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27 Oktober 2011

Wir brauchen mehr Solidarität bei der Gesundheitsversorgung

Mit einer sogenannten Interpellation zur „Medizinischen Versorgung in Bayern“ haben wir FREIEN WÄHLER in dieser Woche die Staatsregierung ein zweites Mal innerhalb einer Woche zu dem wichtigen Thema Gesundheit herausgefordert. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass das derzeitige Gesundheitssystem seiner Aufgabe, die medizinische Versorgung aller Bürger wohnortnah zu sichern, nicht mehr im notwendigen Umfang gerecht wird.

Die Dualität von Gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und Privater Krankenversicherung (PKV) hat auch dazu geführt, dass die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung steigen und der Leistungsumfang abnimmt, von überlangen Wartezeiten auf einen Behandlungstermin ganz zu schweigen. Gleichzeitig wir den Ärzten ein unüberschaubarer Berg an Bürokratie aufgebürdet, wofür sie noch nicht einmal eine leistungsgerechte Honorierung erhalten.

Anders als in der PKV: die Gutverdienenden zahlen nicht in die solidarische GKV ein, sondern versichern sich in der PKV ohne Sozialausgleich. Deshalb haben unsere Gesundheitspolitiker das Modell der „Sozialen Gesundheitsversicherung“ entwickelt, mit dem keine Sonderstellung mehr gegeben ist, sondern vielmehr alle solidarisch in ein System einzahlen.

Die PKV stellt momentan noch eine leistungsgerechte Vergütung der Ärzte sicher. Die logisch zwingende Konsequenz ist, eine Reform zu entwickeln, die die bewährten Regelungen der PKV in ein Gesamtsystem aufnimmt. Zudem muss ein sozialer Ausgleich sicher gestellt werden. Dies kann nur durch ein neues Gesundheitskonzept geschehen, denn das jetzige System ist nach unserer Ansicht nicht mehr reformierbar. Dies zeigen sehr deutlich die vielen Reformbemühungen der vergangenen Jahrzehnte, von denen keine auch nur ansatzweise zum Erfolg geführt hat.

Auch bei der Debatte in dieser Woche versuchte Gesundheitsminister Söder unser Konzept wieder schlecht zu reden und sprach von einem „Modell am grünen Tisch“. Es ist jedoch wesentlich mehr, denn selbst bei der jüngsten Vorstellung im Bundesgesundheitsministerium zeigte man großes Interesse dafür. Es ist sicherlich ein revolutionärer Ansatz, denn damit würden in der Tat alte Zöpfe abgeschnitten und ein radikaler Schnitt gemacht werden, der aber unserer Ansicht nach auch nötig ist, um die mafiösen Verstrickungen und Verflechtungen der Lobbyisten der Ärzteschaft, Pharmaindustrie und Aktiengesellschaften zu entwirren.

Weitere Informationen zum Modell der "Sozialen Gesundheitsversicherung" finden Sie hier:FW-Konzept_Soziale_Gesundheitsversicherung




Nur ein neues Gesundheitskonzept kann die wohnortnahe Versorgung aller Bürger sichern. Das jetzige System ist nach unserer Ansicht nicht mehr reformierbar! Bild: Alexandra-H. / PIXELIO



27 Oktober 2011

Gleichwertigkeit auch für berufliche Schulen

Gleichwertigkeit muss auch für die beruflichen Schulen hergestellt werden. Wenn über Bildung gesprochen wird, dann kommen die beruflichen Schulen in der Öffentlichkeit meistens kaum zur Sprache. Aber gerade die beruflichen Schulen bieten mittlerweile exzellente Möglichkeiten zum Erwerb hochwertiger Bildungsabschlüsse. Rund 43 Prozent der Hochschulzugangsberechtigungen werden über den Weg der Fach- bzw. Berufsoberschule erworben.Gleichzeitig stehen aber für diese Schulart zu wenige Lehrerstellen zur Verfügung, sodass nicht einmal der Pflichtunterricht erteilt werden kann.

