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4 Juli 2013

Ehrenamt bereits im Studium verinnerlichen

Es ist fast das tägliche Brot eines engagierten Politikers: der Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern. Dabei treffe ich erfreulicherweise immer wieder auf sehr viele ehrenamtlich engagierte Menschen. So habe ich am vergangenen Wochenende beim Musikfest in Habichsthal, beim Burgfest in Partenstein, beim Feuerwehrfest in Ruppertshütten oder beim Fußball-Pokalturnier in Steinmark Ehrenamt pur erlebt. Zum 39. Mal haben die „Stommricher“ dieses Fußballturnier über den Zeitraum einer Woche ausgerichtet, Respekt! Hier war ebenso der ganze Ort zum Helfen im Einsatz wie in den anderen aufgeführten Gemeinden. Besonders beeindruckt hat mich dabei der 23-jährige Kommandant der Ruppertshüttener Feuerwehr, der das Fest überaus engagiert organisiert und vorangetrieben hat. Zwangsläufig höre ich an solchen Festen oft die Klagen über die immer strenger werdenden Auflagen seitens der Behörden. Auflagen, die teils nachzuvollziehen sind, weil etwa Hygiene-Richtlinien immer stärker wegen diverser Lebensmittel-Skandale in den Fokus rücken und gefordert werden, die andererseits aber auch Kopfschütteln verursachen. So frage ich mich schon, warum bei einem Fest unterschiedliche Wasseranschlüsse da sein müssen und warum das x-te Formular für eine Genehmigung auch noch sein muss.




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Siegfried Fries / PIXELIO / pixelio.de



Das ist keineswegs ehrenamtsfördernd und zu Recht fragen mich die Verantwortlichen, was denn die Politik gegen diese überbordende Bürokratie tut? Wir FREIEN WÄHLER haben diesbezüglich in den vergangenen Jahren mehrfach mit Anträgen versucht, das Ehrenamt zumindest zu stärken, indem in der Schule ehrenamtliche Tätigkeiten besonders im Zeugnis berücksichtigt werden. Gerne würden wir soweit gehen, dass ehrenamtliche Tätigkeiten sogar in die Benotung mit einfließen.


Bei einem Fachgespräch zum sogenannten Service-Learning haben wir uns nun intensiv mit dieser Problematik und der Einbringung ehrenamtlicher Elemente in das Studium beschäftigt. „Bildung durch Verantwortung“, unter diesem Titel wirbt ein Netzwerk aus mittlerweile 13 deutschen Hochschulen für ein neues Lernkonzept, bei dem Studierende zusätzliches Wissen in ehrenamtlicher Tätigkeit erwerben und dort auch ihr Fachwissen nutzbringend einsetzen. In dem Fachgespräch berichteten Experten über ihre bisherigen Erfahrungen.


Im Übrigen geht es auf unsere Initiative zurück, dass der Landtag am 19. Juni die Förderung des Ehrenamtes in ein Änderungspaket zur Bayerischen Verfassung aufgenommen hat und dieses den Bürgerinnen und Bürgern im September zur Abstimmung vorlegen wird. Wir sind der Meinung, dass ‚Bildung durch Verantwortung‘ dazu dient, Studierende für ein gemeinnütziges Engagement und für Mitverantwortung in der Gesellschaft zu gewinnen.


Diesen Aspekt erläuterte auch Prof. Dr. Doris Rosenkranz von der Technischen Hochschule Nürnberg Georg-Simon-Ohm und Sprecherin der Hochschulkooperation Ehrenamt. Sie zeigte auf, dass das Engagement von jungen Menschen heute mehr als früher durch niederschwellige Angebote angestoßen und attraktiv gemacht werden müsse. Denn das Ehrenamt konkurriere mit vielen anderen Aktivitäten um die knappe Zeit der jungen Leute. Die Hochschule könne erforderliche Unterstützungsstrukturen für einen Einstieg ins Ehrenamt bieten und die Erfahrung zeigte, dass viele sich auch im weiteren Leben gemeinnützig engagierten.


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Wesentlichen Anteil an der Verbreitung des Lernkonzepts, das im Englischen „Service Learning“ heißt, hat die gemeinnützige Agentur ‚mehrwert‘ aus Stuttgart. Sie unterstützt mit ihrem Programm „Do it!“ Hochschulen bei der Einführung und Umsetzung. Diplom-Sozialpädagogin Tanja Deuter, Projektmanagerin von „Do it!“, gab einen Einblick in den Aufbau entsprechender Angebote und hob als persönlichen Nutzen für die Studierenden den Erwerb von Sozialkompetenz hervor – eine Zusatzqualifikation, die von Berufseinsteigern immer öfter erwartet werde.


Zum Abschluss stellte Thomas Sporer, Projektleiter der Initiative „Bildung durch Verantwortung” an der Universität Augsburg, das dortige preisgekrönte Angebot für Service Learning vor, das vom niederschwelligen „Social Day“ bis zu einem in den Studienablauf integrierten dreimonatigen Projektseminar reicht. Bedauerlicherweise wird Service Learning derzeit nur an 25 Prozent der Hochschulen in Bayern umgesetzt. Ziel muss es meiner Meinung nach sein, dass dies an allen Hochschulen der Fall ist, indem es Teil des hochschulpolitischen Auftrags wird. Bestärkt durch diese Veranstaltung und das rege Interesse gerade auch von Seiten der Studierenden, werden die FREIEN WÄHLER auch in der kommenden Legislaturperiode unser Engagement in diesem Bereich fortsetzen.



