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29 September 2013

Die Wirklichkeit am bayerischen G8-Gymnasium

Hinlänglich bekannt ist unser bildungspolitisches Bemühen, „Entschleunigung“ in die bayerischen Schulen zu bringen. Deshalb streben wir FREIEN WÄHLER auch die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium durch eine Wahlmöglichkeit G9 an. Seitens des Kultusministeriums wird dies immer wieder heftig attackiert, weil man nach zahlreichen Reformen des G8-Gymnasiums nun mit dem neuesten Schrei, dem sogenannten Flexibilisierungsjahr, angeblich jedem Schüler seine individuelle Lernzeit geben will. Dass dies mehr Wunsch als Wirklichkeit ist, zeigt allein die Tatsache, dass dies mit 6 bis 8 zusätzlichen Wochenstunden unmöglich ist. Wie es um die Wirklichkeit am bayerischen Gymnasium bestellt ist, möchte ich Ihnen anhand einer Situationsbeschreibung einer Gymnasial-Lehrkraft nicht vorenthalten. Machen Sie sich also selbst ein Bild vom Zustand des G8!


Bad Kissingen


„Ich versuche so sachlich wie möglich zu bleiben, auch wenn's schwerfällt.In der gestrigen Konferenz, deren Ergebnis dem Elternbeirat bekannt ist und auch den Eltern im Juli kommuniziert wird, wurde die Verwendung der Intensivierungsstunden am …-Gymnasium modifiziert. Wie Du ja weißt, hat jede Schule eine gewisse Stundenanzahl an Intensivierungsstunden (IS) die sie selber setzen darf, so dass der Schüler bis zum Abitur auf die vorgeschriebene (völlig überzogenen) Pflichtstundenzahl kommt. An diesem System wurde nun mehrmals herum gedoktert. Erst mussten die „Kleinen“ Pflicht-IS-Stunden über sich ergehen lassen, egal ob sie sie brauchten oder nicht - sehr gute Schüler zusammengepfercht mit Schülern, die wirklich eine Förderstunde brauchen, um Übungen und Lektüren, teils isoliert vom eigentlich Pflichtunterricht, über sich ergehen zu lassen.
Erst letztes Schuljahr ist nach langem Bitten endlich ein Modell zum Tragen gekommen, das die gut besuchten Wahlkurse auch in der Pflichtstundenzahl berücksichtigte, so dass das Ziel gewesen wäre, guten Schülern die freien IS-Stunden durch Wahlkurse ersetzen zu lassen.
Nun gibt es aber in den Klassen 5, 6, 7,8 und 10 Pflicht-Intensivierungs-Stunden, die alle dem gleichen Zweck dienen: Lehrern zu ermöglichen, den überzogenen Ansprüchen des Kultusministeriums gerecht zu werden. Bsp.: In Klasse 7 Pflicht-IS Englisch nachdem die Bücher und der Lehrplan von Vierstündigkeit ausgingen, die nach Einführung des G8 in Dreistündigkeit umgewandelt wurde. Die gesamten Zeiten sind nach Klasse 7 eingeführt, so dass grammatikalische Leere in 8-10 herrscht und durch die Dreistündigkeit und die Fülle der anderen Fächer die Sprachkompetenz abnimmt, es sei denn der Schüler ergreift eigene Maßnahmen wie selbstständiges Erarbeiten des Grundwortschatzes etc.. Klasse 8: Pflicht-Intensivierungsstunden Mathe - aus gleichem Grund. Neuestes Beispiel, das mich in Rage bringt: Pflicht-Intensivierungsstunden Deutsch in Klasse 10, um zu verhindern, dass daran so viele Abiturienten scheitern.
Unser Kollegium sieht, dass viele Schüler an Deutsch scheitern, also geben wir den Schülern die 35. bzw. mit Italienisch die 36. Wochenstunde in Klasse 10, obwohl alle Welt über die ohnehin schon zu hohen Stundenzahlen klagt. Wir doktern an einem Missstand herum, der aus München kommt und die Kinder baden es aus. Ihnen wurde versprochen, wenn ihr Eure Pflichtstundenzahl möglichst bald erreicht, dann bleibt ihr in den oberen Klassen von zusätzlichen IS-Stunden verschont. Nun wird die Angst geschürt und dieses Versprechen gebrochen, d.h. die Mehrzahl der Schüler, denn viele besuchen ja Wahlkurse aus Neigung, wird eine weit höhere Stundenzahl bis zum Abi vorweisen können als eigentlich vorgeschrieben! Sie sind also in ihrem Bestreben um sinnvolles Zeitmanagement betrogen.




Thomas Weiss  / PIXELIO / pixelio.de

Thomas Weiss / PIXELIO / pixelio.de



Aus Elternsicht sehe ich die Ursachen sowieso woanders. Svenja besucht jetzt das 4. Jahr unseres Gymnasiums und nur in einem Jahr wurde in Deutsch überhaupt eine sinnvolle Anzahl an Übungsaufsätzen geschrieben, denn es wird ja propagiert, die Lehrer sollen ökonomisch arbeiten und nur einen kompletten Übungsaufsatz schreiben. Ich denke ich bin lange genug dabei um zu sagen: Blödsinn!
Und natürlich haben wir jetzt nach höheren Zuweisungszahlen von den Grundschulen auch bedingt geeignete Schüler, die sich generell schwerer tun, dem Fach Deutsch nicht immer die nötige Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, da sie einfach dringlichere Baustellen haben, so dass sich das Problem bis zum Abi verschleppt.
Wie geht es also weiter? Wir geben immer weiteren Forderungen aus München nach, die Materie Kind ist schwach und gefügig - auf ihrem Rücken wird dieser auch wirtschaftlich völlig unsinnige Leistungsanspruch ausgetragen. Immer mehr Kinder reagieren mit Bulimie, Depressionen, Migräne und anderen Krankheitsbildern, die ab Wochenmitte zu erhöhten Fehlzeiten führen. Ich muss mein Kind mittlerweile dazu überreden, mal zu Hause zu bleiben und wieder Kraft zu schöpfen, genügend zu trinken. Sie kann an manchen Schulwettbewerben nicht mehr teilnehmen, weil sie den versäumten Stoff dann nicht mehr fristgerecht nacharbeiten kann. Wir sprechen hier von einem Kind mit attestierter Hochbegabung und einem IQ von 146, das von den Eltern überwiegend chauffiert und auch sonst in jeglicher Weise unterstützt wird. Leider erkennen nicht alle Lehrer diese Perspektive auf die aktuelle Situation, in einer Atmosphäre der Angst und des nicht Genügens versucht jeder vor der eigenen Hütte zu kehren, schreibt mehr Test und Exen, um die schlappen, unmotivierten Schüler zu mehr Leistung anzuspornen, egal ob Schüler vorher krank oder auf Wettkampf oder Konzert waren - Hauptsache, die eigene Bilanz stimmt.
Jetzt ist die Beschreibung der Sachlage doch noch emotional geworden.Aber mir geht es im Kern darum, dass hier Wochenstundenzahlen der Kinder immer wieder verschleiert und schleichend erhöht werden, weil Erwachsene unzulänglich arbeiten. Und wenn Du denkst, wir Lehrer blieben verschont, dann liegst Du falsch. Auch uns wird immer wieder mit einem Lächeln noch ein Zusatzprojekt aufgebürdet, aber darum geht es mir heute nicht - mir geht es um die Kinder, um die kommende Generation, die systematisch geschunden wird. Mir geht es um ein Schulwesen, um das uns mal alle beneidet haben bis die PISA-Gläubigkeit und die folgenden Veränderungen/Verschlechterungen eingesetzt haben.
Ich hoffe, Dein Bruder kann mit dieser praktischen Umsetzung ministerieller Vorgaben etwas anfangen. Denn es liegt ja nie an denen, sondern immer am Kind und maximal am Lehrer.
Sonst geht es uns ganz gut, aber wir haben beide innerlich gekündigt - ich denke, Du kannst ermessen, was das bei meinem Mann heißt“.



