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5 September 2012

Für eine vernünftige Neuregelung des Warenverkaufs an Tankstellen

Über manche Geschehnisse kann ich mich nur wundern, über groben Unfug kann ich mich ärgern! Die seit 1. Juni 2012 in Bayern geltende Regelung, welche klarstellt, dass Tankstellenbesitzer während der allgemeinen Ladenschlusszeiten keine Waren mehr an sogenannte „Nichtreisende“ – also Fußgänger und Radfahrer – abgeben dürfen, ist so ein (auf gut bayerisch) „Schmarrn“. Sie offenbart nicht nur erneut systematische Fehler im Ladenschlussrecht in Bayern, sondern verdeutlicht wieder einmal die Handlungsunfähigkeit der Politik. Denn hinter dieser idiotischen Regelung steht die Unfähigkeit zweier Regierungsparteien, sich nicht auf eine vernünftige einvernehmliche Lösung, die die Einschränkung im Verkauf von Alkohol regelt, einigen zu können.


Mittlerweile haben alle anderen Bundesländer eigene Ladenschlussgesetze geschaffen. Allein Bayern murkst noch mit der völlig veralteten bundesdeutschen Norm herum. Das führt nun zu derart absurden Regelungen, die nichts, aber auch gar nichts mit Jugendschutz zu tun haben. Wir FREIEN WÄHLER fordern deshalb die Koalition aus CSU und FDP auf, endlich die unsinnige Blockade gegen ein bayerisches Ladenschlussgesetz aufzugeben. Nur so könnten in Bayern vernünftige Lösungen umgesetzt werden.

Foto: Gerd Altmann/PIXELIO/pixelio.de




Und wie könnte in unseren Augen eine solche Vernunftlösung aussehen? Zuerst beinhaltet dies ein Beibehalten der allgemeinen Ladenschlusszeiten, bestehenden Sonn- und Feiertagsschutz, aber eben auch ein generelles Verkaufsverbot von Alkohol an Tankstellen von 22 bis 7 Uhr. Denn es ist in der Praxis nicht umsetzbar an Tankstellenkassen zwischen ‚Reisenden‘ und ‚Nichtreisenden‘ zu trennen; es ist grober Unfug! Schließlich müssen einzelne Produktgruppen, sogenannter Reisebedarf, auch künftig allen Käufern angeboten werden können.


Die neue Bekanntmachung der Bayerischen Staatsregierung führt beispielsweise dazu, dass Mineralwasser nicht an Fußgänger oder Radfahrer verkauft werden darf, sehr wohl aber Alkohol an Autofahrer. Absurder geht es wohl nicht! In der Praxis ist diese neue Regelung nicht kontrollierbar und führt lediglich zu mehr Bürokratie. Und davon haben wir schon genug! Geradezu heuchlerisch ist in diesem Zusammenhang das Vorgehen der bayerischen FDP und deren Wirtschaftsminister Zeil, der den Koalitionspartner CSU aufforderte, gemeinsam eine vernünftige Lösung zu suchen, selbst bisher jedoch nie eine Einschränkung im Verkauf von Alkohol in Betracht gezogen hat. Dafür kann es nur die Rote Karte geben!



31 August 2012

Reform der Schifffahrtsverwaltung gefährdet Sicherheit

Bayerns Wasserwege haben eine Gesamtlänge von 100.000 km. Die bisherige Versorgung dieser durch die verschiedenen Wasser- und Schifffahrtsämter funktionierte ohne Probleme. Nun soll  genau dieses funktionierende System reformiert werden. Wozu?


Die Folgen dieser Reform wären gravierend. Geplant ist eine Umverteilung der Kompetenzen, wobei diese auf bestimmte Ämter zusammengezogen werden sollen.




Quelle : Makrodepecher/PIXELIO/pixelio.de


Aktuell beschäftigt die Wasser- und Wirtschaftsdirektion Süd in Würzburg 1756 Mitarbeiter. Das untergeordnete Schifffahrtsamt Schweinfurt beschäftigt 370 Mitarbeiter, die auf 4 Außenbezirke verteilt sind und die Wasserwege von Rothenfels bis Viereth kontrollieren.


Nach der Reform werden Beamte aus Schweinfurt beispielsweise auch für Angelegenheiten in Passau zuständig sein. Langfristig führt dies nicht nur zu einem bürokratischen Chaos, sondern gefährdet auch die Sicherheit auf dem Main.


Die Direktionen Aschaffenburg, Nürnberg, Schweinfurt und Regensburg decken die Schifffahrtswege Bayerns komplett ab. Durch Auflösung der Direktion Regensburg würde für Schweinfurt, Aschaffenburg und Nürnberg ein Mehraufwand bei der Überwachung der Flüsse entstehen. Und dabei soll noch Personal gekürzt werden! Von der jetzigen Umstrukturierung sind in Bayern 250 Arbeitsplätze betroffen, davon allein 104 in der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Süd in Würzburg. Meiner Ansicht nach sollte diese Reform noch einmal überarbeitet werden.Wir brauchen in Bayern Sicherheit für unsere Wasserwege und Sicherheit für die Arbeitsplätze unserer Menschen.