4 Juli 2013

Schulpsychologen unterstützen Bildungsauftrag

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Schulpsychologen zu meiner Schulzeit eine große Rolle in der Schule gespielt hätten. Vielleicht hat es sie damals schon gegeben, ich habe jedenfalls nichts davon mitbekommen. Heute sieht dies ganz anders aus. Die Tätigkeiten von Schulpsychologen gelten als unabdingbar für das Gelingen des Bildungsauftrages und die Nachfrage kann durch die vorhandene Stellenzahl nicht abgedeckt werden.


Grundlegend hat sich vor allem das Schülerbild verändert. Bereits heute sind rund 40 Prozent der Erstklässler mit diversen Auffälligkeiten vermerkt, weshalb die Schulen Unterstützungssysteme benötigen um wirklich alle Kinder erreichen und fördern zu können. Dabei sind uns FREIEN WÄHLERN Schulpsychologen sehr wichtig. Nicht umsonst haben wir in der zu Ende gehenden Legislaturperiode eine Vielzahl von parlamentarischen Initiativen dem Komplex Schulpsychologie in Bayern gewidmet.




Daniela B.  / PIXELIO / pixelio.de

Daniela B. / PIXELIO / pixelio.de


So haben wir neben diversen schriftlichen Anfragen zur Situation der Schulpsychologen in Bayern auch mehrere Dringlichkeits- und Haushaltsanträge gestellt, die eine deutliche Aufstockung der Stundenzahlen bzw. der Stellen gefordert haben. Erst kürzlich habe ich die Antwort auf meine Schriftliche Anfrage (inkl. Anlage) zur Schulpsychologie bekommen. Schon der erste Blick darauf zeigt, dass wir auch in der kommenden Legislaturperiode noch viel zu tun haben werden.


Nach derzeitigem Ist-Stand gibt es beispielsweise im Bereich der Förderschulen im gesamten Bezirk Niederbayern nicht eine einzige Stelle, die mit einem Beratungsrektor besetzt ist! Unterfranken hat einen, Oberfranken ebenfalls lediglich einen. Das ist angesichts gestiegener Herausforderungen im Bereich der Inklusion geradezu skandalös. Denn eines muss doch allen klar sein: Inklusion kann nicht gelingen, wenn Schulen keine geeigneten Unterstützungssysteme haben.


Den Schulpsychologen wird hier meiner Auffassung nach eine wesentliche Bedeutung zukommen. Da ist zum einen die sicherlich steigende Zahl an Diagnosen, daneben aber auch mehr Beratungsbedarf bei den Kollegen, sprich den Lehrkräften, aber auch bei Eltern. Dazu kommt natürlich auch die Einzelförderung. Mit anderen Worten: Die Aufgaben der Schulpsychologen werden mit der Umsetzung der Inklusion deutlich zunehmen.


Je mehr Gewicht Schulen zukünftig auf die Förderung jedes einzelnen Schülers legen, desto größer wird die Bedeutung von Diagnostik und möglicher  Fördermaßnahmen, also auch die der Schulpsychologen werden. Ich denke auch in diesem Bereich werden ausgebildete Fachkräfte, sprich die Schulpsychologen, den Lehrkräften unterstützend zur Seite stehen müssen. Im Sinne einer bildungspolitischen Durchlässigkeit und lebenslangen Lernens wird man mittelfristig wohl auch über schulartübergreifende Einsatzfelder nachdenken müssen, zumal wenn man, wie wir FREIEN WÄHLER dies tun, auch verstärkte Kooperationsmöglichkeiten für und zwischen den einzelnen Schularten fordert.




Juergen Jotzo  / PIXELIO / pixelio.de

Juergen Jotzo / PIXELIO / pixelio.de


Für all diese Aufgaben braucht man natürlich auch die dementsprechenden Zeitdeputate, das kann nicht mir nichts dir nichts in sechs bis acht Wochenstunden geleistet werden. Ich unterstütze die Forderung des Landesverbandes der Schulpsychologen für ein hälftiges Tätigkeitsdeputat für alle Schulpsychologen - das erscheint mir eine durchaus vernünftige und berechtigte Forderung.


Wir brauchen Schulpsychologen in allen Schularten. Dramatisch unterversorgt sind die Berufsschulen. Wenn wir allen Jugendlichen zur Ausbildungsreife bzw. zu einer abgeschlossenen Ausbildung verhelfen wollen, werden wir hier deutlich mehr Schulpsychologen brauchen. Ein erstes Ausbauziel wäre also, an allen Berufsschulen mindestens einen Schulpsychologen fest zu installieren. Das soll natürlich nicht heißen, dass die anderen Schularten unversorgt bleiben sollen.



4 Juli 2013

Zur Mobilität von Lehrkräften

Bei vielen Menschen sorgt die Tatsache, dass Lehrerinnen und Lehrer, die zum einen in anderen Bundesländern studiert haben oder dort unterrichten, nicht so mir nichts dir nichts nach Bayern wechseln können wie man anderweitig einen Arbeitsplatzwechsel etwa in der Industrie vollzieht, für Kopfschütteln.


Erst kürzlich habe ich zwei solcher Anfragen von Lehrerinnen aus meinem Wahlkreis auf den Tisch gekriegt. Im einen Fall handelt es sich um eine Lehrerin, die in Bayern studiert und nun einige Jahre in Sachsen unterrichtet hat. Da wird sich aufgrund des "bayerischen Studiums" tatsächlich eine Lösung über das herkömmliche Bewerbungsverfahren finden lassen. Im anderen Fall, einer in der ehemaligen DDR studierten und dort bis jetzt auch unterrichtenden Lehrerin, stehen derzeit noch große Hürden hinsichtlich der Vergleichbarkeit des dortigen Studiums mit dem Bayerischen im Weg.