13 September 2013

Unterfränkische Junglehrer werden durch Personalplanung vergrämt

 knipseline  / pixelio.de

knipseline / pixelio.de


Ich konnte das dieser Tage erst gar nicht glauben als mich eine Freundin der Familie auf das Thema der verquerten Personalpolitik des Kultusministeriums hier in Unterfranken angesprochen hat. Deren Tochter muss jetzt als fertig ausgebildete Hauptschullehrerin in Oberbayern ihren Dienst antreten. Dabei werden gleichzeitig  in Unterfranken zuhauf nicht verbeamtete Realschullehrer und Gymnasiallehrer in den Grund- und Mittelschulen als „Aushilfskräfte“ mit einem Angestelltenvertrag eingestellt. Aha! Das muss man sich erst einmal durch den Kopf gehen lassen, ehe man es versteht!.


 

Doch …, jetzt nach etwas Nachdenken, kapiere ich das. Das ist nichts anderes als eine fein eingefädelte und unsoziale Sparpolitik auf dem Rücken von Schülern und Junglehrern!Damit wird erneut das unter Beweis gestellt, was ich der Staatsregierung immer wieder vorgeworfen habe, dass hier Billigarbeitskräfte hochmotivierten Junglehrern die Stellen wegnehmen. Die nun zu diesem Schuljahr vermehrt im Landkreis Main-Spessart und Unterfranken gängige Praxis, dass Realschul- und Gymnasiallehrer in Grund-und Mittelschulen auf Aushilfsvertrags-Basis angestellt werden, setzen dem ganzen Treiben des Kultusministeriums den Hut auf.Dass dann die offiziellen Stellen wie die Regierung von Unterfranken und die Schulämter dies mit Lehrermangel begründen ist unbegreiflich. Damit setzt sich nur die notorische Fehlplanung des Kultusministeriums beim Lehrereinsatz fort, nur diesmal auf anderer Ebene.


 

 

Besonders bemerkenswert ist die weitere Tatsache, dass sich das Kultusministerium bisher beispielsweise im Kooperationsmodell zwischen Mittel- und Realschulen, wie es dies in Unterfranken in Hofheim, Höchberg und Bad Brückenau gibt, sträubte, dass Realschullehrer an den Mittelschulen unterrichten dürfen. Zum Geldsparen scheint dies bei dieser Staatsregierung keine Rolle zu spielen und auch Grundsätze werden einfach über Bord geworfen. Dabei weiß das Kultusministerium seit langem, dass es in Unterfranken Bedarf an Grund- und Mittelschullehrerstunden gibt und stellt hierfür trotz aller vollmundigen Versprechungen Spaenles keine zusätzlichen Stellen zur Verfügung, sondern schickt die unterfränkischen Junglehrer dafür lieber in die Wüste, sprich Oberbayern oder ins benachbarte Hessen und Baden-Württemberg. Bei letzterer Alternative sind sie dann für den Freistaat für immer verloren, weil sie dort eine Planstelle bekommen und verbeamtet werden. Schaut so eine nachhaltige Personalpolitik im Bildungsbereich aus? Urteilen Sie selber.


 

Nach wie vor sage ich, eine Personalplanung, soweit man dieses Wort überhaupt benutzen darf, ist bei Spaenle nicht erkennbar. Den Lehrern und Eltern ist so etwas überhaupt nicht zu vermitteln. Deshalb steht unsere Forderung: mehr Planstellen statt billige und unfaire Aushilfsverträge. Nur Planstellen bedeuten für Junglehrer auch Planungssicherheit und für die Schüler Kontinuität im Unterricht. Die Realschul- und Gymnasiallehrer werden bei einem entsprechenden Stellenangebot zum Halbjahr logischerweise dies annehmen und dann müssen wieder neue Aushilfslehrer gesucht werden.


 


12 September 2013

Ein viel zu seltener Leserbrief

Am Samstag las ich einen sehr interessanten Leserbrief im Main-Echo, den ich Ihnen hier gern einmal vorstellen möchte. Es ging dabei, um den Abgeordnetenkollegen der CSU, Berthold Rüth aus dem Landkreis Miltenberg. Es fing alles ganz harmlos an, was die Vorsitzende des Elternbeirats der Erlenbacher Dr. Vits-Grundschule da zu berichten hatte…


"Nett liest es sich, wie sich Herr Rüth inszeniert. Ein Mann für das Volk - direkt aus dem Volk. Tief verwurzelt in seinem idyllischen, kleinen Heimatdorf, ausgestattet mit Verständnis, christlicher Nächstenliebe und der Energie, die Dinge anzupacken. Nicht absprechen möchten wir seinen Fleiß und die Ernsthaftigkeit, mit der er seine Arbeit tut. Unumstritten ist er präsent in der politischen und kulturellen Landschaft.


Wenn er sich allerdings als verständnisvoller Vermittler und Brückenbauer darstellt, so müssen wir aus unserer Sicht ganz klar ein anderes Bild von ihm zeichnen. Während des letzten Schuljahres konnten wir Rüth mehrere Male bei seinem Tun erleben. Zweimal im Ausschuss für Jugend, Bildung und Sport des Landtags in München, bei dem wir als Elternbeiräte der Erlenbacher Dr.-Vits-Grundschule eine Petition gegen die übermäßige Lehrerfluktuation an unserer Schule eingereicht hatten."


