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2 April 2013

Inklusion muss gelebt werden

Inklusion muss in den Köpfen ankommen und im Herzen gelebt werden. Die Art und Weise der Umsetzung der Inklusion beschäftigt derzeit auch aufgrund einer neuen Bertelsmann-Studie die Öffentlichkeit. Dabei überwiegt die Unzufriedenheit über die bisherigen Fortschritte weit mehr als die Freude über diese. Ich bin allerdings entgegen diesen starren statistischen Zahlen und Schlussfolgerungen durchaus der Meinung, dass wir in Bayern mit der 2011 erfolgten Änderung des BayEUG, das behinderten Kindern und deren Eltern die freie Wahl der Schule ermöglicht, einen großen Schritt nach vorne getan haben.





"Swantje Grossert" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by) http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de


Freilich sehen das, was ich durchaus verstehen kann, nicht alle so, denn: wie so oft im Bildungsbereich stimmen auch hier nach wie vor die Rahmenbedingungen nicht. Meines Erachtens fehlt es immer noch an drei Dingen: Wir brauchen mehr Lehrkräfte zur Unterstützung der förderbedürftigen Kinder an den Regelschulen, eine gezielte Fort- und Ausbildung der Lehrkräfte und den wirklichen Willen der Staatsregierung, Inklusion umzusetzen und entsprechend mit den nötigen zusätzlichen finanziellen Mitteln zu fördern.


Bildungsökonom Klaus Klemm hat ausgerechnet es seien bundesweit 9300 zusätzliche Lehrkräfte nötig, um inklusiven Unterricht in angemessener Qualität anzubieten. Das würde jährlich 660 Mio. Euro kosten und auch nur dann, wenn man das Förderschulwesen, das jährlich drei Milliarden Euro verschlingt, darin aufgehen lassen würde.


Da kommen wir in Bayern mit unseren bisher jährlich 100 zusätzlich zur Verfügung gestellten Stellen sozusagen nur im Schneckentempo voran! Ich kann gut verstehen, dass die vielen engagierten Lehrerinnen und Lehrer, die mit 1000-prozentigem Einsatz versuchen Inklusion dennoch auf Kosten ihrer Freizeit umzusetzen, kritisieren, dass man wieder einmal ein Produkt in die Welt gesetzt hat, für dessen (Über)leben aber keiner sorgt.




Paul-Georg Meister / PIXELIO / pixelio.de


Ich bin nach wie vor unabhängig von allen wunderbaren Statistiken, die in der Bertelsmann-Studie vielen Bundesländern Nachholbedarf attestieren, der Meinung, dass Inklusion nicht verordnet werden kann. Insofern nützen solche Statistiken lediglich dem Papier, auf dem sie geschrieben und veröffentlicht wurden, jedoch nicht der Sache selbst. In vielen Gesprächen mit Schulleitern und Lehrkräften, mit Eltern und Bürgermeistern klingt auch immer wieder eine Portion Skepsis hinsichtlich der schnellen Umsetzung der Inklusion durch. Sei es, dass es für viele Menschen nach wie vor unvorstellbar ist, dass Behinderte und Nichtbehinderte in einer Klasse gemeinsam unterrichten werden sollen oder sei es, dass man Angst vor etwas Neuem hat und durchaus auch die Grenzen sieht.


Ungeachtet der politischen Unzulänglichkeiten und Notwendigkeiten die ich oben aufgeführt habe ist es unumgänglich, dass Inklusion zu allererst in den Köpfen der Menschen ankommen und im Herzen umgesetzt werden muss. Da gilt es den Hebel anzusetzen. So könnte bei vielen (nichtbehinderten) Menschen ein Besuch in einer Förderschule oder einem Behinderten-Wohnheim das Verständnis für die Selbstverständlichkeit der Umsetzung der Inklusion unterstützend helfen. Wäre das nicht mal ein Ansatzpunkt um dem Ziel wirklich näher zu kommen? Ich persönlich komme – seit ich einmal bei der Aktion Rollentausch einen Nachmittag dort verbracht habe - immer wieder gerne in das Behinderten-Wohnheim meiner Heimatstadt um die lieben Menschen dort zu treffen und mal „Hallo, wie geht´s?“ zu sagen. Und siehe da, beim Heim gehen stelle ich immer wieder fest, dass der Besuch eine Bereicherung für mich war. Wieso also nicht auch die Inklusion?



1 April 2013

Vernünftige Waldbewirtschaftung ohne genügend Personal?

Zuletzt wurde mir das Thema Forst und Wald bei der Bezirksversammlung des Bundes Deutscher Forstleute (BDF) wieder einmal deutlich vor Augen geführt. Ein darauf folgendes Fachgespräch im Landtag mit dem BDF und dem Verband der höheren Verwaltungsbeamten (VHBB) bestätigte die These, dass mit der Forstreform viel Porzellan zerschlagen und noch mehr Probleme geschaffen wurden. Nicht nur aus unserer FREIE WÄHLER-Sicht hat sich die Trennung von Forstverwaltung und Bayerische Staatsforsten (BaySF) nicht bewährt. Bei o.a. Bezirksversammlung ließ auch CSU-Staatssekretär Eck anklingen, dass über „Einiges ernsthaft nachgedacht“ werden müsse.




Andreas Hermsdorf / PIXELIO / pixelio.de




Wir FREIE WÄHLER sehen die derzeitige Organisation der Form der Waldbewirtschaftung nicht in Stein gemeiselt und wir glauben, dass man ernsthaft darüber nachdenken muss, deutliche Veränderungen oder zum Teil Rückführungen anzustreben. Unverkennbar nimmt die Distanz zwischen Forstverwaltung und dem Unternehmen BaySF ständig zu. Hier muss man gegensteuern und hinterfragen, ob die Probleme vor der Forstreform eine derart tiefgreifende Veränderung der forstlichen Strukturen begründen können. Eine derart strikte Trennung wird sonst bundesweit nur noch in Sachsen und Niedersachsen verwirklicht, wobei man wissen muss, dass diese in Niedersachsen aus historischen Gründen (Kammersystem) schon seit langem besteht.