Lupo  / PIXELIO / pixelio.de

Lupo / PIXELIO / pixelio.de


Dies sind keine Einzelfälle und zahlreiche Petitionen, die wir in den vergangenen Jahren im Bildungsausschuss negativ bescheiden mussten, untermauern dieses Problem. Aber zumindest scheint nunmehr etwas Bewegung in die Sache zu kommen, denn die Konferenz der Kultusminister hat vereinbart, dass der Berufszugang von Lehrern und Lehrerinnen länderübergreifend erleichtert werden soll. Bis Ende 2013 wollen die Länder die jeweiligen Verordnungen und Gesetze für die Zulassung in den Vorbereitungs- bzw. Schuldienst anpassen.


Zwar konnten auch bisher schon Lehrkräfte unter bestimmten Bedingungen von Bundesland zu Bundesland wechseln, doch häufig gab es bürokratische Hürden. Grenzenlos wird die „neue“ Wechselfreiheit dennoch nicht sein, wie die Stellungnahme des Bayerischen Kultusministeriums zeigt.


Die Kultusministerkonferenz will die länderübergreifende berufliche Mobilität von Lehrkräften stärken. In Fortschreibung früherer Beschlüsse einigten sich die 16 Länder in Berlin darauf, den Lehramtsabsolventen besser als bisher einen gleichberechtigten Zugang zum Vorbereitungsdienst zu ermöglichen. Gleichermaßen soll der Berufszugang für alle Lehrerinnen und Lehrer bundesweit grundsätzlich gewährleistet werden.


Sollten in einzelnen Ländern dafür rechtliche Änderungen notwendig sein, werden diese bis zum Jahresende eingeleitet. Die Länder erkennen die verschiedenen Ausbildungszeiträume im Vorbereitungsdienst wechselseitig an. Die Gewährleistung der Mobilität wird im Rahmen einer jährlichen Berichterstattung in der Kultusministerkonferenz überprüft.


Diese in meinen Augen längst überfällige Einigung fördert die Mobilität der Lehrkräfte in ganz Deutschland. Angehende Lehrerinnen und Lehrer können sich in Zukunft unter den gleichen Zugangsbedingungen für ein Referendariat oder eine Lehramtsstelle bewerben, wenn sie die fachlichen Voraussetzungen dafür mitbringen – unabhängig davon, wo sie studiert haben oder ausgebildet wurden.




 Konstantin Gastmann  / PIXELIO / pixelio.de

Konstantin Gastmann / PIXELIO / pixelio.de


Mit einem Qualitätssicherungsmechanismus haben sich die Länder dazu verpflichtet, die KMK-Standards für die Lehrerausbildung umzusetzen und diese Umsetzung künftig zu kontrollieren. Darüber hinaus macht Bayern in Zukunft drei Regelungen für die Aufnahme in den Vorbereitungsdienst bzw. für den Berufszugang für sich geltend:


Erstens: das konkrete Anstellungsverhältnis, etwa als Angestellte(r) oder Beamte, regelt weiterhin jedes einzelne Land. Zweitens gilt für Bayern auch künftig als Zugangsvoraussetzung für das Lehramt an Grundschulen eine Prüfung in den Fächern Deutsch und Mathematik und für das Lehramt an Mittelschulen eine Prüfung in Deutsch oder Mathematik. Und Drittens werden für den Vorbereitungsdienst nur diejenigen Bewerber zugelassen, die die entsprechende Lehramtsbefähigung und die Fächerkombinationen mitbringen, die in Bayern auch ausgebildet werden.


Also unterm Strich etwas Land in Sicht, wenngleich der freie Wechsel weiterhin ein Wunschtraum bleibt.



25 Juni 2013

Das Kindergarten-Dilemma

Was muss die frühkindliche Bildung, oder einfacher ausgedrückt, der Kindergarten leisten? Dieser bedeutenden Frage sind wir bei einer Podiumsdiskussion des Verbandes der bayerischen Wirtschaft (VBW) in Aschaffenburg nach gegangen. Muss etwa das letzte Kindergartenjahr, sprich das Vorschuljahr, wenn schon beitragsfrei auch verpflichtend sein oder sollte man den Kindern nicht viel lieber ihre Kindheit gönnen?


Die Meinungen im Aschaffenburger Martinushaus gingen auseinander. Ehrlich gesagt haben wir diese Frage eines verpflichtenden letzten Kindergartenjahres auch in unserer Fraktion schon sehr kontrovers diskutiert. Und wenn ich anfangs auch viel Sympathie mit diesem verpflichtenden Vorschuljahr hatte, so denke ich nunmehr anders.




S.v.Gehren  / PIXELIO / pixelio.de

S.v.Gehren / PIXELIO / pixelio.de


Es spricht durchaus viel für ein verpflichtendes Vorschuljahr, etwa um die Kinder wirklich schulreif und mit etwa gleichen Voraussetzungen, beispielsweise hinsichtlich der Sprachentwicklung, in ihre Grundschulzeit zu entlassen. Aber, und da bin ich durch die bereits in einem anderen Blog einmal verwendete Zahlen hinsichtlich der enorm angestiegenen Zahlen von psychosomatischen Erkrankungen und anderen Auffälligkeiten bei bayerischen Schülerinnen und Schülern, nachdenklich geworden. Kinder und Jugendliche brauchen in unserer schnelllebigen und von digitalen Medien beherrschten Gesellschaft Zeit.


Zeit, die wir FREIE WÄHLER den Schülerinnen und Schülern auch mit der Wahlfreiheit G8/G9 gönnen wollen und da wäre es höchst unlogisch, den Kindern diese noch vor ihrer schulischen Laufbahn zu nehmen. Deshalb bin ich der Meinung: lassen wir unseren Kindern einfach diesen Freiraum Kindergarten, es wird früh genug ernst.