Ich finde es sehr gut, dass die Eltern so für ihre Ziele eintreten und ihre Probleme versuchen zu lösen, wie hier den Lehrermangel. Fordern doch viele Politiker, dass sich die Menschen mehr einmischen und sich an politischen Prozessen beteiligen. Aber es ging weiter…


"Während einer dieser Sitzungen bezeichnete Rüth uns Eltern als hysterisch und wischte die Probleme der Schule kategorisch vom Tisch. Auf eine wohlwollende Unterstützung durch ihn warten wir noch heute, während wir von Vertretern anderer Parteien konstruktiv beraten und unterstützt wurden und immer noch werden. Es ist schön zu lesen, dass wenigstens auf diesem Gebiet womöglich ein Umdenken bei Berthold Rüth eingesetzt hat. Seinen Worten entnehmen wir, dass er, wenn auch spät, unser Problem erkannt hat. Ob dies der Wind der Wahlen bewirkt hat, der ihn in diesen Tagen umweht, sei dahingestellt."


Meiner Meinung nach, ist die Beratung der anderen Parteien ein Schritt in Richtung Ziel der Eltern, die sich um das wohl und die Bildung ihrer Kinder Gedanken machen. Und ich denke auch jeder kleine Schritt ist eine Annäherung…


"Ein weiteres Mal luden wir ihn und Vertreter anderer Parteien zu einem Gespräch an unsere Schule ein. Den Vorschlag von SPD, Freien Wählern und Grünen, das Problem der Vits-Schule gemeinschaftlich in München anzugehen, lehnte Rüth mit einer solchen Arroganz ab, dass es uns Elternbeiräten die Sprache verschlug. Diese Arroganz erfuhr aber noch eine Steigerung, als Herr Rüth uns im Rahmen dieses Treffens gönnerhaft erklärte, wie Politik funktioniert. Was er uns klarzumachen versuchte: Politik wird auf höherer Ebene gemacht und der naive Aktionismus einiger unbedeutender Elternbeiräte ist allenfalls ein Lächeln wert.
Weitere für unsere Schule wichtige Termine bei der Regierung von Unterfranken in Würzburg im April oder die Übergabe der von uns gesammelten Unterschriften an Herrn Güll, den Vorsitzenden des oben erwähnten Ausschusses im Juni diesen Jahres, versäumte Herr Rüth und schickte auch keinen Vertreter. Zu diesem Zeitpunkt war unser Problem wohl noch nicht wichtig genug. Erst jetzt, da die Wahlen vor der Tür stehen, sind sie einen genaueren Blick wert."


 Für die deutlichen Worte des Elternbeirats zolle ich meinen ganzen Respekt. Auch ich habe den Kollegen in ähnlicher Art und Weise sowohl in München wie auch in Unterfranken erlebt.




Stephan Bratek/geralt  / pixelio.de

Stephan Bratek/geralt / pixelio.de


"Gut, dass es in unserem freien, bayerischen Lande so kompetente Menschen gibt, die uns Bürger mit bestem Wissen und Gewissen vertreten. So wird Rüth vermutlich weiterhin seine Brücken bauen, basierend auf Pfeilern aus vermeintlich christlich-sozialen Wählern, die unkritisch schon seit Jahr und Tag immer wieder diesem Mann ihre Stimme geben.
Gut aber auch, dass mündige Bürger immer noch die freie Wahl haben."


Dem Fazit des Elternbeirats ist nichts mehr hinzuzufügen. Ich finde es gut,  dass neben den jetzigen Wahllobhudeleien auch dieser  kritische Artikel in der Zeitung einen Platz fand.


Den kompletten Leserbrief können Sie unter diesem Link nachlesen.



29 August 2013

Schule macht Kinder krank

Richtig gut ins Diskutieren komme ich derzeit mit den Bürgerinnen und Bürgern an den zahlreichen Infoständen in verschiedenen Orten oder bei den Dorfrundgängen. Dabei bekomme ich sehr viel Neues über manche Ortschaft mit und es ist meist sehr lehrreich. So etwa bei einem bildungspolitischen Diskussionsabend in Marktheidenfeld, bei dem eine Reihe von Pädagogen zugegen gewesen waren und das bayerische Schulsystem richtiggehend auf Herz und Nieren geprüft wurde.


Das Fazit war für mich nicht neu, aber für die Staatsregierung dennoch ernüchternd: Im bayerischen Bildungssystem muss sich dringend etwas ändern! Diese Kernaussage war das Ergebnis einer hitzigen Diskussion. Entzündet wurde die Debatte durch einen anwesenden Schweizer Pädagogen, der das bayerische Schulsystem für „daneben“ erklärte. Viel zu viel unwichtiger und aufgeblähter Lernstoff müssten die Kinder in sich aufnehmen und das kompetenzorientierte Lernen bleibe völlig außen vor. Wie recht er doch hat, dachte ich mir, endlich sagt das mal ein Anderer als ich.


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Diese Steilvorlage nutzte ich und stellte die bittere Erkenntnis, dass zunehmend mehr Kinder und Jugendliche durch das bayerische Schulsystem krank, schlimmer noch psychisch krank, werden in den Raum. Grundlage meiner Aussage waren die Zahlen des Landesverbandes der bayerischen Schulpsychologen, denen zufolge rund ein Viertel aller bayerischen Schülerinnen und Schüler psychische Erkrankungen oder Auffälligkeiten haben, darunter fünf Prozent diagnostizierte Depressionen und zehn Prozent dauernde Angstzustände.


Bezirksrat und Altlandrat Armin Grein untermauerte dies mit Erfahrungswerten aus der Bezirkstagsarbeit. Die rasant zunehmende Anzahl seelisch erkrankter junger Menschen in Unterfranken ist eine weitere Folge. Sicher spielen viele Faktoren dabei eine Rolle, wie gesellschaftliche Veränderungen im Zusammenleben, neue oder gar nicht mehr vorhandene Familienstrukturen, die vermehrte Medienbelastung der Kinder und Jugendlichen sowie die steigende berufliche Belastung der Eltern.


Deshalb lautet das Credo von uns FREIEN WÄHLERN: Wir müssen die Schule in Bayern Entschleunigen, den Kindern mehr Zeit zum Leben und Lernen geben und vor allem muss die Staatsregierung endlich begreifen, dass diese Herausforderung nur mit mehr pädagogischem Personal angefangen von Lehrern, Sozialarbeitern, Psychologen und Förderlehrern geht. Ich kann die Schule im Jahr 2013 nicht mehr mit einem überalterten und in die Jahre gekommenen Schulsystem der 70er Jahre erfolgreich bewältigen!


Ja, so ist es Herr Spaenle. Da nützt es auch wenig, wenn bei einer Kabinettssitzung mit Ausblick auf das kommende Schuljahr das bayerische Schulsystem wieder einmal über den grünen Klee gelobt wurde und die Pressemeldung vor Unwahrheiten triefte.


Deshalb stelle ich nochmal unwiderruflich fest, wir brauchen die Wahlfreiheit am Gymnasium zwischen G8 und G9. Erfahrungen aus Hessen und Baden-Württemberg zeigen schließlich, dass dort 80 bis 90 Prozent der Eltern ihren Kinder neun Jahre Gymnasialzeit gönnen. Und ich bin mir sicher, wir werden das auch ähnlich wie die Studiengebühren in Bayern notfalls mit einem Volksbegehren durchsetzen!


