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16 Mai 2014

Freie Wähler Volksbegehren erhält immer mehr Unterstützer

Die Zukunft des bayerischen Gymnasiums hält derzeit die Politik in Atem. Mit unserem Volksbegehren zur Wahlfreiheit G8/G9 haben wir FREIE WÄHLER der Schulpolitik in Bayern Beine gemacht und Kultusminister Spaenle auf Trab gebracht. Nach mittlerweile 15 Diskussionsveranstaltungen, die ich bayernweit durchgeführt habe, bin ich deshalb überzeugter denn je, dass wir mit unserer Wahlfreiheit goldrichtig liegen. Denn es gibt nach wie vor keinen eindeutigen Trend in Richtung „reinem“ G9, aber eine deutliche Abkehr vom bisherigen G8. So sind sich Experten verschiedenster Couleur und Verbände in einem einig: wir brauchen mehr Zeit zum vertieften Lernen und die Schüler benötigen mehr Zeit zur persönlichen und geistigen Reife sowie für außerschulische Aktivitäten. Wurden wir FREIE WÄHLER nun monatelang von politischen Mitbewerbern und den Medien belächelt, da wir bisher alleine die Wahlfreiheits-Fahne gegen den Wind aufrecht getragen haben, so haben wir nunmehr in den vergangenen zwei Wochen eine breite Unterstützerbasis aus dem Bildungsbereich bekommen.


 So brach zunächst der Bayerische Lehrerinnen und Lehrerverband (BLLV) den Bann und signalisierte Unterstützung des Volksbegehrens und in der vergangenen Woche sprach sich auch das FORUM BILDUNGSPOLITIK  pro Volksbegehren aus. Dieser Zusammenschluss von 44 Bildungsverbänden wirbt für das Gymnasiums-Volksbegehren der Freien Wähler. Hauptziel dabei: den Reformdruck auf Staatsregierung und CSU aufrechterhalten.


 Man halte das Konzept der Freien Wähler zwar für «sehr problematisch», sagte deren Sprecher Wenzel - diese wollen einen Parallelbetrieb von G8 und G9 ermöglichen. Er begründete die Unterstützung aber damit, dass nur bei einem Erfolg des Volksbegehrens der Reformdruck auf Staatsregierung und CSU aufrechterhalten bleibe. Zudem sollten möglichst viele Bürger die Chance haben, bei einem anschließenden Volksentscheid mitzubestimmen, wie das Gymnasium in Zukunft aussieht. Und genau darum geht es bei unserem Volksbegehren. Rund 1 Million Menschen in Bayern sind nötig, um mit ihrer Unterschrift im Rathaus den Schalter für eine echte Reform des bayerischen Gymnasiums umzulegen. Trotz aller plötzlicher Umtriebigkeit des Kultusministers soll das zweite von ihm anberaumte so genannte Dialoggespräch erst am 21. Juli, also wenige Tage nach Ende des Volksbegehrens, anberaumt werden. Spaenle will also abwarten, ob das Volksbegehren erfolgreich sein wird und wird dann, je nach Ausgang, entscheiden. Deshalb ist es umso nötiger, dass das Volksbegehren der FREIEN WÄHLER erfolgreich abschneidet und sich am bayerischen Gymnasium tatsächlich etwas bewegt.
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 Das sieht das Forum Bildungspolitik genauso und fordert tiefgreifende pädagogische Reformen mit mehr Zeit für Vertiefung und Anwendung des Stoffs. Das Gymnasium müsse sich grundlegend ändern, sagte Wenzel: „Es kommt nicht nur darauf an, wie lange Schüler lernen sollen, sondern vor allem darauf, was sie lernen müssen und wie sie lernen dürfen.“ Die Unterschriftenlisten für das Volksbegehren liegen vom 3. bis 16. Juli in den Rathäusern aus. Nur wenn sich mindestens zehn Prozent aller Stimmberechtigten - rund 945 000 Menschen - beteiligen, ist der Weg zu einem Volksentscheid offen. Dann könnte der Landtag dem Freie-Wähler-Konzept ein eigenes Reformmodell entgegensetzen.


 Nur wenn möglichst viele Bürger einen Volksentscheid forderten, sei die Staatsregierung bereit, sich ernsthaft mit pädagogischen Konzepten und didaktischen Veränderungen auseinanderzusetzen, argumentierte Wenzel. Auch wer den Vorschlag der Freien Wähler ablehne, solle das Volksbegehren unterstützen. „Es ist eine strategische Unterschrift, keine Zustimmung zu den Forderungen.“
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 Wir Freien Wähler freuen uns über dieses gewichtige Bekenntnis des Forum Bildungspolitik und müssen in den nächsten Wochen diese Botschaft der „strategischen Unterschrift für eine grundlegende Weiterentwicklung des Gymnasiums in Bayern“ zu den Menschen tragen.


 Dem Forum Bildungspolitik gehören 44 Organisationen mit zusammen 1,5 Millionen Mitgliedern an. Darunter sind Lehrer-, Eltern- und Schülerorganisationen, etwa der Bayerische Elternverband, der BLLV oder die Landesschülervereinigung.


 

 


16 Mai 2014

Junglehrer regionalbezogen einsetzen

Die große Unzufriedenheit von Eltern und nicht zuletzt der betroffenen Junglehrer selbst bei der Fluktuation und Besetzung von Lehrerstellen an den Grund- und Mittelschulen in Unterfranken und speziell in den Landkreisen Main-Spessart, Miltenberg, Aschaffenburg habe ich kürzlich zum  Anlass genommen, um in einem Gespräch mit dem Abteilungsdirektor Schulen an der Regierung von Unterfranken, Gustav Eirich, vor allem die Versetzungspraxis bei Junglehrern nach und von Oberbayern zu diskutieren.


Bekanntlich müssen gut ausgebildete unterfränkische Junglehrer in überwiegender Mehrheit ihren Dienst nach der Ausbildung in Oberbayern antreten. Im Gegenzug ist, zum einen eine Rückkehr nach Unterfranken langwierig und schwierig, zum anderen füllen derzeit viele Realschul- und Gymnasiallehrer entstehende Lücken hierzulande aus. Alleine 19 in Main-Spessart. Dies ist eine Situation, die weder Eltern verstehen, da die Realschul- und Gymnasiallehrer oft nur kurzzeitig an den Schulen tätig sind und damit erst recht jegliche Kontinuität an den Schulen verloren geht.




Hier im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Unterfränkischen Lehrer und Lehrerinnenverbandes, Gerhard Bless

Hier im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Unterfränkischen Lehrer und Lehrerinnenverbandes, Gerhard Bless


Der Problematik zu Grunde liegt die Tatsache, dass Unterfranken zwar mit Lehrer-Planstellen gut versorgt ist, jedoch die darauf sitzenden Lehrkräfte – zumeist Frauen – wegen Inanspruchnahme von Elternzeit oder Teilzeit gar nicht oder kaum voll arbeiten. Somit wird einerseits dem Aspekt, ein familienfreundlicher Arbeitgeber zu sein, Rechnung getragen, andererseits blockieren diese Planstellen-Inhaber quasi die aktuelle und dauerhafte Besetzung der Stellen. Deshalb müssen die vorhandenen Vakanzen dann mit sogenannten Aushilfs-Lehrkräften auf Angestelltenbasis  ausgefüllt werden, ohne dass eine weitere Planstelle geschaffen werden kann.


Dies würde ansonsten dazu führen, dass nach Rückkehr der Lehrkräfte aus der Elternzeit ein Planstellenberg entstehen würde. Im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel und dem starken Schülerzahlenrückgang in Unterfranken müssten dann jahrelang in Unterfranken tätige Lehrkräfte in andere Regierungsbezirke versetzt werden.  Da beißt sich die Katze  gewissermaßen in den eigenen Schwanz.