Das schließt dennoch nicht aus, dass der Kindergarten die erste Bildungsstufe, quasi der Kindergarten als Lernort, sein sollte. Mittlerweile wird dort Sprachförderung groß geschrieben. Allerdings oft in zu großen Gruppengrößen - ein Hemmnis, auf das wir auch immer wieder in Zusammenhang mit der BayKiBiG-Reform aufmerksam gemacht haben. Leider sehen das die Kollegen der CSU nicht so, wie ich auch in der Podiumsdiskussion feststellen konnte. Das Ziel muss für uns sein, den Erziehungs- und Bildungsplan weiter zu optimieren und dafür zu sorgen, dass für dessen Umsetzung genügend Ressourcen vorhanden sind.


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Eine wichtige Funktion kommt auch dem Übergang vom Kindergarten in die Schule zu. Dieser muss angesichts der individuell verschiedenen Voraussetzungen der Kinder weitestgehend flexibel gestaltet werden. Ebenso wie die Grundschulzeit. Doch dazu braucht es vor allem wieder einmal die viel beschworenen zusätzlichen Lehrerplanstellen. In den ersten beiden Jahrgängen halte ich es deshalb zukünftig für unumgänglich ein sogenanntes Lehrertandem einzusetzen, denn kein Talent darf verloren gehen.


Bis dahin ist es bei der derzeitigen Koalition noch ein weiter Weg. Denn diese bringt es nicht einmal auf die Reihe, dass der Pflichtunterricht in den Grund- und Mittelschulen teilweise abgedeckt ist. Deshalb müssen Sie bei der Landtagswahl am 15. September entscheiden, ob  "ein weiter so" der CSU gewollt ist oder Ihnen meine Ideen und Initiativen besser gefallen.



22 Juni 2013

Mehrheit für G9

Was will man mehr als dass einem der (politische) Gegner Recht gibt? Dies ist uns Freien Wähler dieser Tage hinsichtlich unseres Bestrebens am bayerischen Gymnasium eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 zu erreichen, ausgerechnet von einem Mann zuteil geworden, der seit Wochen gegen unser Vorhaben des Volksbegehrens wettert: der Vorsitzende der Bayerischen Direktorenvereinigung, Karlheinz Bruckner. Der treu zur CSU stehende Verband, ein elitärer Zirkel, in dem sich die Direktoren bayerischer Gymnasien austauschen, leistete schon bei der G8-Einführung wenig Widerstand. Das Volksbegehren von uns Freien Wählern zur Wahlfreiheit G8/G9 hat Bruckner nun aufgeschreckt.



In einem in dieser Woche verschickten dreiseitigen Rundbrief warnt der Leiter des Nürnberger Neuen Gymnasiums mit Verve vor unserer Initiative. Gleichzeitig gibt er aber auch zu, dass die Mehrheit der Eltern und Schüler das G9 bevorzugen würden. Er begründet dies mit der Erwartung, dass die neunjährige Form weniger anstrengend sei und die Eltern auf Nummer sicher gehen und sich dann im Wahlfall für diese Form entscheiden würden. Und auch für die Schüler prognostiziert er, dass diese „über Jahre gehört haben, wie schlecht das G8 ist“ und sich deshalb ebenfalls für das G9 entscheiden würden.


Wenigstens ehrlich ist der Herr Bruckner, wenngleich ihm missfällt, dass diese Initiative von uns Freien Wählern ausgeht und eben nicht von seiner staatstragenden CSU! Auch bei den Gymnasien selbst prognostiziert er, dass die überwiegende Mehrheit der Schulen für ein G9 votieren würde. Bemerkenswert immerhin, in seiner Stellungnahme gibt er den damaligen G8-Initiatoren (wer war das nochmal…?) von damals noch eine ordentlich mit auf den Weg und sagt: „Eine krasse aus der Hybris geborene politische Fehlentscheidung!“ Danke, Herr Bruckner!


Das ist für uns Freie Wähler eine Steilvorlage. Erst letzte Woche hatte die Süddeutsche Zeitung eine Umfrage zur Wahlfreiheit unter Bayerns Bürgerinnen und Bürger durchgeführt und dabei hatten sich 71 Prozent für das G9 ausgesprochen. Eine eigene unter den kürzlich zur Anmeldung an den Gymnasien anstehenden künftigen Fünftklässlern hatte gar „inoffizielle“ 81 Prozent G9er ergeben. Das macht uns Freien Wählern Mut für das in dieser Woche offiziell gestartete Volksbegehren. Mein Kollege und Generalsekretär Michael Piazolo und ich ließen zum Auftakt am Münchner Marienplatz Luftballons steigen – orange fürs G9, schwarze fürs G8. Auch die ersten Unterschriften kamen bei 35 Grad im Schatten schnell zusammen.



Ein ähnliches Umdenken fand am Nachmittag beim Bezirksverband des uns ebenfalls von der Verbandspitze bekämpfenden Bayerischen Philologenverbandes in der Oberpfalz statt. Nach einer munteren Diskussion über Vor-und Nachteile unseres Vorhabens haben am Ende von den 31 Gymnasiallehrern alle 31 ihre Unterschriften auf die Volksbegehrens-Liste gesetzt.


Die Augsburger Allgemeine rief gar angesichts solch deutlicher Zahlen die Staatsregierung mit einem lesenswerten Kommentar zum Umdenken auf. Mal gespannt, wie lange Spaenle und Seehofer noch widerstehen können.