Mehr Aufgaben bei weniger Personal, wie soll das dauerhaft gut gehen? Bereits mehrfach hatten wir FREIE WÄHLER in Kenntnis der Misere Anträge auf Personalmehrung gestellt, die aber allesamt abgelehnt wurden. Vor allem die Reviere müssen in unseren Augen wieder kleiner werden. Zum einen, damit sich die Förster ordentlich um den Wald kümmern können und zum anderen, damit die in den vergangenen Jahren entstandene Anonymisierung und Entfernung zwischen Förstern und Waldbesitzern nicht weiter fortschreitet. Wer kennt denn derzeit als Waldbesitzer seinen zuständigen Förster, wenn der nicht mehr vor Ort ist, sondern zentralisiert fernab vom Schuss? In meinem Fall bedeutet dies, dass ich keinen Ansprechpartner mehr vor Ort in Gemünden habe, sondern mich nach Hammelburg wenden muss.


Jedenfalls hatte sogar die CSU zugesichert, dass die Stellen aus der Arbeitszeitverkürzung wieder zurückgegeben werden würden. Geschehen ist aber leider nichts! Vielleicht erfolgte die Zusicherung bei einer Wahlkampf-Rede Seehofers? J Insofern sehen wir den ersten Ansatzpunkt darin, dass der allgemeine Stellenabbau gestoppt werden muss und die Reform in voller Breitseite, sprich weitere Stellenreduzierungen, nicht zur Durchführung kommt.


Besonders die Privatwald-Besitzer leiden unter dieser Forstreform. Jetzt habe ich noch Glück, weil unsere Stadt Gemünden noch einen eigenen Förster beschäftigt und wir in der Forstbetriebsgemeinschaft deshalb gut versorgt sind. Aber Tatsache ist, dass der Privatwald sehr zersplittert ist und 80-90 % der Wälder eine Durchforstung gut vertragen könnten. Eine zentrale Zukunftsaufgabe im Privatwald bestünde darin, das Holz zu mobilisieren. Zur Umsetzung dieser Ziele ist für die Eigentümer eine fundierte Beratung unverzichtbar. Zum Teil wird der Privatwald aber schon jetzt nicht ausreichend betreut. Dazu braucht es Förster, die unabhängig sind und eigene praktische Erfahrung haben. Dies muss das Staatsziel sein. Konkret gesagt: Wir brauchen Förster für die Beratung vor Ort!




Gaby Stein / PIXELIO / pixelio.de




Stets ist beim Thema Wald und Forst auch die Jagd ein heißes Diskussionseisen. Hier kann man sich nur mehr Ruhe beim Thema Wald und Wild wünschen. Es herrscht großes Misstrauen zwischen Jagd und Forst. Meines Erachtens fehlt der ganzheitliche Ansatz. Es müssen mehr die waldbaulichen Ziele im Vordergrund stehen. Und da wo es Probleme mit dem Verbiss gibt, müssen diese in einem gemeinsamen Miteinander zwischen Jägern und Waldbesitzern vor Ort gelöst werden. Aus der Erfahrung aber weiß man, dass es zu Wald und Wild seit jeher sehr unterschiedliche Ansichten gibt und man immer Kompromisse suchen muss.


Eine Sache liegt mir noch besonders am Herzen, sorgten GREENPEACE-Aktionen im Spessart zuletzt doch für sehr viel Furore. Deren Forderungen nach großflächigen Stilllegungen im Wald sind ebenso unsinnig und mit uns FREIEN WÄHLERN nicht zu machen. Eine verantwortungsvolle, nachhaltige Nutzung auf der Fläche ist unseres Erachtens viel sinnvoller als Vollschutzflächen im Verbund mit einer intensivierten Nutzung auf den übrigen Flächen. Und das gilt im Spessart gleichermaßen wie im Steigerwald, wo bekanntlich ähnliche Forderungen auf einen Nationalpark immer wieder einmal aufflammen.


Es hat den Anschein, als setzten einige Verbände ihre zahlreichen Spendengelder gezielt ein, um Stimmung gegen die Landnutzer zu machen und eine nachhaltige Nutzung zu diskreditieren. Als Beispiel berichtete mein Kollege Peter Meyer von seinen Erfahrungen in der Umweltverwaltung. So hätte bereits ein Auf-den-Stock-Setzen einer Hecke zu Empörungen in der Bevölkerung geführt. Damit stünde jeder Holzeinschlag natürlich noch mehr in Kritik. In diesem Zusammenhang wende ich mit noch einmal deutlich gegen die Aktionen von Greenpeace und fordere vielmehr Gegenmaßnahmen wie beispielsweise eine verstärkte Aufklärung der Bevölkerung. Und die geht aber nun mal einher mit mehr Personal!



28 März 2013

Dank Ehrenamt Integration in Gemünden

Die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in meiner Heimatstadt Gemünden ist nun seit einem guten Jahr wieder in Betrieb genommen. Seitdem sind in der Gartenstraße in Gemünden bis zu 60 Asylbewerber untergebracht. Besonders erfreulich daran ist, dass sich die Asylbewerber gut in die städtische Gemeinschaft eingefügt haben. Dies ist nicht selbstverständlich und vor allem dem guten Miteinander von Einheimischen und Asylbewerbern sowie vor allem dem örtlichen Netzwerk Asyl zu verdanken.  Zu recht stellte jüngst Regierungspräsident Beinhofer fest: „Das Engagement vieler Gemündener für „Ihre“ Asylbewerber ist vorbildlich – ein Zeichen gelebter Mitmenschlichkeit, für das wir dankbar sind“.