Es ist eigentlich ein Skandal! Eine der aussichtsreichsten Schularten wird kaputt gespart. Grund hierfür sind die kontinuierlich steigenden Schülerzahlen in den vergangenen zehn Jahren, die durch die bayerische Staatsregierung nicht in gleicher Weise mit zusätzlichen sogenannten Lehrerstellenäquivalenten versehen worden sind. Das führt zu der Tatsache, dass im Schuljahr 2009/10 an Berufsschulen und beruflichen Oberschulen 13 222 Wochenstunden nicht gehalten werden konnten, was 540 Stellenäquivalenten entspricht.

Diese Zahlen stehen im eklatanten Widerspruch zu der von der Staatsregierung stets betonten Gleichwertigkeit der beruflichen Schulen. Um diese tatsächlich herzustellen, sind an den beruflichen Schulen finanzielle und personelle Rahmenbedingungen zu schaffen, die nicht nur den Pflichtunterricht sicherstellen, sondern auch Spielraum für die immer bedeutendere individuelle Förderung in Form von Förder- oder Ergänzungsunterricht sowie Wahlfächern zu geben. So wird beispielsweise an vielen beruflichen Schulen kein Sportunterricht erteilt, weil hierfür keine Stunden da sind. Besonders prekär war auch im Schuljahr 2010/11 die Situation an der FOS/BOS Marktheidenfeld, wo rund 50 Wochenstunden wegen fehlender Lehrkräfte nicht erteilt werden konnten.

Somit ist es unerlässlich, dass unverzüglich Maßnahmen seitens der Staatsregierung ergriffen werden müssen, um dem Unterrichtsausfall entgegen zu wirken. So konnten wir FREIEN WÄHLER einen entsprechenden Antrag der GRÜNEN voll unterstützen. Umso erstaunlicher, dass die Mehrheitsfraktionen entgegen dem Wissen, dass nicht einmal der Pflichtunterricht an den bayerischen beruflichen Schulen durchgeführt werden kann, diesen Antrag ablehnte.

Gerade die beruflichen Schulen bieten mittlerweile exzellente Möglichkeiten zum Erwerb hochwertiger Bildungsabschlüsse. Bild: Florentine/ PIXELIO



25 Oktober 2011

Meine Rede im Bayerischen Landtag vom 25.10.2011

Thema war an diesem Tag die Umwandlung der ehrenamtlichen Stelle der Bayerischen Behindertenbeauftragten in eine hauptamtliche Stelle, die sich damit verstärkt um die Umsetzung der Inklusion in Bayern kümmern kann.



Copyright: Bayerischer Landtag.


25 Oktober 2011

Ihr seid das Volk!

Über die vermeintliche Politikverdrossenheit der deutschen Jugend.

„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“

Bereits der alte Sokrates konnte ein Spottlied über die Jugend singen. Seinem Katalog an Vorwürfen könnte man in der heutigen Zeit noch um das Laster derPolitikverdrossenheit erweitern. Die „Generation Praktikum“ oder auch „Generation-Null-Bock“ scheint sich vor allem durch Passivität und grenzenloses Desinteresse an politischen Themen auszuzeichnen.
Doch ist dem wirklich so?

Ich frage mich: ist Politikverdrossenheit nicht der Spiegel einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung? Den großen Volksparteien brechen die Stimmen weg, die Zahl der Wechselwähler nimmt zu, von den Boykottwählern erst gar nicht zu sprechen. Der Wutbürger hat, so scheint es, den Wahlbürger abgelöst.

Doch es gibt noch Hoffnung. In der aktuellen Studie der design akademie berlin in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung „sprichst du politik“ wird ganz klar das Interesse an Politik der an der Studie teilnehmenden Bachelor- und Masterstudenten deutlich. Der Geist ist willig, doch die oft umständliche Sprache der Politik bleibt unverständlich. Eindeutiges Fazit der Studie, nicht nur Politik solle auf Augenhöhe stattfinden, sondern auch das Sprechen darüber.