Ich bin dennoch überzeugt, dass wir für Unterfranken und speziell die Schulamtsbezirke Main-Spessart, Miltenberg, Aschaffenburg Stadt und Land eine Sonderregelung bei der Lehrerversorgung benötigen. Auf der Suche nach einer Lösung bin ich mir dabei mit dem Bezirksvorsitzenden des Bayerischen Lehrerinnen und Lehrerverbandes (BLLV), Gerhard Bless, einig. Vor allem bezüglich der Einstellungen von Lehrkräften nach dem zweiten Staatsexamen und bei der Rückversetzung aus Oberbayern müssen diese Schulamtsbezirke mit einem sogenannten regionalen Faktor aufgewertet und damit den besonderen Bedürfnissen der Schulen in diesen Regionen Rechnung getragen werden. Gerade in Unterfranken werden eine große Anzahl von Lehrkräften ausgebildet die  dann oft gegen ihren Willen nach Oberbayern versetzt werden. Wir brauchen diese Lehrkräfte jedoch hier in unserer Region.


So fordere ich ein Maßnahmenpaket, dass Lehrern aus der Region, die in den vergangenen Jahren gegen ihren Wunsch eine Planstelle in anderen Regierungsbezirken angenommen haben, die gezielte Rückführung unabhängig vom Familienstand bei gleichzeitiger Verpflichtung sich dauerhaft an die Region zu binden, ermöglicht werden soll. Weiter braucht unsere Region im Rahmen einer Sonderregelung aufgrund des hohen Aufkommens an Lehrkräften in Elternzeit eine um zehn Prozent höheres verlässliches Kontingent bei der Lehrer-Zuweisung in Form von Planstellen durch das Kultusministerium.


Auch muss es möglich gemacht werden, dass Junglehrer, die direkt nach der zweiten Ausbildungsphase oder über die Warteliste kommend die Einstellungskriterien erfüllen und in der Region bleiben wollen, unabhängig von ihrem Familienstatus dort bleiben können, insofern sie bereit sind, sich dauerhaft für einen Einsatz vor Ort zu verpflichten.


Mir ist durchaus klar, dass die bisherige Versetzungspraxis damit erheblich in Wallung gerät, aber aufgrund der fehlenden Planstellen sind der Regierung derzeit die Hände gebunden. Deshalb braucht die Regierung hier mit diesen Sonderregelungen mehr Entscheidungsspielraum. Das bayerische Kultusministerium muss die Planstellensituation weniger zentralistisch, sondern mehr regionalbezogen handhaben.



8 Mai 2014

Rechenfehler beim „Grundschul-Abitur“?

Vergangene Woche war es wieder soweit. Die Viertklass-Schüler/innen an Bayerns Grundschulen haben ihr sogenanntes Übertritts-Zeugnis bekommen, mit dem im Wesentlichen ihre schulische Zukunft manifestiert ist. Liegt der Notendurchschnitt unter 2,33 bedeutet dies die Eignung für das Gymnasium und liegt der Schnitt unter 2,66, dann können die Kinder auf die Realschule.


Wegen dieser ‚Empfehlung‘, verbunden mit dem Wunsch vieler Eltern ihrem Kind die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen und dem in den vergangenen Jahren immer mehr zunehmenden Trend zum Gymnasium, wird die Grundschulzeit für viele Kinder zu einem Martyrium. Nicht zuletzt die Tatsache, dass bereits  ein Großteil der Grundschulkinder Nachhilfe-Unterricht bekommt, um diese Prozent-Hürden zu schaffen, verdeutlicht, welcher Druck hier auf Schülern lastet. Arme Kinder, wo bleibt nur eure Kindheit?




Melanie Jedryas  / pixelio.de

Melanie Jedryas / pixelio.de


Nun hat mich dieser Tage ein aufmerksamer Bürger auf eine mögliche Ungereimtheit in der Berechnung dieser Übertrittsnote hingewiesen, die ich Ihnen im Folgenden nicht vorenthalten will:


"Sehr geehrter Herr Felbinger, Ihre Partei hat dafür gesorgt, dass die Politik das Gymnasialsystem in Bayern überdenken muss. Ich wende mich an Sie, um Ihre Aufmerksamkeit auf ein Problem zu richten, welches bislang nicht in der politischen Diskussion über das bayerische Schulsystem erwähnt wurde. Die Einzelheiten sind dem beigefügten Dokument zu entnehmen, welches auch dem Kultusministerium vorliegt. Die Eckpunkte sind unten zusammengefasst.


Das folgende Beispiel zeigt, dass bei der Berechnung der Übertrittsnote in der 4. Klasse ein Rundungsfehler mit gravierenden Folgen auftritt:


Schüler A: 1,6; 2,6 und 2,6 -> Übertrittsnote 2,66


Schüler B: 2,4; 3,4 und 2,4 -> Übertrittsnote 2,33.


Schüler A hat zweimal eine deutlich bessere Note und einmal eine geringfügig schlechtere Note, doch nur Schüler B darf aufs Gymnasium gehen.


In dem beigefügten Aufsatz habe ich die Wahrscheinlichkeit von Fehlentscheidungen aufgrund der Rundungsfehler in der Berechnung der Übertrittsnote berechnet. Das Ergebnis ist erschreckend:


–          Ein Kind mit einer Übertrittsnote von 3,0 hat mit einer Wahrscheinlichkeit von 1/6 ≈ 17% die Realschule nur aufgrund eines Rundungsfehler nicht geschafft,


–          Ein Kind mit einer Übertrittsnote von 2,66 hat mit einer Wahrscheinlichkeit von 17% das Gymnasium nur aufgrund eines Rundungsfehler nicht geschafft,


–          Ebenso beträgt die Wahrscheinlichkeit 17%, dass ein Kind mit einer Übertrittsnote von 2,33 das Gymnasium nur mit Hilfe eines Rundungsfehlers geschafft hat, und


–          weitere 17% der Kinder mit einer Übertrittsnote von 2,66 haben die Realschule nur mit Hilfe eines Rundungsfehlers geschafft.


–          Insgesamt werden ca. 10% der Kinder aufgrund von Rundungsfehlern in die falsche Schulart orientiert.


Meines Erachtens sind diese Zahlen so hoch, dass das oben geschilderte Problem von der Politik nicht ignoriert werden darf. Wenn man bei diesem System bleiben will, dann wäre die Lösung denkbar einfach: Die Durchschnitte in Deutsch, Mathematik, und HSU sollten zur Berechnung der Übertrittsnote mit einer Stelle nach dem Komma gerundet werden.


Ich hoffe, einen nützlichen Beitrag zur derzeitigen Diskussion über das bayerische Schulsystem geliefert zu haben und stehe Ihnen für eine Rücksprache jederzeit zur Verfügung. Über eine Stellungnahme der Freien Wähler würde ich mich freuen".


Ja, diese Zeilen machen in der Tat aufmerksam und das Rechenbeispiel zeigt sehr eindrucksvoll auf, dass ein Kind beim Übertritt nach der Grundschule nicht rein auf die erzielten Leistungen in Deutsch, Mathematik und Heimat- und Sachunterricht reduziert werden darf. Vielmehr will ich, dass ein Kind in der Grundschule ganzheitlich gesehen wird und nicht erst ein so genanntes "Grundschul-Abitur" bestehen muss, um auf das Gymnasium oder die Realschule zu gelangen.


Aus vielen Besuchen an Grundschulen habe ich aber schon die Rückmeldung, dass die meisten Grundschullehrkräfte sich bemühen beim Übertritt das jeweilige und einzelne Kind im Blick zu haben. Insofern kann man also schon davon ausgehen, dass eine Lehrkraft ein Kind nicht formal und bürokratisch lediglich  auf die mathematische Berechnung der vorhandenen Noten reduziert. Zudem: Eine Lehrerin oder ein Lehrer besitzt bei der Bewertung einer schulischen Leistung grundsätzlich immer auch ein pädagogisches Ermessen.


