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31 Mai 2013

Polizeidienststellen auch weiterhin arm dran!

Ob in der Finanzverwaltung, bei den Lehrern, den Beamten der Inneren Verwaltung oder der Polizei, das Dilemma ist überall im Öffentlichen Dienst seit der Stoiberschen Sparwut Anfang des Jahrtausends im Freistaat dasselbe: Personalmangel. Alle sich stets wiederholenden Aufschreie werden diskret und in bestimmtem Rhythmus mit einem Wundpflästerchen in Form einiger zusätzlicher Stellen behandelt, eine Heilung weit gefehlt. Nun wurden diese Woche mit markigen Worten seitens des Innenministers Herrmann wieder einmal die Wunden der Polizei in Bayern mit einem größeren Pflaster versucht zu kitten und verkündet, dass in diesem Jahr 1050 fertig ausgebildete Polizisten für mehr Sicherheit im Freistaat sorgen sollen.




Dieter Schütz /PIXELIO / pixelio.de




Toll - könnte man meinen. Doch der nächste Gedanke lässt sehr schnell an die anstehende Landtagswahl denken und da kommt es gut, wenn man die Hoffnungen nicht enttäuscht, sondern mit neuen Stellen erfüllt. Doch handelt es sich bei den neuen Stellen wirklich um ein „größeres Pflaster“? Weit gefehlt, denn wenn man die Ruhestandsversetzungen von 740 Beamten in diesem Jahr dagegen setzt, dann bleiben nur noch rund 300 Polizisten unterm Strich übrig, die künftig tatsächlich für mehr Sicherheit in Bayern sorgen können. Und auch bei den 1050 „Neuen“ nimmt es der Innenminister nicht so ernst, 450 haben schon im Frühjahr ihren Dienst angetreten, sodass eigentlich in Kürze nur noch 600 ihren Dienst beginnen. Solche Darstellungen sind mir auch aus dem Kultusministerium mittlerweile bestens bekannt. Dort werden alle Lehrer mehrmals aufgezählt als zusätzliche Stellen für mehr Migrationsförderung, für zusätzliche individuelle Förderung oder oder oder. Unterm Strich gibt es die Stelle aber nur einmal. Auch das ist Politik der CSU: Wein predigen und Wasser einschenken.


Auch Unterfranken wird mit immerhin 72 Neulingen für die insgesamt 29 Polizeidienststellen relativ üppig aus München bedient. Besonders freut es mich, dass durch meinen Einsatz in den vergangenen Wochen für eine stärkere Personaldecke bei der Polizeistation Gemünden nun zum August zwei zusätzliche Polizisten in der Dreiflüssestadt ihren Dienst verrichten sollen. So hat es mir zumindest die Polizeipräsidentin Liliane Matthes, die ich kürzlich zum wiederholten Male diesbezüglich aufgesucht habe, berichtet. Anlass dazu boten die Beschwerden vieler Bürgerinnen und Bürger aus dem Altlandkreis Gemünden, die sich durch eine Vielzahl von Einbrüchen in ihrem Sicherheitsgefühl bedroht sehen. Dass daran durchaus auch etwas dran ist haben Nachfragen beim Innenministerium hinsichtlich der deutlichen Steigerung der Einbrüche, der Drogendelikte und diverser weiterer Straftaten innerhalb des letzten Jahres bei gleichzeitig rückläufiger Zahl tatsächlich verfügbarer Polizeibeamter in Gemünden ergeben.


Einer Initiative von Bürgern im Sinngrund ist zu verdanken, dass dieses Thema auch bei einer Podiumsdiskussion in Burgsinn nochmals thematisiert worden ist und somit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Scheinbar ist die Rechnung aufgegangen, denn von den 3,5 neuen Stellen für den Landkreis Main-Spessart fielen ausgerechnet zwei auf die kleinste Polizeistation, während die Inspektionen in Karlstadt mit einer und Marktheidenfeld mit 0,5 Stellen schlechter weg gekommen sind.


Dass damit gerade einmal die größten Löcher gestopft sind, muss uns allen klar sein. Schließlich fährt die Bayerische Staatsregierung ganz nach dem Motto ‚Mut zur Lücke‘ und besetzt ihre Soll-Stellen – also die Stellen, die nötig sind, um die Funktionsfähigkeit und Aufgabenbreite einer Polizeidienststelle zu gewährleisten – nur mit 80 Prozent. Mit anderen Worten: es herrscht ein dauerhaftes Defizit von rund 20 Prozent an Polizeibeamten. Was dies gerade für kleinere Dienststellen bedeutet erleben wir hier im Landkreis hautnah. So pfeifen alle aus dem letzten Loch und können immer wieder nur mit Kunstgriffen und Überstunden die Funktionsfähigkeit aufrecht erhalten. Jeder Leiter einer Polizeidienststelle ist froh, wenn er nachts zumindest eine Streife auf der Straße hat.




Arno Bachert / PIXELIO / pixelio.de




Hinter all dem darf man nicht außer Acht lassen, dass sich der Innenminister brüstet den höchsten Personalstand aller Zeiten zu haben. Starker Tobak, bedenkt man dass die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger bei wachsenden Aufgaben und einer stets voranschreitenden Globalisierung und damit einhergehenden Grenzöffnungen nur auf dem Rücken der Polizeibeamten gewährleistet ist. 1,2 Millionen Überstunden beweisen dies und zeigen, dass nach wie vor Polizei-Notstand in Bayern herrscht. Und nicht von ungefähr kommt des Innenministers Feststellung, dass vor allem die Präsenz in den ländlichen Räumen gestärkt werden soll.


Letztendlich ist mit den 72 neuen unterfränkischen Polizeibeamten lediglich der seit Jahren herrschende Abwärtstrend gestoppt. Denn wenn man die Personalzuteilungen 2013 mit den Pensionierungen und sonstigen Abgängen verrechnet, bleiben unterm Strich pro Dienststelle in Unterfranken nur ein zusätzlicher Polizist. Und das ist zu wenig, denn wenn nun Gemünden aufgrund unserer Proteste zwei Beamte zugeteilt bekommt, muss Lohr auf einen Beamten verzichten und das kann nicht sein. Der Staat steht für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in Lohr und Umgebung genauso in der Pflicht wie für andernorts.



31 Mai 2013

Eltern werden fürs G9 abstimmen

Es klingt auf den ersten Eindruck als ein mehr als schwerwiegender Vorwurf, den Mediziner den Machern des G8 entgegen halten: Psychostress versus Medikamentenversuche. Aber was ist dran angesichts der rapide nach oben schnellenden Verordnungen von Ritalin und Co an Schülerinnen und Schüler in Bayern? Da darf die Frage „G8 oder „Wie viel halten Schüler aus?“ durchaus gestellt werden.




Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / PIXELIO / pixelio.de




Immer wieder erschreckend finde ich es, Wortmeldungen von betroffenen Schülern zu lesen, wie beispielsweise die Folgende: „Ich finde es wirklich sehr gut von Ihnen, dass sie sich darum bemühen, G8 abzuschaffen, finde es auch traurig, dass erst in den letzten zwei Jahren Menschen darauf gekommen sind, dass das G8 keine gerechtfertigte Lernform ist, unter dem Gesichtspunkt ‚Das G8 stellt eine Verletzung der UN Kinderrechte dar‘. Traurig finde ich es allerdings, dass mein Jahrgang (ich gehe momentan in die 11te Klasse eines Gymnasiums) einfach seit der fünften Klasse mit dem G8 konfrontiert und im Stich gelassen wurde und jedes Schuljahr merken musste, dass etwas mit den Anforderungen und den verlängerten Schultagen nicht stimmt. Damals hat sich niemand dafür interessiert, ich fühle mich wie jemand, dessen Jahrgang man zusammen mit anderen dazu ausgenutzt hat, um zu testen, ob G8 anwendbar ist. Meiner Meinung nach müsste man diejenigen, die G8 ins Leben gerufen haben, direkt ihres Amtes entheben, da sie diesem nicht gewachsen zu sein scheinen. Tun Sie was sie können, Herr …., um G8 abzuschaffen. Meine volle Unterstützung haben Sie dafür“.


Vergegenwärtigt man sich diese Beschreibungen einer Elftklässlerin, dann ist es umso dringender erforderlich unser Volksbegehren zügig voran zu treiben. Mit der von uns angestrebten Wahlfreiheit zwischen G8 und G9neu werden wir einen wichtigen Zwischenschritt hin zur Abschaffung des G8 machen. Ich bin mir ganz sicher, dass auch Bayerns Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern mit den Füßen abstimmen werden und nach einer Wahlfreiheit das G8 „endlagern“. Die Beispiele in Hessen und Baden-Württemberg zeigen uns, dass dort der Trend – ist die Wahlfreiheit erst einmal erreicht – ungebrochen zum G9neu führen wird.


So haben sich beispielsweise am Gymnasium Rutesheim, in dessen Einzugsgebiet die Ingenieure von Bosch und Porsche wohnen, trotzdem – oder gerade deswegen – fast alle Eltern in diesem Jahr bei der Anmeldung für das G 9 entschieden, so dass das Gymnasium vollkommen (fünfzügig) auf G 9 umgestellt wird. Diese Eltern wollen ihren Kindern einfach etwas mehr Zeit gönnen für die Bewältigung ihres Pensums und für außerschulische Aktivitäten. In Pforzheim wurde ein Gymnasium nahezu überrannt mit G 9 Anmeldungen, statt fünfzügig wie im letzten Jahr könnten es nun zehnzügig werden. Die Schüler werden jetzt auf ein benachbartes Gymnasium umgeleitet, so dass neun G 9 Züge eingerichtet werden können. Ähnliche Voraussagen wage ich für unseren Freistaat, wenn wir die Wahlfreiheit erkämpft haben.




Marvin Siefke / PIXELIO / pixelio.de




In einem neuen G9 müssen dann längstens auch endlich die von Ärzten angemahnten Aspekte von mehr Bewegung und Gesundheitserziehung mit einfließen. Schließlich beobachten wir seit Jahren mehr Typ II Diabetes in immer jüngeren Jahren, ebenso Depression usw.. Versuche auch von uns FREIEN WÄHLERN mit entsprechenden parlamentarischen Initiativen mehr Schulsport ins Schulsystem zu implementieren, prallten an den Wänden des Kultusministeriums ab. Nach wie vor werden wöchentlich rund 40 000 Sportstunden an Bayerns Schulen nicht gehalten, obwohl der Lehrplan diese ausweist - den Kultusminister stört es nicht.


Ohnehin gab es nie ein pädagogisches Argument für das G8, aber heute gibt es jede Menge gesellschaftspolitisch hochrelevanter Argumente für ein neues, modernes G9 mit zukunftsrelevanten Themen wie mehr Bewegung, mehr Übung in Präsentation, Diskussionsführung, analytischem Denken,  Social Skills und ähnlichem. Dies muss allerdings sorgfältig entwickelt werden und in einem solchen Prozess befinden wir uns. Bei einem erfolgreichen Volksbegehren könnte das Schuljahr 2014/15 der Beginn einer neuen Ära für Bayerns Gymnasiasten sein. Schule sollte dann auch am Gymnasium wieder Spaß machen dürfen – auch den Lehrern!


Von denen erhalte ich im Übrigen auch vermehrt Zustimmung, wie beispielhaft folgende Mail darlegt: „Nicht nur als Lehrer am ….-Gymnasium M. , sondern auch als Personalrat und Sprecher eines Arbeitskreises ´Bildung und Politik´ der Personalräte der Gymnasien in M. schicke ich Ihnen auf diesem Weg ein paar Gedanken zum Stand des bayerischen Gymnasiums aus Lehrersicht. Entstanden sind sie im vergangenen Herbst. Kerngedanke war und ist ein "Tempo 30", d.h. die Tatsache, dass mehr als 30 Unterrichtsstunden pro Woche nur zerstörend in mehrerlei Hinsicht wirken.  Zum Ausdruck soll mit der kleinen Mail gebracht werden, wie sehr viele Lehrerinnen und Lehrer (abgesehen von vielen Eltern) Ihre Initiative des Volksbegehrens begrüßen und eine strukturelle Änderung des bestehenden Gymnasiums als Voraussetzung für einen vernünftigen Weg sehen“.


Schon teilweise lächerlich finde ich dagegen die vehementen Versuche der Eltern- und Lehrerverbände unser Volksbegehren „per Anordnung“ zu bekämpfen. So widerspricht sich der bpv in einer Pressemitteilung vom 30.4.2013, indem er einerseits sagt „Es wäre fatal, eine Schulart aufzubauen, die ein Zwei-Klassen-System anbietet! Weder darf es eine Unterscheidung zwischen Stadt- und Landgymnasien, noch eine solche zwischen einem Gymnasium für gute und geeignete Schülerinnen und Schüler und einem solchen für weniger gute und geeignete geben! Wir brauchen für unser Gymnasium einen einheitlichen Charakter, um gymnasiale Bildung ‚aus einem Guss‘ weiter zu gewährleisten“.