Dieter Schütz / PIXELIO / pixelio.de




Ich selbst war mittlerweile sicher ein halbes Dutzend mal vor Ort und habe mich mit dem (Ein)Leben der Asylbewerber auseinander gesetzt. Einmal habe ich ihnen sogar Gartengeräte überreicht, damit sie Gartenbeete bepflanzen können und so positiv etwas gegen die Langeweile des Tages unternehmen können . Ein andermal war ich Vermittler zwischen dem örtlichen ESV Gemünden, dem Sportverein, und den Asylbewerbern. Seitdem treiben Viele der Asylanten dort in verschiedenen Sportarten gemeinsam mit den Einheimischen Sport. Des Öfteren habe ich mir aber auch von den Verantwortlichen des Netzwerk Asyl die Schwierigkeiten, die die bayerische Asyl-Politik bereitet, angehört.


Da ist es umso erfreulicher, dass nun dank massiven Drucks  von unter anderem Friedhelm Hofmann, dem Bischof von Würzburg, auch Sozialministerin Haderthauer weich geworden ist und die Regierungskoalition die längst überfälligen Deutschkurse  für Asylbewerber im Bewerberstatus durchführen will. Eine Forderung, die wir FREIE WÄHLER übrigens schon seit langem gestellt haben und die in der Gemündener GU durch Ehrenamtliche des Netzwerk Asyl längst durchgeführt werden und wurden. Auf ehrenamtlicher Basis, versteht sich! Dass diesen Ehrenamtlichen dabei noch allerhand Knüppel zwischen die Beine geworfen wurden, soll an dieser Stelle auch mal Erwähnung finden. Aber sie haben sich nicht entmutigen lassen, weil sie von der Wichtigkeit ihrer Tätigkeit überzeugt waren und sind.



Wenn also jetzt die Gemündener GU als vorbildliche Asylbewerberunterkunft von den politisch Verantwortlichen hingestellt wird, dann ist das nicht der Verdienst der bayerischen Sozialpolitik, sondern der von ehrenamtlich tätigen Menschen. Mit welchen Schwierigkeiten diese Ehrenamtler bei einfachen Dingen wie beispielsweise beim zur Verfügung stellen eines Computer- und Internetanschlusses oder der Einrichtung eines Gemeinschaftsraumes mit dem Amtsschimmel zu kämpfen hatten, darüber will ich mich nicht weiter auslassen. Mein Fazit lautet nur: Nach wie vor ist die bayerische Asylpolitik menschenverachtend und herzlos! Nicht umsonst wurde wohl kürzlich der dafür verantwortlichen Ministerin „Eiseskälte“ vorgeworfen.


Gerade am Beispiel Gemünden lässt sich die FREIE WÄHLER-Forderung nach dezentraler Unterbringung beispielhaft darstellen. In kleineren Einheiten und mit der nötigen Willkommenskultur versehen lassen sich Menschen auch als „Mitmenschen“ einfacher integrieren als in anonymen Kasernenanlagen wie etwa in Würzburg. Deswegen sollte sich die bayerische Sozialministerin nicht zu schade sein nach ihrem Debakel in Würzburg in der GU einmal der Gemündener Unterkunft einen Besuch abzustatten.



28 März 2013

Da hört der Spaß auf!

Für ordentlich Krach haben Musikvereine und Blaskapellen aus Bayern kürzlich im Deutschen Bundestag in Berlin gesorgt. Quasi mit Pauken und Trompeten sind die bayerischen Blasmusikverbände vor dem Bundestag aufgetreten, um einem existenziellen Anliegen Nachdruck zu verleihen. Es geht um massive finanzielle Forderungen der Künstlersozialkasse (KSK) an die Musikvereine. Hier stehen teilweise vier- und fünfstellige Nachforderungen im Raum,  da geht es für die Vereine teilweise ums nackte Überleben.




Achim Lueckemeyer / PIXELIO / pixelio.de




Für mich hört hier der Spaß auf und ich stelle mich voll hinter die Blasmusikverbände, deren Verdienste um die bayerische Tradition und Brauchtumspflege man gar nicht hoch genug schätzen kann. Die Musikvereine leisten einen großartigen Beitrag zur kulturellen Identität des Freistaats. Sie fördern das Ehrenamt und sind von herausragender Bedeutung für das gesellschaftliche Miteinander der Menschen. Sie tragen letztendlich wie die Schule mit ihren musikalischen Beiträgen zum Leben in den Dörfern bei.

Das Vorgehen der Künstlersozialkasse könnte den Blasmusikvereinen jedoch die Existenzgrundlage rauben. Der Hintergrund: Die KSK hat die Musikvereine den Musikschulen gleichgestellt und kassiert nun einen Teil der Honorare der Lehrer, auch wenn die selbst gar nicht dort versichert sind. Mehr noch: Die Kasse fordert sogar rückwirkend die Abgaben der letzten fünf Jahre. Damit werden für einzelne Blaskapellen Beträge bis zu 20.000 Euro fällig. Besonders dreist finde ich, dass die Vorsitzenden sogar persönlich haftbar gemacht werden können, wenn die Vereine das geforderte Geld nicht im Vereinsvermögen haben.