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Die Beurteilung der Leistungen ist deshalb nicht ausschließlich das Ergebnis eines mathematischen Prozesses. Gemäß den schulrechtlichen Vorgaben ist vor allem in der Grundschule Raum für pädagogische Bewertung und pädagogisches Ermessen gegeben. Die Lehrkräfte und die Schulleiterin bzw. der Schulleiter sind aufgefordert, den Einzelfall zu prüfen und in pädagogischer Verantwortung eine individuelle Entscheidung zu treffen. Die Lehrkraft kann deshalb sicher einen fairen und angemessenen Ausgleich erreichen, wenn es um die Beurteilung der Eignung für die Realschule und das Gymnasium geht.


Das aufgezeigte Rechenbeispiel und das Ergebnis, dass ca. 10 % der Kinder aufgrund von Rundungsfehlern in eine nicht passende Schulart gehen sollen, stellt aus meiner Sicht schon einen Ausnahmefall dar, der mit Blick auf die genannten Aspekte nicht häufig vorkommen sollte. Ich will dabei aber nicht in Abrede stellen, dass mit diesem Beispiel eine korrekte Berechnung dargelegt wird, die mich nachdenklich stimmt.


Jedoch gilt es auch festzustellen, dass das Übertritts-Zeugnis das Kind nicht allein unter dem Aspekt seiner Noten betrachten soll, sondern in mehreren Facetten. Der Sinn des Übertritts-Zeugnisses ist es, eine Empfehlung zu geben, damit ein Kind einen erfolgreichen  Schulweg beschreiten kann. Das Übertritts-Zeugnis enthält somit: die Jahresfortgangsnoten in allen Fächern, die Gesamtdurchschnittsnote aus den Fächern Deutsch, Mathematik, Heimat- und Sachunterricht, eine Bewertung des Sozial- sowie des Lern- und Arbeitsverhaltens und eine zusammenfassende Schullaufbahnempfehlung, in der die derzeitige Eignung für den weiteren Bildungsweg festgestellt wird.


Dazu kommt auch noch, dass selbst wenn die Empfehlung beispielsweise eine gymnasiale Eignung verkennen würde, die Möglichkeit besteht, am Probeunterricht teilzunehmen. Und bei Bestehen des Probeunterrichts ist der Weg zum Gymnasium ebenfalls möglich. Der Probeunterricht ist bestanden bei mindestens den Noten 3/4 oder 4/3 in Deutsch/Mathematik.  Bei 4/4 entscheidet der Elternwille nach einem Beratungsgespräch.


Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Vorschlag die Durchschnittsnote in Deutsch, Mathematik und HSU bei der Berechnung der Übertrittsnote grundsätzlich mit einer Stelle nach dem Komma zu runden, überlegenswert ist und wir werden diesen Vorschlag innerhalb des internen Arbeitskreise "Demokratie und Bildung" der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion noch einmal diskutieren.


Für solche sinnvollen Anregungen bin ich wirklich dankbar und ich bin selber gespannt, wie es damit weitergeht. Ich halte Sie auf dem Laufenden.



7 Mai 2014

Gerechtigkeitslücke schickt Junglehrer in die Wüste

Stellen Sie sich vor: Sie haben ihren Traumjob, arbeiten fleißig wie eine Biene, engagieren sich und sind sich auch für Überstunden nicht zu schade, sie werden gar von den Kunden wegen ihres Einsatzes und ihrer Freundlichkeit gelobt. Aber irgendwann sagt ihr Chef: „Tschüss, ich nehme jetzt ‚Frischfleisch'.“, sprich eine/n jüngere/n Mitarbeiter/in. Vermutlich denken Sie, dass dies nichts mit  der Realität zu tun hat  und erfunden ist. Doch weit gefehlt: in der bayerischen Schulpolitik ist dies Wirklichkeit! Und noch viel schlimmer, die CSU verteidigt diese Machenschaften und solche prekären Arbeitsverhältnisse mit befristeten Arbeitsverträgen und unterstützt somit dieses menschenunwürdige Handeln des bayerischen Bildungsministeriums.




Rainer Sturm  / pixelio.de

Rainer Sturm / pixelio.de


Meinem Gerechtigkeitssinn entspricht dies nicht, weshalb ich mit meiner Fraktion einen Antrag initiiert habe, dass diese Ungerechtigkeit beseitigt wird. Konkret geht es um gut ausgebildete Lehrkräfte an den bayerischen Fachoberschulen, die - weil sie nicht der derzeit hohen Staatsnote von Eins-Komma genügt haben  - mit sogenannten Jahres-Aushilfsverträgen an den Schulen beschäftigt werden und dort wertvolle und gute Dienste in den verschiedenen Fächern leisten. Doch nach zwei, spätestens drei Jahren soll nun nach dem Willen des Kultusministeriums Schluss sein. Schließlich stehen aufgrund der seit Jahren falschen Lehrerbedarfsprognose genau dieses Ministeriums seit diesem Jahr rund 1000 exzellent ausgebildete Lehrer auf der Straße und warten auf diversen Wartelisten, dass Stellen frei werden.


Da hat es sich dann das Kultusministerium recht einfach gemacht und nun bei den Aushilfslehrkräften den Rotstift angesetzt. Mit der hinterfragungswürdigen Argumentation, dass man auch jüngeren Bewerbern eine Arbeitsmöglichkeit geben wolle, sollen deshalb zum Schuljahresende die Aushilfslehrer sprichwörtlich in die Wüste geschickt werden. Für diese gibt es jedoch nur geringe Chancen an Privatschulen Unterschlupf zu finden und für ihren Dienst als Aushilfslehrer können sie auch seitens des Freistaates nicht mit einem Dankeschön in Form eines Bonus auf ihre Staatsnote rechnen, um so auf der Warteliste nach oben zu rutschen und damit regulär für eine Verbeamtung in Frage zu kommen. Ihre Schul-Karriere ist somit in den meisten Fällen ein für allemal beendet.




Georg Schierling  / pixelio.de

Georg Schierling / pixelio.de


Die gängige Praxis, junge Lehrer, deren Note für eine Festanstellung nicht ausreicht, als Aushilfskräfte zu nutzen und nach zwei oder drei Jahren durch neue Aushilfskräfte zu ersetzen, steht seit langer Zeit in der Kritik. Und wie ich finde zurecht, denn meines Erachtens sollte den Aushilfskräften genau diese Zeitarbeit als Bewährungs- und Fortbildungszeit angerechnet werden können. Das Öffentliche Dienstrecht in Bayern hangelt sich an den Parametern „Leistung, Eignung und Befähigung“ entlang, also wenn die Leistung stimmt und sich diese Lehrkräfte befähigen und eignen (durch die Aushilfstätigkeit), dann sollte dies auch belohnt und das Dienstrecht umgesetzt werden.


Ich sehe in diesen Fällen eine „Gerechtigkeitslücke“ im bayerischen Öffentlichen Dienst. Denn mein Argument überzeugt: Wer sich in der Praxis bewährt hat, sollte auch in den Staatsdienst übernommen werden. Dafür habe ich durchaus undercover auch verbale Zustimmung aus Regierungskreisen erfahren, bin aber bei der Abstimmung im Ausschuss bedauerlicherweise auf eine Ablehnung dieses Antrages gestoßen. Im Dauerstreit um befristete Arbeitsverträge für Junglehrer in Bayern bleibt die CSU also hart. Unseren Antrag, befristet eingestellte Lehrkräfte künftig nach zwei oder drei Jahren in den Staatsdienst zu übernehmen, lehnte die CSU–Mehrheit im Landtag ab. Und da kann ich dann die Gegenargumente, dass für eine Übernahme in ein Beamtenverhältnis nur die Leistung, also die Staatsnote, maßgeblich sei, gar nicht gelten lassen.