Bereits in der Schule muss nachgearbeitet werden, Kürzungen im Sozialkundeunterricht nehmen den Schülerinnen und Schülern die Chance zur Teilhabe am politischen Bildungsprozess. Wir leben in einer parlamentarischen Demokratie, deren Regeln und Gegebenheiten zusammen mit den Schülern erarbeitet werden müssen. Nur wer die politischen Vorgänge versteht, kann sich aktiv beteiligen und nun auch wirklich Teil haben.

So viel man über die Piratenpartei auch spotten mag, das Konzept der „Liquid Democracy“ oder auch der „Flüssigen Demokratie“ kommt gerade bei der internetaffinen jungen Generation an. Flüssig bezieht sich dabei auf die angestrebte Aufhebung der Trennung zwischen rein repräsentativen und direkteren Formen von Demokratie. Durch die immer größer werdende Vernetzung der heutigen Gesellschaft sollen Entscheidungen wieder aus Diskursen mit möglichst vielen Beteiligten hervorgehen.

Ob sich zukünftig Formen der Liquid Democracy im politischen Alltag durchsetzen werden, ist bisher noch völlig offen – sicherlich kann eine virtuell geführte Debatte nicht ein handfestes politisches Streitgespräch ersetzen, aber ergänzen. Wir müssen uns dem offenen Dialog mit allen politisch interessierten Jugendlichen stellen, auch wenn das heißt, dass wir neue (technische) Wege beschreiten müssen.

Auf zu neuen Ufern, auch mittels neuester Technik. Bild: Dieter Schütz/ PIXELIO



24 Oktober 2011

„Mit Biss gegen Studiengebühren“ – Erfahrungsbericht

Das Thema Studiengebühren ist nicht nur wegen des gerade wieder begonnenen Wintersemesters hochaktuell, sondern auch auf Grund der von der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion gestarteten Apfelaktion „Mit Biss gegen Studiengebühren“ an den bayerischen Hochschulen und Universitäten und der vom Landesverband initiierten Unterschriftenaktion für ein Volksbegehren, in die Diskussion geraten. Sowohl bei einer Unterschriftensammelaktion beim Herbstmarkt in Gemünden als auch beim Verteilen der Äpfel an die Studentinnen und Studenten vor der Stadtmensa in Würzburg wurde mir klar, dass hier noch viel Aufklärungsbedarf besteht.

Der Freistaat Bayern ist derzeit neben Niedersachsen noch das einzige Bundesland indem es Studiengebühren gibt. Diese betragen pro Semester und je nach Hochschule zwischen 330 und 500 Euro. Laut einer Studie bezahlen im Übrigen bei rund 60 Prozent der Studierenden die Eltern die Studiengebühren. Bleiben also noch satte 40 Prozent, die diesen nicht unerheblichen Betrag selber finanzieren müssen und hierfür in der Regel neben dem Studium „jobben“ müssen, um die Studienbeiträge zu finanzieren. Hier sind wir auch gleich bei einem Hauptkritikpunkt - der sozialen Ungerechtigkeit - denn Bildung muss in meinen Augen jedem Bürger kostenfrei zugänglich sein.

Dass Bildungsungerechtigkeit in Bayern vorhanden ist, haben in der vergangenen Woche auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Kultusminister Spaenle zuerst bei der Eröffnung des evangelischen Gymnasiums und tags darauf – nachdem ich dies öffentlich kritisiert hatte- zugestanden, nur handeln sie im Bayerischen Landtag genau anders!

Zur Erhellung der Diskussion um die Studiengebühren, die teilweise auch in den anderen Bundesländern geführt wird, ist festzustellen, dass in Bayern die Studiengebühren „obendrauf“ gesattelt sind, das heißt, sie waren und sind kein Teil der Finanzierung der Hochschulen, sondern wurden von vorneherein mit der Maßgabe „zur Verbesserung der Studienbedingungen“ initiiert.