Diskussionsthema waren auch die seitens der Zuhörer als überfrachtet dargestellten bayerischen Lehrpläne in allen Schularten und die Forderung nach mehr Eigenverantwortung der Schulleitungen und Lehrkräfte. Das liegt meines Erachtens vor allem daran, dass wir im Freistaat ein auf Kontrolle von München angelegtes Schulsystem, aus dem die große Mehrzahl der Schulleiter nicht ausbrechen darf, weil sie Sanktionen vom Kultusministerium erwarten müssen - erinnert sei hier nur an den sogenannten Maulkorberlass seitens des Kultusministeriums für die Lehrer.




Benjamin Thorn  / PIXELIO / pixelio.de

Benjamin Thorn / PIXELIO / pixelio.de


Deshalb untermauerte ich auch unsere Freie Wähler-Forderung nach mehr Eigenverantwortung an den Schulen. Es muss soweit kommen, dass sich Schulleiter selber ihr Lehrerkollegium zusammensuchen können und mit genügend finanziellen Budget ihre Schule selbst gestalten und entwickeln können, dann ist auch der Lehrplan zweitrangig. Die derzeit in Überarbeitung befindlichen Lehrpläne müssen dringend auf Eis gelegt werden, denn sie gehen in die falsche Richtung. Wir brauchen mehr kompetenzorientierte Vermittlung des Stoffes und weniger reine Wissensvermittlung. Denn es nützt den Schülerinnen und Schülern herzlich wenig nur Wissen einzutrichtern, das für die nächste Schulaufgabe reicht, aber danach sprichwörtlich wieder ausgespuckt wird. Sie müssen den Stoff begreifen und vertieft lernen. Und dazu haben sie in einem neunjährigen Gymnasium mehr Zeit als in acht Jahren.


Und eines wurde auch klar von mir dargelegt. Wir brauchen die besten Fachkräfte für den Lehrerberuf. Und dazu benötigen wir einen besseren Auswahlprozess, sprich eine Eignungsprüfung vor dem Studium, um wirklich festzustellen, dass die geeigneten jungen Menschen sich dem Lehrberuf verschreiben. Rund 70 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer erleben derzeit nicht ihr reguläres Dienstzeitende, eine Farce. Da brauchen wir dringend Abhilfe!



21 August 2013

Gemündener Schullandschaft: Zum Überleben zu wenig und zum Sterben zu viel!




Da haben wir nun also erste Auswirkungen der demografischen Entwicklung in unserem Landkreis Main-Spessart. Zum (Über)Leben zu wenig und zum Sterben zu viel, so habe ich dieser Tage die entstandene Situation um die Gemündener weiterführenden Schulen, sprich die Realschulen und die Gymnasien, beschrieben. In meiner Heimatstadt gibt es bekanntlich neben dem staatlichen Friedrich-List-Gymnasium auch das Mädchengymnasium der Schwestern vom Heiligen Kreuz sowie eine staatliche Realschule und die Mädchenrealschule am Mädchenbildungswerk.


Der Prognose zufolge, die auf den Geburten im Raum Gemünden fundiert, werden demzufolge in 10 Jahren von den derzeit rund 541 Schülern des List-Gymnasiums noch rund 300 übrig bleiben und für das Gymnasium am Mädchenbildungswerk stehen gerade noch einmal 100 Mädchen zu Buche. Das bedeutet für das Gymnasium des Mädchenbildungswerkes beim jetzigen Status Quo definitiv das scheibchenweise AUS, für das staatliche Gymnasium wird es zumindest eng.



Was läge also näher darüber nachzudenken, inwieweit diese vier Schulen sich gegenseitig arrangieren könnten und daraus eine Win-Win-Situation kreieren. So lautete der Vorstoß des Kaufmännischen Leiters des Mädchenbildungswerkes angesichts der Tatsache, dass der Landkreis in Kürze 32 Millionen Euro für die Sanierung des Friedrich-List-Gymnasiums investieren will, sich darüber Gedanken zu machen, ob nicht die Realschülerinnen alle künftig in die staatliche Realschulen gehen könnten und im Gegenzug die List-Schüler an ein von der Caritas getragenes kirchliches Gymnasium ans Mädchenbildungswerk wechseln könnten. So volkswirtschaftlich einleuchtend diese Rechnung auf den ersten Blick erscheint, so verschreckt wirken natürlich auch Bürgerinnen und Bürger darüber: ‚Was, mein Kind an ein kirchliches Gymnasium?‘ oder ‚Das Mädchenbildungswerk als einziges Mädchen-Gymnasium muss erhalten bleiben‘.



Dies wäre alles noch irgendwie arrangierbar, wenn nicht das Kultusministerium jeglichem Denkansatz den Nährboden mit einem klaren und unwiderruflichen „NEIN“ zur Auflösung eines staatlichen Gymnasiums entzogen hätte. Nun will ich auch nicht um jeden Preis eine Fusion oder eine Zusammenführung dieser Schulen, schließlich sollte so etwas gut durchdacht und bedacht sein. Allerdings muss man als Hintergrundwissen parat haben, dass der Landkreis in wenigen Wochen eine 32 Millionen-Euro-Sanierung für das staatliche Friedrich-List-Gymnasium auf den Weg bringen will. Sollte dies geschehen, so wäre der Zug für die Entwicklung einer Bildungslandschaft in Gemünden abgefahren.




Claudia Hautumm/ pixelio.de

Claudia Hautumm/ pixelio.de



Deshalb habe ich mich mit einem Schreiben an Kultusminister Spaenle gewandt, um nun Auskunft über rechtliche Grundlage einer solch massiv ablehnenden Haltung des Ministeriumsvertreters zur erwogenen künftigen Zusammenarbeit der beiden Gemündener Gymnasien und Realschulen. Meines Erachtens kann es doch nicht sein, dass wir hier sehenden Auges rund 14 Millionen Euro staatliche Fördergelder und rund 32 Millionen Euro in Beton gießen und jetzt schon genau wissen, dass eines der beiden Gymnasien nicht überleben kann, im schlimmsten Fall es sogar beide Gymnasien in zehn Jahren über den Jordan gehen. Der Vollständigkeithalber sei noch erwähnt, dass im rund 14 Kilometer entfernten Lohr und Karlstadt zwei weitere Gymnasien vorhanden sind.



Vor allem die krassen Geburtenrückgänge im Sinngrund und die daraus errechneten Prognosen für den Gymnasial-Standort Gemünden bei einer gut bemessenen Übertrittsquote von 33 Prozent der Kinder die aufs Gymnasium wechseln lassen mich nicht nur als Politiker, sondern auch als Steuerzahler und Bürger erheblich ins Nachdenken kommen, ob unter diesen Gesichtspunkten die geplante Investition des Landkreis in das FLG so zu rechtfertigen sind, zumal das Mädchenbildungswerk erst mit rund 6 Millionen Euro staatlichen Fördergeldern saniert worden ist.