30 April 2014

Gemeinsam für ein besseres Gymnasium

G8 plus 1 = G9 oder G9 minus 1 = G8: Gemeinsamkeiten zur Veränderung am Gymnasium mit Volksbegehren bündeln


Eine wirkliche Überraschung war das Ergebnis unserer Bildungs-Informationsveranstaltung im Würzburger Rudolf-Alexander-Schröder-Haus zur "Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums“ nicht. Die anwesenden Bildungsexperten und Zuhörer waren sich in einem einig: das G8 ist am Ende und das bayerische Gymnasium braucht eine Neuausrichtung! Wie diese nun im Einzelnen aussehen können, auch darüber gibt es viele einzelne Details: angefangen von Vorstellungen zu Stundentafeln, Lerninhaltsreduzierungen oder der grundsätzlichen Frage, etwa wann die zweite Fremdsprache beginnen soll. Doch dies alles gleicht nahezu einer Phantom-Diskussion, denn zunächst muss einmal eine Grundsatzentscheidung her, ob überhaupt am bisherigen G8 etwas verändert werden soll?


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In zahlreichen Debatten im Landtag und bei diversen Anträgen und Gesetzentwürfen zu Veränderungen hat die CSU dies bisher strikt abgelehnt und auch Kultusminister Spaenle hat bisher außer Nebelkerzen kein Anzeichen erkennen lassen, dass das G8 fallen gelassen wird. Deswegen muss die ganze Aufmerksamkeit unserem Volksbegehren gelten, bei dem über diese grundsätzliche Gesetzesänderung, dass neben dem G8 auch das G9 angeboten werden soll, entschieden werden soll. Dabei – und das war auch eine der ganz wesentlichen Botschaften dieser Infoveranstaltung für die Besucher – erfolgt mit einem positiven Entscheid beim Volksbegehren noch längst keine Festlegung, ob das bayerische Gymnasium als reines G9 oder als Ergänzung zum G8 mit der weiteren Option auch das G9, angestrebt werden soll.


 Diese Erkenntnis ist für mich keine neue, aber für viele Zuhörer war sie so in der Tat neu. Denn einem positiven Volksbegehren würde dann ohnehin noch einmal ein Volksentscheid folgen und dem könnte ein offener Dialogprozess aller am Bildungsprozess beteiligten Verbände, Organisationen und Parteien vorausgehen, um dann möglichst eine Konsens-Lösung mit breiter Zustimmung zu bekommen. Denn unterm Strich war am Ende der zweistündigen Diskussion feststellbar, dass große Gemeinsamkeiten zwischen den derzeit kursierenden Vorschlägen und Modellen vorhanden sind und nur in Nuancen leicht differierende Ansätze dagegen stehen. Etwa bei der Inhaltsfrage gab es unterschiedliche Vorstellungen bei den Vertretern der beiden Lehrerverbände zwischen ‚Lehrplan-Kürzungen‘ bis hin zu ‚auf keinen Fall weitere Streichungen von Inhalten‘.


Einig waren sich die Diskutanten auf dem Podium auch, dass der Schlüssel zum Erfolg für ein zukunftsfähiges Gymnasium nur mit mehr Zeit zum Lernen und Leben zu erreichen ist. Die persönliche Reife und ein qualitatives, vertieftes Lernen der Schülerinnen und Schüler, um somit die Studierfähigkeit zu erlangen, stehen für uns im Vordergrund unserer Betrachtungen. Und um gerade den individuell unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten der Schüler Rechnung zu tragen, muss man deshalb die Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 schaffen. Deren Vorteil liegt vor allem darin, dass die Entscheidung für das Jahr länger erst nach der sechsten Klasse erfolgen kann, sodass bereits zwei Jahre Entwicklungsverlauf einer Schülerbiografie am Gymnasium als Entscheidungskriterium zur Verfügung stehen.


Dass dies durchaus gut funktionieren kann und von der Organisation her möglich ist, darüber berichtete Oberstudiendirektor Uwe Petersen, Schulleiter des Wilhelms-Gymnasium in Kassel. In seinem Grundsatzreferat legte er dar, dass die Grundlage für das Funktionieren eines Parallel-Angebots von G8 und G9 eine intensive Elternarbeit sei. „Man muss die Eltern mit ins Boot nehmen und sie in Beratungsgesprächen immer wieder in die Planungen einbeziehen und ihnen die damit verbundenen individuellen Entwicklungsmöglichkeiten ihres Kindes vor Augen führen", so Petersen.


An seinem Gymnasium, das als eines von 13 Modell-Gymnasien in Hessen die Wahloption seit nunmehr zwei Jahren anbietet, habe sich gezeigt, dass durchaus anfangs Verunsicherung der Eltern hinsichtlich der Wahlmöglichkeit vorhanden gewesen sei, sich diese jedoch durch mehrere Elternabende und Elterngespräche problemlos abbauen ließ. „Mit der Wahlmöglichkeit eröffnet sich jede Schule neue Handlungsfelder und wird attraktiver, weil auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler besser eingegangen werden kann", so Petersen.


An seiner Schule habe sich so eine moderate Verteilung der beiden Zweige ergeben. Von 140 Schülern entschieden sich nach der sechsten Jahrgangsstufe 80 für G9 und die Übrigen für G8.


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Zustimmung zu Veränderung des jetzigen bayerischen Gymnasiums kam auch seitens des unterfränkischen Bezirksvorsitzenden des Bayerischen Philologenverbandes, Peter Stegmann, der „mehr Zeit zum Vertiefen" als wichtig ansah und ähnlich dem Freie Wähler-Modell ein G9 mit der Möglichkeit des G8 für besonders begabte Kinder als sinnvoll ansah. Auch da wurde deutlich: der Unterschied zwischen dem Philologen-Vorschlag, ein grundsätzliches neunjähriges Gymnasium anzubieten und besonders begabten Schülern die Möglichkeit des Überspringens einer Klasse zu ermöglichen (also de facto G9 minus 1 Jahr = G8), und unserem Modell G8 und G9 (G8 plus 1 Jahr = G9) anzubieten, ist marginal und eher eine Frage der Sichtweise.


Die Auswirkungen für das ehrenamtliche Engagement von Kindern und Jugendlichen beschrieb Thomas Öffner, Diözesanvorsitzender des BDKJ. „Während der Zulauf zu dem Freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahr riesig ist, weil die Jugendlichen Abiturienten ein Jahr der Reife und des Lernens für das Leben suchen, ist das ehrenamtliche Engagement in unseren Organisationen, gerade bei den Gruppenleitern, stark rückläufig. Hier müssen sich die Kinder bereits früh auf die Schule fokussieren und haben nicht mehr die Zeit für außerschulische Aktivitäten wie noch beim G9“.


Eindringlich ermunterte Daniel Osthoff, Vorsitzender der Initiative „Bessere Bildung für Bayern“, „jetzt die Gemeinsamkeiten zu suchen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen" und das Volksbegehren zu unterstützen. „Nur mit einem erfolgreichen Volksbegehren werden wir den Schalter zu einer längeren Gymnasialzeit definitiv umlegen können. Über die Ausgestaltung im Einzelnen kann man danach im gemeinsamen Konsens reden", so Osthoff.


Hier finden Sie einen aktuellen Beitrag des BR zum Volksbegehren!



29 April 2014

Fertigstellung der Mensateria in Sicht

Sicher haben auch Sie sich schon gefragt, wie es zu rasanten Kostenexplosionen bei Bauwerken wie der Hamburger Elbphilharmonie oder dem Berliner Flughafen kommen kann? In der Tat ist es für einen Laien wie mich schwer nachvollziehbar, wie bei einem ursprünglich einmal mit 77 Millionen Euro veranschlagten Konzertsaal am Ende etwa das Zehnfache, nämlich Kosten von rund 789 Millionen Euro, entstehen können. Da ist die Frage, ob da Laien oder wirklich Fachleute am Planen und Bauen sind, tatsächlich angebracht.


