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3 August 2011

Trotz Pflegenotstand: Streit um die Kostenbeteiligung der Altenpflegeschüler geht weiter

Wieder einmal sorgte die künftige Finanzierung der Altenpflegeschulen für Dissonanzen im Bayerischen Landtag. Die Oppositionsfraktionen im Bayerischen Landtag haben Kultusminister Spaenle vorgeworfen, im Ringen um die künftige Finanzierung der Altenpflegeschulen den zuständigen Ausschuss mit einer fehlerhaften Protokollversion hinters Licht geführt zu haben.

Die Oppositionsfraktionen befürchten, dass die ungesicherte Finanzierung der Altenpflegeschulen dazu führen wird, dass die Schulen die Finanzierungslücke durch Schülerbeiträge kompensieren müssen. Dadurch aber würden viele junge Menschen von der Ausbildung zur Altenpflegerin oder zum Altenpfleger abgeschreckt. Angesichts der demografischen Entwicklung und des erhöhten Pflegebedarfs wäre dies meines Erachtens aber eine völlig verfehlte Weichenstellung, weshalb der Landtag endlich auf ein zukunftsfähiges Finanzierungsmodell drängen muss und sich nicht länger vom Kultusministerium Sand in die Augen streuen lassen darf.

Deshalb bezeichne ich das auch als eine eklatante Missachtung des Parlaments, dass das Kultusministerium eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet hat, die mit den Verbänden verhandelte. Deswegen war es nicht mehr als recht und billig, dass die Oppositionsabgeordneten in einem Brandbrief an die Ausschussvorsitzende Brigitte Meyer dies auch darlegten.

Hintergrund des Streits sind Verhandlungen um ein neues Finanzierungsmodell für die Altenpflegeschulen. Nach Ansicht der Opposition werden die Pläne der Staatsregierung die Schulen mittelfristig zwingen, Schulgeld von den künftigen Altenpflegerinnen und Altenpflegern zu erheben. In einer Sondersitzung am Mittwoch hatte das Kultusministerium dem Sozialausschuss von den Verhandlungsergebnissen einer eigens dafür eingerichteten Arbeitsgruppe berichtet und über eine vorläufige Niederschrift suggeriert, die betroffenen Verbände seien mit den Plänen der Staatsregierung weitgehend einverstanden. In der endgültigen Protokollfassung aber, die dem Ausschuss erst jetzt vorgelegt wurde, liest sich die Haltung der Verbände deutlich kritischer: So fürchten die Verbandsvertreter, dass es wohl bei den meisten Schulen nicht gelingen wird, auf die Erhebung von Schulgeld zu verzichten.

Da muss ich sagen, das grenzt schon an Manipulation, wenn der Kultusminister genau das Gegenteil verkündet. Noch unverständlicher ist die Reaktion der Ausschussmehrheit aus CSU und FDP, die scheinbar auf der Grundlage völlig unzureichender Informationen den Vorschlägen des Ministeriums zugestimmt hat. Das kann sich der Ausschuss nicht bieten lassen. Wir Freien Wähler fordern deshalb die Ausschussvorsitzende dringend auf, den Kultusminister zur Rede zu stellen und sich im Ausschuss nach der Sommerpause erneut mit dem strittigen Thema Altenpflegeschulen zu befassen. Aktuell zeichnet sich durch den gestrigen Appell des Präsidenten des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Bernd Meurer ab, wie prekär die Lage schon ist. Bereits heute fehlen rund 30 000 Pflegekräfte für die notwendige Versorgung. Ein Schulgeld an Altenpflegeschulen ist deshalb aus meiner Sicht keine Attraktivitätssteigerung den Beruf des Altenpflegers/in zu ergreifen.

