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19 August 2011

Neues online-Abrechnungsverfahren soll BayKiBiG erleichtern

Der bürokratische Aufwand im Abrechnungs- und Auswertverfahren des Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes (BayKiBiG) werden immer von Kommunalpolitikern immer wieder heftig kritisiert. Vor allem die stetigen Anpassungen an die tatsächlich gebuchten Zeiten seitens der Eltern und Erziehungsberechtigten. Nun will das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen zur Erleichterung des Verwaltungsaufwandes ein neues onlinegestütztes Abrechnungs- und Auswerteverfahren „KiBiG.web“ einführen.

Auf Grundlage des bayerischen Kinderbildungs- und –Betreuungsgesetzes (BayKiBiG) fließen staatliche und kommunale Mittel im Umfang von jährlich über 1,7 Milliarden Euro (2011) an 103 staatliche Bewilligungsstellen, über 2000 Gemeinden und die Träger von ca. 8700 Einrichtungen. Um diese Mittel rechtzeitig und verlässlich zur Verfügung stellen zu können, bedarf es eines leistungsstarken, EDV-geschützten Abrechnungsverfahrens. Das bisherige Provisorium auf Basis von Excel-Tabellen wird nun mit Abrechnung des aktuellen Kindergartenjahres 2010/2011 durch das neue online-gestützte Abrechnungs- und Auswerteverfahren KiBiG.web abgelöst.

KiBiG.web orientiert sich am Förderverfahren nach dem BayKiBiG: Die Träger der Kindertageseinrichtungen stellen einen Antrag auf kindbezogene Förderung bei denjenigen Kommunen, in denen das jeweilige Kind den gewöhnlichen Aufenthalt hat; die Kommunen stellen Anträge bei den staatlichen Bewilligungsbehörden (Regierungen, Kreisverwaltungsbehörden) zur Refinanzierung. KiBiG.web ermöglicht dabei die Antrags- und Bescheiderstellung, die Festsetzung der Abschläge sowie deren Endabrechnung in einem System.

Vorteile des neuen Abrechnungsverfahrens werden seitens des Ministeriums versprochen, dass die Daten nicht mehr am PC in den Einrichtungen und in den Gemeinden, sondern zentral im Rechenzentrum Nord gespeichert werden. Somit entfällt der Versand umfangreicher Daten per Email. Alle Verfahrensvorgänge werden über die bestehenden Internetanschlüsse abgewickelt. Des Weiteren arbeitet KiBiG.web auf neuestem technologischem Standard und ist besonders benutzerfreundlich; die Anforderung für barrierefreie Gestaltung werden erfüllt (Art. 4 BayBGG). Außerdem ist die Anwendung prozessorientiert und verfügt korrespondierend über Fortschrittskontrollen. Eine Vielzahl von Plausibilitätsprüfungen dient der Selbstkontrolle und Fehlervermeidung. Und, die KiBiG.web verfügt über eine Schnittstelle, um künftig den Datenimport zu den Verwaltungsprogrammen der Träger ohne zusätzlichen Verwaltungsaufwand zu bewerkstelligen.

Wird das neue Online-Verfahren die Abrechnungen der Kindergärten erleichtern? Foto: Simone Hainz/ PIXELIO



16 August 2011

Warum immer wir Deutschen?

Auch deswegen freue ich mich auf Feiern in meinem Familien- und Bekanntenkreis! Da bin ich unter Menschen, die Klartext reden, angefangen vom Maurer über den Polizisten bis zum Facharbeiter und Bankkaufmann. Da kommt es dann auch schon mal vor, dass ich mir eine „abholen“ muss und Kritik für die eine oder andere Sache erfahre. Doch oft stellt sich dann bei näherer Betrachtung heraus, dass es eigentlich nur an der entsprechenden fehlenden Information gelegen hat.