Unter diesen Gesichtspunkten kann ich die klare Absage aus dem CSU-geführten Kultusministerium nicht nachvollziehen, wo noch dazu Kultusminister Spaenle immer wieder von Bildungsregionen spricht, aber sein Personal scheinbar anders handelt.



Meines Erachtens brauchen wir nach den Wahlen einen runden Tisch, an dem man vernünftig und stichhaltig die Argumente austauscht und mögliche Lösungsvorschläge erarbeitet. Der Kreistag muss seine Entscheidung Ende September über die Sanierung erst einmal zurückstellen. Ich bin überzeugt, das ist die vernünftigste und nachhaltigste Lösung.



Eines ist im Gespräch mit dem kaufmännischen Leiter des MBW für mich auch klar geworden: Das MBW und der mögliche zukünftige Träger beharren nicht auf Schulgeld, sondern wollen eine vernünftige Lösung. Als bildungspolitischer Sprecher meiner Landtagsfraktion sehe ich in meinen Heimatlandkreis genau den Prototypen an Landkreis für eine von unten geführte und moderierte Schulentwicklung im Zuge einer Bildungsregion, die auch tatsächlich eigene Vorschläge und Entscheidungen wie im Fall Gemünden treffen darf, als Paradebeispiel. Denn was nutzt mir das Label Bildungsregion, das das Kultusministerium so gerne verleiht, wenn es nur eine Etikette ist, aber nicht wirklich dort eine Schulentwicklung für die Region durch die Entscheidungsträger vor Ort passieren kann. Hier muss die Staatsregierung Farbe bekennen und den Wählerinnen und Wählern endlich sagen, wie sie bereit ist Verantwortung nach unten zu transportieren.


Politik muss die Menschen ernst nehmen und dazu gehören auch die Entwicklungen vor Ort und wenn nicht genügend Kinder da sind, dann muss man das als Grundlage für seine Entscheidung nehmen.

 



19 Juli 2013

Fünf Jahre im Zeitraffer

Die letzten drei aufeinanderfolgenden Plenarsitzungen für diese Legislaturperiode sind vorüber und mein vom Wähler in Auftrag gegebenes Mandat neigt sich dem Ende zu. Nahezu wie im Fluge scheinen die fünf Jahre im Bayerischen Landtag vorbei gegangen zu sein. Nun steht schon wieder eine Landtagswahl an.


Als ich vor knapp fünf Jahren erstmals in den Landtag gewählt wurde, war dies sicher nicht nur überraschend, sondern auch voller Überraschungen bis heute.


So hatte es gerade der letzte Sitzungstag noch einmal in sich. Teilweise heftige Wortwechsel bei den Redebeiträgen sorgten nochmal für aufgeheizte Stimmung im Landtag.


Wenn ich im Zeitraffer auf die fünf wunderschönen und erlebnisreichen Jahre als Parlamentarier zurückblicke, dann fallen mir da noch einige markante Einschnitte, wie etwa die erste Fraktionssitzung an einem 3. Oktober, einem Feiertag, ein. Orientierung galt es zunächst einmal zu finden und zwar in der bunt zusammen gewürfelten Fraktion ebenso wie im weitläufigen Maximilianeum.


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Da fällt mir auch noch prägend die erste Klausurtagung irgendwo im Allgäu ein. Hier galt es Posten und Funktionen zu verteilen und ich war am Ende der Verteilerei heilfroh, im Bildungsausschuss gelandet zu sein. Hätte mir damals Jemand gesagt, dass ich heute als bildungspolitischer Sprecher unserer Fraktion an einer ganz entscheidenden Stelle Verantwortung trage,  hätte ich wohl nur ein müdes Lächeln dafür übrig gehabt. Manchmal entwickeln sich Dinge ganz unverhofft. Heute ist Bildung mein Thema und ich kann voller Überzeugung sagen, dass ich mich da mittlerweile gut auskenne und auch wesentliche Themen, wie zum Beispiel die Wahlfreiheit G8/G9, mitbestimmt habe.


Dass es uns FREIEN WÄHLERN ausgerechnet im Bildungsbereich gelungen ist entscheidende Wegmarkierungen zu legen, freut mich natürlich. Da sind zuvorderst die abgeschafften Studiengebühren. Zwei Legislaturperioden hat die Opposition dagegen angekämpft und uns FREIEN WÄHLERN ist es mit dem zunächst unkonventionell anmutenden Instrument des Volksbegehrens gelungen, die festen Mauern einzureißen. Gejubelt haben am Ende alle, freuen dürfen vor allem wir FREIE WÄHLER uns.


Auch jetzt stehen wir wieder vor einer ähnlichen Situation mit dem Volksbegehren zur Wahlfreiheit G8/G9. Viele werfen uns Populismus vor - vor allem CSU-nahe Kreise, ob dies Lehrerverbände, Elternverbände oder Regierungspolitiker selber sind -innerlich muss ich darüber schmunzeln. Gleiche Verbände diskutieren intern, dass das neunjährige Gymnasium das effizientere und anstrebenswertere sei, nur ..., ja, nur die FREIEN WÄHLER dürften dies nicht erreichen. So in etwa war es erst in der neuen Ausgabe der bpv-Mitgliederzeitschrift dieser Tage gestanden.


Lustig fand ich auch, dass mir diese Woche bei der Podiumsdiskussion beim Verband der bayerischen Wirtschaft ein angebliches Vorstandsmitglied bei der Diskussion zu einem ganz anderen Thema vorhielt, dass das G8 "gut gelungen" sei und wir nur Populismus betreiben. Interessant war - nachdem ich dem Herrn argumentativ den Zahn gezogen hatte und auf mittlerweile ein halbes Dutzend Umfragen mit einem zwei Drittel Zustimmungsergebnis für das G9 verwies - dass sich nach der Podiumsdiskussion der Kollege der Regierungspartei bei dem Herrn für die an mich gerichtete Frage bedankte.


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Gemerkt haben sowohl der Fragesteller wie der Auftraggeber bis jetzt nicht, dass sie nicht mehr "bei den Leuten" sind und wohl eine Verbandsmeinung kundtun, aber scheinbar fern vom Bürger stehen.


Nun habe ich in dieser Legislaturperiode eine Menge gelernt. Tag für Tag, Woche für Woche. Das geht mir bis heute so. Gelernt habe ich vor allem, geht nicht gibt's nicht! Es ist erfreulich, dass ich in all den rund 400 Plenar-, Ausschuss-, Fraktions- und Arbeitskreis-Sitzungen sowie unzähligen Gesprächen erlebt habe, dass es sich lohnt, sich selbst für die auswegloseste Situation einzusetzen. Ein bisschen was geht immer!