Für die Pflege einer immer größeren Anzahl von bedürftigen Menschen müssen schnellstmöglich die richtigen Weichen gestellt werden. Falsche Angaben und Protokolle der Bayerischen Staatsregierung, die eine Situation bewußt falsch darstellen helfen uns bei dieser Aufgabe nicht weiter.Foto: Gerd Altmann/ PIXELIO



3 August 2011

Der Einsatz lohnte sich: Dorfgrundschule kann sich über eine zusätzliche Förderlehrerin freuen

Persönlicher Einsatz für eine Sache lohnt sich auch in der Opposition! Davon bin ich dieser Tage wieder einmal überzeugt worden, denn als mich eine Dankesmail eines Schulleiters einer Grundschule in Unterfranken über die ich in meinen Blogs und Newslettern schon mehrfach berichtet habe, erhalten habe, war auch bei mir die Freude groß. Denn meine Fürsprache bei den zuständigen Schulaufsichtsbehörden hatte gefruchtet.

Der kleinen Grundschule im idyllischen ländlichen Raum wurden nun zusätzliche Förderlehrer-Stunden zugewiesen und das bewährte Schulkonzept kann nun nahezu ungehindert weiter verfolgt werden. Insofern möchte ich Ihnen auszugsweise aus der Mail des betroffenen Schulleiters einige Auszüge präsentieren:

„Hallo Herr Felbinger, vielen Dank für Ihre Antwort und Ihre Bemühungen. Ohne zu wissen, was Ihre Bemühungen am Schulamt NN (anonymisiert) bewirkt haben könnten, bin ich mit einem Großteil meines Kollegiums am xy. Juli bei Frau Schulamtsdirektorin vorstellig geworden. Wir wurden sehr freundlich empfangen und konnten nochmals unsere Anliegen vorbringen. Sehr zu unserer Verwunderung hat sie uns dann sogleich mitgeteilt, dass wir im nächsten Schuljahr eine Förderlehrerin, und zwar vollständig, zugeteilt bekämen. Wir konnten es erst gar nicht glauben. Auch weitere Einsatzwünsche ließen sich jetzt plötzlich ganz problemlos erfüllen. Wir waren schon etwas erstaunt darüber, warum das jetzt alles so leicht ging.
Ich konnte mir zwar denken, dass Ihre Bemühungen dazu beigetragen haben, hatte dafür bis heute keine Bestätigung. Deshalb, sehr geehrter Herr Felbinger, möchte ich mich im Namen meines ganzen Kollegiums bei Ihnen für Ihren Einsatz für unsere Schule ganz recht herzlich bedanken. Die neue Kollegin war auch schon bei uns, ich kenne sie schon seit vielen Jahren, und ist durchaus zufrieden mit ihrem Einsatz bei uns. Nochmals vielen Dank dafür! Viele Grüße, Rektor NN.“
Bereits im April hatte mir der Schulleiter die Problematik signalisiert, jedoch erst im Mai wurde es spruchreif, sodass ich meinen Pfingsturlaub sehr zur Verstimmung bei meiner Gattin verkürzt hatte um bei der Schulamtsdirektorin vorstellig zu werden und meine Sorge um die sich anbahnende Situation in der kleinen Grundschule vorgebracht habe. In einem sachlichen Gespräch konnten wir sehr schnell auf einen Nenner kommen und uns verständigen, dass Schulentwicklung auch Kontinuität benötigt und nicht jedes Jahr Kürzungen, die zu erneuten Klassenneubildungen führen und damit zur Verunsicherung der Schüler. Deshalb habe ich die Bemühungen um eine zusätzliche Förderlehrerkraft sehr unterstützt und freue mich, dass es letztendlich nun den Kindern in der kleinen Dorfgrundschule zugutekommt.

Die Überzeugungsarbeit hat sich gelohnt, so dass einer Grundschule endlich die dringend benötigte Stelle für eine Förderlehrkraft zuerkannt wurde.



3 August 2011

10 000 neue Lehrer wären dringend für Bayerns Schulen nötig

Bei einem zu Ende gehenden Schuljahr gibt es für uns Abgeordnete immer eine Menge Arbeit. Ob es die Lehrerstundenzuweisungen, Klassenbildungen oder auch Versetzungsanträge von Lehrkräften in die Heimat sind, stets gilt es möglichst das Ruder noch herumzureißen. Dabei wird es angesichts der drastischen Kürzungen bei den Lehrerstellen – 3000 neue Planstellen laut Kultusminister Spaenle, aber rund 3700 Pensionisten, die er gerne verschweigt – immer enger was die Stundenzuweisungen und Klassenbildungen anbetrifft. Ganz besonders ist im kommenden Schuljahr die Premium-Schulart Gymnasium betroffen.