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Als dieser Tage das Richtfest an der neuen Mensateria auf dem Würzburger Universitäts-Hubland-Campus über die Bühne gegangen ist, sind mir zumindest ein bisschen die Augen dafür geöffnet worden. Nun gibt es voraussichtlich bei dem Würzburger 11 Millionen Euro teuren Projekt keine Kostensteigerung, aber beim Durchlesen der Bauausschreibung doch auch beträchtliches Staunen. So sind allein für die Planung, die das Staatliche Bauamt im Entwurf gefertigt hat und einem Architektenbüro, das die Ausführungsplanung und Objektüberwachung Inne hat, weitere zwölf (!) Spezial-Planer vom Statiker, Vermesser, Bauphysiker, Brandschutzexperten über prüfsachverständige für den Brandschutz sowie die Planung der Elektrotechnik und von Heizung, Lüftung, Sanitär, Gutachter etc. als Projektbeteiligte mit ins Boot geholt worden.


Jetzt handelt es sich bei der Mensateria um ein relativ überschaubares Bauprojekt mit einer Bruttogeschossfläche von rund 3950 Quadratmetern. Da kann man sich erst einmal vor Augen halten, ein wie Vielfaches in Hamburg oder Berlin bei den genannten Projekten am Werk sind. Und alle diese müssen koordiniert werden.


Ungeachtet dessen sind in Würzburg bei der Mensateria weitere 15 Firmen mit der Umsetzung des Bauprojektes beschäftigt. Besonders erfreulich ist dabei die Tatsache, dass bis auf die Dachdichtungsarbeiten alle Gewerke trotz europaweiter Ausschreibung an Firmen in der Region gegangen sind und die Baustelle somit einen echten Job-Motor für die Region darstellt.


Dass wir Abgeordneten jahrelang um die Finanzierung des Baus der Mensateria durch den Freistaat gekämpft haben, hat natürlich seine Gründe! Denn wenn die Mensateria im Jahr 2015 in Betrieb geht, steht sofort die Sanierung der eigentlichen Mensa für nochmals rund 11 Millionen Euro an. Erst danach können die Studenten an der Würzburger Uni wirklich aufatmen, denn dann dürfen sich auch die fleißigen Fachkräfte hinter den Theken freuen, die seit Jahren in hygienisch bedenklichen Zuständen werkeln müssen. Deshalb: für die Mensateria und die noch ausstehende Sanierung der Mensa am Hubland wird es höchste Zeit.



12 April 2014

G8 Ganztagsschule versagt ebenfalls

G8 funktioniert auch als gebundene Ganztagsschule nicht

Hochinteressant sind unsere derzeitigen Informationsveranstaltungen zur Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums. Nach Ergolding, Freising und Kempten ging nunmehr auch die erste unterfränkische Veranstaltung in Mellrichstadt über die Bühne.


Interessant auch deshalb, weil keine der Veranstaltungen wie die andere ist und durch das jedes Mal anders zusammen gestellte Podium auch immer wieder neue Erkenntnisse an den Tag treten. So legte ein siebenfacher Familienvater dar, dass seine derzeit das G8 besuchende Tochter sukzessive alle sportlichen Aktivitäten abgelegt habe, weil sie nach dem nach Hause kommen am Abend mit Hausaufgaben und Unterrichtsvor- wie Nachbereitung bis in den späten Abend hinein beschäftigt sei. „Die Kinder bewegen sich gar nicht mehr, weil sie den ganzen Tag keine Möglichkeit dazu haben“ stellte ein Arzt fest, während eine Kollegin im Zuhörerraum attestierte, dass die Zahl der psychischen Anfälligkeiten und Erkrankungen bei Kindern in den vergangenen Jahren erheblich angestiegen sei.




Stephanie Hofschlaeger  / pixelio.de

Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de


Diesen Umstand hatten mir auch schon die Vorstandmitglieder des Landesverbandes der bayerischen Schulpsychologen im vergangenen Jahr berichtet, demnach sind rund 25 Prozent der bayerischen Schülerinnen und Schüler psychisch erkrankt. Darunter leben zirka zehn Prozent mit dauernden Angstzuständen. Furchtbar, wie ich finde! Soll nicht die Schulzeit eigentlich Freude machen? Scheinbar macht es das aber nicht. Und richtigerweise wurden dabei nicht nur die Umstände der G8-Umsetzung angeprangert, sondern das gesamte Schulsystem.


Neu war für mich auch die Erkenntnis, dass selbst in einem gebundenen Ganztags-Gymnasium das G8 nicht reibungslos funktioniert. Ein "gebundener" Ganztags-Gymnasiallehrer berichtete, dass Stofffülle des G8 und das Alter nicht aufeinander abgestimmt seien. Soll etwa Shakespeare schon von einem 13jährigen zitiert werden müssen? Dabei gilt doch ein gebundenes Ganztags-G8 bei deren Verfechter immer als Allheilmittel-Argument.


Doch auch dabei stellt sich eben die grundsätzliche Malaise des bayerischen Schulsystems, dass zu wenige qualitativ gute Fachkräfte im Ganztagsbetrieb zu Hause sind, dar und es zeigt sich, dass ein Ganztagsangebot eben noch lange keine gute Ganztagsschule ist. Hierzu braucht es auch für die sogenannten Softskills und die angestrebte Rhythmisierung Fachkräfte wie Sportlehrer, Musikpädagogen, Erzieher/innen und keine ehemaligen Mitarbeiter der Telekom oder von Schlecker, wie erst diese Woche bei einer Studie des Bayerischen Rundfunks herauskam.


Spannend sind auch immer wieder die bei jeder Veranstaltung auftretenden Zweifel an der Organisierbarkeit eines G8 und G9-Zuges an ein und derselben Schule. Interessanterweise habe ich dazu in dieser Woche auch ein gutes Beispiel auf der Homepage der Winfried-Schule Fulda gefunden, das Sie hier einsehen können. Eine Stundentafel bietet auch das Gymnasium Bad Waldsee als Anschauungsobjekt auf der Seite www.gymibw.de (G9-Kontingentstunden) an.


Und das Totschlag-Argument des bayerischen Kultusministers Spaenle, dass unser Modell der Wahlfreiheit an den ländlichen Gymnasien nicht umsetzbar sei, hat Spaenle diese Woche selbst mit der Beantwortung einer Anfrage unseres Fraktionschefs Hubert Aiwanger entkräftet. Denn demzufolge sind 85 Prozent der bayerischen Gymnasien mindestens vierzügig und somit in der Lage, beide Züge parallel anzubieten (für genauere Informationen finden Sie hier die Anfrage, die Antwort sowie die dazugehörige Pressemitteilung). Für die restlichen Gymnasien bietet sich die komplette Rückkehr zum G9 an und für die besonders intelligenten "Turbo-Schüler" ein Überspringen der 11. Klasse, wie es jahrzehntelang in Bayern ohnehin schon möglich war und was uns der Bayerische Philologenverband in seinem Eckpunkte-Papier jetzt dennoch als Neuerung verkaufen will.


Es gibt also weiterhin viel Diskussionsbedarf zur zukünftigen Gestaltung des Gymnasiums und wir FREIEN WÄHLER sind der Motor dieser Gymnasial-"Bewegung". Deshalb lade ich alle Interessierten zu den weiteren Terminen in Unterfranken am 28. April in Würzburg mit einem hessischen Schulleiter, einem Vertreter des Philologenverbandes und BIBA-Vertreter Daniel Osthoff und am 7. Mai in Schweinfurt mit dem Buchautor Rupert Appeltshauser zur Diskussion ein.