Durchaus berechtigt musste ich mir deshalb die Frage gefallen lassen, warum der Rechtsstaat es nicht schafft, eine „Nazi-Veranstaltung wie in Ansbach“ zu verbieten? Alle würden dafür plädieren. die NPD zu verbieten, und dann so was. „Das versteht kein Mensch mehr!“ meinte ein verärgerter Bekannter. Erst als ich ihm erklärte, dass in Deutschland von Rechtswegen „Versammlungsfreiheit“ im Grundgesetz garantiert sei und solange diese Veranstalter alle gesetzlichen Auflagen erfüllten, keinerlei Verbotsmöglichkeiten bestehen, konnte ich seine Aufgebrachtheit etwas senken.

Auch die drohende Finanzkrise Europas wurde natürlich zur Sprache gebracht. Eurobonds oder nicht, „sollen wir Deutschen schon wieder bluten?“ war ein weiteres, heftig umstrittenes Thema. Eigentlich nur Unverständnis kann man mit diesem Thema bei den Mitmenschen ernten, denn keiner versteht, warum noch mal „schon wieder wir Deutschen“! Da kann ich allen eigentlich nur zustimmen, auch mir geht es so, dass ich da eigentlich nur noch mit Unverständnis reagieren kann. Allerdings habe ich mich kürzlich einmal mit einem Finanzexperten über diese ganzen „Euro-Sachen“ unterhalten und seitdem weiß ich, dass ohne unsere deutsche Mithilfe oder Beistand gar nichts geht. Von wegen raus aus dem Euro oder ähnliche Gedanken, das würde alles nur noch schlimmer werden und unter dem Strich für Deutschland teurer werden. Eurobonds, Ja oder Nein, da fällt mir ein Urteil auch schwer. Eigentlich bin ich gegen die Eurobonds, denn ich sehe nicht ein, warum wir unsere Zinsen nach oben jagen sollen wegen der anderen finanzschwächeren Länder, jedoch habe ich gerade den Wirtschaftswaisen Bofinger am Fernsehen gehört, der sich klar für die Eurobonds ausspricht!

Na ja, es gäbe noch einige kritische politische Bestandaufnahmen aus meinem Familien- und Freundeskreis zum Besten zu geben, aber dazu nehme ich im nächsten Blog Stellung.

Eurobonds, Ja oder Nein, da fällt auch mir die Antwort schwer! Foto: Herbert Walter Krick/ PIXELIO



16 August 2011

Landkindergärten müssen besser finanziert werden

Der frühkindlichen Bildung wird künftig ein noch viel größeres Gewicht zufallen als dies bisher der Fall war. Die gesamtgesellschaftlichen Veränderungsprozesse erfordern ein noch früheres Eingreifen in den Bildungsprozess, da dies heute teilweise durch die Familien und Eltern nicht mehr in dem Maße erfolgt wie nötig. Wir FREIE WÄHLER fordern bereits seit längerem ein kostenfreies Kindergartenjahr und die Zuständigkeitsverlagerung der frühkindlichen Bildungseinrichtungen vom Sozialministerium zum Kultusministerium, um gerade im Bildungsbereich alles in einer Hand zu haben.

Schon vor zwei Jahren gab es Verbesserungsvorschläge des bayerischen Sozialministeriums, um die Unterfinanzierung der Landkindergärten zu verbessern. Bis heute ist aber rein gar nichts geschehen: Die Staatsregierung ignoriert das Problem einfach. Deshalb ist es für uns Freie Wähler völlig inakzeptabel und wir fordern vor allem eine Weiterentwicklung der Finanzierung der Landkindergärten. Schon 2009 hatte das Sozialministerium konkrete Lösungsvorschläge gemacht, die zumindest eine Besserung ermöglichen würden, die aber wie so viele Versprechungen bis heute nicht umgesetzt worden sind.