Während an den übrigen Schularten in der Vergangenheit Kürzungen im Lehrerpersonal gang und gäbe waren, blieb das Gymnasium stets verschont. Natürlich auch deshalb, weil mit dem doppelten Abiturjahrgang natürlich ein Prestigeobjekt aus der Ära Stoiber auf der Probe stand. Nun, nachdem nahezu alle G8ler durch Absenkung des Notenschlüssels irgendwie „durch gewunken“ wurden, geht es im kommenden Schuljahr auf Geheiß von Spaenle auch dem Gymnasium an den Kragen.

Alle bayerischen Gymnasien werden in ihren Budgetstunden um 3 bis 5 Stunden gekürzt, was natürlich Wegfall von zusätzlichen Unterrichtsangeboten und größere Klassen bedeutet. Also wieder mal hat der Kultusminister eine weitere Versprechung („die Lehrer bleiben im System“) nicht gehalten und gleichzeitig noch für eine Verschlechterung des Angebotes gesorgt. Keine Spur von der versprochenen „Differenzierung“, „Individualisierung“ und „Modularisierung“! Ganz zu schweigen von der immer wieder von Spaenle bemühten „Chancengerechtigkeit“. Die war schon zwischen G9ern und G8ern massiv ausgehebelt worden und wird nun weiter die kommenden G8-Jahrgänge treffen, denn diese müssen unter deutlich schlechteren Voraussetzungen aufs Abitur zusteuern als ihre „gehätschelten“ Vorgänger.

Eingespart werden durch o.a. Kürzungen in der Lehrerstundenzuweisung im Übrigen 70 Planstellen. Das sind genau die 70 Planstellen, die zusätzlich an die Großbaustelle Berufliche Oberschulen gehen. Dort sind sie bitter nötig und längst überfällig und ebenfalls deutlich zu wenig, denn seit Jahren wird in den beruflichen Oberschulen nur Notversorgung mit Lehrerstunden betrieben. Nach wie vor sind an verschiedenen Beruflichen Oberschulen hohe Stundenausfälle bis 40-50 Stunden an der Tagesordnung. Ein Armutszeugnis für die Staatsregierung. Deshalb ist die Forderung von uns Freien Wählern einmal mehr alle Schulen mit dem Personal auszustatten das nötig ist. Nach unseren internen Berechnungen wären das für alle Schulen in Bayern ca. 10 000 neue Lehrerstellen. In Geld ausgedrückt wären dazu 500 Millionen Euro nötig. Rund 360 Millionen Euro muss der Freistaat Bayern jährlich an Zinszahlungen für die Bayern LB bezahlen, womit wieder einmal verdeutlicht wird, dass unser Bildungssystem und damit die Zukunft unserer Kinder für das Unvermögen der ehemaligen Vorstands- und Verwaltungsräte „bluten“ muss.

Guter Unterricht kann nur in keinen Klassen funktionieren. Dafür sind in Bayern mehr Lehrer notwendig.Foto: Dieter Schuetz/ PIXELIO



30 Juli 2011

Kulturförderung braucht mehr Vielfalt

Was habe ich in den vergangenen Wochen nicht alles an kulturellen Highlights in Unterfranken erlebt. Angefangen von der faszinierenden Premiere der "Blues Brothers" bei den Scherenburg-Festspielen in Gemünden über das Konzert der Bundespolizei-Orchesters in Schloss Rüdenhausen, der italienischen Klassik-Nacht im illuminierten Schlosspark von Bad Brückenau, der Salzburg-Romantik-Nacht in Bad Neustadt und zuletzt in dieser Woche die Sparda-Classic in Würzburg, es waren jeweils auf ihre Art unterschiedliche, aber mitreißende Veranstaltungen.