Das klingt ja geradezu nach einem weiter so, wie wir FREIE WÄHLER es nicht haben wollen. Wir wollen ein Gymnasium mit mehr Gerechtigkeit und Zeit zum Lernen und Leben. Und wenn dann der bpv in selbiger Pressemitteilung einige Sätze weiter folgert: „Seit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums hat der bpv immer darauf hingewiesen, dass viele Schülerinnen und Schüler das Ziel gymnasiale Bildung besser in neun Jahren erreichen“ frage ich mich schon, wo denn jetzt die tatsächliche Zielrichtung dieses Lehrerverbandes ist?



24 Mai 2013

Zwei Ansichten: Das Rededuell


Zwei Ansichten: Das Rededuell zur Zukunft des Gymnasium zwischen Kultusministerium und Günther Felbinger



Dr. Ludwig Unger, Pressesprecher des Bayerischen Kultusministeriums

Für das Flexibilisierungsjahr



Die Freien Wähler eröffnen bei ihrem Volksbegehren eine Systemdebatte, sie setzen auf ein Gegeneinander zwischen G8 und G9 und machen das Gymnasium zur Baustelle. Dabei fehlt den Freien Wählern ein klares Konzept. Sie gefährden mit ihrem Ansatz, parallele G8- und G9-Züge an einem Gymnasium anzubieten, kleine Gymnasien auf dem Lande, fördern ungleiche Bildungsbedingungen in der Stadt und auf dem Land und schränken die Wahlmöglichkeiten der Schüler ein. Der einzelne Schüler soll am bayerischen Gymnasium mehr Lernzeit bekommen, wenn er sie braucht und wann er sie braucht - seine individuelle Lernzeit. Das hat das Kultusministerium mit Eltern, Schülern, Lehrkräften und Direktoren an einem Runden Tisch 2012 vereinbart. Das wird nun umgesetzt. Das achtjährige Gymnasium hat sich grundsätzlich bewährt, wird aber mit der Schulfamilie weiterentwickelt. Die Staatsregierung geht dabei folgenden Weg:


1. Künftig wird jeder Schüler eines staatlichen Gymnasiums in Bayern nach einer pädagogischen Beratung wählen können, ob er acht oder neun Jahre am Gymnasium in Anspruch nimmt.


2. Dieses Modell der individuellen Lernzeit basiert auf einem Frühwarnsystem, neuen zusätzlichen Intensivierungsstunden bis hin zu einem Flexibilisierungsjahr.


3. Das Flexibilisierungsjahr können Gymnasien für die Schüler in der Mittelstufe anbieten.




Günther Felbinger, bildungspolitischer Sprecher der Freien Wähler


Freie Wahl zwischen G8 und G9



Freie Wahl zwischen G8 und G9


Wir Freie Wähler treten grundsätzlich für die Stärkung der Demokratie durch mehr basisdemokratische Einflussmöglichkeiten ein. Bei einer trotz zahlreicher Nachbesserungen am G8 immer noch kontrovers diskutierten Schulart sollten nun die Betroffenen selbst entscheiden können, wie die gymnasiale Schullaufbahn der bayerischen Kinder künftig aussehen soll.


Deshalb streben wir Freie Wähler die Wahlfreiheit zwischen einer achtjährigen und neunjährigen Form des Gymnasiums an, um den Schülern wieder mehr Zeit zum Lernen und Leben zu ermöglichen. Das G9 neu ermöglicht durch das zusätzliche Schuljahr eine Vertiefung der Lerninhalte und wird damit das Leistungsniveau am Gymnasium wieder anheben und die Studierfähigkeit erhöhen. Zusätzlich ermöglicht es den Schülern ein weiteres Jahr der Reife.


Außerdem sorgt die Wahlfreiheit für mehr Bildungsgerechtigkeit, denn viele Eltern sind gerade deshalb unzufrieden und scheuen sich vor allem im ländlichen Raum, ihre Kinder, selbst wenn sie für das Gymnasium geeignet sind, auf einer Schule anzumelden, weil ihnen diese derzeit keinen Raum für außerschulische Aktivitäten lässt.


Im Gegensatz zu dem vom Bayerischen Kultusministerium geplanten Flexibilisierungsjahr bietet das schülerfreundliche Konzept der Freien Wähler ein funktionierendes Modell der individuellen Lernzeit, von dem alle Schüler profitieren können.



24 Mai 2013

Volksbegehren Wahlfreiheit G8/G9neu gestartet!

Seit vielen Wochen ist es nun im Gespräch, das anvisierte Volksbegehren für eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9neu am Gymnasium, also die Wahlmöglichkeit zwischen dem achtjährigen und dem neunjährigen Gymnasiumsbesuch. Ich schreibe bewusst G9neu, denn wir FREIE WÄHLER wollen nicht rückwärtsgewandt sein und alte Muster neu auflegen, nein, wir wollen ein besseres Gymnasium für unsere Schülerinnen und Schüler. Nicht nur wir FREIE WÄHLER kritisieren das achtjährige Gymnasium, sondern vor allem Eltern, Schüler und auch die Mehrheit der Lehrkräfte. Wir  möchten deshalb jedem die Wahl lassen, ob er lieber das G8 oder das G9 besuchen möchte.




Lupo / PIXELIO / pixelio.de




Bei einem Informations- und Diskussionsabend in Roth haben wir kürzlich unser Gymnasiums-Konzept vorgestellt und bei einer Reihe weiterer Veranstaltungen in ganz Bayern werde ich dies in den nächsten Wochen weiter verbreiten. Geht es nach uns FREIEN WÄHLERN, sollen künftig Lehrer, Schüler, Eltern und Sachaufwandsträger im Schulforum gemeinsam entscheiden, ob ihre Schule komplett zum G8- oder zum G9-Gymnasium wird oder ob sie beides anbietet. Das ist vor allem eine Frage der Schulgröße. Für kleinere Gymnasien im ländlichen Raum bis ca. 500 Schüler bietet sich dabei eher die erste Variante an, während für große Schulen auch problemlos ein Nebeneinander von G8 und G9 organisierbar ist.


Uns FREIE WÄHLER ist es wichtig, dieses Thema erst breit mit der Bevölkerung zu diskutieren. Die Wahlfreiheit soll kein Schnellschuss werden, wie damals das G8 bei Stoiber. Die Nachteile des G8 liegen für mich klar auf der Hand: Die Jugendgruppen in Vereinen, Verbänden und Organisationen erleben einen starken Rückgang, weil die Kinder durch das G8 keine Zeit mehr für Dinge neben der Schule haben. Aus diesem Grund besuchen schon jetzt viele Schülerinnen und Schüler lieber gleich eine Realschule, weil sie das für den für sie angenehmeren Weg halten und weil sie dort mehr Freizeit haben.