Über ein solches Vorgehen kann man nur empört sein, da hört der Spaß im doppeldeutigen Sinne einfach auf. Dabei leben doch die Blaskapellen und Musikvereine in den Ortschaften genau davon, dass Ehrenamtliche Musikunterricht geben und damit dem Verein einerseits und andererseits auch der Gesellschaft dienen, indem sie den Fortgang der Blasmusik-Tradition protegieren. Und nunmehr sollen sie für ihre ehrenamtliche Arbeit noch bestraft werden, eine Frechheit!




Bernd Bast / PIXELIO / pixelio.de




Erst der geplante Wucher mit der unverschämten GEMA-Tarifreform, jetzt der Angriff der Künstlersozialkasse auf unsere Blaskapellen – da müssen jetzt die politisch Verantwortlichen in Berlin diese Sache in die Hand nehmen. Genau vor diesem Hintergrund sind die Vertreter der bayerischen Blasmusikverbände in Berlin aufgetreten – um dort 36.000 Unterschriften zu übergeben und vor dem Petitionsausschuss die Befreiung der ehrenamtlich geführten Musikvereine und Chöre von der KSK-Abgabenpflicht zu erreichen. Alles andere als ein positiver Beschluss des Petitionsausschusses wäre nicht nachzuvollziehen. Ich hoffe sehr, dass sich am Ende einfach der gesunde Menschenverstand durchsetzt. Dann hätten die Musikvereine nichts mehr zu befürchten.



28 März 2013

Vom Zappel- und vom Sorgenphilipp

Die Fakten sind besorgniserregend und aufschreckend zugleich. Die Anzahl deutscher Kinder und Jugendlicher, die laut Diagnose ihrer Ärzte am sogenannten Zappelphilipp-Syndrom leiden, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Bei sage und schreibe 620 000 Jungen und Mädchen stellten die Mediziner 2011 eine Konzentrationsstörung in Verbindung mit Hyperaktivität, dem sogenannten ADHS, fest. Im Vergleich zum Jahr 2006 ist das ein Anstieg um 42 Prozent!





Jetti Kuhlemann / PIXELIO / pixelio.de


Was ist bloß passiert in diesen fünf Jahren und was ist los mit unseren Kindern? Diese und ähnliche Fragen stellen sich Lehrer, Eltern und Wissenschaftler gleichermaßen. Anhand dieser Diagnosezahlen der größten deutschen Krankenkasse, der Barmer GEK, steht Deutschland damit an der Weltspitze was die Anzahl der ADHS-Fälle angeht!
Was können wir dagegen tun? Als Bildungspolitiker und aus Eigenerfahrung als Lehrer weiß ich, dass hier gerade kleine Klassengrößen äußerst wirksam helfen, was wir FREIE WÄHLER seit langer Zeit immer wieder und noch fordern. Schön zu beobachten war es in meiner Zeit als Lehrer stets, wenn Schüler von einer Regelschule mit relativ großen Klassengrößen jenseits der 20 zu uns an die Förderschule gekommen sind und in einem kleinen Klassenverbund (unter 15) plötzlich aufgeblüht sind und deren Bildungsweg dann eine ganz andere, positive Wende genommen hat. Eine zweite Lehrkraft sollte nach unserer Einschätzung deshalb vor allem in der 1. und 2. Jahrgangsstufen zur Differenzierung und individuellen Förderung verpflichtend werden. Ich bin sicher, damit könnte man Vieles verbessern. Das kostet natürlich Geld und es braucht dazu neue Lehrerstellen, aber: besser präventiv Geld ins System stecken als später noch teurer nachbessern.





Dieter Schütz / PIXELIO / pixelio.de


Am häufigsten wird die ADHS-Krankheit im Übrigen im Alter von zehn Jahren festgestellt. Im Jahr 2011 war jeder achte Junge dieses Alters von ADHS betroffen, dagegen litten jedoch nur 4,4 Prozent der Mädchen an dem Syndrom. Äußerst bedenklich in meinen Augen ist der von vielen Medizinern verordnete Griff zur Pille, denn mit ähnlichem Ausmaß nahm die Behandlung von ADHS mit dem Wirkstoff Methylphenidat, besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin, zu. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen bis zum Alter von 19 Jahren, die eine solche Pille nahmen, stieg insgesamt um 35 Prozent. Das Medikament ist umstritten, unter anderem deshalb weil es nur die Symptome der Krankheit mildert, sie aber nicht heilt.


Wir FREIE WÄHLER sind überzeugt, dass auch hier der Unterricht in einer rhythmisierten Ganztagsschule unter mehr Einbringung von Fächern wie Musik, Kunst und Sport positive Veränderungen bringen würde. Aus Amerika sind Studien bekannt, die gerade dem täglichen Sporttreiben beim Zappelphilipp-Syndrom heilsame Wirkung zuschreiben. Auch diesbezüglich haben wir im Landtag im vergangenen Jahr eine Initiative gestartet, die jedoch seitens der Regierungskoalition abgeschmettert wurde. Es sei nötig, aber nicht umsetzbar, war das tolle (!) Argument.





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Meines Erachtens laufen wir als Gesellschaft Gefahr, dass wir eine ADHS-Generation produzieren, wenn wir nicht gegensteuern. Doch scheint mir die große Politik da derzeit schwerhörig. Ich bin sicher, Pillen sind der falsche Weg. Auffällig ist insbesondere die Verteilung der Diagnosen in der Bundesrepublik. So trat ADHS bei zehn- bis zwölfjährigen Kindern in Mecklenburg-Vorpommern kaum auf. In meinem Regierungsbezirk Unterfranken hingegen gab es mehr als doppelt so viele Fälle wie im Bundesdurchschnitt. Das ist auch im internationalen Vergleich ein hoher Wert. So bezeichnen Experten Würzburg als „Welthauptstadt der ADHS-Fälle“.