Meistens mit viel Liebe und Engagement von ehrenamtlichen Helfern auf die Beine gestellte Benefizkonzerte oder Initiativen von Förder- oder Festspielvereinen. Hierfür einmal an dieser Stelle ein großes Lob, denn nichts ist selbstverständlich, schon gar nicht das freiwillige Helfen. Was wären all die aufgezählten Veranstaltungen ohne die Ehrenamtlichen? Wahrscheinlich nicht durchführbar! Deshalb verdienen diese Ehrenamtlichen meinen Respekt und Anerkennung!

Wenn ich dann sehe, wie große Kultur-Events wie die Bayreuther Festspiele auch noch vom Freistaat großzügig unterstützt werden, dann blutet mir echt das Herz, wenn ich sehe, mit welch einfachen Mitteln und helfenden Händen der Gemündeter Festspielverein Jahr für Jahr tolle Inszenierungen dank des künstlerischen Leiters Horst Gurski zaubert und gleichzeitig aber immer zittert, das am Ende die schwarze Null steht.

Kultur ist eine Gesellschaftsaufgabe und gehört wie der Sport und die Bildung auch zu einer Staatsaufgabe. Deswegen wäre eine breiter gestreute Förderung an kleinere Festival-Veranstalter längst überfällig, um so die kulturelle Vielfalt Bayerns zu bewahren. Ich jedenfalls bin von diesen "kleinen" Kulturveranstaltungen, wie auch das Saale Musicum dieser Tage, so angetan, dass ich jetzt dem Wissenschaftsminister einen Brief schreiben werde und er mir aufzeigen soll, wie kleinere Kulturfestivals auch an Zuschüsse herankommen können. Denn nur dann haben alle Regionen auch gleiche kulturelle Entwicklungschancen.

Qualitativ hochwertige und mitreissende Inszenierungen, wie hier beiden Gemündener Scherenburgfestspielen, sehe ich immer wieder gerade auch auf kleinen Kulturfestivals, die allerdings von Jahr zu Jahr um eine solide Finanzierung bangen müssen. Foto: fotonolei/ PIXELIO



23 Juli 2011

Der Nationalpark Steigerwald ist endgültig vom Tisch

Für die Region Steigerwald und die dort wohnende Bevölkerung ist dies eine wirklich erfreuliche Nachricht. Noch vor der Sommerpause hat die Staatsregierung dem jahrelangen Druck der Bevölkerung in Ostunterfranken und dem Verein „Unser Steigerwald“ nachgegeben und der Diskussion um einen möglichen Nationalpark die rote Karte gezeigt. Damit wurde vor allem der vom Bund Naturschutz geforderten Umwidmung das Aus beschert. Es wird demnach keinen Nationalpark Steigerwald geben, stattdessen gab es jedoch grünes Licht für ein „Zentrum Nachhaltigkeit Wald“.

Der Nationalpark wurde nun endlich zu den Akten gelegt. Über diese Entscheidung bin ich sehr froh, denn bei zwei Besuchen im Steigerwald konnte ich mich davon überzeugen, dass die Bevölkerung keinen „Wald als Museum“ möchte, sondern einen lebendigen Wald. Die vielen Plakate dort in der Gegend haben gezeigt, wie wenig das Bestreben nach einem Nationalpark Steigerwald in der Bevölkerung verankert war. Lediglich vom Bamberger Landrat Denzler und dem Bund Naturschutz war dies in den vergangenen Jahren forciert worden.

Ersatzweise soll nun aber ein „Zentrum Nachhaltigkeit Wald“ im Steigerwald geschaffen werden. Der Grundgedanke für dieses Projekt stammt vom Verein „Unser Steigerwald“, unter dessen Dach sich die Nationalpark-Gegner versammelt haben. Mehrere Begegnungen mit den Vereinsmitgliedern zeigten mir, dass die dortige Bevölkerung durchaus der Ökologie aufgeschlossen ist, sich jedoch hinsichtlich der Nutzung des Steigerwalds nicht etwas von außen aufzwängen lassen wollte. Die Menschen in der Region sind daher durchaus bereit, sich gewissen ökologischen Ausgleichsmaßnahmen hinzugeben, allerdings nur in gewissen Maßen, so wie es etwa das „Trittsteinkonzept“ der Bayerischen Staatsforsten vorsieht.