18 Juni 2013

Inklusion und ihre Umsetzung

Es wird immer wieder darüber geredet, wie Inklusion an Schulen vor Ort umgesetzt werden muss. Doch reden hilft wenig und die betroffenen Personen können in den Klassen kaum etwas ändern, solange sich das Kultusministerium nicht dazu bequemt, dieses Thema endlich mit mehr Herz und Verstand anzugehen!



Meiner Meinung nach gibt es drei Bausteine, die existentiell sind für eine Umsetzung von Inklusion in Schulen:


Wir brauchen eindeutig mehr Lehrerinnen und Lehrer sowie weiteres pädagogisches Personal. Aus meiner Erfahrung als Lehrer weiß ich, dass es für einen einzelnen Lehrer eine kaum zu meisternde Situation ist, allen Schülerinnen und Schülern einer Klasse gerecht zu werden. Meine Forderung deshalb: In Inklusionsklassen müssen Lehrertandems die Regel werden. Mit diesem Konzept wird es möglich sein, die Klasse als Ganzes zu unterrichten und dennoch jedem einzelnen Kind gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang müssen natürlich auch Themen wie die Klassenhöchststärke und Schulbegleitung neu aufgerollt werden.


Kinder mit Förderbedarf brauchen einen individuellen Lernplan. Nur so ist es möglich, die Lernfortschritte jedes einzelnen Schülers und jeder einzelnen Schülerin nachvollziehen zu können und Probleme anzugehen. Natürlich wird sich hier in Einzelfällen auch die Frage nach der Benotung neu stellen. An Grundschulen ist es bereits möglich, dass die Noten von Kindern mit Förderbedarf durch allgemeine Bewertungen ersetzt werden – und diese Möglichkeit gilt es auszuweiten! Die Bewertung mit Ziffernnoten steht oft zur Diskussion: Sind Ziffernnoten aussagekräftig? Gerecht? Vergleichbar? Das gilt es im normalen Schulalltag abzuwägen, für Kinder mit Förderbedarf sind Ziffernnoten jedoch untragbar!


Auch wenn Inklusion bedeutet, dass alle Kinder gemeinsam lernen, fordern wir FREIE WÄHLER trotzdem keine „Gemeinschaftsschulen“. Wir begrüßen Inklusion und mir liegt dieses Thema aufgrund meiner Vergangenheit als Lehrer besonders am Herzen, dennoch bekenne ich mich zum gegliederten Schulsystem. Anstatt einer grundlegenden Schulreform setze ich auf verbesserte pädagogische Rahmenbedingungen. Die Förderschulen, die sich in der Vergangenheit immer bewährt haben, abzuschaffen, halte ich für Kontraproduktiv. Anstatt dessen sollte die Sparpolitik im Bildungsbereich endlich aufgehoben und mehr in die Bildung unserer Kinder investiert werden!



Um mehr über das Thema Inklusion zu informieren und verschiedene Gesichtspunkte zur Umsetzung der Inklusion an Schulen geschildert zu bekommen habe ich Vertreter des Bayerischen Elternverbandes, des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes und mehrere Schulleiter zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen. Ich würde mich freuen, auch Sie am Dienstag, den 25.06.2013 um 18:30 Uhr im Rudolf-Alexander-Schröder Haus in Würzburg begrüßen zu dürfen.



17 Juni 2013

Erneuter Überlebenskampf in Massenbuch

Attraktive Bedingungen für den ländlichen Raum sind das A und O für junge Familien, um dort sesshaft zu werden. Deshalb ist eine KiTa eine unverzichtbare Einrichtung für jeden Ort. Seit langem setze ich mich im Bayerischen Landtag für bessere Rahmenbedingungen beim Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes (BayKiBiG) und speziell für die Förderung besonders kleiner Kindergärten, sogenannten Landkindergärten, ein. Das sind Kitas unter 20 Kindern, die ihre Zuschüsse nach einem besonderen Schlüssel zugewiesen bekommen.


Für den Kindergarten in Massenbuch, den ich dieser Tage wieder einmal beim Tag der offenen Tür besucht habe, beginnt nun erneut der Kampf ums Überleben. Derzeit besuchen noch zehn Kinder den Landkindergarten. Kritisch wird es ab September, wenn nur noch sechs Kinder den Kindergarten nutzen. Das bedeutet dann eine erhebliche Zuschusskürzung, denn die Grenze von zehn Kindern wird somit unterschritten. Dies hat zur Folge, dass der Massenbucher Kindergarten mehrere zehntausend Euro weniger Förderung bekommt!


Deshalb war das Ansinnen des Tages der offenen Tür, interessierte Kinder und Eltern auf die hervorragenden Fördermöglichkeiten aufgrund der geringen Gruppengröße aufmerksam zu machen, sinnvoll. In diesem Zusammenhang wäre auch ernsthaft zu überlegen, ob nicht die Stadt als Träger mehrerer Kindergärten im Stadtgebiet  darüber nachdenkt, einen Fahrdienst für Kinder, die in den ausgebuchten KiTas in den anderen Stadtteilen keinen Platz mehr bekommen, zu organisieren. Auf diese Art und Weise wäre zum einen die Auslastung des Massenbucher Kindergartens  garantiert und zum anderen würde man durch die damit verbundene höhere Förderung dieses Kindergartens insgesamt Defizitausgleichsbeträge einsparen. Quasi Kindgartenplatz-Management zur optimalen Nutzung der Ressourcen und Zuschussmöglichkeiten.


Auf jeden Fall muss alles getan werden, um den Massenbuchern ihren idyllischen Landkindergarten zu erhalten!