Aus den oben angeführten Gründen dürfen Kindergärten nicht mehr nur reine Betreuungseinrichtungen sein. Sie haben den Auftrag, schon den Jüngsten Bildung nahe zu bringen. Frühkindliche Bildung ist entscheidend, damit die Kinder –unabhängig von ihrer sozialen Herkunft – die gleichen Chancen in der Schule und später im Berufsleben haben. Das setzt aber voraus, dass es auch überall genug Kindertageseinrichtungen gibt, auch im ländlichen Raum. Kindergärten werden aber pro Kind bezuschusst und auf dem Land besuchen die Kinder die Einrichtungen oft nur halbtags. Deshalb fallen in den Städten die Zuschüsse wesentlich höher aus, weil in den städtischen Kindergärten meist Vollzeitplätze gebucht werden. Und daher ist auch die Finanzierung der Landkindergärten deutlich niedriger als in den Städten.

Wenn aber die maximalen Gruppengrößen nicht ausgeschöpft werden können, haben die Landkindergärten große Schwierigkeiten mit der Finanzierung: Es wird weniger Personal eingestellt und dann fehlt es an der Zeit für die pädagogische Betreuung. Individuelle Förderung ist kaum mehr möglich.  Das Sozialministerium hat in einem Bericht die Möglichkeit aufgezeigt, die Förderungsmodalitäten dahingehend zu ändern, dass die häufig geringen Buchungszeiten von unter dreijährigen Kindern nicht berücksichtigt werden und die fiktive Hochrechnung für Landkindergärten nicht auf nur 22 Kinder erfolgt, sondern auf 25 Kinder. Freilich auf die Umsetzung dieses Berichts warten wir bis heute vergeblich.

Kindergärten dürfen nicht mehr nur reine Betreuungseinrichtungen sein. Foto: Claudia Hautumm/ PIXELIO



12 August 2011

Bayern setzt sich bei Biogas-Förderung im Bundesrat durch

Endlich einmal ist durch den Bundesrat mit breiter Mehrheit eine Initiative Bayerns bei der Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), bäuerlich geführte Biogasanlagen im Vergleich zu Großanlagen besser zu stellen, unterstützt worden. In diesem Punkt haben die übrigen Bundesländer dazu mehreren bayerischen Anträgen zugestimmt: Danach soll beispielsweise die Grundvergütung bei Anlagen über 500 Kilowatt Leistung so abgesenkt werden, dass Kleinere nicht mehr benachteiligt werden.

In der Vergangenheit waren hier Kleinanlagenbetreiber gegenüber den Großanlagenbetreibern erheblich benachteiligt. Zudem sollen die von Kleinanlagen oft schwer einzuhaltenden Mindestvorgaben für die Wärmenutzung entschärft werden. Darüber hinaus hat sich der Bundesrat auf Initiative Bayerns für eine Neudefinition des Begriffs „Anlagen“ ausgesprochen – was verhindern soll, dass Großanlagen fördertechnisch von einer Aufteilung in mehrere kleine profitieren. Diesen breiten Rückhalt im Bundesrat sollte der Bundesumweltminister zum Anlass nehmen, beim EEG nochmals nachzubessern und Kleinanlagen so zu fördern, dass sie gegenüber Großen bestehen können. Denn der Meinung von uns Freien Wählern nach kann der Umstieg in die erneuerbaren Energien nur mit einer dezentralen Energieversorgung gelingen, die die Wertschöpfung vor Ort lässt und von der Bevölkerung akzeptiert wird. Mehrfach hatte die Landtagsfraktion der Freien Wähler im Bayerischen Landtag mit verschiedenen Anträgen bereits auf eine Besserstellung von Kleinanlagen abgezielt.

In Zukunft soll die Grundvergütung bei Anlagen über 500 Kilowatt Leistung so abgesenkt werden, dass kleinere Anlagen nicht mehr benachteiligt werden. Foto:JuwelTop/ PIXELIO



11 August 2011

Fairer Ausgleich der Förderung zwischen armen und reichen Kommunen

Das Gefälle zwischen armen und reichen Kommunen in Bayern wird immer größer und hängt sehr stark davon ab, dass eine Kommune geographisch wie infrastrukturell günstig liegt. In der Nähe von Metropolen oder Zentren sowie von Autobahnen lebt es sich für Städte und Gemeinden  wunderbar.