Die hohe Anzahl der hiesigen Fälle erklärt sich nach Angaben der Experten vor allem durch die vielen Kinder- und Jugendpsychologen, die in der Gegend ansässig seien. Zudem sei die medizinische Fakultät in Würzburg auf die Ausbildung von Medizinern dieser Disziplin spezialisiert. Angeblich seien die Anzahl der Fälle unter diesen Umständen eindeutig angebotsgesteuert.


Was noch ins Auge fällt ist die Tatsache, dass laut Studie junge Eltern häufiger Kinder mit ADHS haben, als ältere. Zudem trete die Krankheit in Akademiker-Haushalten seltener auf, und auch die Verschreibung von Ritalin sei dort seltener. Viele Eltern aus sozial schwächeren Schichten stünden offenbar unter hohem Druck, wenn ihre Kinder auf eine fortführende Schule wechselten. Wenn insbesondere die Jungen dann als auffällig gälten, liege das auch an deren im Vergleich zu Mädchen deutlich höherem Bewegungsdrang. Auffällig, und das gibt mir als Bildungspolitiker zu denken, ist schon, dass die ADHS-Diagnosen in einer Zeit zunehmen, in der wir erwarten, dass unsere Kinder immer früher lernen. Deshalb sage ich schon immer, gebt den Kindern mehr Zeit. Zeit für die Reife!



27 März 2013

Ende Studiengebühren = Anfang Pflege- und Absolventenbonus

Noch herrscht weitgehend Unkenntnis im Kultusministerium über die Umsetzung des in den vergangenen Wochen beschlossenen Bildungsfinanzierungsgesetzes. Möglich gemacht wurde dies bekanntlich erst durch das erfolgreiche Volksbegehren von uns FREIEN WÄHLERN Denn die bis dahin strikt gegen Studiengebühren agierende FDP ließ sich mit dem 400 Millionen-Paket quasi „kaufen“ und stimmte deshalb in einer beispielslosen Umfaller-Manier – aus reinem Machtinteresse und gegen die eigene Überzeugung – dann doch für die Abschaffung der Studiengebühren, um so die Regierungskoalition im Wahljahr vor einer Niederlage durch das Urteil des Volkes bei einem sonst anstehenden Volksentscheid zu verschonen.



Was uns allen in Bayern gut tut, sind in der Folge nunmehr weitere Bildungs-Happen, wie für den Bereich der frühkindlichen Bildung ( 77,7 Mio € ), den Meisterbonus für Absolventen der Meisterausbildung ( 41 Mio € ), zusätzliche Mittel für den Ganztagsschulausbau (20 Mio ), den Abfinanzierungsstau bei Privatschulen (120 Mio €), den Sportstättenbau (20 Mio € ) sowie Schulgeldausgleich für Altenpflege, Kinderpflege und Sozialpädagogik ( 11 Mio €) und die Kompensation der Studiengebühren (220 Mio €), die auf den Weg gebracht worden sind. Alles durchwegs Projekte, die wir FREIE WÄHLER seit Jahren angemahnt und in entsprechenden Haushaltsanträgen gefordert hatten.


So gelingt es mit den 20 Mio € an zusätzlichen Mitteln zu den im Haushalt zur Verfügung gestellten 8 Mio € für den Sportstättenbau, einen sich seit vielen Jahren angetürmten Berg der Vereins- und Verbands-Sportstättenförderung abzuschmelzen (Gesamtfinanzierungsstau 30 Mio €). An der Tatsache, dass die Sportvereine in den vergangenen Jahren bis zu acht Jahre warten mussten ehe ihnen die zugesagten Zuschussmittel auch tatsächlich vom Staat ausgezahlt wurden, stellt sich die Dringlichkeit dieser Finanzmittel am besten dar. Es zeigt sich aber auch, wie wenig die Regierungskoalition zu dem in Sonntagsreden immer wieder proklamiertem „Ehrenamt“ steht. Schließlich bedeuten acht Jahre Wartezeit auch, acht Jahre ehrenamtlicher Einsatz von unzähligen Vereinsmitgliedern bei Festen, Veranstaltungen etc. um entsprechende Finanzmittel für den Verein zu rekrutieren damit die Zwischenfinanzierung der bereits erstellten Bauten funktioniert.


Damit soll also nun – dank Wahljahr – zunächst mal ein Ende sein. Wir FREIE WÄHLER hatten deshalb ohnehin seit Jahren eine kontinuierlich angehobene Sportstättenförderung von 10 Mio Euro pro Jahr gefordert, sodass ein solcher Antragsstau überhaupt nicht erst entstehen könnte. Aber nunmehr im Wahljahr einen Geldregen über Bayerns Sportvereine auszugießen lässt sich natürlich als Regierungspartei besser anstellen. Nur, ob die Bürgerinnen und Bürger dieses Spiel nicht längstens durchschaut haben? Die Landtagswahl wird’s zeigen!





HAUK MEDIEN ARCHIV / Alexander Hauk / www.alexander-hauk.de / PIXELIO / pixelio.de


Ähnlich ist die Situation auch bei der Abfinanzierung von Schulbaumaßnahmen privater, kommunaler und kirchlicher Schulträger. Hier ist der Abfinanzierungs-Berg sage und schreibe bei ca. 400 Mio € und damit um ein Vielfaches höher. Und die Träger mussten und müssen nach wie vor weiter oft unter schwierigsten Bedingungen kostspielige Zwischenfinanzierungen schultern, die ans Eingemachte gehen. So weiß ich etwa, dass für die Zwischenfinanzierung der Sanierung des Erich-Kästner-Förderzentrums der Lebenshilfe in Kitzingen der Landkreis als Zwischenfinanzierer eingesprungen ist, weil der Träger dies alleine nie und nimmer hätte meistern können. Da sind die gewährten 120 Mio € Bildungspaket-Nachschläge wiederum nur ein Tropfen auf den heißen Stein.