Unser Plan für das „neue“ G9 ist relativ einfach und simpel: Der alte Lernstoff des G8 wird auf neun Jahre gestreckt. Dadurch verteilen sich die Wochenstunden im G9 so, dass die Schüler keinen Nachmittagspflichtunterricht mehr haben. So bleibt den Schülern mehr Zeit zum Lernen, für Hobbys, Vereine und Sport. Die Vorteile der Wahlmöglichkeit sind immens. Auf dem Land wird das Gymnasium wieder attraktiver werden und die Übertrittsquoten können sich angleichen. Im Moment ist es so, dass im Landkreis Starnberg die Übertrittsquote bei 80 Prozent liegt, im ländlichen Raum dagegen bei nur etwa 20 Prozent. Die Schülerinnen und Schüler sind gleich intelligent – aber die Bedingungen unterschiedlich. Eltern auf dem Land schicken ihr Kind wegen des Nachmittagsunterrichts nicht auf ein Gymnasium. Sie scheuen die langen Nachhausewege für ihre Kinder am Abend – verständlich!




Gabi Schoenemann / PIXELIO / pixelio.de




In Baden-Württemberg und Hessen ist die Wahlfreiheit bereits erfolgreich eingeführt worden. Insofern müssen wir nichts neu erfinden, sondern können von anderen Bundesländern lernen. Dennoch gibt es nach wie vor viele Skeptiker, u.a. politische Mitbewerber sowie Lehrer- und Elternverbände, die noch nicht überzeugt sind. Wobei man dazu wissen muss, dass genau jene Lehrer- und Elternverbände sehr CSU-gesteuert agieren und sich zumindest offiziell bedeckt und kritisch geben. Doch das schreckt uns Freie Wähler nicht ab: wir werden weiterhin Überzeugungsarbeit leisten. Wir wollen keine Politik von oben, sondern sind für Demokratie. Deswegen werden wir die Menschen, die es betrifft, befragen und haben in dieser Woche den Startschuss zum Volksbegehren zur Wahl zwischen G8 und G9 gegeben.


Und hier noch eine kleine Anmerkung zur Finanzierung: Das G9neu kostet keinen Cent mehr als das G8! Das aufs Erste schier unglaubliche erklärt sich sehr schnell: weil die Zahl der Unterrichtsstunden insgesamt gleich bleibt und sich nur auf eine längere Zeitspanne verteilt, gibt es keinen zusätzlichen Lehrerbedarf – und somit keine Mehrkosten.


Mehr Infos zum Thema Volksbegehren G8/G9neu finden sie hier!



24 Mai 2013

Automatenschulung bringt Missstand an den Tag

Wie wichtig es ist sich vor Ort auch mit vermeintlich kleinen "Problemchen" der Bürgerinnen und Bürger auseinander zu setzen, wurde mir wieder einmal bei der von mir initiierten Automatenschulung am Bahnhof Retzbach / Zellingen deutlich.



Sich in der großen Auswahlpalette an Angeboten für Bahnkunden zurecht zu finden ist das eine. Den richtigen Ansprechpartner vor Ort zu haben, um all den Ärger los zu werden den man auf vielen Erlebnissen bei Bahnreisen hat, das andere. Beidem konnte ich mit Hilfe des Fachtrainers der Reiseverkehrsleitung Süd der Deutschen Bahn AG, Werner Irsigler, auf den Grund gehen. Und vor allem wurde eine große Fehlkonstruktion, nämlich die falsche Positionierung des Fahrkartenautomates und der damit verbundenen hohen Sonneneinstrahlung, selbst dem Bahn-Experten schon nach wenigen Momenten offenkundig und er versprach, Abhilfe zu schaffen: "Da hat man keine Chance etwas zu sehen!" , erkannte er. Banale Aspekte wie die Höhe des Automaten, die es vielen Menschen schon nicht ermöglichten freie Sicht auf das Display zu haben, fielen dabei ebenfalls auf. Das rund 50 Zentimeter hohe Podest auf dem der Fahrkartenautomat platziert ist, muss um rund die Hälfte gekürzt werden, sodass überhaupt jeder Bahnkunde ausreichend Sicht auf das Display hat.


Auch gegen die ungünstige Sonneneinstrahlung versprach Irsigler Linderung. Hierfür habe die Deutsche Bahn bereits ein neues schräg im Automaten liegendes Display entwickelt, das bereits in den neuen Geräten standardmäßig enthalten ist. Für Retzbach müsse nun ein Austausch anvisiert werden. Ich habe Herrn Irsigler gleich signalisiert, dass er dies weiter geben soll, ansonsten werde ich der Bahn diesbezüglich weiter in gewohnter Weise auf die Füße treten.
Auch in punkto barrierefreiem Zugang zum Bahnsteig 2 in Retzbach werde ich nicht locker lassen. Zwar wurde mir erst kürzlich vom bayerischen DB-Konzernchef Josel mitgeteilt, dass Bahnsteig 1 nur aufgrund von ohnehin nötigen Reparaturarbeiten barrierefrei gestaltet wurde, jedoch gebe ich mich damit nicht zufrieden. Der Zustand des Bahnsteiges 2 ist nun auch nicht wirklich vorzeigbar, sodass sich sicher zeitnah auch dort bei genauem Hinsehen " Reparaturbedarf" einstellen könnte.



Es kommt eben auf die Sichtweise an. So ganz nebenbei bleibt festzustellen, dass die Gewinner der Automatenschulung auf jeden Fall die teilnehmenden Retzbacher Bürgerinnen und Bürger waren, denn diese wissen nun auch den Weg, wie man statt für 179 Euro für nur 29 Euro mit der Bahn ab Retzbach nach Paris fahren kann.



24 Mai 2013

Vom Wahlverhalten und seinen Folgen

Zwei Fragen beschäftigen mich, seit ich dieser Tage mit einigen Bürgermeistern eine Diskussion über unser Wahlprogramm geführt habe: Wann ist die (finanzielle) Leistungsfähigkeit einer Gemeinde oder Stadt so beeinträchtigt, dass es auch die Bürger merken? Und vor allem wie schmerzhaft muss diese Einschränkung sein, dass es auch das Wählerverhalten bei einer Bezirks- oder Landtagswahl entsprechend beeinflusst?