Auch in meinem Stimmkreis Main-Spessart gibt es hier ein einleuchtendes Beispiel, etwa Marktheidenfeld. Mit dem Gewerbegebiet Altfeld direkt an der Autobahn, in dem sich ständig neue Firmen, wie derzeit SCHNEIDER Electronics, ansiedeln und jährlich zum Füllhorn der Stadtfinanzen beitragen. Meine Heimatstadt Gemünden ist das Gegenbeispiel, fern ab von den Autobahnen fristet die Dreiflüssestadt finanzarm und ohne großes Gewerbe ein Mauerblümchendasein im Landkreis Main-Spessart.

Umso mehr ist es nach Meinung der Freien Wähler notwendig gerade diesen armen Gemeinden im ländlichen Raum mehr Geld aus dem kommunalen Finanzausgleich zu gewähren, wohlhabenden Städten und Gemeinden dagegen weniger. Bisher erhielten große Kommunen einen höheren Zuschuss pro Bürger als kleine, das passt meiner Meinung nach überhaupt nicht.

Wir Freien Wähler wollen daher die sogenannte Veredelung von Bayerns Bürgern im kommunalen Finanzausgleich reformieren. Die Einwohnerveredelung ist ein althergebrachtes Prinzip im Finanzausgleich: Jede Gemeinde erhält pro Bürger einen Zuschuss von der Landesregierung. Stadtbewohner zählen aber mehr als Landbewohner, weil die Städte viele teure Einrichtungen unterhalten, die aber auch von Landbewohnern genutzt werden. Dazu gehören Krankenhäuser, Theater, Sportstätten, große Bibliotheken oder Schwimmbäder.

Nach unseren Recherchen zählt beispielsweise ein Münchner das 1,8-fache des Basiswerts. Natürlich wollen wir auch nicht die Städte ruinieren. Aber beispielsweise braucht eine Stadt wie Ingolstadt, die in diesem Jahr erst einen ganz hohen zweistelligen Millionenbetrag an Gewerbesteuernachzahlung erhalten hat, nicht gleichzeitig noch diesen erhöhten Schlüssel von 1,8 Punkten in Bezug auf den Basiswert. Auf diese Weise wird das Ungleichgewicht zwischen armen und reichen Kommunen nie ausgeglichen.

Deshalb wollen wir eine Reform des Förderdschungels bei den Kommunalzuschüssen zu einem Hauptthema im Landtag machen. Ein Kernpunkt sind zentrale Ansprechpartner, an die sich die Kommunen wenden können, wenn sie Zuschüsse beantragen. Denn bei den vielen Förderzuschüssen, etwa für Schwimmbadsanierungsmaßnahmen, gibt es über 300 verschiedene Fördermöglichkeiten und –programme. Wer soll sich denn da als Nichtexperte auskennen?

Außerdem fordern wir, dass die bisher in vielen Fällen nötigen Einzelanträge durch Pauschalen ersetzt werden. Damit würde den Kommunen endlich punktgenau geholfen werden und nicht nach dem Prinzip, dass nur dort gefördert wird, wo gerade auch ein Programm aufliegt. Zur Lösung dieser Problematik kann aus meiner Sicht nur eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus allen fünf Landtagsfraktionen beitragen.




Das Gefälle zwischen armen und reichen Kommunen in Bayern wird immer größer. Foto: Rainer Sturm/ PIXELIO



9 August 2011

GEMA-Dschungel und kein Ende

Erst vor wenigen Wochen hatte ich mit der Veranstaltung "GEMA - Gerechter Lohn oder Abzocke" Vereinsfunktionäre und GEMA-Verantwortliche an einen Tisch gebracht und dabei auch versucht die schwierig zu durchschauenden Regularien und Richtlinien der GEMA transparenter zu machen und Verständnis für deren Interessen zu wecken. Umso dreister fand ich dann dieser Tage eine Rechnung der GEMA, die meinem Heimat-Sportverein für eine Beach-Party zugeleitet wurde.