14 Juni 2013

Die dunklen Schatten bayerischer Bildungspolitik

Regensburg, München und Neustadt an der Waldnaab - das waren in den vergangenen Tagen meine Stationen für drei Bildungsthemen und -veranstaltungen, die bewegen. Da war ich sehr froh darum, dass wir in Regensburg bei meiner Kollegin Tanja Schweiger das Thema „Kein Jugendlicher darf verloren gehen“ diskutiert haben und dabei genau jene 8 Prozent Schülerinnen und Schüler in Bayern in den Fokus genommen haben, die ohne Schulabschluss dastehen und zu den sogenannten Bildungsverlieren zählen. Mit verschiedenen Übergangsmaßnahmen und viel Geld versucht der Staat diese Jugendlichen nach ihrer erfolglosen Schullaufbahn auf die Spur zu bringen. Zweifelsohne ein wunder Punkt im bayerischen Schulsystem!




Rainer Sturm / PIXELIO / pixelio.de





Wir können es uns einfach nicht leisten jährlich diese rund 25 000 Jugendliche unter 25 Jahren im Regen stehen zu lassen und ein Leben lang über die Sozialsysteme zu versorgen. Ich war ehrlich gesagt überrascht, wie viele Partner hier von der Agentur für Arbeit über das Jobcenter bis hin zur Erziehungsberatung bereit stehen und ihr Bestes und viel Geld geben, dass aus den erfolglosen doch noch erfolgreiche Jugendliche werden. Aber es ist ein schwerer Weg. Doch den müssen wir angesichts des bereits im Gang befindlichen Fachkräftemangels gehen: Kein Jugendlicher darf verloren gehen. Diesem Leitspruch muss sich ein Bildungssystem, das nach den Landtagswahlen u.U. auch von den FREIEN WÄHLER mitbestimmt wird, schwerpunktmäßig stellen.


Doch es gibt noch weitere Sorgenkinder in unserem bayerischen Bildungssystem. Rund ein Fünftel aller bayerischen Schülerinnen und Schüler haben schon Anzeichen oder leiden bereits an psychosomatischen Erkrankungen! Eine Schreckensmeldung, die ich beim Parlamentarischen Abend des Landesverbandes der bayerischen Schulpsychologen erfahren habe. Rund 5,4 Prozent der bayerischen Schülerinnen und Schüler haben diagnostiziert Depressionen, rund zehn Prozent gehen mit ständigen Angstzuständen zur Schule, etwa zwei Prozent haben ADHS und rund acht Prozent unserer Kinder legen Störungen in ihrem sozialen Verhalten an den Tag. Da sage einer nochmal unser bayerisches Schulsystem sei spitze. Ein Satz, den ich vor allem von unserem Kultusminister nicht mehr hören will!





Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / PIXELIO / pixelio.de


Hier gilt es letztendlich anzusetzen, um das in vielen Teilen sicherlich ordentliche Schulsystem zu optimieren. Wir können es uns nicht leisten, dass am Ende ein Fünftel der Kinder die bayerischen Schulen krank verlässt und deshalb brauchen wir in diesem Bereich mehr Fachkräfte aus dem schulpsychologischen Dienst, die rechtzeitig die richtigen Maßnahmen ergreifen. Diese fangen bei der Diagnose an und schließen verschiedene Fördermöglichkeiten mit ein. Doch mit sogenannten unterhälftigen Deputatstunden für unsere ausgebildeten Schulpsychologen, genauer gesagt zwischen sechs und acht Psychologenstunden, funktioniert das nicht. Nein, es ist eine Ressourcenverschwendung sonders gleichen, die hier bei uns in Bayern stattfindet, dass fachlich bestens ausgebildete Schulpsychologen nur etwa ein Drittel ihres Stundendeputats als Schulpsychologen arbeiten und den Rest als Lehrer. Hier braucht es eine Umkehr: wir FREIEN WÄHLER plädieren für mindestens ein hälftiges Stundendeputat für unsere Schulpsychologen, um diesen die Voraussetzungen zu schaffen, effizient arbeiten zu können. Dafür werden wir in der neuen Legislaturperiode kämpfen, egal ob in Opposition oder Regierungsverantwortung!


Ja, dann haben wir noch unser geliebtes Gymnasium. Über das und unser Ansinnen, die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 in Bayern zu erreichen, habe ich mich in der Oberpfalz mit Bildungsinteressierten unterhalten. Dabei stellte ich fest, dass mir vor allem Eltern und Gymnasiallehrer in meiner Argumentation für die Wahlfreiheit Recht gegeben haben. Die sprichwörtliche Last des G8 lastet auf den Schultern der Schüler. Von wegen Schulzeitverkürzung um ein Jahr. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen G8 nehmen die Schüler erst einmal eine einjährige Auszeit! Na prima G8, sag ich dazu nur. Dann kommt ja unsere angestrebte Wahlfreiheit genau zur rechten Zeit. „Ich kann das alles nur bestätigen, und im Übrigen sehen das auch die Schulleiter größtenteils so“, war eine der Rückmeldungen eines in der Schulleitung eines Gymnasiums tätigen Zuhörers.




Juergen Jotzo / PIXELIO / pixelio.de


So etwas freut mich zu hören, sträuben sich doch nach wie vor die Verbands-Oberen der Lehrer- und Elternverbände die wahren Zustände am bayerischen G8-Gymnasium zuzugestehen. Beharrlich verharren sie auf Staatsregierungs-Kurs und sind nicht in der Lage, ihre persönliche Meinung kund zu tun, sondern lassen sich vom Kultusministerium fremdsteuern. Aber Gott sei Dank befragt ein von uns FREIEN WÄHLERN angestrebtes Volksbegehren nicht nur die fremdgesteuerten Entscheidungsträger unserer bayerischen Bildungspolitik, sondern die Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Und die scheinen da Tacheles zu reden.