Wilhelmine Wulff / PIXELIO / pixelio.de




Reicht es - wie im Fall des Bürgermeisters aus der Rhön -  dass eine städtische Einrichtung wie die Stadtbibliothek geschlossen werden muss weil die Stadt das Geld dazu nicht mehr aufbringen kann, um überhaupt den Haushalt des laufenden Jahres genehmigt zu bekommen? Oder wie im Fall meiner Heimatstadt Gemünden, dass das Hallenbad geschlossen werden musste, weil die Sanierungskosten nicht aufgebracht werden konnten?


Wohl kaum ein Wähler bringt eine solche Freizeitangebotseinschränkung mit der seit Jahren miesen und ungenügenden Finanzierung der Kommunen durch den Freistaat und den Bund in Verbindung. Denn während Finanzminister Söder in München damit prahlt eine Milliarde Euro an Schulden des Freistaates zurück zu zahlen und Ministerpräsident Seehofer damit kokettiert Bayern bis 2030 schuldenfrei machen zu wollen, krebsen die Kommunen wegen seit Jahren gekürzter Zuschüsse für die Schülerbeförderung, reduziertem Anteil am Kfz-Steuerverbund oder gestrichenen Zuschüssen für Abwassersanierungen an der Überlebensgrenze herum.


Letztendlich spart der Freistaat seit Jahren auf dem Rücken der Kommunen, nur merken das die wenigstens Bürgerinnen und Bürger, weil sie meistens die Zusammenhänge nicht kennen und sich nicht dafür interessieren. Prügelknaben sind dann auf unterster lokaler Ebene meistens die Gemeinde- und Stadträte sowie die Bürgermeister, die dies ausbaden müssen und sich von den Bürgern entsprechend beschimpfen lassen dürfen.


Dabei stinkt der Fisch wie so oft am Kopf. Würden Freistaat und Bund ihrer  Pflicht nachkommen und die Kommunen ordentlich finanzieren sodass diese durch entsprechende Förderprogramme überlebenswichtige Aufgaben der Daseinsvorsorge wie eben Abwasserkanalsanierungen, Straßenerhaltungsmaßnahmen, Hallenbadsanierungen oder Unterhaltungskosten von Kindertageseinrichtungen ohne "Klimmzüge" schultern könnten, dann wäre das Leben manches Bürgermeisters erträglicher und für die Bürger lebenswerter.


Nun stehen gerade wir FREIE WÄHLER für die Stärkung der Kommunen und für eine bessere Finanzausstattung dieser. Aber dem Wähler genau die oben dargestellten Zusammenhänge nahe zu bringen und zu verdeutlichen ist ungeheuer schwer. Deshalb habe ich hier auch mal mit diesem Beitrag versucht, ein bisschen Transparenz in den Finanzierungsnebel hinein zu bringen.


Es ist halt tausendmal einfacher zu verkünden, dass Bayern sprudelnde Steuereinnahmen hat, als den Wählerinnen und Wählern reinen Wein einzuschenken und auch zu sagen, wofür diese Steuern verwendet werden. Denn unsere gezahlten Steuern sollten eigentlich so "verwaltet" werden, dass sie vor allem zumindest in angemessener Weise den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort zu gute kommen und nicht wie beispielsweise die Einnahmen aus den Kfz-bezogenen Steuereinnahmen, die zu rund 40 Prozent - immerhin 55 Milliarden Euro – , eben NICHT dem Straßenunterhalt zufließen. Geradezu grotesk, dass in diesem Zusammenhang Ramsauer und Co über eine PKW-Maut nachdenken und damit erneut die Autofahrer abzocken wollen, anstatt einfach die Gelder dafür zu nutzen, wofür sie erhoben werden.



17 Mai 2013

Tabularasa im Landtag

Tabularasa hieß es in dieser Woche im Bayerischen Landtag. Seit Wochen ist der Landtag nun schon in den Schlagzeilen gewesen wegen den Beschäftigungsverhältnissen mit Verwandten. Und gerne zitiere ich an dieser Stelle unseren Fraktionsvorsitzenden Hubert Aiwanger, der in seiner ihm eigenen Art treffend feststellte: „Das CSU-Establishment hat uns die Suppe eingebrockt, an der wir alle zu würgen haben“


In der Tat haben wir die ganze Verwandten-Affäre der Dreistigkeit einiger CSU-Abgeordneter wegen der Beschäftigung von Ehepartnern und Kindern als Mitarbeiter zu verdanken. Nur gut, dass mit dem nun von allen Fraktionen beschlossenen neuen Abgeordnetengesetz künftig die Beschäftigung von Verwandten bis vierten Grades ausgeschlossen ist. Und ich hoffe auch, dass das Kesseltreiben gegen alle Abgeordnete bald ein Ende hat.


Ich kann gut nachvollziehen, dass die „Vetternwirtschaft a la CSU“ oder „Verwandtenaffäre“ bei den Bürgerinnen und Bürgern für großes Aufsehen und Entsetzen sorgt. Auch insgesamt hat dieser Vorfall dem Ansehen des gesamten Bayerischen Landtages erheblich geschadet. Schließlich sind wir Abgeordnete in der Volksmeinung ja nun alle „Abzocker“, „zu gut bezahlt“ und „nicht in der Lage mit staatlichen Geldern umzugehen“.


Komisch kommt mir dabei nur vor, dass sich die letzten 13 Jahre kein Journalist, keine Bürgerinnen und Bürger über die von CSU, SPD und Grüne geduldeten Machenschaften aufgeregt hat. Rufe von durchaus kompetenter Seite, wie der Diätenkommission des Landtages unter Vorsitz von Prof. Oberreuther, hatten bereits im Jahr 2000 auf diese kritischen Beschäftigungsverhältnisse hingewiesen und ein Ende angemahnt, passiert ist dann aber leider nichts. Erst jetzt, nach Bekanntwerden der Schmid‘schen- und Winter‘schen-Eskapaden, bewegte man sich im Sprintschritt voran und hat nun mit dem strengeren Abgeordnetengesetz zum großen Halali geblasen.


Und wie? Galt bis ein Tag vor der Abstimmung des Gesetzes noch der sogenannte „Aiwanger-Vorschlag“, dass künftig keine Verwandte bis dritten Grades als Mitarbeiter eingestellt werden dürfen  als Konsens unter allen Fraktionen, setzten in einer Nacht- und Nebelaktion am Abend vor der Abstimmung vier Parteien noch einen drauf und wollen auch künftig „Vettern“ und „Cousinen“ keine Arbeitserlaubnis in den Abgeordnetenbüros erteilen.