Eingesehen hat die Staatsregierung auch ihre jahrelange Misswirtschaft im Bereich der Förderung der Altenpflegeschulen. Hier soll künftig ein sogenannter Pflegebonus als Geldleistung gezahlt werden und somit ein Anreizsystem für erfolgreiche Absolventen geschaffen werden. Dies war längst überfällig, gelten doch Altenpfleger als Mangelware und Zukunftsbranche zugleich. Ich kann mich noch gut erinnern, dass die Altenpflegeschülerinnen und –schüler im vergangenen Jahr zu einer Massen-Demo im Landtag und in München waren und darum gefleht haben, dass endlich das Schulgeld in voller Höhe erstattet werden soll. Seitens der CSU/FDP wurde immer wieder gebetsmühlenartig vorgebetet, dass man bereits nachgebessert habe und im Soll liege. Nun gesteht die Regierungskoalition auch hier ihre Bildungs-Lüge ein!


In diesem Zusammenhang sollen auch erfolgreiche Meisterschüler und Absolventen von Kinderpflegeschulen und Fachakademien für Sozialpädagogik entsprechend mit einem „Absolventenbonus“ bedient werden, da dies Berufe von „gesellschaftlich hoher Relevanz“ seien und „Absolventenmangel“ herrsche, so die Auskunft des Ministerialbeamten vom Kultusministerium kürzlich im Bildungsausschuss. Anders schaut es jedoch bei den Heilerziehungspflegerinnen und –pflegern aus. Hier wurde seitens der Regierungskoalition unser Dringlichkeitsantrag zum Ausgleich des Schulgeldersatzes für Heilerziehungspfleger abgelehnt. Derzeit seien nach Auskunft der Agentur für Arbeit in Bayern in dieser Berufssparte 45 offene Stellen und 111 Arbeitssuchende bayernweit zu verzeichnen, weswegen man nicht von einem Mangelberuf sprechen könne, so der Vertreter des Kultusministeriums. Auf meinen Einwand hin, dass dies eine Momentaufnahme sei und sich dies schlagartig wieder anders darstellen könne und außerdem die Inklusion als neue Herausforderung auf diese Berufssparte in besonderem Maße angewiesen sei, kam nur der Hinweis, dass man nicht alles fördern könne.






Interessant finde ich auch die Nachbesserung im Bereich der Ganztagsschulen. Mit einem sieben Anträge umfassenden Bildungspaket hatten wir im vergangenen Jahr u.a. die Stundennachbesserung für die ersten beiden Jahrgangsstufen gefordert und stießen dabei auf alle möglichen Ausreden im CSU/FDP-Lager. Dank dem Studiengebühren-Deal erfolgt nun auch hier eine Nachsteuerung ebenso wie zusätzliches Geld für Deutsch-Vorkurse im Kindergarten und der Grundschule.



23 März 2013

Sicherheitswacht als (Sicherheits-) Risiko für den Fortbestand der Polizeistation?

Wie sicher ist nun meine Heimatstadt Gemünden? Darüber entbrannte nicht nur in der Stadtratsitzung eine kontroverse Diskussion, sondern auch hernach in der breiten Öffentlichkeit. Auslöser dafür war die ins Auge gefasste Einrichtung einer Sicherheitswacht. Landesweit haben damit vor allem viele kleinere Städte als zusätzliche Ergänzung zur Polizei gute Erfahrungen gemacht. Diese „Hilfs-Sheriffs“ sollen vor allem durch Präsenz im öffentlichen Raum einerseits potentielle Täter abschrecken und andererseits dem gemeinen Volk ein subjektives Sicherheitsgefühl vermitteln.





Arno Bachert / PIXELIO / pixelio.de


Soweit so gut. Auch ich dachte mir, dass dies für Gemünden durchaus ein gangbarer Weg in die richtige Richtung sei, zumal ich immer wieder von Brennpunkten im Bereich der Drogenkriminalität u.ä. berichtet bekomme. So erzählte mir ein Stadtratskollege just vor wenigen Tagen, dass er immer wieder vor einem bestimmten öffentlichen Gebäude gebrauchte Spritzenkanülen beseitigen müsse und er es deshalb durchaus für angebracht halte, eine Sicherheitswacht in Gemünden zu installieren.
Landesweit hat der Freistaat dafür in 2013 rund 750 000 Euro in seinen Haushalt eingestellt: bei wachsendem Bedarf, denn für das Haushaltsjahr 2014 sind es bereits 1,5 Millionen Euro. Das zeigt für mich auch, dass die Sicherheitswachten scheinbar durchaus akzeptierte und brauchbare Instrumentarien darstellen, was auch die Erfahrungen von Kommunen zeigen, die solche bereits implementiert haben.
Umso überraschter war ich über die Aussage des Gemündener Polizeichefs, dass dies für die Dreiflüssestadt nicht nötig sei, da es dafür –auf meine Nachfrage - keinerlei Bedarf gebe. Upps! Da schluckt man natürlich als ‚Politiker mit Herz und Verstand‘ und gerät trotz einer gewissen Grundüberzeugung ins Grübeln. Einerseits die vielen Bürgerbedenken dass Gemünden immer unsicherer werde, andererseits die Aussage des Polizeichefs, dass in Gemünden sicherheitstechnisch alles im Lot sei?