Hier finden Sie außerdem einen Interessanten Videobeitrag der ARD zum Ende des G8.



12 April 2014

CSU-Verhalten führt zu Grundschul-Schließung

Dreist und scheinheilig, anders kann man das Verhalten der Christsozialen bei der Entscheidung im Bildungsausschuss des Bayerischen Landtags über den weiteren Bestand der Grundschul-Außenstelle Unterjoch im Allgäu nicht bezeichnen. Im vergangenen Juli – wenige Wochen vor der Landtagswahl  - stand die Frage schon einmal im Bildungsausschuss zur Entscheidung an. Damals gab die Landtagsmehrheit aus CSU und FDP der kleinen Grundschule noch eine einjährige „Wahl“-Gnadenfrist, die nunmehr nach den Landtagswahlen abgelaufen ist.


Zugegeben, die kleine Außenstelle mit bis dato acht Schülern über mehrere Jahrgangsstufen verteilt, ist ein Novum in der bayerischen Schullandschaft. Aber auch der Ort Unterjoch kann als eine Besonderheit bezeichnet werden. Er liegt auf rund 1000 Meter Höhe und ist nur über einen mit 83 Kurven versehenen Pass von Bad Hindelang zu erreichen. Die Unterjoch-Schüler müssten dazu, um den Unterricht rechtzeitig zu erreichen, um 6 Uhr in der Früh aufstehen und den beschwerlichen Weg auf sich nehmen. Pädagogisch gesehen erhalten die Schülerinnen und Schüler im Moment eine optimale Förderung, denn die Übertrittsquoten sind exzellent und die aufnehmenden Lehrer an den weiterführenden Schulen loben die Unterjoch-Schüler in höchsten Tönen.





Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de


Nun kam das mit haarsträubenden Argumenten dargebrachte finanzielle Fallbeil der Staatsregierung: 'zu teuer‘, ‚pädagogisch nicht sinnvoll‘. „Eine Schule mit insgesamt fünf Kindern macht keinen Sinn, an Populismus nicht zu überbieten“, so CSU-Bildungspolitiker Waschler. Der Grundsatz „kurze Beine, kurze Wege“ habe hohe Bedeutung für sie. Bei solch dreister Argumentation macht sich bei mir Fassungslosigkeit breit. Die bildungspolitische Taktik der CSU und die Scheinheiligkeit Seehofers sind nicht zu überbieten. Vor der Wahl versprechen sie den Menschen eine Grundschul-Standortgarantie und nach der Wahl besiegeln sie das Aus für die pädagogisch wertvolle Zwergenschule Unterjoch – ohne vorher alternative Konzepte für solche Kleinstschulen auch nur zu prüfen. Das ist der Gipfel an Dreistigkeit und Realitätsferne.


In einem bin ich mir sicher: Unterjoch ist nur der Anfang eines auf uns in den nächsten Jahren zukommenden Prüfungsprozesses für rund 200 kleine Grundschul-Standorte angesichts rückläufiger Schülerzahlen. Wir FREIE WÄHLER fordern die Staatsregierung mit einem Antrag dazu auf, endlich ein Konzept vorzulegen, wie es gelingen wird, dennoch kleine Schulstandorte und damit die Infrastruktur im ländlichen Raum zu erhalten. Auch das wurde abgelehnt! Wir fordern schon lange ein solches Konzept, ebenso wie den garantierten Erhalt aller Grundschulen, denn: Grundschulen sind für die Stärkung des ländlichen Raums entscheidend.


Ich bin fest davon überzeugt, wir benötigen entsprechende pädagogische und passgenaue Konzepte für Klein- und Kleinstschulen. Nur so können die Grundschulen vor Ort gestärkt und der Wegzug junger Familien verhindert werden. Derzeit können rechtlich selbstständige Grundschulstandorte mit einer Mindestgröße von insgesamt 26 Schülern in jahrgangskombinierten Klassen bestehen bleiben. Allerdings gibt es über 300 Grundschulen in ganz Bayern, die auf mehrere Häuser verteilt sind. Gerade über Außenstellen von Grundschulstandorten wird es ermöglicht, dass die Schule am Ort bleibt. Das ist entscheidend für die Attraktivität der Kommunen. Ein weiterer wichtiger Vorteil: die Kinder haben kurze Schulwege, was auch die Kosten für die Schülerbeförderung gering hält.


Der Erhalt aller Grundschulstandorte in Bayern ist daher entscheidend, um die ländlichen Räume zu stärken. Die Staatsregierung sollte sich am Beispiel Tirols kundig machen, wie dörfliche Strukturen und Grundschulstandorte verbunden werden können, damit diese Standorte gesichert werden. Ministerpräsident Seehofer hat vergangenes Jahr in seiner Regierungserklärung eine Grundschulbestandsgarantie gegeben. Ich nehme ihn hier beim Wort! Und da zählt für mich auch das Argument der Finanzierung, wie es die CSU vorschiebt, nicht. Und ganz und gar eine Lachblase ist die Tatsache, dass das Kultusministerium die Schulaußenstelle auf dem Papier bestehen lassen und als „leere Schule“ weiterführen will, um einerseits die Statistik zu schönen und andererseits zu suggerieren, dass wenn wieder genügend Kinder am Ort wären, der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden könnte. Da ist mir ehrlich gesagt nicht mehr zum Lachen.



9 April 2014

Lehrergesundheit fördern

Bayern muss mehr tun, damit unsere Lehrkräfte gesund bleiben


Mal ganz ehrlich, was bekommen Sie heute noch für 54 Cent? Spontan fällt mir ein Croissant beim Bäcker ein oder eine halbe Stunde Parkgebühr in Würzburg. Für die Gesundheit könnte man sich für diesen Centbetrag einen Südtiroler Apfel für eine gesunde Ernährung kaufen. Doch beim Freistaat Bayern laufen die Uhren anders. Als Arbeitgeber des Öffentlichen Dienstes stellt der Freistaat für jeden seiner Lehrkräfte exakt den Wahnsinns-Betrag von 54 Cent für die Gesundheitsvorsorge per anno zur Verfügung! Nein, Sie haben nicht falsch gelesen, pro Jahr 54 Cent. Dass man da in keinster Weise von Gesundheitsmanagement sprechen kann, das leuchtet wohl Jedem ein. Der Freistaat Bayern hat hier einigen Handlungsbedarf wenn es darum geht, die eigenen Lehrkräfte dabei zu unterstützen, im Job gesund zu bleiben.




Benjamin Matzmorr  / pixelio.de

Benjamin Matzmorr / pixelio.de


Wesentliche Befunde des neuen Gutachtens des Aktionsrates Bildung, das der Verband der bayerischen Wirtschaft in München vorstellte, bringen es auf einen Nenner. Bayernweit wendet der Freistaat lediglich 54.000 Euro für Fortbildungen zur Lehrergesundheit auf – das ist viel zu wenig und mir fehlt ein schlüssiges Gesamtkonzept. Wie in so vielen Fällen betreibt der Freistaat auch hier hübsche Kosmetik, aber zum Schönsein fehlt die Schönheitscreme. Man braucht wirklich kein Experte sein, um festzustellen, dass bei der aufgewendeten Summe auf eine Lehrkraft lediglich ein Betrag von 54 Cent entfällt – ausgehend von ca. 100.000 Lehrern in Bayern. Dieser Präventionsbetrag ist so lächerlich, dass sich eine Kommentierung fast von selbst verbietet, der Freistaat sollte sich schämen.