Bereits am vergangenen Wochenende haben in Würzburg 820 Unterschriften an einem Infostand für das gerade gestartete Volksbegehren gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger eine eigene Meinung zum G8 haben und diese auch mit Hilfe der FREIEN WÄHLER durchsetzen wollen. Und so bin ich sicher, dass ich in einem Jahr an dieser Stelle gewiss von der Wiedereinführung des G9 als Alternative zum unglücklichen G8 berichten kann. Dafür werde ich mich in den nächsten Wochen und Monaten persönlich engagieren, weil ich der Meinung bin, dass man von der Staatsregierung zu verantwortende Fehler auch mittels Volksentscheid korrigieren muss.



7 Juni 2013

LEP löst Lawine von Schulschließungen aus

Seit Monaten ist das Gespenst des sogenannten LEP im Umlauf. LEP, hinter diesen drei Buchstaben verbirgt sich der Landesentwicklungsplan, also das zentrale Steuerungsinstrument, das dem Freistaat für die raumbedeutsame Planung der Zukunft zur Verfügung steht. Es ist damit gewissermaßen ein Kernstück von Zukunftspolitik.


Bislang bestand in Bayern kein Zweifel an dieser zentralen Bedeutung. Die aktuelle Staatsregierung hat sich jedoch mit dem nun vorgelegten Entwurf, der von der CSU/FDP-Regierungskoalition noch vor Ende der Legislaturperiode trotz heftigster Widerstände durchgeboxt werden soll, von diesem Gestaltungsauftrag verabschiedet. Statt Lenkung möchte sie Entbürokratisierung, statt staatlicher, ressourcenschonender Planung möchte sie Versiegelung nach Kriterien von Angebot und Nachfrage und statt messbaren Zielen möchte sie wolkige Formulierungen. Das wird dem LEP nicht gerecht!




Gerd Altmann / PIXELIO / pixelio.de




Deshalb - und das haben wir FREIE WÄHLER von Beginn an deutlich gesagt -, lehnen wir diesen Vorschlag der Staatsregierung in seiner Gesamtheit ab. Da ist nicht nur Kritik am Verfahren zu äußern, die Staatsregierung hat es nämlich nach jahrelangem Warten im letzten doch noch geschafft, einen LEP-Entwurf vorzulegen. Mit den Anhörungsverfahren hat sie jedoch viele Kommunen und Verbände brüskiert, denn die beiden Anhörungen wurden vom Wirtschaftsministerium jeweils in die Ferienzeit gelegt. Unzumutbar!


Aber auch inhaltlich war die Kritik der Verbände und Kommunen so drastisch, wie nie zuvor bei einem LEP-Entwurf. Der Tenor war: Lieber den Entwurf zurückziehen und noch einmal neu auflegen, als dieses Gerüst zu verabschieden. Die Reaktion der Regierung: Einfach weitermachen, basta!


Der von der Regierung vorgelegte Entwurf war auch nach eigenen Aussagen noch nicht einmal wirklich fertig. So wurde umgehend von CSU und FDP angekündigt, den überaus wichtigen Teil der „Zentralen Orte“ gleich 2014 wieder in einer Teilfortschreibung neu zu fassen. Das ist unseres Erachtens nicht sinnvoll! Wenn das LEP nicht fertig ist, dann bitte zurückziehen!


Auch inhaltlich gibt es eine Vielzahl von Kritik, denn das LEP ist nun nur noch Stückwerk. Es hat keinen Gestaltungsanspruch mehr! Besonders deutlich wurde mir dies in dieser Woche, als wir uns im Bildungsausschuss mit dem im LEP zugedachten Abschnitt Bildung befasst haben. Erschreckend war nicht nur die Tatsache, dass der CSU-Vertreter gleich wollte, dass wir das LEP im Bildungsausschuss nicht diskutieren – vermutlich war es ihm peinlich -, sondern auch die, dass es im Bildungsbereich zu einer groben Kehrtwende der Regierung weg von der „wohnortnahen“ Beschulung hin zu bedarfsorientierter Beschulung kommen soll. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich CSU und FDP damit die Tür für eine Lawine von Schulschließungen im ländlichen Raum öffnet.




Dieter Schütz / PIXELIO / pixelio.de




Überhaupt weist die aktuelle Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms (LEP) im Bereich Bildung gegenüber dem derzeit gültigen LEP nur noch zwei knapp der Bildung bemessene Punkte auf. Demnach sollen Kinderbetreuungseinrichtungen, Allgemeinbildende Schulen, Berufliche Schulen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung künftig „eine flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung mit Schulen“ gewährleisten, wobei sich die aufgrund der gesetzlich vorgegeben Schulpflicht von selbst ergibt. Der neue Entwurf gibt keinerlei Auskunft mehr darüber, wie diese Einrichtungen künftig gestaltet werden sollen. Daran sieht man die relative Konzeptlosigkeit, mit der auch das Kultusministerium in der Vergangenheit  alle möglichen Reformvorhaben von Ganztagsschulen über Inklusion bis hin zur Eigenverantwortlichen Schule umgesetzt hat.


Bezeichnend ist meines Erachtens der Hinweis auf interkommunale Kooperation, da man offensichtlich nicht mehr davon ausgeht, dass einzelne Kommunen dem Bildungsauftrag ohne Zusammenarbeit mit anderen nachkommen können. Damit scheint sich die Staatsregierung von dem Ziel einer wohnortnahen Beschulung mehr und mehr zu verabschieden.