Die Pläne für ein „Haus der Buchen“, das als Wegbegleiter für den Nationalpark Steigerwald galt, sollen von staatlicher Seite auch nicht mehr weiter unterstützt werden. Im Nachhaltigkeitszentrum soll vor allem die Ökologie nicht zu kurz kommen. Zudem will man hier aufzeigen, dass Ökonomie und Ökologie bei der Waldnutzung kein Widerspruch sind. Geplant sind daher ein Ausstellungszentrum, sowie Lehr- und Erlebnispfade im Wald. Dafür stehen zunächst drei Millionen Euro zur Verfügung. Der Standort dafür ist bisher noch offen, mehrere Orte haben jedoch bereits ihr Interesse daran gezeigt. Das Zentrum soll bis 2013 fertig sein. Darüber hinaus sollen im Steigerwald weitere staatlich geförderte Projekte entstehen.

Im Steigerwald wird seit Jahren vor Ort bewiesen, dass sich Ökologie und Ökonomie nicht gegeneinander ausschliessen.



22 Juli 2011

Situation des Handwerks in Unterfranken und der Lehrerstellen

Das unterfränkische Handwerk strotzt vor Kraft, hat aber bereits Fachkräftemangel zu verzeichnen. Dem Mittelstand und dem Handwerk sei Dank, dass die Wirtschaftskrise auch in Unterfranken gut überwunden werden konnte und man die Talsohle längst durchschritten hat. Dies zeigen auch die aktuellen Zahlen für das zweite Quartal 2011. Nicht umsonst verkündete der Handwerkskammer-Präsident Hugo Neugebauer vergangene Woche bei der Übergabe der Meisterbriefe, dass die Auftragslage im zweiten Quartal 2011 bei rund 90 Prozent liege und damit als "sehr gut" bezeichnet werden kann.

Doch die Freude über die tolle Ausgangslage im unterfränkischen Handwerk wird ein wenig durch andere Zahlen getrübt, die ich zuerst gar nicht glauben konnte. Im unterfränkischen Handwerk werden derzeit bereits 1000 Meister und 9000 Auszubildende gesucht. Bereits 27,6 Prozent der Betriebe sind auf der Suche nach Fachkräften. Zunächst habe ich vermutet dass sich diese Angaben auf ganz Bayern beziehen würden, aber eine weitere Nachfrage bestätigte mir, dass allein im unterfränkischen Handwerk bereits ein solch eklatanter Fachkräftemangel vorherrscht.

Handwerkskammer Präsident Hugo Neugebauer(zweiter von links) kann zufrieden in Bezug auf die Konjunkturaussichten sein, der Fachkräftemangel gibt allerdings Anlass zur Sorge.



Damit dürften nun auch alle die eines Besseren belehrt sein, die die ganze Zeit das Gerede um den drohenden Fachkräftemangel als Geschwafel abgetan haben und von Zuwanderung und weiterer Potentialsicherung und -reaktivierung von älteren Arbeitskräften nichts wissen wollten. Natürlich ist hierbei auch die bessere Bildung einer jeden Arbeitskraft ein möglicher Weg. Hierzu dürfen aber nicht so gravierende Fehlentwicklungen entstehen, wie sie derzeit im bayerischen Schulsystem zum Tragen kommen. Es werden derzeit immens Lehrkräfte eingespart, statt alle Kompetenzen in unsere Zukunft zu stecken. Nach Berechnungen des BLLV würden für eine bessere Einzelförderung 20 000 (!) zusätzliche Lehrerstellen nötig sein. Jährlich werden in Bayern immer noch 9000 Schüler ohne Schulabschluss entlassen.