Dass dies kurzzeitig dazu geführt hat, dass kolportiert wurde, dass wir FREIE WÄHLER als einzige Fraktion ausscheren würden, lag vor allem daran, dass wir uns in der Fraktion einstimmig zum dritten Grad positioniert hatten. Wie ich finde im Übrigen vollends ausreichend, denn ich muss ehrlich gesagt schwer überlegen, wer überhaupt mein vierter Verwandtschaftsgrad ist. Manchmal kann man den Bogen auch überspannen!





http://www.fw-landtag.de


Nichtsdestotrotz stehe ich für Transparenz – was ich schon vor rund einem Jahr als einziger Abgeordneter im Bayerischen Landtag durch meinen „Gläsernen Abgeordneten“  begonnen habe und stehe deshalb auch klar hinter dem verschärften neuen Abgeordnetengesetz. Nur frage ich mich ernsthaft, warum die neue CSU-Fraktionsvorsitzende Stewens, „es ausdrücklich begrüßt, dass die FREIEN WÄHLER nun doch dem verschärften Abgeordnetengesetz zustimmen werden“. Hätte sie mal besser in den vergangenen 13 Jahren solche Ratschläge ihrer Partei gegeben, dann hätten wir jetzt nicht dieses unrühmliche Feld zu beackern.



Schließlich schlossen wir FREIEN WÄHLER uns nach einer fraktionsinternen Aussprache am Abstimmungstag dem Vorschlag „vierter Verwandtschaftsgrad“ an, wenngleich Hubert Aiwanger von einem "Riesenberufsverbot für Tausende von Leuten" spricht und deshalb  auch das neue Gesetz als verfassungsrechtlich bedenklich ansieht.


Ob mit dem neuen Abgeordnetengesetz die „Verwandtenaffäre“ jetzt tatsächlich entschärft ist, wage ich zu bezweifeln, kamen doch noch am gleichen Tag neue Informationen ans Tageslicht und sorgten für weiteren Wirbel.  Einem Bericht der AZ zufolge sollen 34 Landtagsabgeordnete im Jahr 2000 noch Familienmitglieder eingestellt haben - als bereits klar war, dass die Beschäftigung von Verwandten Ende 2000 verboten werden würde. Stimmen diese Angaben, so hatten Ende 1999 nur 45 Landtagsabgeordnete Verwandte eingestellt - Ende 2000 waren es dann 79.


Somit steht nun der Verdacht im Raum, dass die 34 Abgeordneten bewusst die Übergangsfrist genutzt haben könnten, obwohl die Beschäftigung von Verwandten damals eingeschränkt werden sollte. Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) lehnte eine Veröffentlichung der Namen am Donnerstag mit dem Argument ab, dies sei relevant für die derzeitige Überprüfung des Landtagsamts durch den Obersten Bayerischen Rechnungshof (ORH)  des Landtags für die 187 Abgeordneten. Bleibt die Frage, warum?



Insgesamt 79 Landtagsabgeordnete hatten seit dem Jahr 2000 Ehefrauen oder Kinder als Bürohilfen angeheuert. Dies war nach bayerischem Abgeordnetengesetz rechtens, hat aber trotzdem eine Welle der Empörung ausgelöst. Nach derzeitigem Kenntnisstand waren unter den 79 Abgeordneten nur zwei, die möglicherweise gegen Rechtsvorschriften verstoßen haben: der frühere CSU-Fraktionschef Georg Schmid und Georg Winter, der frühere Vorsitzende des Haushaltsausschusses.


Ebenfalls nicht veröffentlicht werden soll, wie viel Geld die fünf Kabinettsmitglieder an die Staats- beziehungsweise Landtagskasse zurückgezahlt haben, die nach ihrer Berufung ins Kabinett noch ihre Ehefrauen beziehungsweise Schwester beschäftigt hatten, obwohl doch Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) noch in der vergangenen Wochen mehrfach Transparenz zugesagt hatte.


Geregelt wurde in dem neuen Abgeordnetengesetz übrigens auch die künftige Regelung für die Veröffentlichung von Nebeneinkünften. Einigkeit besteht darin, dass Verstöße gegen die Veröffentlichungspflicht künftig hart bestraft werden können. Wenn ein Abgeordneter falsche Angaben über die Höhe seiner Einkünfte macht, kann ihm die Hälfte seiner jährlichen Diäten gestrichen werden. Diskutiert wird noch, wie genau das Einkommen in Zukunft offen gelegt werden muss.



17 Mai 2013

Die Abgeordneten und das Geld…

Wenn ich eine Besuchergruppe – wie in dieser Woche bunt zusammengewürfelt aus meinem Wahlkreis Unterfranken – im Landtag zu Gast habe, dann werde ich in der Diskussion stets mit der Frage konfrontiert, warum nicht alle Abgeordnete ständig im Plenarsaal präsent sind. Teilweise erhebliche Lücken in den Reihen der Abgeordneten, Desinteresse an den Ausführungen der vortragenden Redner, Beschäftigung mit Notebook oder Manuskript-Studium sind so meist die Beobachtungen, die mir die Landtagsbesucher entsetzt zurückmelden.



So schrieb mir auch dieser Woche nachdem ich dies auf facebook gepostet hatte, ein facebook-User: „Ja genau Günther, diese Frage schreit nach einer Antwort...ok immer können sicher nicht alle da sein, aber es sind manchmal so wenige, auch im Bundes und Europaparlament, da frage ich mich schon was tun die alle, für was werden die bezahlt !?“ Aus Sicht des Besuchers und neutralen Beobachters kann ich das wirklich gut nachvollziehen. Und in früheren Zeiten als ich noch nicht dem Parlament angehört habe, war meine Verwunderung über diese Geschehnisse auch sehr groß.


Heute kann ich mit nunmehr viereinhalbjähriger Parlamentserfahrung für nahezu alle Kolleginnen und Kollegen sagen, dass wir nicht die „faulen Säcke“  sind, für die wir gehalten werden. Ich versuche das einmal zu erläutern. Eine Plenarsitzung ist die höchste Zusammenkunft des Parlaments, bei der Sachverhalte in Form von Gesetzen oder Anträgen durch die Legislative beschlossen werden. Diese Sachverhalte werden in allen Fraktionen und darüber hinaus in den Arbeitskreisen der Fraktionen ausgiebig und umfassend mehrmals diskutiert und beraten. Danach werden die Ergebnisse einer Fraktion in den zuständigen Ausschüssen nochmals - oft sogar mehrmals - ebenso ausschweifend behandelt.