Der Bereich „Inklusion“ findet mit keinem Wort Erwähnung, dabei schreibt sich doch die Staatsregierung mit der Änderung des BayEUG genau diesen vollzogenen Paradigmenwechsel auf die Fahne, aber hält es nicht für nötig, dies bei der künftigen Planung zu berücksichtigen.


Auch im Bereich der beruflichen Schulen fand in den vergangenen Jahren eine Umstrukturierung statt. Es bleibt unklar, ob die Staatsregierung diesen Prozess als im Wesentlichen abgeschlossen betrachtet. Hier wurde der Inklusionsgedanke im aktuellen Entwurf ebenfalls nicht aufgegriffen.


Und last but not least bleiben im derzeitigen Entwurf auch die künftig geplanten Maßnahmen zur Erwachsenenbildung im Unklaren. Dies ist umso auffälliger, als lebenslanges Lernen nicht nur erklärtes Ziel der Staatsregierung ist, sondern auch auf Bundesebene verstärkt mit Themen wie Bildungsprämie, Bildungssparen und Bildungsberatung im Fokus steht.




Marianne J. / PIXELIO / pixelio.de




Welche tatsächliche Bedeutung  die von der Staatsregierung propagierten Bildungsregionen haben, sieht man auch daran, dass sie im neuen LEP keinen Niederschlag finden. Vielleicht muss man mal allen derzeit in den Bildungsregionen aktiven Akteuren verdeutlichen, dass ihre wertvolle ehrenamtliche Arbeit scheinbar nur als warme Luft seitens der Staatsregierung bewertet wird.


Jedenfalls werden wir FREIE WÄHLER die Vorlage der Staatsregierung auch nach den wenigen Veränderungen durch die Koalition im Verfahren ablehnen. Zentral ist, dass das LEP kein tragfähiges „Zentrale Orte“-System aufweist, dass gerade die kommunalen Spitzenverbände eine Neuaufrollung des Verfahrens fordern und dass die gesetzmäßige Aufgabe der Landesplanung verfehlt wurde. Diese Regierung muss sich künftig immer den Vorwurf gefallen lassen, dass sie das Ende einer vorsorgenden und zukunftsweisenden Landesplanung eingeläutet hat.



7 Juni 2013

Jugendwohnen muss Thema werden

Für die Abgeordneten der Regierungsfraktionen sind die jedem Abgeordneten zustehenden parlamentarischen Initiativen in Form einer ‚Schriftliche Anfragen‘ ein NO-GO, weil sie dessen Karriere abrupt Schaden zufügen. Für uns Oppositions-Abgeordnete bilden die Anfragen an die Staatsregierung hingegen die Chance, Missstände offen zu legen und diese dann entsprechend zum Wohl der Menschen und Bürger im Freistaat parlamentarisch aufzugreifen und eine Verbesserung zu erzielen.




Karl-Heinz Laube / PIXELIO / pixelio.de




Mit meiner Anfrage zum Thema „Jugendwohnen in Bayern 2013“ habe ich wieder einmal in ein solches Wespennest gestochen. Es war schließlich der Anlass zu einem Fachgespräch mit Vertretern des Sozialministeriums und weiteren elf Vertreter aus der Praxis im Bayerischen Landtag. Das Fazit war dabei ernüchternd: Angesichts eines eklatanten Finanzierungs- und Investitionsnotstands steht das Jugendwohnen derzeit vor großen Herausforderungen.


Viele werden mit dem Begriff ‚Jugendwohnen‘ zunächst mal gar nicht viel anfangen zu wissen. Jedoch wird der demographische Wandel, der Fachkräftemangel und daraus folgend eine verstärkt erforderliche Mobilität der Jugendlichen hinsichtlich ihrer Ausbildung die Situation des Jugendwohnens künftig noch verschärfen. In Bayern wird die Nachfrage nach Plätzen in Jugendwohnheimen deshalb unterschiedlich groß sein.


Bedauerlich ist, dass dieses Thema leider in der Wirtschaft und in der Politik bis dato nicht auf der Agenda steht. Dies muss sich dringend ändern, denn das Jugendwohnen ist ein wichtiges Unterstützungsangebot für junge Menschen im Alter zwischen 14 und 27 Jahren, die ihre Heimat verlassen müssen, um ihre Schul- oder Berufsausbildung gestalten zu können. Das wichtigste Anliegen stellt dabei in meinen Augen die sozialpädagogische Begleitung der Jugendlichen dar. Ich finde, dass eine Blockbeschulung nur dann stattfinden darf, wenn die Schüler auch sozialpädagogisch betreut werden. Zudem muss künftig eine bedarfsgerechte finanzielle Ausstattung der Einrichtungen gewährleistet werden. Es kann nicht sein, dass akademische Ausbildungen dauernd hofiert und berufliche Ausbildungen unverhältnismäßig vernachlässigt werden!




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Ich bin mir sicher, dass der Bedarf an Jugendwohneinrichtungen in Bayern aufgrund der abnehmenden Zahl an Ausbildungsberufen, rückläufiger Auszubildender in bestimmten Berufen und damit einer weiteren Zentrierung auf überregionale Ausbildungszentren in Bayern künftig stark zunehmen wird. Jedenfalls kümmern sich die Jugendwohneinrichtungen um die Aus- und Weiterbildung von Jugendlichen und müssen daher umfassend gefördert werden. Wir FREIEN WÄHLER sind uns sicher, dass der Bedarf an Jugendwohneinrichtungen in Bayern künftig stark ansteigen wird. Deswegen muss in diesem Bereich dringend investiert werden.


Zu diesem Thema gibt es auch eine aktuelle Anfrage der Fraktion „DIE LINKE“ im Deutschen Bundestag.



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