Unverantwortlich, was hier momentan im Freistaat passiert und Kultusminister Spaenle immer wieder hinausposaunt und suggeriert, indem er von mehr individueller Förderung spricht und lediglich eine zusätzliche Förderstunde pro Woche den Schülerinnen und Schülern zukommen lässt. Dies habe ich zumindest schwarz auf weiß in einer Schriftlichen Anfrage von ihm bescheinigt bekommen. Also ein eklatanter Widerspruch zwischen Versprechen und Wirklichkeit! Man könnte auch von einer Bildungslüge sprechen.


21 Juli 2011

Mit 65 ist Schluss – Erst 2020 soll eine neue Altersgrenze für Bürgermeister gelten

Es war die erwartet heiße Debatte im Plenum des Landtages, die Diskussion um die Altersgrenze für Bürgermeister und Landräte. Die Opposition und auch die kommunalen Spitzenverbände möchten längst das Höchstalter für Kandidaten der Altersarbeitsgrenze auf 67 Jahre anpassen, aber die Regierungskoalition aus CSU/FDP sperrt sich dagegen. Demnach ist für Bayerns hauptamtliche Bürgermeister und Landräte auch bei der nächsten Kommunalwahl 2014 mit 65 Jahren Schluss.

Die Koalition machte im Landtagsplenum deutlich, dass sie eine Erhöhung des Höchstalters für Kandidaten auf 67 Jahre erst für 2020 zulassen will. Liberalere Vorschläge der Opposition und der kommunalen Spitzenverbände wies Innenminister Joachim Herrmann zurück. Vor allem die Vorschläge des Landkreistags hatten zuletzt hohe Wellen geschlagen: Die Kommunalpolitiker schlugen vor, schon für die Wahl 2014 einen Zwischenschritt einzulegen. Dann sollten Kandidaten auch antreten dürfen, wenn sie bereits 66 Jahre alt sind. Das nimmt die schrittweise Erhöhung, wie sie bei der Einführung der Rente mit 67 gilt, auf und könnte einschneidende Folgen haben: Damit könnte zum Beispiel Münchens SPD-Oberbürgermeister Christian Ude noch einmal antreten: Er ist beim Wahltermin im Frühjahr 2014 66 Jahre alt, weshalb oft auch von einer „Lex Ude“ gesprochen wurde.

Wir Freien Wähler haben für ein völliges Kippen der Altersgrenze plädiert. Denn unserer Ansicht nach ist es unsinnig, Bürgermeister früher in Rente zu schicken als Minister oder Abgeordnete, für die es kein Höchstalter gibt.

Zwar kündigte die Regierungskoalition an, man werde die Frage der Altersgrenze noch einmal mit den Verbänden diskutieren. Das Gesetz wird erst nach der Sommerpause abschließend beschlossen. Dann sollen noch weitere Reformen im Kommunalwahlrecht  folgen. So genügt es künftig, wenn ein Kandidat in seiner Kommune einen Nebenwohnsitz hat (bisher: Hauptwohnsitz). Außerdem darf künftig ohne Begründung per Brief gewählt werden und Amtsinhaber dürfen auch ohne den bislang erforderlichen „wichtigen Grund“ zurücktreten.

Momentan stehen die Zeichen auf Wechsel an der Spitze des Münchener Rathauses, da der Amtsinhaber OB Ude aufgrund seines Lebensalters 2014 nicht mehr antreten wird. Foto: D. Gast/ PIXELIO



19 Juli 2011

Unterricht mit autistischen Kindern – Petition einer betroffenen Mutter


Dies ist eine sehr erfreuliche Nachricht und ein wunderbares Beispiel von gelebter Demokratie: Im Bildungsausschuss wurde vor kurzem eine Petition einer Mutter eines autistischen Kindes behandelt, in der es darum ging, dass die Mutter dagegen war, dass eine Klasse mit einer Stärke von 28 Kindern und zwei Autisten gebildet wird. Nun wurde diese Petition von Erfolg gekrönt. Der Bildungsausschuss hat beschlossen, dass die Klassen weiterhin, wie bisher, deutlich kleiner bleiben. Mit dieser Entscheidung ist nun allen Kindern dieser Jahrgangsstufe geholfen.