Ich hebe an dieser Stelle einmal hervor, dass die Reduzierung der Arbeitsbelastung auf mehrere Schultern, mehr Teamarbeit an Schulen und eine Feedback-Kultur wichtige Aspekte zur Berufszufriedenheit sind. Doch dazu braucht es auch die nötigen Ressourcen. Die Luft allein verteilt noch keine Arbeit und schafft auch kein Wohlfühlklima. Wir  FREIEN WÄHLER haben diesbezüglich wiederholt in parlamentarischen Initiativen darauf hingewiesen, dass für das Gesundheitsmanagement mehr Geld in den Haushalt eingestellt werden muss und haben hierzu auch aktuell Anträge zum Nachtragshaushalt  eingebracht. Dabei will ich besonders auf einen Änderungsantrag der FREIEN WÄHLER zum ‚Landesprogramm für die gute gesunde Schule Bayern‘ hinweisen: Dafür fordern wir 5.000 Euro zusätzlich, um  die Gesundheitsförderung im Schulalltag besser zu verankern.


Das beste Gesundheitsmanagement beginnt meines Erachtens bereits bei der Studienwahl. Der Befund, dass nur 17 von 100 Lehrkräften glücklich seien weil sie in der Schule tätig sind, ist alarmierend. Ich beziehe mich dabei auf die Studie von Professor Dr. Uwe Schaarschmidt zur Lehrergesundheit. Deshalb muss man bereits bei der Studienwahl ansetzen. Erst dieser Tage haben wir in der Plenardebatte einen von mir eingebrachten Antrag diskutiert, der das Ziel hat, dass es an jeder Universität ein geeignetes Eignungsverfahren für Lehramtskandidaten gibt. Junge Menschen können sich mit Hilfe von Eignungsberatungsverfahren frühzeitig mit Chancen, aber auch mit Erwartungen des Berufsbildes auseinandersetzen und eine fundierte Studienwahl treffen. Doch dazu muss der Freistaat dies erst einmal wollen.



1 April 2014

Einige Wahrheiten zum Thema G8/G9

Das Thema G8/G9 ist derzeit in aller Munde, gut so! Unser Volksbegehren hat das Thema wieder ganz nach oben auf die Tagesordnung der bayerischen Schulpolitik gebracht und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendeine Stellungnahme und mehr oder weniger salbungsvolle Phrasen aus dem Kultusministerium dazu zu vernehmen sind. Auch ich werde tagtäglich von Lehrern, Eltern und Schülern mit Nachfragen bespielt und möchte beispielhaft an der Nachfrage einer jungen Dame hier noch einmal etwas für Aufklärung sorgen.


"Das achtjährige Gymnasium wurde von CSU-Ministerpräsident Stoiber in seiner ersten Regierungserklärung für die 15. Legislaturperiode im Jahr 2003 angekündigt und zum Schuljahr 2004/05 von der CSU überhastet und ohne gutes Konzept eingeführt. Die FREIEN WÄHLER waren zu dieser Zeit noch nicht im Bayerischen Landtag vertreten, aber hatten sich bereits damals vielfach gegen diese überstürzte Einführung ausgesprochen.


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In Ihrer E-Mail stellen Sie zu Recht fest, dass 2003 lediglich ökonomische Gründe angeführt wurden, aber keine pädagogischen. Bei dem Gesetz, das die CSU damals beschlossen hat, wurde die Notwendigkeit für G9 auch folgendermaßen begründet: „Eine Verkürzung der Schulzeit am Gymnasium von neun auf acht Jahre ist neben anderen Maßnahmen ein entscheidender Beitrag, die bayerischen Hochschulabsolventen auch in Hinsicht auf ihr Alter beim Berufseintritt konkurrenzfähiger zu machen. Die Kürzung der Schul- und Studiendauer ist auch in gesellschaftlicher Hinsicht unverzichtbar. Denn lange Ausbildungszeiten und die damit verbundene, geringere Lebensarbeitszeit belasten bei steigender Lebenserwartung die sozialen Sicherungssysteme und den Konsens der Generationen.“


Diese rein ökonomische Begründung ist aus unserer Sicht ein entscheidender Fehler gewesen, der dazu geführt hat, dass das G8 in 10 Jahren nicht zur Ruhe gekommen ist.  So erklärt sich auch die Debatte, die derzeit stattfindet. Die FREIEN WÄHLER haben bereits im Bayerischen Landtag versucht, mit einem Gesetzentwurf ein alternatives G9 zu ermöglichen, aber leider hat die CSU dies abgelehnt und so  gilt es jetzt umso mehr, über ein Volksbegehren den Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger für ein G9 zu realisieren. Bereits 27.000 Menschen haben sich dafür ausgesprochen und so konnte unser Volksbegehren bereits eingereicht werden.



Unsere Argumente möchte ich Ihnen hiermit kurz darlegen:


1.    Das Gymnasium hat die besondere Aufgabe, eine Bildung zu vermitteln, die zu einem Universitäts- bzw. Hochschulstudium befähigt. Es geht also am Gymnasium um Lerninhalte, die anspruchsvoll sind und die in besonderer Weise Zeit zur Vertiefung benötigen. 10 Jahre G8 in Bayern haben trotz aller Korrekturen gezeigt, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, diese Studierfähigkeit am Gymnasium problemlos in acht Jahren zu erreichen.  Eine G9-Alternative würde die notwendige Zeit zur Entschleunigung ermöglichen, um Schülerinnen und Schülern individuelle Chancen zu geben, sich zu entwickeln und die Kompetenzen zu erwerben, die sie an den Universitäten benötigen. Unser Ziel muss stets sein, dass die Schülerinnen und Schüler das Rüstzeug für die universitäre Bildung an den Gymnasien erwerben – Vorkurse an den Universitäten, um Wissenslücken zu schließen, dürfen nicht der Regelfall werden.


2.    Das Gymnasium vermittelt aber mitnichten nur Lerninhalte, sondern bildet auch die Persönlichkeit unserer jungen Menschen aus. Durch die zeitliche Komprimierung haben sich die Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler im G8 erhöht und es findet nicht bei jedem Einzelnen eine vertiefte Auseinandersetzung mit einer unterrichtlichen Fragestellung statt. Diese individuellen Problemlösungsstrategien sind es aber, die die Persönlichkeit stärken und herausbilden. Viele Schülerinnen und Schüler brauchen deshalb Zeit, um verstärkt diese Kompetenzen zu entwickeln.


3.   Inzwischen haben wir auch am Gymnasium eine heterogene Schülerschaft. Das ist gut so, denn wir wollen mehr Kinder mit Migrationshintergrund zum Abitur bringen und wir wollen die Inklusion auch am Gymnasium. Heterogenität braucht allerdings differenzierende Unterrichtsformen und individuelle Lernzeit. Auch darauf kann eine G9-Alternative durch das Plus an Zeit angemessener reagieren.


4.    Bayern - das zeigt sich regelmäßig in bundesweiten Studien - lebt in besonderer Weise vom Engagement der Menschen vor Ort in ihrer Kommune. Die Bayern identifizieren sich mit ihrer Region und ihrem Bundesland. Der Grund dafür liegt in der ausgeprägten Vereinslandschaft und dem Ehrenamt vor Ort. Freiwillige Feuerwehr, Blaskapelle und Schützen- oder Fußballverein sind fest verankert. Dennoch: alle genannten Vereine haben seit der Einführung des G8 vermehrt Probleme, Nachwuchs zu gewinnen. Eine G9-Alternative würde den schulischen Alltag entzerren, weniger Nachmittagsunterricht bringen und somit Zeit für das außerschulische sportliche oder musische ehrenamtliche Engagement ermöglichen.


5.    Die Politik soll sich an den Sorgen und Nöten der Bevölkerung orientieren. Fakt ist: Die Eltern wünschen sich laut allen uns bekannten Umfragen mit großer Mehrheit ein G9.