Um sage und schreibe 70 Prozent stieg die eingeforderte Summe, die dem Verein für die Ausrichtung der gleichen Veranstaltung gegenüber dem Vorjahr in Rechnung gestellt wurde. Statt 274,06 Euro sollte der Verein nunmehr 893,04 Euro berappen. Da blieb mir wirklich die Spucke weg.  Großes Verständnis hatte ich deshalb für die erboste Mail des Vorsitzenden, der davon sprach, dass er jetzt wirklich die Antwort auf die damalige Fragestellung der Veranstaltung hat: "Abzocke!"

Erst auf Drängen überprüfte die GEMA nochmals den Rechnungsbetrag für die Beach-Party. Foto: Gerd Altmann/ PIXELIO



Da musste ich ihm recht geben und eine Überprüfung ergab zunächst keine wesentlichen Gründe für die Kostenexplosion. Die GEMA hatte allerdings diesmal nicht die Besucherzahl als maßgebende Berechnungsgrundlage hergenommen, sondern die Quadratmeterzahl der Veranstaltungsfläche und damit einen mehr als doppelten Basiswert. "Da brauchen wir keine Veranstaltung mehr machen, denn dann arbeiten unsere Vereinsmitglieder nur für die GEMA-Gebühr", hatte der Vorsitzende in seiner Brandmail mitgeteilt.

In der Tat, ein unhaltbarer Zustand, der in meinen Augen jegliches ehrenamtliches Engagement künftig lahm legen wird. Deshalb war es mir auch ein besonderes Anliegen hier bei der GEMA nochmal vorzusprechen und mich nach dem Gesinnungswandel zu erkundigen. Und es bedurfte schon viel Verhandlungsgeschick, dass letztendlich die Rechnung am Veranstaltungsbeginn dann doch die gleiche Summe auswies wie im Vorjahr.


8 August 2011

Zukünftig keine Ministerbefragung in Bayern mehr

Eine wesentliche Änderung der Geschäftsordnung des Bayerischen Landtages wurde in der letzten Plenumssitzung vor der Sommerpause mit den Stimmen der Koalitionsmehrheit abgesegnet - die Abschaffung der Ministerbefragung. Damit wurde ein wesentliches Element des Parlamentarismus, das vor allem der Opposition die Möglichkeit geben sollte, an Informationen zu kommen, in Bayern abgeschafft.

Die Änderung fand durchaus geteiltes Echo. Anlass für emotionale Diskussionen gab die Ministerbefragung zuletzt immer mehr. In der Art und Weise wie sie ablief war sie in den seltensten Fällen wirklich zufriedenstellend, denn in der Regel gingen die Minister selten auf die Fragen der Abgeordneten direkt ein, sondern lieferten irgendwelche Zahlen und Fakten, die ihnen die Ministeriumsmitarbeiter aufgeschrieben hatten.

Ein weiteres Problem war auch, dass den Ministern das Thema der Befragung stets bekannt war und deshalb kaum Überraschungscoups seitens der Opposition gelandet werden konnten. Dennoch war die Diskussion zur Abschaffung der Ministerbefragung durchaus kontrovers. Während die einen für eine Fortführung in der bisherigen Form waren, plädierten andere für eine Weiterentwicklung. Zu letzteren gehöre auch ich, denn in der Tat fand ich die Stunde Ministerbefragung stets unwirksam aus den oben aufgeführten Gründen. Eine richtig lebendige Ministerbefragung konnte ich dieses Jahr bei einem Besuch des Parlaments in Quebec/Kanada erleben. Dort war die Thematik den Ministern vorher nicht bekannt und somit konnten grundsätzlich alle Minister einschließlich des Ministerpräsidenten spontan befragt werden. Damit war ein munteres und spannendes Frage-Antwort-Spiel vorgegeben, bei dem die Befragten richtig ins Schwitzen kamen. In diese Richtung müsste meines Erachtens auch eine Weiterentwicklung in Bayern laufen.