Erst danach werden sie in der Plenarsitzung, die meistens über 6 bis 12 Stunden geht und auch schon mal erst nachts um 24 Uhr endet, von den jeweiligen Fachpolitikern vorgetragen. Da geht es von der Agrar- über die Bildungspolitik, zu Abwasserproblematiken, Haushaltsfragen bis hin zum Schutz der Fischbestände vor dem Fischotter. Da alle diese Themen bereits mehrfach in den Fraktionen, Arbeitskreisen, Ausschüssen usw. diskutiert wurden, kennt jeder Abgeordnete die Argumente der anderen zu Genüge. Deshalb sind meist nur die Abgeordneten der jeweiligen Ressorts vor Ort im Plenarsaal.


Alle anderen sind in der Zwischenzeit dann nicht etwa beim Kaffeetrinken, sondern arbeiten entweder in ihren Büros an diversen Bürgeranliegen oder führen Gespräche mit Verbänden, Organisationen, Berufsvertretungen und Besuchergruppen. Es ist mitnichten so, dass wir uns hier langweilen, wir hören nur nicht mehr die ganzen vielen Stunden einer Debatte nach der anderen zu um uns die Argumente anzuhören,  die wir alle schon auswendig können.


Zumal die sogenannten „Münchner Tage“, also die drei Präsenz-Tage im Maximilianeum, straff organisiert und strukturiert sind und kaum Zeit zum Essen geben. Deshalb müssen die Zeiten möglichst effizient genutzt werden. Zumindest bei mir ist dies so, denn wenn man innerhalb einer Fraktion eine Sprecherfunktion und somit einen bestimmten Verantwortungsbereich hat, braucht man sich keine Sorge um Langeweile zu machen. Denn dann sind nebenher noch Pressemitteilungen, Gespräche, Abstimmungen zu bestimmten Positionen, Veranstaltungsplanung und Vieles mehr nötig. Da bleibt weder Zeit für ein Besuch des Biergartens noch für einen Abstecher in die Innenstadt, sondern meistens gerade nur so viel, um von einem Raum zum nächsten zu kommen um dort wieder seinen Mann zu stehen. Dennoch macht der Job sehr viel Spaß denn er bietet eine außerordentliche Vielfalt und eine hohe Flexibilität!



17 Mai 2013

Radverkehr im ländlichen Raum attraktiver machen

Manchmal kommt unverhofft oft. So musste ich dieser Tage kurzerhand beim beliebten Mittagsgespräch des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) Bayern für einen Kollegen in die Bresche springen und das Thema „Radverkehr – auch im ländlichen Raum?“ aus Sicht der FREIEN WÄHLER „beackern“. Da ich des Öfteren mit dem Zweirad unterwegs bin - und wenn es zeitlich möglich ist auch Termine mit dem Zweirad wahrnehme- habe ich diese Gelegenheit gerne genutzt, um zu diesem nicht so oft in der breiten Öffentlichkeit diskutierten Thema Stellung zu beziehen.



Es ist festzustellen, dass das Thema Radverkehr gerade in ländlichen Gebieten häufig vernachlässigt wird. Dabei gibt es im ländlichen Raum beim Radverkehr ein enormes Potential! Es ist viel Luft nach oben vorhanden bedenkt man, dass 3/4 aller auf dem Land zurückgelegten Wege innerorts sind. Die Hälfte aller auf dem Land mit dem Auto zurückgelegten Wege sind gar kürzer als fünf Kilometer. Ein Großteil davon könnte natürlich auch mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Doch bei der Betrachtung des Radverkehrs im ländlichen Raum gegenüber den Ballungsgebieten gibt es einen bedeutenden Unterschied: Während das Fahrrad in der Stadt durch die Kombination mit dem Öffentlichen Personennahverkehr das Auto für viele gänzlich ersetzen kann, ist dies in ländlichen Gebieten derzeit und wohl auch in naher Zukunft kaum vorstellbar.


Zu sehr sind die Menschen in den ländlichen Gebieten durch die zunehmende Entflechtung von Wohnen, Bildung, Einkaufen und anderen Versorgungsfunktionen auf das Auto als flexibles und witterungsunabhängiges Transportmittel angewiesen. Somit kann das Fahrrad also nicht gänzlich als Ersatz zum Automobil gesehen werden. Vielmehr müssen sich beide Formen des Individualverkehrs sinnvoll ergänzen und zwar mit dem Ziel, dass in Zukunft möglichst viele Strecken nicht mehr nur mit dem Auto, sondern umwelt- und gesundheitsfreundlich mit dem Fahrrad zurückgelegt werden können.


Dazu sind aus meiner Sicht eine Reihe von Maßnahmen denkbar und nötig, aber nur einige wesentliche Gesichtspunkte halte ich für erfolgsversprechend. Denn ich bin mir sicher dass wir,  wenn wir die Rahmenbedingungen weiter verbessern erreichen können, dass die mit dem Rad zurückgelegten Wege auf dem Land von bisher 8 Prozent in Zukunft deutlich auf einen zweistelligen Prozentbereich ansteigen können.


Um dies zu erreichen müssen wir zum einen den konsequenten Ausbau des bayerischen Radwegenetzes samt verbesserter Beschilderung nachdrücklich angehen und zum anderen die Verknüpfung mit dem ÖPNV und Fernverkehr verbessern. Für Ersteres müssen Bund und Freistaat ihre Hausaufgaben machen und mehr Geld für Radwege entlang von Bundes- und Staatsstraßen einplanen und zudem die Zuschüsse an die Gemeinden für kommunale Radwege erhöhen. Zuletzt nahm der Bund seine Mittel von einstmals 100 Millionen Euro in 2010 auf 60 Millionen Euro im laufenden Jahr 2013 zurück. Und auch der Freistaat schraubte die Radwegemittel von 12,8 Millionen Euro in 2009 auf 9,3 Millionen Euro zurück.



Für die zweite wichtige Herausforderung, der besseren Verknüpfung mit dem Öffentlichen Personennah- und fernverkehr, sind vor allem Bahn, Freistaat und Kommunen gefordert, sich verstärkt für Fahrradstationen an Bahnhöfen einzusetzen und bessere Mitnahmemöglichkeiten von Fahrrädern in Zügen zu ermöglichen. Wir brauchen hier deutlich neue Akzente. So wäre etwa eine Rahmenvereinbarung zwischen Freistaat und DB Region nach dem Vorbild Nordrhein-Westfalens hilfreich, um die oft sehr langwierigen Verhandlungen mit den verschiedenen Bahnunternehmen auf eine solide Basis zu stellen, sodass nicht jede Kommune das „Rad“ wieder neu erfinden muss.