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In Ihrer E-Mail sprechen Sie auch das 5-Fächer-Abitur an. Hierzu kann ich Ihnen sagen, dass für die Zulassung zur Abiturprüfung  bestimmte Vorgaben der Kultusministerkonferenz zu erfüllen sind. Daran hat sich auch Bayern zu halten. Diese Vorgaben können allerdings durch die jeweiligen Länder unterschiedlich ausgestaltet werden. An diese E-Mail angehängt schicke ich Ihnen die Vorgaben der KMK, die Sie dann in Ruhe durchlesen können. Grundsätzlich ist aber durch die KMK nicht vorgeschrieben, dass das Abitur in fünf Fächern umgesetzt werden muss. Wie sich das  Abitur  künftig gestaltet, ob und welche Änderungen notwendig sind, ist nicht leicht zu beantworten, da wir auch für die Vergleichbarkeit zwischen G8 und G9 sorgen müssen. Aber auch diese Frage wird auf den Tisch kommen und mit allen Beteiligten der Schulfamilie intensiv diskutiert werden müssen. Ähnlich gilt das auch für die Lehrpläne, aber Sie werden sicher verstehen, dass ich Ihnen jetzt nicht im Detail sagen kann, an welchen Stellen es noch Optimierungsbedarf gibt - wie Sie sagen. Grundsätzlich sind bei allen Änderungen am Lehrplan Experten aus der Schule (ehemalige Lehrkräfte) beteiligt, die am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung daran arbeiten, dass die Inhalte wissenschaftlich und fachdidaktisch fundiert sind. Im Lehrplan wird es in den kommenden Jahren in jedem Fall Änderungen geben, da alle Bundesländer aufgefordert sind, die Lehrpläne künftig auf zu erwerbende Kompetenzen auszurichten. Diese Kompetenzen gehen über reines Wissen hinaus und sollen stets konkrete Anwendungssituationen im Blick haben. Durch diese Orientierung am Erwerb von Kompetenzen soll der neue bayerische Lehrplan die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz erfüllen. Wenn Sie mehr wissen wollen, empfehle ich Ihnen, auf den Seiten des ISB nachzuschauen: http://www.lehrplanplus.bayern.de/.


Ich möchte nun auf das länderübergreifende Abitur kommen. Grundsätzlich wollen wir erreichen, dass Abiturprüfungen in einem Bundesland vergleichbar mit denen in einem anderen Bundesland sind. Das ist vor allem wichtig, wenn Schülerinnen und Schüler das Bundesland wechseln oder ihr Studiengang mit einem „n.c.“ – also einer Beschränkung durch die Abiturnote –  belegt ist. Hier ist es nur fair, wenn die Abiturleistungen vergleichbar sind. In diesem Zusammenhang wurden auch die länderübergreifenden Abiturprüfungen angedacht. Dabei ist ein Teil der Prüfung immer noch länderspezifisch und ein Teil der Aufgaben stammt aus einem „Aufgabenpool“, der durch alle beteiligten Bundesländer gefüllt wird und der vergleichbare Schwierigkeitsgrade besitzt. Denn: einige Themenbereiche sind über alle Bundesländer hinweg durchaus ähnlich und müssen sich auch in allen Lehrplänen abbilden. Allerdings können wir den Unmut vieler Lehrkräfte bei der Umsetzung der Probeklausuren gut verstehen. Das liegt vor allem daran, dass das Ministerium sehr kurzfristig die Bedingungen geändert hatte. Denn zunächst galt, dass die Schülerinnen und Schüler selbst entscheiden, wie die Übungsklausuren in der Note gewichtet werden. So sollten die Schülerinnen und Schüler wählen, ob das Ergebnis der Übungsklausur als kleiner (mündlicher) oder großer (schriftlicher) Leistungsnachweis in das Halbjahreszeugnis eingebracht wird. Doch nachdem sich abgezeichnet hat, dass die Probeklausuren in Mathematik schlecht ausfallen werden, hat das Ministerium eine Kehrtwende vollzogen, sodass die Schülerinnen und Schüler einzeln entscheiden, ob sie die Übungsklausur in Deutsch, Englisch und Mathematik als großen Leistungsnachweis, als kleinen Leistungsnachweis oder gar nicht werten wollen. Wenn also Schülerinnen und Schüler die Note gar nicht haben zählen lassen, haben z.B. Deutschlehrkräfte umfangreiche Aufsätze korrigiert, die dann aber nicht gewertet wurden. Das hat natürlich zu Unmut geführt und zur Folge gehabt, dass viele Lehrkräfte noch kurzfristig Noten machen mussten, die sie aufgrund der Vorgaben der Schulordnungen bis zum Halbjahr vorweisen mussten. Dieser Aspekt bringt gleich die Überleitung zu dem von Ihnen angesprochenen Thema der „Zeit“. Wie Sie sagen ist die Zeit etwas Beschränktes und wir sind der Meinung, dass Lernen und Bildung ausreichend Zeit benötigt, deshalb plädieren wir für mehr Zeit in einem G9.




Dieter Schütz  / pixelio.de

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Dass Sie Lehramt studieren wollen und sich bereits in der Oberstufe Gedanken über Ihre Einstellungschancen machen, ist sehr zu begrüßen. Die Goethe-Universität in Frankfurt am Main hat beispielsweise herausgefunden, dass jeder vierte Studienanfänger eigentlich nie Lehrer werden wollte. Die Studienwahl sei lediglich eine „Notlösung“ gewesen, gaben immerhin 25 % der Befragten an. Das sind gravierende Befunde. Wir wollen allerdings, dass junge Menschen aus Überzeugung Lehrer werden und diesen wichtigen pädagogischen Beruf nicht aus der Not heraus wählen. Ein probates Mittel – es gibt sicher weitere – sind Eignungsberatungsverfahren für Lehramtskandidaten. Hier gibt es bereits einige positive und geeignete Verfahren an bayerischen Universitäten. An der Universität Passau gibt es mit dem Format „Parcours“ ein gutes Eignungsverfahren für alle Lehrämter. An anderen Universitäten wie Augsburg, Erlangen-Nürnberg, München, Regensburg, Bayreuth sowie Eichstätt werden Eignungsprüfungen im Fach Englisch verlangt.  Positiv ist auch das Angebot des Münchner Zentrums für Lehrerbildung, das den Lehramtsstudierenden eine begleitende Eignungsberatung anbietet.


Wie Sie sehen, haben sich die bayerischen Universitäten bereits längst auf den Weg gemacht. Dennoch sind wir FREIE WÄHLER noch nicht zufrieden und fordern, diesen Prozess zu forcieren und zwar mit dem Ziel, dass es an jeder Universität ein geeignetes Eignungsverfahren gibt.  Junge Menschen können sich mit Hilfe von Eignungsberatungsverfahren frühzeitig mit Chancen, aber auch mit Erwartungen des Berufsbildes auseinandersetzen und eine fundierte Studienwahl treffen.  Die Eignungsberatungsverfahren verstehen wir somit als Angebot, das nicht einen Studienwunsch unterbinden soll, aber es soll die Studienentscheidung schärfen. Zudem macht es aus unserer Sicht bereits Sinn, dass sich Abiturienten vertieft informieren können, sich aber auch bereits selbst testen können, ob sie Interesse oder erforderliche Kompetenzen für den Lehrerberuf haben. Gleichzeitig wollen wir auch erreichen, dass das Lehramtsstudium flexibler wird, sodass man einerseits zwischen den studierten Schularten besser wechseln kann und andererseits auch neben dem Staatsexamen einen Master erwerben kann, damit auch berufliche Wege außerhalb der Schule möglich sind.  Aber Sie haben absolut Recht, dass die momentane Einstellungssituation nicht gut ist und wir mehr Stellen im Schulsystem brauchen, denn viele Klassen sind immer noch zu groß und wenn individuelle Förderung möglich sein soll, müssen ausreichend Lehrkräfte an den Schulen sein. Dafür setzen wir uns im Bayerischen Landtag seit langem ein".



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