICHTS mehr ein und ich konnte mir nicht verkneifen meinem Gegenüber, dem Berichterstatter  der CSU zu sagen, dass er sich erst einmal mit der Materie ernsthaft befassen und nicht einfach Ministeriumsvorgaben verlesen sollte.


Denn genau das Gegenteil ist im ländlichen Raum der Fall. Durch weniger Nachmittagsunterricht steigt die Akzeptanz des Gymnasiums, wissen wir doch genau, dass die Übertrittsquoten in ländlichen Regionen denen der Städte arg hinter her hecheln und dort gymnasialgeeignete Schülerinnen und Schüler zuhauf lieber den Weg über die Realschule und Fachoberschule nehmen. Auch mit dem Argument der Schülerbeförderung gelang dem CSU-Berichterstatter der berühmte Griff in die Leere, denn gerade in den ländlichen Räumen gibt es bis heute – wohlgemerkt 10 Jahre nach Einführung des G8 – sehr viele Gymnasien, die nicht genügend Buslinien am Nachmittag anbieten können und deshalb die Schüler oft stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, ehe sie um halb fünf Uhr mit dem einzigen und letzten Bus in ihre Heimatorte kommen.


Und die Verunsicherung der Eltern, dass sie bereits nach der vierten Klasse entscheiden müssten, welche Form des Gymnasiums sie wählen, ist schlichtweg der Hammer und an Unkenntnis nicht mehr zu überbieten. Wann entschieden die Eltern denn derzeit, wann ihr Kind auf welche Schulart wechselt? Außerdem bietet gerade die in unserem Gesetzentwurf enthaltene Wahlfreiheit den Kinder und Eltern die Möglichkeit erst nach der 6. Jahrgangsstufe sich endgültig für das G8 oder das G9 zu entscheiden.




Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de


Ja, es ist bitter, wenn man solche Argumentationen von der Gegenseite hört. Und es ist noch folgenschwerer, dass solche Kollegen in der Mehrheit über die Bildungspolitik in Bayern der nächsten fünf Jahre entscheiden. Die CSU will keine Mitsprache der Menschen vor Ort und nicht auf die mehrheitliche Stimmung im Freistaat hören, die besagt, dass rund 70% der Bürgerinnen und Bürger das G9 wollen, sondern stur an ihrem Irrweg G8 festhalten. Zehn Jahre Probleme mit dem G8 in Bayern sind der CSU scheinbar nicht genug, denn trotz vieler Korrekturen am G8 ist es bis heute nicht gelungen, Ruhe ins G8 zu bringen.


Uns FREIEN WÄHLERN gilt vor allem auch die Sorge um die Qualität des bayerischen Gymnasiums, die seit Jahren leidet, was Hochschullehrer und Dozenten uns genauso mitteilen wie Unternehmer. Denn das eigentliche Ziel, dass alle Schülerinnen und Schüler in der Lage sind mit dem Abitur ihre Studierfähigkeit zu erlangen, ist mit dem G8 gesunken, fehlende geistige Reife einer der Ursachen.


Wir FREIEN WÄHLER halten weiter fest an der Wahlfreiheit zwischen neun und acht Jahren Gymnasialzeit und werden nach der Ablehnung die Bürgerinnen und Bürger nun bayernweit noch stärker auf das Volksbegehren zu G8/G9 ansprechen, um zu erreichen, dass die Gymnasien vor Ort selbst über ihre Zukunft entscheiden können.


Denn schließlich würde die angestrebte G9-Alternative vielen Schülern nur Vorteile bringen: sowohl zur individuellen Förderung als optimale Vorbereitung aufs Studium wie auch zu mehr Zeit für Hobbys und Ehrenamt. Und dabei wird den Gymnasien keineswegs von oben herab gesagt, ob sie G8, G9 oder G8/G9 parallel umsetzen sollen, sondern wir wollen ihnen ganz im Sinne der Entwicklung von Bildungsregionen endlich die Möglichkeit geben, dies vor Ort – regional unterschiedlich – selbst zu entscheiden, so, wie es in anderen Bundesländern längst erfolgreiche Praxis ist.


Deshalb trauen wir unseren Landkreisen sehr wohl zu, in Bildungsregionen mit allen Beteiligten ein Schulangebot umzusetzen, das sowohl G8, G9 oder beides parallel umfassen kann. Das entsprechende Gremium dafür ist ganz im Sinne von mehr Eigenverantwortung der Schulen – wie es Spaenle stets propagiert, aber im Ernstfall anders handelt - das Schulforum, bestehend aus Lehrern, Eltern, Schülern und Kommunalvertretern. Die Ablehnung des Gesetzentwurfs zeigt einmal mehr, wie „ernst“ es die CSU mit ihren Ankündigungen zu mehr Mitsprache der Bürgerinnen und Bürger meint.



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