Richtig ist natürlich auch, dass an vielen Standorten die Studiengebühren gut und im Sinne der Studierenden eingesetzt werden. Beispielsweise wurden dafür zusätzliche Anschaffungen getätigt oder auch Stellen in Bibliotheken und Ähnliches für einen besseren Service geschaffen. Richtig ist aber auch, dass mit Stand vom 31.12.2010 noch rund 100 Millionen Euro auf den Konten der Hochschulen waren und nicht verbraucht worden sind. Der aktuelle Stand beläuft sich immer noch auf 60 Millionen Euro an Mitteln aus den Studiengebühren, die auf den Konten der Universitätsverwaltungen liegen – in Würzburg sind es an der Universität noch ca. 9,2 Millionen Euro und an der Fachhochschule rund 1,2 Millionen Euro. Da liegt doch die berechtigte Frage auf der Hand, wird das Geld überhaupt gebraucht?

Abschließend scheint mir noch ein weiterer Aspekt wichtig für die Diskussion: Mit der Abschaffung der Gebühren soll keinesfalls eine Verschlechterung der Situation für die Studierenden eintreten. Das Gesamtvolumen des Hochschuletats beträgt 2011/2012 3.300.000.000 Euro bzw. 3.500.000.000 Euro im Saldo. Wenn ich eine einfache Rechnung aufmache und von den 150.000.000 Euro die 60.000.000 Euro abziehe, die scheinbar nicht gebraucht werden, dann bin ich bei 90.000.000 Euro, deren Finanzierung mir nicht unmöglich scheint. Es handelt sich um ca. drei Prozent des Etats.

Vielleicht kann man es sich selbst an einem kleiner dimensionierten Beispiel verdeutlichen:
Wenn man unbedingt etwas kaufen will, das 3000 Euro kostet, dann wird es nicht an 90 Euro scheitern – oder? Im Haushaltsauschuss erleben meine Kollegen Markus Reichhart, dem ich an dieser Stelle für die Zahlenrecherche danke, und Manfred Pointner wöchentlich welche Summen da in Bewegung gesetzt werden oder eben auch nicht. Eine Finanzierungslücke entsteht jedenfalls nicht, wenn drei Prozent des Betrages ausfallen.

Ich selbst hätte übrigens gute Gründe für eine solche Gebühr zu sein. Schließlich habe ich mein Studium nicht nur bestanden, sondern auch mit ca. 20. 000 Euro BaFöG-Darlehens-Schulden selbst über viele Jahre meines Berufslebens „abfinanzieren“ müssen. Allerdings bin ich der Meinung, wenn dem Staat Bildung wirklich so am Herzen liegt, sollte auch sozial schwächeren Menschen der Zugang möglich sein ohne, dass diese ständig eine finanzielle Bürde mit sich tragen müssen.

Denken erwünscht? Dann bitte auch bei den Verantwortlichen im Kultusministerium! Bild: Gerd Altmann/ PIXELIO



22 Oktober 2011

Stärkung regenerativer Energieträger in der Landwirtschaft

Kein halbes Jahr nach der Atomkatastrophe in Fukushima hat uns eine Explosion in einer Atomanalage in der Nähe des französischen Marcoule einmal mehr gezeigt, wie gefährlich Atomkraft wirklich ist.

Der jüngst  beschlossene endgültige Ausstieg aus der Atomkraft ist daher nur konsequent. Wie genau der Energiebedarf gedeckt werden soll, stellt eine der zentralen Fragen der kommenden Jahre dar. Nach dem Beschluss der Bundesregierung zum Ausstieg aus der Atomenergie müssen bereits bis 2020 ganze 35 Prozent des Gesamtstromverbrauchs durch Erneuerbare Energien ersetzt werden,  bisher liegt die Quote erst bei 17%. Allein in Bayern müssen durch die Abschaltung von fünf Atomkraftwerken bis 2022 rund 48 Terawattstunden (TWh) und damit 60 Prozent des Strombedarfs durch Erneuerbare Energien ersetzt werden.

Die FREIEN WÄHLER haben sich bereits lange vor der Atomkatastrophe in Fukushima für Erneuerbare Energien stark gemacht. In mehr als 50 bayerischen Landkreisen wurde mit der Regionalen Energieoffensive ein Modell vorgestellt, das Kommunen und Bürger zu den Hauptprofiteuren der Energieproduktion macht.

„Gerade der regenerative Energieträger Biogas ist von größter Bedeutung, wenn wir die Energiewende erfolgreich bestehen wollen.“ – so Ulrike Müller, MdL und agrarpolitische Sprecherin der FREIEN WÄHLER.