Daniel Rennen / PIXELIO / pixelio.de


Zusätzlich wurde in der Stadtratssitzung latent unterschwellig der Eindruck erweckt, eine Sicherheitswacht könnte das Fortbestehen der Polizei Gemünden in Frage stellen. Das ist aber meines Erachtens weit gefehlt. Gerade weil die Sicherheitswacht durch eine örtliche Polizei betreut werden muss, ist eine solche Einrichtung ein Garant für eine Polizei vor Ort. Absurd ist es auch, die Sicherheitswacht mit Polizeiersatz gleichzusetzen. Das war denke ich so nie gewollt und auch nicht die Aussage des Gesetzes über die Sicherheitswacht. Sicherheitswacht ist ein kostenloses Serviceangebot des Freistaats an die Kommunen, übrigens in einer Zeit eingeführt, als fehlende Personalstellen bei der Polizei überhaupt noch kein Thema waren und wir einen  Beckstein als Innenminister hatten. Also einen Hardliner, der wusste, was los ist.
Das Argument, in Gemünden gäbe es keine Brennpunkte, ist meines Erachtens taktisch unklug. So spräch dann doch genau dies für eine Auflösung der Polizei vor Ort! Aber ich habe es nicht gesagt, es war der Polizeichef!  Oder was meinen Sie, wie wohl ein Staatssekretär oder Minister darauf reagiert, wenn er so etwas hört? Wir brauchen in Gemünden in meinen Augen Beides: mehr Personalstellen bei der Polizei und unterstützend die Sicherheitswacht. Beides sind keine Konkurrenten zueinander.
Schließlich wissen wir nicht, was 2014 auf uns zukommt! Söders Haushalt wurde ja schon von uns FREIEN WÄHLERN hinterfragt (mehr darüber erfahren Sie in diesem Blog)!  Zudem ist das Argument, in Gemünden gäbe es keine Brennpunkte, diskussionswürdig, da es meinen Informationen nach in Gemünden durchaus Brennpunkte im Bahnhofsumfeld und verschiedenen Spielotheken gibt. Natürlich kommt es immer auch darauf an, was ich sehen will und was ich mitteile!!!  Gerade aus Polizeikreisen höre ich, Gemünden ist teilweise mit Frankfurt gleichwertig. Also, insofern ist das Thema Sicherheitswacht zunächst einmal vom Stadtrat abgelehnt, aber noch nicht passé!



21 März 2013

Wahlkampf á la CSU – mein Kommentar

Wahlkampfzeit, anders kann man die vergangenen Tage und Wochen nicht nennen. Das haben die CSU-Abgeordneten wie Muttermilch eingesogen und agieren bei Veranstaltungen und Terminen wie ehedem zu Großmeister Strauß- und Stoiberschen-Zeiten: Hier bin ich, wir (die CSU) sind Bayern und wir verhelfen Euch zu Wohlstand und Fortschritt! So verlieh Finanzminister Söder der Nürnberger Hochschule mal eben den Titel „Technische Hochschule“, obwohl er mit Hochschulen gar nichts am Hut hat und dies das Ressort von Wissenschaftsminister Heubisch ist. Andernorts gibt Staatssekretär Eck im Spessartstädtchen Rieneck (Lkr. Main-Spessart) zusammen mit seinen Freunden aus der regionalen CSU den Startschuss für eine seit Jahren geforderte Umgehungsstraße und in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Würzburg informiert sich Sozialministerin Haderthauer eben mal auf Einladung vom CSU-Kollegen Jörg und Landtagspräsidentin Stamm über die unbefriedigende Situation der bayerischen Asylpolitik und verkünden anschließend, dass sie die Erfinder der Deutschkurse, die die Opposition schon seit Jahren fordern, seien.


Im Bayerischen Landtag beschäftigte letztere Episode in dieser Woche uns Abgeordneten eineinhalb Stunden nachdem Haderthauers Verhalten gegenüber den Asylbewerbern öffentliche Kritik hervorgerufen hatte. Obwohl etwa Oppositions-Politiker zu diesem Termin nicht eingeladen worden sind, offerierte Präsidentin Stamm als die Luft im Plenarsaal mehr als heiß wurde plötzlich einen „Dialog zu dem alle eingeladen“ seien. Das ist ein seltsames Verständnis von Politik, erst alleine glänzen wollen und wenn was schiefgeht sollen es alle gemeinsam ausbaden.




Stephan Bratek/geralt / pixelio.de


Nun sind wir diese Verquickung von Amt und Parteiinteressen seit Jahren gewohnt. Man könnte scharf formuliert auch von Amtsmissbrauch sprechen. Das haben die beiden Abgeordnetenkollegen Simone Tolle (GRÜNE) und Harald Schneider (SPD) gemeinsam mit mir auch in einem Schreiben an den Innenminister und die Landtagspräsidentin im Fall Eck so formuliert. Gespannt sind wir seit drei Wochen noch immer auf die Antwort.


Derlei Beispiele könnte ich im Übrigen im Dutzend liefern. Ich frage mich manchmal nur, ob die christsozialen Kolleginnen und Kollegen dies wirklich auch glauben was sie verkünden und tun oder ob sie es noch gar nicht verstanden haben: die Gelder für irgendwelche Baumaßnahmen und Gesetze stellt der Bayerische Landtag zur Verfügung und nicht die CSU. Vielleicht wird das erst von diesen verstanden, wenn die Wählerinnen und Wähler im Herbst bei der nächsten Landtagswahl endlich einmal den dringend notwendigen Wechsel in der Staatsregierung bestimmen. :-)



20 März 2013

Staatshaushalt als Blendwerk ohne Substanz entlarvt

Als Hütchenspieler-Tricks würde man es bei Kindern bezeichnen, wahlkampftaktisches Blendwerk kann man es bei Finanzminister Söder nennen. Der diesjährige Bericht des Obersten Rechnungshofs (ORH) entlarvt den angeblichen Premium-Haushalt der bayerischen Staatsregierung, mit dem Söder seit Monaten durchs Land zieht und hausieren geht, als substanzlos.