Für die Fahrradmitnahme in den Zügen braucht es ebenso einheitliche Regelungen -auch über Ländergrenzen hinweg - und mehr Engagement seitens der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, die bereits als Besteller die Ausschreibungen für die Regionalbahnen so gestalten muss, dass zumindest im Nahverkehr weitestgehend einheitliche Regelungen für die Fahrradmitnahme gelten.


Letztendlich sind wir alle gefordert die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen, um den Radverkehr gerade auf dem Land attraktiver zu machen. Und die Frage „Radverkehr, auch im ländlichen Raum?“ ist mit einem klaren: „JA, natürlich und in Zukunft gerne noch viel mehr davon!“ zu beantworten.


Alles in allem hat der Radverkehr im ländlichen Raum noch viel Entwicklungspotential und alleine mit einer Optimierung des Radwegenetzes wäre für viele Radfahrer im ländlichen Raum sehr viel erreicht. Wir FREIE WÄHLER werden diese Herausforderungen nachdrücklich angehen!



17 Mai 2013

Social Media machen Vereine für Jugendliche attraktiv

Sind Vereine heutzutage Auslaufmodelle oder doch Treffpunkte der Generationen? Festzustellen gilt nach wie vor: jeder Zweite Deutsche ist Mitglied in einem Verein und gut 40 Prozent des bürgerschaftlichen Engagements findet im Verein statt. Dennoch steht die Organisationsform scheinbar aufgrund nachlassender Bereitschaft zur Übernahme von Ehrenämtern und wegbleibender Jugendlicher vor einer Bewährungsprobe. Fehlt es an mangelnder Attraktivität für Jung und Alt? Wohl eher nicht!


Wie also können die ehrenamtlich geführten Vereine von der „Generation facebook, twitter und youTube“ profitieren und daraus sogar Gewinn ziehen? Dieser Frage ging ich ausgerechnet im 574 Einwohner zählenden Schönderling im Landkreis Bad Kissingen zusammen mit dem Medienberater und Internetaktivisten Tilman Hampl bei einer Diskussionsveranstaltung nach.



Braucht etwa ein Verein, um up-to-date zu sein, einen Internetauftritt oder gar eine Facebook-Seite? Meines Erachtens ein klares „Ja“! Wenn wir die „Generation facebook, twitter und youTube“ für uns gewinnen wollen, dann müssen wir auch in deren Sprache und mit deren Handwerkszeug hantieren. Diese nüchterne Betrachtungsweise fand nicht sofort den Gefallen der Zuhörer aus den örtlichen Vereinen und Organisationen. Zu sehr war der Blick noch auf das halb leere anstatt auf das halb volle Glas gerichtet.


Vorbehalte, etwa was alles Negatives bei kritischen Äußerungen etc. passieren könne, zusätzlicher Zeitaufwand und auch der unmittelbare Nutzen gelten nach wie vor als Hinderungsgrund für den Einen oder Anderen, sich mit den sozialen Medien auseinander zu setzen. Sehr treffend fand ich deshalb die Darstellung von Tilman Hampl mit den „zwei Welten“. Einerseits die reale Welt, in der wir uns tagtäglich bewegen und arbeiten, sowie andererseits die digitale Welt, mit der wir mittlerweile auch immer mehr in der Freizeit und im Alltag konfrontiert werden. Oder haben Sie etwa noch nicht in der Straßenbahn die eifrigen Smartphone-User in ihr Gerät starren sehen, bei Veranstaltungen Menschen auf ihrem iPad herumtippend beobachtet oder vielleicht selbst den in der Tageszeitung abgedruckten Link auf dieser oder jenen Seite in den sozialen Medien nachgeschaut?




Gerd Altmann / PIXELIO / pixelio.de




Insofern sind wir längst mehr oder minder umgarnt von diesen Informationsbringern, von Doodle, Skype, Hangout und Groups. Warum also sollten sich Vereine dies nicht zu Nutze machen? Wie faszinierend es Jugendliche doch finden, wenn der Übungsleiter mit seinen Sportlern per Doodle den nächsten Kinobesuch ausmacht. Wie interessant ist doch ein youTube-Video, das darstellt wie Jugendliche des Vereins auf der letzten Feuerwehrübung irgendwelche aufgestellten Pappkameraden mit der Wasserspritze zum Fallen bringen und leere Wassereimer durch die Gegend fliegen lassen. Oder wie ansprechend für Kinder und Jugendliche ein solches Kurzvideo über den fast abenteuerlich wirkenden Stegbau einer THW-Jugendgruppe ist. Wie amüsant kann gar ein Schnappschuss einer Chorprobe eines Gesangs- oder Musikvereines sein, wenn dabei vielleicht auch nicht unmittelbar zweckgebundene Aspekte dargestellt werden. „Lernen Sie, seitliche Geschichten zu erzählen“, appellierte mein Mitstreiter Hampl .


Deshalb gehört es eigentlich zum Kerngeschäft eines zukunftsorientierten Vereins sich der ‚Social Media‘ zu bedienen und kostenlose Imagepflege sowie Informationsaustausch auf kurzem Wege zu betreiben und gleichzeitig Interesse zu wecken. Ich bin überzeugt, dass bereits jetzt in jedem Verein der ‚Macher‘ einer facebook-Seite Gewehr bei Fuß steht, die Vorstandschaft muss nur bereit sein den Startknopf zu drücken und die Furcht vor einem Kontrollverlust ablegen. „Gib denen einen Job!“ formulierte es Hampl folgerichtig, denn dadurch erhöht sich die Identifikation mit dem Verein, neue Sympathisanten werden gewonnen und potentielle Multiplikatoren bringen den Verein ins Gespräch.


Lamentieren nicht gerade oft Vereinsfunktionäre, dass ihre Arbeit zu wenig gewürdigt und dargestellt wird? Klagen nicht gerade viele Vereine über mangelnden Nachwuchs? Dabei bietet facebook, youTube und Twitter doch genau all diese Möglichkeiten um das Ehrenamt attraktiv darzustellen. Die Mitmach-Generation muss nur zum Mitmachen animiert werden und dazu müssen auch Vereine deren Sprache treffen und neben dem sporteln, musizieren, singen und organisieren auch mehr denn je in die „andere Welt“ abtauchen.


Nicht von ungefähr nutzen mittlerweile auch Schulen die sozialen Medien als schnellsten Informationsüberbringer und geben via facebook kurzfristige Veränderungen durch Stundenausfall oder wie im vergangenen Winter gehandhabt, nachts um 3 Uhr den Schulausfall wegen der schwierigen winterlichen Straßenverhältnisse, bekannt.



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