Ende des Jahres 2010 habe es bereits 5.900 Biogasanlagen mit einer Leistung von 14,8 MWh in Deutschland gegeben,  gemäß einer Analyse von Dr. Claudius da Costa Gomez, Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas e.V.: „Das ist genug Strom für fünf Millionen Haushalte in Deutschland und eine große Erfolgsstory. Ende dieses Jahres werden bereits 7.000 Anlagen mit einer Energieausbeute von rund 17,8 MWh in Betrieb sein; damit verbunden sind wiederum 45.000 zukunftssichere Arbeitsplätze. Gerade wenn die Agrarpreise fallen, haben Landwirte mit Biogasanlagen Aussicht auf eine Erfolg versprechende Alternative.

Biogas hat  zudem eine große Aussicht auf gesamtgesellschaftliche Akzeptanz. Die Produktion von Biogas ist daher eine große Chance für den langfristigen Erhalt und Ausbau der bäuerlichen Landwirtschaft in Bayern. Dafür wird die Fraktion der FREIEN WÄHLER im Bayerischen Landtag auch weiterhin engagiert eintreten.




Biogas - eine Erfolgsstory mit Zukunft. Bild: Ulrich Antas/ PIXELIO



20 Oktober 2011

Mein Videopodcast – Die Umsetzung der Inklusion in Bayern

Mein erster gebärdenunterstützter Videopodcast, thematisch passend geht es um die Umsetzung der UN-Menschenrechtskonvention zur Inklusion in Bayern. Gebärdendolmetscherin ist Frau Erika Bogár-Sendelbach.



20 Oktober 2011

Krach um letztes Kindergartenjahr

Im Koalitionsvertrag der CSU/FDP steht es drin, nur wusste dies selbst Ministerpräsident Seehofer, als ihn unser Fraktionschef Hubert Aiwanger im Plenum einmal darauf ansprach, nicht. Viele bayerische Politiker wollen es, doch wenn es dann zur Abstimmung kommt, zeigt die Regierungsseite einem kostenfreien Kindergartenjahr der Opposition die kalte Schulter. So löste ein mögliches beitragsfreies letztes Kindergartenjahr in Bayern wieder einmal eine heftige Debatte aus.

Vehement sträubten sich die Regierungsvertreter gegen einen entsprechenden Gesetzentwurf, bei dem sich auch die schwarz-gelbe Mehrheit in ihrem Koalitionsvertrag für einen "mittelfristigen" Einstieg in die Beitragsfreiheit ausgesprochen hat. Rund 90  Millionen Euro an Zusatzkosten sind hierfür einzukalkulieren.

Unbestritten ist die Tatsache, dass der möglichst frühzeitige Besuch des Kindergartens vor allem hinsichtlich der Sprachförderung, den Sozialkompetenzen und auch der Werteförderung der Kinder Vorteile im Hinblick auf eine erfolgreiche frühkindliche Bildung bringt. Dass nur rund 82 Prozent der Kinder im dritten Lebensjahr den Kindergarten besuchen, veranlasst uns FREIE WÄHLER allerdings darüber nachzudenken, das erste Kindergartenjahr „beitragsfrei“ zu stellen, um so eine möglichst frühzeitige Eingliederung aller Kinder zu gewährleisten. Vor allem benachteiligte Familien, die sich den Kindergartenbeitrag nicht leisten können, profitierten davon.

Bereits in den Haushaltsberatungen zum Doppelhaushalt 2011/12 hatten wir einen entsprechenden Antrag gestellt, der jedoch keine Mehrheit fand. Deutliche Bestätigung für unser Vorhaben fanden wir bei einem von unserer Fraktion veranstalteten Expertenhearing zur „Frühkindlichen Bildung“. Nunmehr geht das Thema erneut in die nächsten Haushaltsverhandlungen ein.

