Der Kontrast hätte stärker nicht sein können. Am Vormittag habe ich mit zugkräftigen Argumenten im Bildungsabschluss des Bayerischen Landtages unseren Gesetzentwurf zur Wahlfreiheit G8/G9 erfolglos verteidigt. Anschließend duellierte ich mich mit einem CSU-Kollegen in einem Fernseh-Streitgespräch zu eben jenem Thema und am Abend ..., ja da erlebte ich dazu passend ein Deja-vu.
Bei der Nominierungsversammlung des FREIE WÄHLER-Ortsverbandes in Neuendorf stand plötzlich ein Zuhörer auf und meinte: "Ich hoffe so sehr, dass wir bald diese 25 000 Unterschriften und noch viele mehr zusammen haben, dass diesem G8-Wahnsinn endlich ein Ende gemacht wird!"
Er, der Zuhörer, erlebe die Auswirkungen tagtäglich bei seiner Arbeit in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie und sehe, wie das G8 die Kinder psychisch krank mache, wie die Fälle monatlich und über die Jahre gesehen kontinuierlich zunehmen würden und der Schaden für unsere Gesellschaft enorm sei. Da er auch als Fußballtrainer arbeite, könne er meine zuvor getätigte Aussage zum abnehmenden Engagement von Kindern im Sportverein bestätigen. Seit der Einführung des G8, gehe die Zahl der Schüler und Jugendlichen stetig zurück.
Bums, da war er also, der Werbe-Blog für die parallel herumgereichte Unterschriftenliste, die im Anschluss bis auf die letzte Zeile ausgefüllt zurück kam und für die ich nicht mehr werben musste. Manchmal braucht man nur die richtigen "Engel", sprich Unterstützer zur rechten Zeit.
![Screenshot der Seite www.volksbegehren-g9.de auf der man sich über das Volksbegehren mit allen Details informieren kann. Hier ist es auch möglich selbst Unterschriftenlisten herunterzuladen.](https://www.guenther-felbinger.de/wp-content/uploads/2013/12/g8-1024x775.jpg)
Screenshot der Seite www.volksbegehren-g9.de auf der man sich über das Volksbegehren mit allen Details informieren kann. Hier ist es auch möglich selbst Unterschriftenlisten herunterzuladen.
Dieser Fußballtrainer, der allen Anwesenden bestens bekannt war, weil Einheimischer, hatte mit seinem Statement zum Zustand des bayerischen Schulsystem viel mehr in seinen Bann gezogen als ich es mit den besten Argumenten je gekonnt hätte. Und seine Schlussfolgerungen waren so klar und eindeutig wie es kein Anderer überzeugender hätte darbringen können: "Wir müssen dieses Schulsystem Entschleunigen, so geht es nicht mehr weiter. Was hilft uns das tolle Abschneiden bei PISA, wenn wir dafür kranke Kinder haben?"
Irgendwie war das alles wie ein Deja-vu für mich, waren das doch genau jene Argumente mit denen ich am Vormittag noch auf taube Ohren im Landtag bei den Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktion gestoßen war. "Absurd, ... welche Schulen besuchen Sie, ... sowas habe ich noch nie gehört, ... Sie tun gerade so, als wenn der Besuch eines Gymnasiums in Bayern krank mache", waren da die nahezu wörtlichen Reaktionen der Mehrheitsfraktion.
Ja, so nah liegen Leid und Freud auch eines Politikers zusammen. Ich habe mich nicht nur über das leidenschaftliche Plädoyer des Fußballtrainers gefreut, sondern bin umso mehr motiviert dieses Thema G8 erfolgreich wieder in ein G9 überzuführen. Zum Wohle unserer Kinder und Jugendlichen und ... vor allem zum Wohl von uns allen. Denn wenn man weiß, dass die Kostenpauschale für einen Tag stationärem Aufenthalt in einer Jugendpsychiatrie bei rund 400€ aufwärts liegt, dann kann man sich leicht ausmalen, was wir uns mit unserer Wahlfreiheit der Gesellschaft und auch den Jugendlichen ersparen könnten.
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