Bei einer Gesamtschülerzahl von 55 Kindern können, laut der zugegebenermaßen in Stein gemeißelten Vorschrift des Kultusministeriums, eigentlich nur noch zwei Klassen gebildet werden. Im Vorjahr waren in der ersten Jahrgangsstufe jedoch 59 Schüler und es wurden drei Klassen gebildet. Für Autisten ist es enorm wichtig, dass sie in einer kleinen Klasse unterrichtet werden, da sie sehr lärmempfindlich sind. Sie brauchen einen überschaubaren Rahmen und eine angemessene Lernatmosphäre.



Die Staatsregierung hatte zuerst geplant, die Klassen zusammen zulegen und zusätzliche MSD- und Förderstunden anzubieten. Dies bringt jedoch –und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen – bei einem autistischen Kind relativ wenig. Denn diese Kinder haben keine Entwicklungsverzögerung, sondern Probleme in der Wahrnehmung. Mit einem überschaubaren Umfeld und einem Schulbegleiter kann man hier die größte Unterstützung leisten.




Bild: Bervis/ PIXELIO

Nach der hitzigen Diskussion im Bildungsausschuss bezüglich dieser Petition hatten wir das Ministerium dazu aufgefordert, eine Lösung für das Problem zu suchen. Jetzt kam die Erfolgsmeldung, dass die drei Klassen bestehen bleiben. Der Fall dieser Mutter ist ein schönes Beispiel dafür, dass man sich nicht alles gefallen lassen darf. Es beweist zudem auch, welche Bedeutung das Petitionsrecht beim Bayerischen Landtag hat und was man dank dieses Rechts bewirken kann.




17 Juli 2011

Kompromisspolitik kontra Streitpolitik

Ich bin mir seit dieser Woche sicherer denn je, die Bürgerinnen und Bürger wollen Entscheidungen die Dinge weiter entwickeln und möglichst ohne viel Streite und Konflikte auf den Weg gebracht werden. Dazu brauchen wir in der Politik eine neue Kultur der Verständigung und Kompromissbereitschaft. Mit der interfraktionellen Arbeitsgruppe zur Umsetzung der UN-Konvention zur Inklusion, der ich für unsere Fraktion angehöre, ist damit im Bayerischen Landtag ein Novum geschaffen worden, das für viele andere Politikbereiche Vorbildcharakter hätte. Gut vorstellen könnte ich mir dies auch beim Thema Integration.

Ziel dieses Zweckbündnisses ist nicht das Trennende in den Vordergrund zu stellen, sondern das Gemeinsame und Machbare. Vielleicht ist gerade auch das das was die Meinung des Großteils der Menschen trifft. Wenn ich mir einmal an der Thematik Inklusion, also der gemeinsamen Beschulung von behinderten und nichtbehinderten Kindern in der Regelschule, dies vor Augen halte, bin ich mir sicher, dass die breite Mehrheit der Bürgerinnen und Bürgern eine Abschaffung der Förderschulen, wie dies das Bundesland Bremen im Handumdrehen gemacht hat - und die Eltern und Lehrer dort mittlerweile Sturm laufen -  gar nicht wollten. Ich bin auch davon überzeugt, dass ein einfaches Schalterumlegen und nur noch alle Gehandicapten Schüler in Regelschulen zu unterrichten von heute auf morgen,  weder im Sinne der Kinder und Eltern noch im Sinne der gar nicht dafür vorbereiteten Lehrkräfte wäre. Ich bin aber auch fest davon überzeugt, dass Eltern die freie Schulwahl für ihr Kind haben müssen.

Solche Kompromisse auszuhandeln kostet enorm viel Zeit und eine Portion Verständnis von allen Kompromissbeteiligten und Zugeständnisse von den einen wie den anderen. Wenn am Ende eine Schnittmenge herauskommt, die bei den Menschen ankommt, dann ist damit mehr gewonnen als mit irgendwelchen parteipolitischen oder koalitionsgeschuldeten Mehrheitsentscheidungen, die gegen jeden Bürgerwillen sind.