7 August 2011

Rat der Regionen als neues Netzwerk Mainfrankens

Mit dem Rat der Regionen, der sich kürzlich in Schweinfurt gegründet hat und dem alle Schlüsselakteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung aus Mainfranken angehören, wurde ein neues Netzwerk für Mainfranken geschaffen. Alle Bundes- und Landtagsabgeordneten sowie Landräte sind dort Mitglied und sollen dafür sorgen, dass bei der Weiterentwicklung des Standortes Mainfranken alle an einem Strang in die gleiche Richtung ziehen.

Als Organ der Regionalentwicklungsgesellschaft soll der Rat der Regionen die unterschiedlichen Interessen zusammenführen und für ein einheitliches Erscheinungsbild sorgen. Mit einer einstimmig verabschiedeten Resolution zum dringend notwendigen Ausbaus des Schwarzkopftunnels forderte der Rat der Regionen von der Bundesregierung die Finanzierung des seit Jahren überfälligen Projekts sicherzustellen.

Vorsitzender des Gremiums ist der Würzburger Oberbürgermeister Georg Rosenthal, sein Stellvertreter der Landrat des Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann.

Mit der einstimmigen Verabschiedung der Bewerbung Würzburgs für das Museum der Bayerischen Geschichte wurde eine zweite Initiative auf den Weg gebracht. Daneben wurden insgesamt drei Fachforen eingerichtet, in denen die wesentliche inhaltliche Diskussion der Themen voran getrieben werden sollen und in die weitere Fachleute berufen werden.

Als Nachtrag möchte ich mich noch einmal zur Entwicklung um den Schwarzkopftunnelausbau melden. Gerade ist ein Schreiben, das der Rat an die Bahn AG und Ministerpräsident Seehofer geschrieben hatte, vom Staatskanzleichef Marcel Huber, beantwortet worden. Den Brief können sie hier nachlesen.


6 August 2011

Gemischte Arbeitsteams erhöhen Qualität der Arbeitsergebnisse

Fachkräftemangel allerorten! War es kürzlich das unterfränkische Handwerk, das Alarm schlug, so habe ich nun auch aus dem Bereich der Elektro- und Metallindustrie anlässlich des "Mädchen für Technik-Camp" von Bosch-Rexroth in Lohr alarmierende Zahlen erhalten. Rund 520 000 Fachkräfte im Bereich Metall- und Elektro werden 2015 in Bayern fehlen. Da liegt es nahe für Technik-Berufe zu werben und dennoch ist auch die Frage vom Personalleiter der Bosch-Rexroth AG, Herbert Exner, berechtigt: Warum leistet sich ein Unternehmen wie BOSCH Rexroth ein solches Mädchen für Technik-Camp?

Seit 10 Jahren schon geht das Lohrer Unternehmen diesen Weg und nicht nur der Hinweis auf die demographische Entwicklung und den Fachkräftemangel, also die Quantität, spielen dabei laut Exner eine Rolle. Ein wesentlicher Grund ist auch der über Studien ermittelnden Erkenntnisse geschuldet, dass sogenannte "gemischte Teams", also die Zusammensetzung der Arbeitnehmer aus weiblichen und männlichen Personen bessere Ergebnisse erzielen, sprich bessere Qualität erreichen. Wird das in Verwaltungen durchaus schon praktiziert, so ist diese Vorstellung vor allem in technikgeprägten Unternehmen eher seltener. Aber die Nachfrage von Mädchen fürs Technik-Camp geben Bosch Rexroth in deren Bemühen absolut recht, der Bedarf ist weitaus höher, weshalb man in diesem Jahr die Plätze von 15 auf 20 erhöht hat und somit mehr jungen Mädchen den Einblick in technische Berufe und in die reale Welt der Industrie ermöglicht hat. Und bei der Freude, die von den Teilnehmerinnen beim Vorstellen ihrer Tätigkeiten in der Campwoche zu vernehmen waren, bin ich mir sicher, dass alle "Technikerinnen" werden.