Um wirklich allen Kindern in unserer Gesellschaft einen guten Start ins (Bildungs-)leben zu ermöglichen, fordern wir FREIEN WÄHLER ein beitragsfreies erstes Kindergartenjahr. Bild: Nicole Müller/ PIXELIO





18 Oktober 2011

Trojaner-Einsatz sorgt für Zündstoff

„Ozapftis“, nein diesmal nicht das Fass Bier am berühmten Münchner Oktoberfest, sondern die Computer von Bürgerinnen und Bürgern. Der Trojaner-Einsatz, eine sogenannte Späh-Software, sorgte in der vergangenen Woche für eine hitzige Plenardebatte im Bayerischen Landtag. Auch auf meinem facebook-Eintrag erlebte ich eine interessante Diskussion dazu und deshalb verlangte ich mit einer Plenumsanfrage vollständige Aufklärung.

In seiner Antwort hielt sich Innenminister Joachim Hermann betont zurückhaltend. „Die im konkreten Ermittlungsverfahren eingesetzte Software zur Quellen-Telekommunikationsüberwachung wurde von bayerischen Sicherheitsbehörden ausschließlich bestimmungsgemäß und somit nicht für Online-Durchsuchungen verwendet. Bei der Maßnahme wurden Telekommunikationsinhalte erhoben. Das Abhören verschlüsselter Telekommunikation (Quellen-Telekommunikationsüberwachung) ist aufgrund richterlicher Anordnung entsprechend der Strafprozessordnung (StPO) zulässig.

Nach Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Online-Durchsuchung 2008 ist eine Quellen-Telekommunikationsüberwachung allein am Maßstab des Art. 10 Abs. 1 Grundgesetz zu messen, wenn sich die Überwachung ausschließlich auf Daten aus einem laufenden Telekommunikationsvorgang beschränkt und dies durch technische Vorkehrungen und rechtliche Vorgaben sichergestellt ist. §§ 100a, 100b StPO stellen für derartige Eingriffe in Art. 10 Abs. 1 Grundgesetz nach herrschender Rechtsauffassung eine ausreichende Rechtsgrundlage dar.“

Soweit also die offizielle Staatsmeinung. Im Plenum ging es da etwas deftiger zu. So sind wir FREIEN WÄHLER schon der Meinung, dass Herrmanns vorgesehener Verzicht auf den Einsatz von Trojanern einem Schuldeingeständnis gleichzusetzen ist. Denn das bayerische Landeskriminalamt hat in weit mehr Fällen als bisher angenommen, Spionage-Software auf Rechner von Tatverdächtigen aufspielen lassen. Eine seit Anfang 2009 genannte Zahl von insgesamt 22 Fällen, in denen mit Programmen E-Mail-Verkehr und Telefongespräche abgefangen worden sind, zeigt dies deutlich auf.

Allein zwölfmal setzten die Ermittler die Technik in diesem Jahr ein. Bislang hatte das Innenministerium immer von fünf Fällen gesprochen. Ein Behördensprecher erklärte zwar, dass sich diese Zahl auf jene Ermittlungen, bei denen zusätzlich alle paar Sekunden heimlich Bildschirmfotos angefertigt und an Beamte weitergeleitet worden seien, beziehe. Diese Praxis hat das Landgericht Landshut allerdings mittlerweile als unzulässig eingestuft.

Inzwischen hat der bayerische Datenschutzbeauftragte Thomas Petri begonnen, die Fälle zu überprüfen. Petri hält die Rechtslage zum Einsatz von Spionage-Software durch die Polizei für mangelhaft. Sowohl in der Strafprozessordnung des Bundes als auch im bayerischen Polizeiaufgabengesetz fehlten Regeln, welche die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts umsetzen. Das "sicherheitsbehördliche Ausspähen" rufe bei den Bürgern Unsicherheit hervor. Dieser Einschätzung kann ich mich vorbehaltlos anschließen.




Außen hui, innen pfui - die Verunsicherung vieler Bürgerinnen und Bürger zum Einsatz der sog. Software zur Quellen-Telekommunikationsüberwachung ist völlig begründet. Bild: Grossi 1985/ PIXELIO



18 Oktober 2011

Die Realschule braucht Personal und bietet ein verlässliches Unterrichtsangebot

Die Realschule bietet nicht nur ein verlässliches Unterrichtsangebot, sondern ist die Boom-Schulart schlechthin. Kontinuierlich steigende Schülerzahlen, kontinuierlich wachsende neue Schulstandorte und dennoch die große Frage nach der Zukunft der Realschule, damit befasste ich mich bei einer Diskussion mit den unterfränkischen Realschule-Konrektoren in Bad Königshofen.