So wie dies in der vergangenen Woche bei der Petitionsentscheidung gegen den Willen der Eltern an der Grundschule Gaukönigshofen-Sonderhofen geschehen ist. Da bleibt nämlich erstens die Verärgerung über eine solche Entscheidung zurück und zweitens das Unverständnis des Bürgers, dass immer weltfremdere Entscheidungen durch die Politik getroffen werden - die Bürgerinteressen gar nicht mehr zählen - und somit ein Stück mehr Politikverdrossenheit entsteht.

Wenn ich mir dieser Tage wieder das parteipolitisch orientierte Postengeschachere zwischen den Koalitionsparteien CSU und FDP um die Besetzung der Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg betrachte, dann verliere ich manchmal den Glauben an den Verstand der Kollegen. Nicht umsonst haben wir eine Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative. Aber genau diese werden mit diesem Parteien-Gezänk völlig außer Kraft gesetzt. Zudem sollen eigentlich "Befähigung, Eignung und fachliche Leistung" über die Besetzung eines solchen bedeutenden Postens entscheiden. Wo bleiben da die Vernunft und die Unabhängigkeit? Nicht genug, dass schon viele Führungsposten in Ämtern und Ministerien nur durch eine gewisse parteipolitische Ausrichtung besetzt werden und sind, streitet man - und dies zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres - nun erneut um diesen hochkarätigen Posten.

Vielleicht brauchen gewisse Politiker doch eine Abstrafung, aber für manche ist wahrscheinlich der Absturz von einer Zweidrittelmehrheit auf ein 43 Prozentergebnis noch nicht als solche empfunden worden. Ich bin einmal gespannt, wie politische Wendemanöver wie bei der Energiewende oder nunmehr neuerdings scheinbar die Wende von der Wende bei den Studiengebühren vom Volke  belohnt werden?

Bild: Gerd Altmann/ PIXELIO



16 Juli 2011

Der Bundeshaushalt als verständliche Grafik

Für die Mehrzahl der Menschen in Deutschland ist der Bundeshaushalt ein Buch mit sieben Siegeln. Auch ich zähle mich zu dieser Mehrzahl von Menschen, obwohl jetzt vielleicht viele denken, dass ich als Politiker doch eigentlich genau wissen sollte, wo wie viel Geld im Haushalt verankert ist. Zunächst möchte ich deshalb klarstellen, dass ich als Bayerischer Landtagsabgeordneter für den Freistaat schon einen gewissen Überblick habe, auf Bundesebene sieht das hingegen ganz anders aus. Der Grund für diese Wissenslücke ist meiner Meinung nach wohl vor allem die mangelnde Transparenz, mit der ein Haushalt von mehreren hundert Milliarden Euro dargestellt wird. Die Vielfalt an Ministerien und  Haushaltsposten lässt sich für einen ganzen Staat nicht auf einer einzelnen Seite für alle Menschen anschaulich abbilden.

So umfasst der Bundehaushalt als Ganzes mehrere hundert Seiten, meist in Tabellenform unter verklausulierten Begrifflichkeiten, bei denen man sich meistens nichts Konkretes vorstellen kann.

Gerade deshalb bin ich froh eine Seite im Internet entdeckt zu haben, die dieser Intransparenz entgegenwirken möchte und einen Visualisierten Haushalt darstellt. Unter www.offenerhaushalt.de wird der Gesamte Haushalt der Bundesrepublik Deutschland, anschaulich aufgeteilt nach Ministerien und Schulden gezeigt. Dabei wird gleichzeitig die Entwicklung der einzelnen Ressorts in den vergangenen Jahren angeboten. Damit hat nun jeder erstmalig die Möglichkeit sich die einzelnen Posten in den für ihn interessanten Bereichen mit ein paar Klicks aufzeigen zu lassen.

Leider ist diese Darstellung bisher nur auf den Bundeshaushalt  beschränkt, der Haushalt des Freistaates Bayern wird noch nicht in dieser Form  für jeden ersichtlich dargestellt, was ich persönlich sehr schade finde. Ich würde mich deshalb über Ihre  Meinung freuen, ob ein visualisierter Haushalt des Freistaates Bayern auch angestrebt werden sollte oder ob dies nicht notwendig ist.


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