Denn bei einem genauen Blick hinter die Zahlenkulisse zeigt sich, dass der Abbau der Staatsverschuldung von 2012 bis 2014 um 2,5 Milliarden Euro nur aus Rücklagen finanziert ist. Es ist nahezu ein Dokument des Scheiterns der schwarz-gelben Koalition in Bayern und ein bombastisches Wahlkampfgetöse.  Der angebliche Premiumhaushalt ist nichts anderes als eine Premiumtäuschung. Ohnehin haben sich die Rücklage von 2007 bis 2014 nochmals um etwa denselben Betrag verringert. Angesichts der sprudelnden Steuerreinnahmen der vergangenen Jahre ist dies ein Armutszeugnis einer bürgerlichen Koalition und es erweckt starke Befürchtungen über die Zukunftsfähigkeit der bayerischen Finanzen.




RainerSturm / PIXELIO / pixelio.de




Ähnlich wie in Baden-Württemberg unter der Mappus-Regierung setzt die CSU scheinbar alles auf eine Karte und will mit Wahlkampfgeschenken und blank geputzten Bilanzen kokettieren. Dabei wäre aus Sicht der FREIEN WÄHLER eine solide Haushaltsführung des Staates besonders deshalb wichtig, weil die Staatsregierung bei der Vorsorge für die Pensionen ihrer Beamten allein auf die Hoffnung setzt, dass eine Entschuldung des Staates bis 2030 gelingt. Denn das war das Argument der CSU/FDP-Staatsregierung, warum der Pensionsfonds gegen den Protest der Opposition aufgelöst worden war.


Wie dies aber ohne Rücklagen für Bürgschaften oder sinkende Steuereinnahmen gelingen soll, ist mir schleierhaft – zumal die historische Verschuldung von zehn Milliarden Euro für die Rettung der BayernLB dabei noch gar nicht berücksichtigt ist. Umso wichtiger wäre es, dass Showmaster Markus Söder endlich seine Schaufensterpolitik aufgibt und beginnt, seine Hausaufgaben zu machen. Hunderte Millionen Euro jährlich würde der Freistaat Bayern zusätzlich einnehmen, wenn endlich genügend Personal in den Finanzverwaltungen eingesetzt und die nötigen Umstrukturierungen, die der ORH seit Jahren fordert, umgesetzt werden würden.



19 März 2013

Der Weg kann nur G9 neu heißen

Ist das G8 wirklich ein einziges Chaos? Geht man den Eltern der Landeselternvereinigung für Gymnasien in Bayern nach, dann JA! Rund achzig Prozent äußerten beim Landeselterntag in Kulmbach ihren Unmut und forderten weitere Reformen. Doch ist es mit Reformen getan? Diese Frage stelle ich mir angesichts der Tatsache, dass seit mittlerweile neun Jahren am Stoiberschen G8 reformiert wird und nicht wirklich jemand damit zufrieden ist.


Auch bei einer Podiumsdiskussion des Unterfränkischen Philologenverbandes in Würzburg, an der Schulleiter und Gymnasiallehrer teilnahmen, war nicht wirklich Zustimmung zum G8 herauszulesen. Den Mut, das G9 neu zu fordern hatte allerdings auch keiner der Verbandsfunktionäre. Ich sehe neuerliche Reformversuche trotzdem als nicht zielführend an. Auf allgemeinen Unmut stieß ebenfalls das sogenannte Flexibilisierungsjahr, von dem auch Niemand weiß, wie es überhaupt funktionieren soll.




Hierzu bräuchte es vor allem genügend Personal: laut Aussage des CSU-Mitdiskutanten Rüth sollen jedoch 1,5 Stellen pro Gymnasium zusätzlich kommen. Ich frage mich hier nur, was diese 1,5 Stellen alles beinhalten. In der Vergangenheit wurde schon des Öfteren seitens der Staatsregierung das angebliche Füllhorn an Lehrern über Bayerns Schulen ausgeschüttet, gemerkt hat an den Schulen davon allerdings Niemand etwas.


Ich bin mir auch nach der Diskussion mit den Philologen sicher: Bayern braucht das Gymnasium als Premiumweg zum Abitur und zwar von der Klasse 5 bis zum Abschluss. Damit sind auch Gemeinschaftsschulen für uns FREIE WÄHLER außen vor. Hamburg hat gezeigt, dass die Eltern diese Schulart schätzen und wollen. Auch wir benötigen eine Schulart für die qualitativ hochwertigste Bildung unserer Schüler, um sie entsprechend auf das Studium vorzubereiten.


Dennoch, bezüglich der Dauer der Gymnasialzeit bin ich nach wie vor der Meinung, dass wir in einem sanften Übergang den Weg zurück zum neunjährigen Gymnasium gehen müssen. Bedenkt man die Zahl der Gymnasiasten, die bereits ab Klasse 5 Nachhilfeunterricht erhalten, betrachtet man außerem die zunehmende Zahl psychischer Erkrankungen bis hin zu Burn-Out bei Schülern (!) und hält man dann noch die dramatisch rückläufigen Zahlen der Jugendverbände beim Engagement in Vereinen und Verbänden  dagegen, dann gibt es keine Alternative.



Ohnehin hat Kultusminister Spaenle mit dem Flexibilisierungsjahr bereits den Weg zurück zum G9 geebnet. Nur will in der CSU kein Politiker den Stoiberschen Fehler des Hals-über-Kopf-G8 eingestehen. Aber die Wählerinnen und Wähler haben im Herbst bei der Landtagswahl eine starke Stimme. Wir FREIEN WÄHLER sehen jedenfalls das G9 neu nicht als Hirngespinst, sondern als mittelfristige Realität.



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