In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an einige unterfränkische "Meilensteine". Etwa als wir die Petition gegen die jahrgangsgemischte Klasse in Esselbach durch bekamen. Oder den großen SIEMENS-Arbeitsplatzabbau in Bad Neustadt, den wir nach monatelangem Kampf auf landespolitischer Ebene zu einem guten Ende geführt haben. Auch die Cengiz-Petition bleibt mir ewig in Erinnerung, bei der es um das Aufenthaltsrecht eines jungen Türken in Würzburg ging.


Und dann natürlich den Fall der Studiengebühren: ich konnte es kaum glauben als ich die SMS aus dem Gerichtssaal las, 'das Volksbegehren ist durch' und klar wurde, dass wir gegen den Willen der Staatsregierung obsiegt hatten.


Gut tut auch, wenn man von unabhängigen Experten - wie diese Woche nach besagter vbw-Podiumsdiskussion -von verschiedenster Seite bescheinigt bekommt: "Respekt und Glückwunsch, bei Ihnen merkt man, wie Sie sich im Laufe der Legislaturperiode in die Thematiken reingearbeitet haben, sich auskennen und dementsprechend gut argumentieren".


Da bin ich wohl mit meiner Kritik und den klaren Worten zur angeblichen Bestandsgarantie für Grundschulen und der Aufklärung des angeblich so tollen pädagogischen Konzeptes der jahrgangsgemischten Klassen und des Modells der flexiblen Grundschule aufgefallen. Denn die Wenigsten wissen - und das habe ich auch lernen müssen - dass hinter den oberflächlichen vom Kultusministerium und den Regierungsverantwortlichen ins Feld geworfenen Floskeln, Etiketten und Phrasen oft der Teufel im Detail versteckt ist. Das musste ich auch dem VBW-Geschäftsführer einmal verdeutlichen, dass hinter der angeblich so tollen Differenzierung und Individualisierung bei den Flexiblen Grundschulen eben magere 2-5 Lehrerwochenstunden stehen. Da steht dann das pädagogische Konzept ziemlich nackig da.


Und auch viel 'leeres Stroh' wurde im Landtag gedroschen. So fiel es ausgerechnet in der letzten Plenarsitzung dieser Legislaturperiode der Regierungskoalition ein, ein "Konzept für Schülerforschungslabore" mit einem Dringlichkeitsantrag einzufordern. Und das obwohl sie in den ganzen fünf Jahren nicht so einen Eifer an den Tag gelegt haben. Das Kultusministerium verkündete derweilen schon frohlockend auf deren Homepage, dass man in diesem Bereich schon viel erreicht habe und schon kam es auch gleich zur freudestrahlenden Einweihung einer solchen Einrichtung mit MP Seehofer in Berchtesgaden.


Plenarsitzung


Daraus kann ich nur schließen, dass dieser Schaufensterantrag wohl einem spendefreudigen Unternehmer geschuldet gewesen sein könnte, der so kurz vor dem Wahlkampf nochmal die Spendierhosen anhatte. Oh, da sind sie fuchtig geworden, die Kollegen der anderen Seite, als ich dieses im Plenum gesagt habe. Habe ich da etwa den Nagel auf den Kopf getroffen?


Nun gut, jetzt geht es in die Sommerpause, die keine ist. Zumindest nicht für mich, da ich am 15. September schließlich erneut um das Bürgervotum buhle. Und da ist nun Wahlkampf angesagt.



16 Juli 2013

Pleiten, Pech und Pannen in Schweinfurt

Es war die Abi-Pleite schlechthin, das Scheitern aller Schüler der Privaten Fachoberschule Schwarz in Schweinfurt in den schriftlichen Abiturprüfungen. So bedauerlich das für die betroffenen Schülerinnen und Schüler auch war, überraschend war es für mich nicht. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte ich dem bayerischen Kultusminister Spaenle ein umfassendes Dossier über Unregelmäßigkeiten an den Privatschulen Schwarz übermittelt. Mit der Bitte um Prüfung der von Lehrkräften an dieser Schule erhobenen Vorwürfen gegen die Machenschaften der Geschäfts- und Schulleitung und dem wenig aussagenden Antwortbrief, dass nach Prüfung keine weiteren schulaufsichtsrechtlichen Schritte notwendig seien, habe ich es dabei belassen.




Dieter Schütz  / PIXELIO / pixelio.de

Dieter Schütz / PIXELIO / pixelio.de


Nun folgte die Bombe mit der Abi-Pleite. Das Scheitern eines ganzen Abiturjahrgangs einer Privatschule in Schweinfurt beschäftigte mich nun gut zwei Wochen. Von SPIEGEL online über Focus online, taz, Süddeutsche und Hamburger Abendblatt: in nahezu allen Tageszeitungen war darüber zu lesen und auch davon, dass ich natürlich dem Kultusminister erhebliche Versäumnisse vorgeworfen habe. Dazu stehe ich nach wie vor, denn mit meinem Anschreiben an den Minister  habe ich die Machenschaften an den Privatschulen Schwarz angesprochen und nicht – wie das Ministerium gerne nach außen kund tut – nur die an der Wirtschaftsschule, schließlich ist es der gleiche Betreiber. (näheres hierzu in einem Artikel der taz)


Hätte also der Minister damals meine Hinweise ernst genommen, dann wäre es meines Erachtens nicht zu dem Abi-Debakel gekommen. Nun können die Schüler an eine staatliche Schule wechseln. Ich sage bewusst können, denn dazu ist eine Leistungsfeststellung in Kürze notwendig. Doch da frage ich mich ein zweites Mal, wie soll das funktionieren, wenn die Schüler vor rund drei Wochen 0 Punkte im Abi erreicht haben und nun im Eilverfahren zumindest einen Notendurchschnitt von 3,5 erreichen sollen. Auch das ist wieder ein Schnellschuss mit Etikettenschwindel, wie er mir beim Kultusminister ständig begegnet. Denn in Wirklichkeit können die Schüler nur die Eignung für die Klasse 1 damit erreichen. Sie verlieren also ein komplettes Schuljahr.


Nun haben sich die Ereignisse in den letzten Tagen fast überschlagen, am Samstag war deshalb die Meldung, dass die private Fachoberschule Schwarz nun zum kommenden Schuljahr ihre Pforten schließt, letztendlich die logische Konsequenz. Die Vorwürfe der Eltern, die monatlich 140 Euro Schulgeld plus Anmeldungsgebühr an die Privatschule zahlten, waren eindeutig: Ihrer Meinung nach hat die Schule die Abiturienten unzureichend auf die Prüfungen vorbereitet. Die Privatschule hingegen gibt den Schülern in ihrer Stellungnahme eine Mitschuld: Diese hätten den Eindruck erweckt, dass sie dem Anspruch des eigenverantwortlichen Lernens, wie im Lehrplan gefordert, nachkommen und diesen erfüllen können. Für die Schulleitung sowie die Lehrerschaft ist es derzeit nicht nachvollziehbar, aus welchen Gründen die Leistungen der Schüler drastisch abfielen


Ich bin jedenfalls weiterhin felsenfest davon überzeugt: hätte Spaenle damals gehandelt, hätte man diese Abi-Katastrophe verhindern können. Zwei Lehrer einer Wirtschaftsschule haben sich damals an mich gewandt und sich über den fragwürdigen Umgang mit Klassenarbeiten und dem Kollegium sowie die Aufnahme von Schülern ohne Leistungsnachweis beschwert. Die Private Fachoberschule Schweinfurt war erst 2011 gegründet worden und ist zwar staatlich genehmigt, aber nicht anerkannt.