Und auch am kommenden Freitag steht die Realschule bei der Verbandsversammlung des Bayerischen Realschullehrer-Verbandes in Bad Kissingen im Fokus. Dort - wie auch in Königshofen - geht es um die zukünftige Ausrichtung der Realschulen in Bayern vor dem Hintergrund, dass in vielen Bundesländern der Trend zur Zweigliedrigkeit bereits beschritten worden ist und auch die Union dies in ihrem Schulkonzept anstrebt.

Wir FREIEN WÄHLER - und das habe ich auch zu verstehen gegeben - stehen hier nach wie vor zu den bestehenden Schulstrukturen wo immer es sinnvoll ist. Wir sehen jedoch überall da, wo der Handlungsbedarf aufgrund von erheblichen Schülerrückgängen gerade in ländlichen Gebieten vorhanden ist, auch Überlegungen hin zu einer engen Zusammenarbeit zwischen Mittelschule und Realschule bis hin zu einer Verschmelzung beider Schularten als geboten an.

Die teilweise dramatischen Schülerrückgänge - beispielsweise in einigen "Grenz-Landkreisen“ Unterfrankens lassen kein "weiter so" zu. Sie fordern sinnvolle Denkansätze zu einer Verschmelzung von Realschulen und Mittelschulen bzw. Ausgründung von neuen Realschulen-Standorten überall dort, wo damit ein wohnortnaher Schulstandort gehalten werden kann. Teilweise platzen Realschulen aus allen Nähten und müssen anbauen. Wieso also nicht an einem gefährdeten Mittelschul-standort eine Ausgründung schaffen, die den einen Realschul-Standort entlastet und den "neuen" Realschul-Standort stärkt?

Die wohnortnahe Beschulung muss vor allem in den ländlichen Räumen unser Ziel sein, denn sie bedeutet für Kommunen eine Stärkung der Infrastruktur und ein wesentliches Argument für den Verbleib bzw. die Ansiedlung junger Familien in den sogenannten strukturschwachen Räumen.

In den Städten funktionieren die vorhandenen Schulstrukturen ohnehin relativ problemlos. sieht man einmal vom Personalmangel und dem damit verbundenen ständigen Unterrichtsausfall ab. Hier liegen auch zumutbare Entfernungen für jede Schulart und vor allem ein funktionierender öffentlicher Nahverkehr vor, insofern gibt es hier keinen Handlungsbedarf.

Was endlich für die Realschulen gewährleistet sein muss, das sind ausreichende Lehrerstellenzuweisungen. Hohe Klassenstärken bei gleichzeitig zu verurteilenden (in den vergangenen Jahren  durch die Regierungskoalition geschaffenen) weich "gewaschenen" Übertrittsbedingungen und damit einhergehend einer zunehmend heterogenen Schülerschaft, machen es schwer, das hohe Niveau der Realschule zu halten. Hier werden dringend neue Personalressourcen benötigt, um eine "Verwässerung" des mittlere Reife- Abschlusses der Realschule zu verhindern.

Deshalb bräuchten wir dringend neben der integrierten Lehrer-Reserve an jeder Realschule auch den Aufbau einer mobilen Reserve, auf die im Bedarfsfall zurückgegriffen werden kann. Denn die Realschullehrer leisten derzeit Einzigartiges. Allein durch "Mehrarbeit" von 9,8 Prozent - dem höchsten Wert aller Schularten in Bayern - schaffen es die Kolleginnen und Kollegen, dass es nur zu einem Unterrichtsausfall von 1,7 Prozent kommt.

"Boom-Schule" - Realschule, damit dies so bleibt, braucht es strukturelle, personelle und auch ideelle Unterstützung. Bild: Dieter Schütz/ PIXELIO




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