3 August 2011

ÖPP-Modelle: Langfristig eine finanzielle Belastung für Staat und Steuerzahler

Zum heutigen Spatenstich des Ausbaus der A8 zwischen Augsburg und Günzburg bei dem die Finanzierung über das Modell der Öffentlichen-Privaten-Partnerschaften (ÖPP) abgewickelt wird, muss ich nun auch einmal meine Meinung zu diesem Modell vorstellen. Es klingt verlockend die Autobahnen privat auszubauen und dafür die Mauteinnahmen an die Investoren zu vergeben, langfristig zahlt der Steuerzahler aber drauf. Zwar spart man, durch den von einem privaten Träger finanzierten Ausbau zunächst Steuergelder ein, dafür fließen über die nächsten 30 Jahre die anfallenden Mautgebühren des Schwerlastverkehrs nicht mehr in den öffentlichen Haushalt, sondern ebenfalls an diese Privatunternehmen.

Außerdem liegt die Verantwortung noch immer komplett beim Staat, sollte der Privatinvestor in Konkurs gehen. Zudem lassen sich die Investoren ihr unternehmerisches Risiko für den Ausbau der A8 mit kräftigen Aufschlägen entsprechend finanziell vergüten.  Diese Meinung bestätigt auch der Präsident des Bayerischen Obersten Rechnungshofes Dr. Heinz Fischer-Heidlberger.

„Ein realistischer Kostenvergleich lässt keine Vorteile der ÖPP-Lösung gegenüber einer herkömmlichen Verwirklichung erkennen“ sagte er heute in einem Radiointerview. Der Bayerische Rechnungshof kam zu diesem Ergebnis, nachdem er zwei ÖPP-Baumaßnahmen untersucht und sie auf ihre Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu einer konventionellen öffentlichen Finanzierung überprüft hatte. Denn die Annahme, dass der Staat durch ÖPP-Projekte einen Kostenvorteil von bis zu 20% erhält, ist falsch. Der Landtag reagierte beispielsweise auf den ÖPP-Neubau einer Abteilung der JVA München: Aufgrund fehlender Kostenersparnisse wurde eine andere JVA wieder nach dem herkömmlichen Verfahren in Auftrag gegeben.

Weiterhin fallen für den Staat weitere Zusatzkosten bei ÖPP-Projekten an, denn die Privaten Unternehmen verlangen die besagten hohen Risikozuschläge und auch die juristischen und technischen Fragen müssen vorab vom Staat geklärt werden.

Und was passiert konkret, wenn ein Bauunternehmen während der Bauphase insolvent wird? Natürlich trägt der Staat die Verantwortung für eine Neuausschreibung und muss mit einem großen Zeitverlust sowie Mehraufwand und erhöhte Kosten für das Bauamt rechnen.

Dass Verkehrsminister Ramsauer nun also auch noch den „Kreativpreis des Bundes der Steuerzahler“ für das ÖPP-Projekt zum Ausbau der A8 erhalten soll, ist deshalb meiner Ansicht nach eine absolute Lachnummer. Ich hielt es zunächst für einen karnevalistischen Beitrag zur Sommerzeit, aber der Steuerzahlerbund meint das tatsächlich ernst. Anscheinend hat der Bund der Steuerzahler hier nur die private Finanzierung gesehen, ohne zu bemerken, dass dem Staat 30 Jahre lang Steuereinnahmen verloren gehen. Nachhaltiges, verantwortungsvolles Rechnen bedeutet für mich die Einbeziehung aller Faktoren, die Preisverleihung ist deshalb eine Farce.

Schade um die schöne Maut, denn egal wie hoch das Verkehrsaufkommen und damit die Mauteinnahmen auf der A8 zwischen Ausgburg und Günzburg steigen, das Geld geht direkt an die privaten Investoren, die den Autobahnabschnitt ausbauen lassen.Foto: Betty/ PIXELIO



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