12 Juli 2013

Bildung aus einer Hand. Das REIF-Konzept der FREIEN WÄHLER

Angesichts der tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen im sozialen, familiären und ethnischen Bereich, des demographischen Wandels sowie der Umsetzung der Inklusion steht unser Bildungssystem vor großen Herausforderungen.


Zuständigkeiten bündeln


Vor diesem Hintergrund fordern die FREIEN WÄHLER „Bildung aus einer Hand“. Darunter verstehen wir, sowohl die frühkindliche Bildung als auch Hochschulbildung gemeinsam mit der schulischen Bildung und der Erwachsenenbildung in einem Ministerium zu vereinen. Eine gute Bildungspolitik soll sich am Wohl der jungen Menschen orientieren, sie fördern und fordern, ohne sie zu überfordern.


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Das REIF-Konzept


Im Herbst 2012 haben die FREIEN WÄHLER mit dem REIF-Konzept einen Vorschlag zur „regionalen Entwicklung individueller Förderung“ in Bildungsregionen vorgelegt:


Regional: REIF beinhaltet eine eigenverantwortliche Schulentwicklungsplanung in den jeweiligen Landkreisen und kreisfreien Städten. Wir wollen die Entscheidungsträger vor Ort (Schulfamilie, Kommunalpolitiker etc.) in Abstimmung mit dem Kultusministerium entscheiden lassen, wie in ihrer Bildungsregion (Landkreis oder darüber hinaus) ein möglichst flächendeckend vorhandenes hochwertiges Bildungsangebot für die Zukunft aussieht.


Entwickeln: Wir wollen ein Bildungssystem mit Perspektive schaffen, dabei das bestehende System optimieren und passgenaue Lösungen vor Ort durch neue Modellschulen – aber auch neue Formen der frühkindlichen wie erwachsenenpädagogischen Bildung – ermöglichen. Dies soll zum Erhalt möglichst vieler Schulstandorte und zum Aufbau neuer attraktiver Lernorte mit einem höchstmöglichen Bildungsangebot führen.


Individuell: Unser Bildungskonzept für lebenslanges Lernen vor, während und nach der Schule sieht eine individuelle Förderung für jedes Kind, jeden Studierenden und jeden Erwachsenen vor. Dabei sollen die Eigenheiten jeder Persönlichkeit berücksichtigt werden Das bedeutet für den Schulunterricht, dass Lehrkräfte durch ein verbindliches Pädagogen-Trio aus Förderlehrer, Inklusionslehrer und Sozialpädagogen an jeder Schule unterstützt und kleinere Klassen ermöglicht werden.


Fördern: Die FREIEN WÄHLER wollen eine individuelle Förderung durch mehr Lehrpersonal. Für die Schulen bedeutet dies u.a. eine höhere, schulbezogene Lehrerstundenzuweisung, die aus einer ausreichenden, schülerunabhängigen Pflicht-Zuweisung sowie einer deutlich erhöhten Förderzuweisung (Differenzierungsstunden) besteht und regionale (strukturschwache ländliche Räume) wie soziale Milieus (Großstadt-Brennpunktschulen) gleichermaßen zusätzlich berücksichtigt.



Frühkindliche Bildung


Bei der Kleinkindbetreuung müssen die Familien selbst die Wahl haben, welches Betreuungsmodell sie bevorzugen. Ideologien haben hier nichts zu suchen und werden auch der Lebenswirklichkeit nicht gerecht.


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Schulische Bildung


Ähnliches gilt für die Frage acht- oder neunjähriges Gymnaisum. Wir FREIEN WÄHLER bekennen uns grundsätzlich zum gegliederten Schulwesen. Doch sollen überall dort, wo das bestehende Schulsystem an Grenzen stößt, mit regionalen Schulmodellen passgenaue Lösungen vor Ort ermöglicht werden. Dazu brauchen wir eigenverantwortliche Schulentwicklungspläne, die von den Entscheidungsträger in den jeweiligen Landkreisen und kreisfreien Städten zu erstellen sind. Ergänzend zum bestehenden System ist eine engere Zusammenarbeit von Mittel-, Wirtschafts-, Berufs-  und Realschulen als Schule der Region dort vorgesehen, wo aufgrund rückläufiger Schülerzahlen wohnortnahe Schulstandorte gefährdet sind.


Hochschulbildung


Die FREIEN WÄHLER sind stolz darauf, dass es uns über das Volksbegehren gelungen ist, endlich auch in Bayern die Studiengebührenfür das Erststudium abzuschaffen.



Erwachsenenbildung


Die FREIEN WÄHLER wollen ein breites Weiterbildungsangebot wie z.B. Angebote zur Nachholung von  Bildungsabschlüssen, Schulungen zur Medienkompetenz, Kurse zu Gesundheits- und Umweltbildung und Bildungsangebote zu Familienfragen und Werteerziehung.  Wir wollen viel stärker als bisher bildungsferne Schichten für lebenslanges Lernen erreichen.


Inklusion


Wir FREIEN WÄHLER bekennen uns  zur Umsetzung der UN-Konvention zur Inklusion. Wir sehen sie als einen langfristigen Prozess, bei dem alle am Bildungsprozess Beteiligten zusammenarbeiten müssen.  Dabei wollen wir bewährte Strukturen (Fördereinrichtungen) erhalten und inklusive Beschulung überall dort ermöglichen, wo sie sinnvoll umsetzbar ist. Dabei dürfen die Kosten für die Inklusion nicht einseitig den Kommunen aufgelastet werden. Wir wollen unabhängige Beratungsstellen für Fragen der Inklusion, einen deutlichen Ausbau des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes, qualifizierte Schulbegleitung und Ansprechpartner an den Hochschulen für die Belange der Inklusion.


FAZIT:


Die FREIEN WÄHLER stehen für ein Schulsystem, das Leistungsfähigkeit und Bildungsgerechtigkeit gleichermaßen vereint. Es gilt starke und schwache Schüler gleichermaßen nach ihren jeweiligen Bedürfnissen zu fördern. Mit dem REIF-Konzept wurde ein pragmatischer Vorschlag zur regionalen Entwicklung individueller Förderung in Bildungsregionen vorgelegt. REIF sieht eine Verzahnung aller Bildungseinrichtungen und eine Schulentwicklung vor, welche die Menschen vor Ort mit einbezieht und passgenaue Bildungsangebote ermöglicht.



11 Juli 2013

Eignungsfeststellung für Lehramtsstudenten

Langsam aber sicher bewegt sich doch etwas hinsichtlich der Eignungsfeststellung für Lehramtsstudenten. Bekanntlich scheiden sehr viele Lehrerinnen und Lehrer zumeist krankheitsbedingt vorzeitig aus dem Dienst aus und verursachen somit erhebliche Kosten für die Volkswirtschaft. Eine Studie hat dazu heraus gefunden, dass pro Lehrkraft, die nicht bis zum regulären Dienstzeitende Dienst verrichtet, rund 370 000 Euro zu Buche stehen. Deshalb lautet eine Forderung von uns FREIEN WÄHLERN schon seit langem, eine sogenannte Eignungsprüfung für Lehramtsstudierende durchzuführen, um so frühzeitig Interessenten an einer Lehrerausbildung auf ihre Sozial- und Selbstkompetenz zu prüfen und ihnen gegebenenfalls eine Alternative anzubieten.




 Barbara Eckholdt  / PIXELIO / pixelio.de

Barbara Eckholdt / PIXELIO / pixelio.de


Eigens dazu habe ich mir einmal bei einem Besuch an der Universität Passau den dort praktizierten "Parcours" angesehen. Dabei wurde mir sehr schnell deutlich, dass man mit den gestellten Aufgaben sehr wohl die Eignung der Bewerber prägnant prüfen kann.
Im Ausschuss für Fragen des Öffentlichen Dienstes wurde uns nun im Bericht des Landespersonal-Ausschusses (LPA) mitgeteilt, dass auch der LPA den an der Universität Passau praktizierten “Parcours“ als "erhebliche Hilfe für angehende Lehramtsstudierende“ bewertet. Dies habe ich freudig zur Kenntnis genommen. Wiederum wenig Verständnis habe ich dann für die Schlussfolgerung des Kultusministeriums, dass von einer flächendeckenden bayernweiten Einführung an allen Hochschulen wegen des hohen Personalaufwandes und fehlender Langzeitstudien abzusehen sei.




LieC  / PIXELIO / pixelio.de

LieC / PIXELIO / pixelio.de


Ersatzweise soll es Hochschulen ab dem Wintersemester 2013/14 möglich sein, sich im Rahmen eines Modellversuchs für eine solche Eignungsfeststellung zu entscheiden, die dann verpflichtend für alle Studienbewerber zu absolvieren ist. Dies ist zwar ein kleiner Fortschritt, aber noch nicht der richtige Weg. Denn wenn man die seitens des LPA dargelegten Zahlen ernsthaft zur Kenntnis nimmt, dass nämlich rund 20% der Teilnehmer an der Eignungsfeststellung in Passau als nicht für ein Lehramtsstudium geeignet angesehen werden, dann ist schneller Handlungsbedarf angesagt. Ich frage mich dann schon, was ist billiger? Die Personalstunden für einen Tag und mehrere Personen an den verschiedenen Hochschulen in Bayern oder die erheblichen oben angeführten Ausfallkosten bei vorzeitigem Dienstzeitende?!



11 Juli 2013

Politik näher am Bürger!

Vielleicht kam diese Podiumsdiskussion zum Thema Ganztagsschule in Starnberg noch gerade rechtzeitig vor der heißen Phase des Wahlkampfes. Jedenfalls hat sie Spuren hinterlassen. Nicht nur bei mir als einem der Podiumsteilnehmer, sondern auch bei den anwesenden Zuhörern, wie mir beim anschließenden get-together bestätigt wurde.


Als zum Ende der Veranstaltung eine Mutter mit Tränen in den Augen ins Mikrofon stammelte, dass sie ein Inklusionskind in der Mittelschule habe und nun zehn Jahre als Bittstellerin immer nur ihre Rechte erkämpfen musste und wir hier darüber streiten, ob nun Freistaat oder Kommune die Kosten für die Ganztagsschule zahlen müssen, bleibe ihr fast die Luft weg: "Ich will einfach, dass mein Kind in der Schule ordentlich unterrichtet wird, da ist es mir als Mutter egal, wer das bezahlt!"




RainerSturm  / PIXELIO / pixelio.de

RainerSturm / PIXELIO / pixelio.de


Recht hat diese Frau, schoss es mir durch den Kopf, typisch Politiker! Wir reden und diskutieren, so mein spontaner Eindruck, viel zu kryptisch, ja eigentlich reden wir für den laienhaften Bürger von böhmischen Dörfern und die Menschen verstehen das alles nicht. Seit diesem Abend ist mir klar, warum es in der Bevölkerung eine solche Politikverdrossenheit gibt: die Menschen verstehen unser Politiker-Geschwafel nicht.


In der Tat ist es nicht zu verstehen, dass wir zwei Stunden über eine bessere Ganztagsschule in Bayern reden, aber kaum einer der Zuhörer das Ganze nachvollziehen kann. Noch schlimmer, wir werden missverstanden. So meldete sich erst der Bürgermeister und meinte, wir betrieben eine Kommunal-Schelte, weil die Diskussion darum ging, dass die Ganztagsschule auch deswegen im ländlichen Raum so wenig nachgefragt ist, weil Kommunen dies bei mehreren Ganztagszügen nicht bezahlen können und ich sagte, dass Bildung Staatsaufgabe sei und deswegen der Freistaat die Kosten tragen müsse.


Wenig später meldete sich eine Lehrerin und nannte es Lehrer-Schelte, weil der Moderator die provokante Frage stellt, ob denn die Lehrer überhaupt von ihrem Ethos bereit seien ganztags zu unterrichten und mein Kollege von der Regierungskoalition in Aussicht stellte, dass man gerade dabei sei, diesbezüglich einen Antrag vorzubereiten, der dies entsprechend in der Lehrerausbildung verankere. So Unrecht hatte die zuhörende Lehrerin gar nicht, denn ich habe mir auch gedacht: Schaufensterantrag, längst ist ein Großteil der Lehrer wöchentlich mehrmals nachmittags in der Schule.




 Stephanie Hofschlaeger  PIXELIO / pixelio.de

Stephanie Hofschlaeger PIXELIO / pixelio.de


Da bleibt als Fazit eines solchen Diskussionsabends nur: Politiker müssen wieder mehr die Sprache des Bürgers sprechen und Eltern erwarten eigentlich nur, dass ihre Kinder in der Schule ordentliche Rahmenbedingungen haben. Wie dies zu erreichen ist, darüber müssen wir Politiker uns im Landtag vielleicht viel mehr die Köpfe einschlagen oder, so fordern es wir FREIE WÄHLER, an einen Tisch setzen und die Sache mit einem klaren sachlichen Ziel diskutieren. Das wäre dann die Wunscherfüllung für die nächste Legislaturperiode.



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