28 August 2012

Beamtenmangel droht!

Im öffentlichen Dienst sieht es derzeit sehr düster aus. Geht die Entwicklung so weiter, droht der Bundesrepublik,  wie auch Bayern, schon bald ein  Mangel an Beamten.


Zwar erklären sich viele den Rückgang der Beschäftigten mit der Auslagerung von Bahn , Post und weiteren Wirtschaftsunternehmen  aus den staatlichen Haushalten. Aber ist dies wirklich ein Grund, die sinkenden Beschäftigtenzahlen herunterzuspielen?  In den 20 Jahren nach der Wiedervereinigung ist die Beschäftigtenzahl um knapp 1,5 Mio. gesunken, ohne die ausgelagerten Dienstleistungen zu berücksichtigen. In Zukunft werden dazu noch jährlich 160.000 Menschen in den Ruhestand gehen. Auch hier im öffentlichen Dienst muss Deutschland mit dem Nachwuchsmangel kämpfen.




Quelle: Statistisches Landesamt Bayern 2012




In Bayern nahm die Zahl innerhalb der letzten Jahre rasch ab. Zwischen 2006 und 2010 sank die Zahl der Vollzeitbeschäftigten um nahezu 10.000, während die der Teilzeitbeschäftigten kontinuierlich ansteigt. Um 25 Prozent verringerte sich so die Beschäftigtenzahl auf Länderebene, vor allem in den sozialen Sektoren, wie Gesundheit , Erholung und Umwelt, aber auch in der zentralen Verwaltung und in der politischen Führung.


Um dieser Zukunft entgegenzuwirken sollte der deutsche Staat in die Bildung unseres Nachwuchses investieren. Durch Schaffung von neuen Beamtenplätzen für Lehrer zur Ausbildung von neuen qualifizierten Arbeitnehmern würde man sogar gleich 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen.



23 August 2012

Stellenwert der beruflichen Bildung stärken!

Der Eindruck der derzeit in der Diskussion um die Bildung in Bayern und Deutschland entsteht, ist geprägt von der schon fast panischen Angst nicht genügend Ingenieure und Hochschulabsolventen für unsere Wirtschaft und Forschung zur Verfügung zu haben.


Tatsächlich scheint sich eine Lücke in diesem Bereich aufzutun, auch wenn die Zahlen die dazu von verschiedenen Seiten genannt werden mit Vorsicht betrachtet werden sollten. Hier wird aus unterschiedlichen Interessenlagen argumentiert, vielleicht auch bewusst dramatisiert. Unabhängig von dieser Diskussion ist offensichtlich, dass getragen von den Veränderungen im bayerischen Bildungssystem, R6, G8 und Mittelschule die berufliche Bildung schon jetzt als Verlierer bezeichnet werden muss. Warum ist das so? Zum einen sprechen die offenen Stellen auf dem Ausbildungsmarkt eine deutliche Sprache zum anderen finden schon heute die mittelständischen Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe nicht mehr die Facharbeiter die sie zu Bewältigung der vorhandenen Aufträge bräuchten. Dies ist auch Folge der demographischen Entwicklung, aber eben nicht nur, sondern insbesondere die Folge der Bildungspolitik. Die übervollen Gymnasien und Realschulen mit einem sinkenden Qualitätsanspruch verzerren die Wirklichkeit der Gesellschaft.





Foto: Marvin Siefke/PIXELIO; pixelio.de


Die Ausbildungsbetriebe haben die Herausforderung zu meistern mit immer weniger und  immer schlechter auf die berufliche Ausbildung vorbereiteten Jugendlichen zurecht kommen zu müssen. Zusätzlich kommt hinzu, dass die Erwartungshaltung von Gesellschaft und Politik was mittelständische Ausbildungsbetriebe betrifft immer höher geworden sind. Während Großbetriebe strukturbedingt hierbei wenig Probleme haben und auch intensivere Auswahl Ihrer Auszubildenden betreiben können, müssen sich die Kleinbetriebe stärker denn je der Situation stellen, einen Teil der Jugendlichen ausbilden zu müssen, der ohne schulischen Abschluss zu Ihnen kommt. Dabei sind die Ausbilder und Meister dann oft schon mehr als Sozialpädagogen den als Ausbilder gefragt.


Aus meiner Sicht sollte zum einen der schulische Druck, speziell der Wechsel auf das Gymnasium weggenommen werden. Zum anderen ist es mehr den je wichtig die berufliche Bildung, die auch jede weitere berufliche Entwicklung zulässt, besser als Alternative darzustellen. Dazu benötigen die Ausbildungsbetriebe aber bessere Unterstützung. Diese könnte in Ausbildungsberatern bestehen und zum anderen in einer Prämie für die Betriebe die Schüler ohne Abschluss oder mit besonderem Förderbedarf aufnehmen. Wer besondere Ausbildungsleistungen erbringt hat mehr Anerkennung und auch mehr Förderung  verdient als dies bisher der Fall ist!




6 August 2012

Ein heißer Herbst für die bayerischen Studiengebühren

Monatelang haben wir Freien Wähler auf den Straßen Unterschriften gegen die Studiengebühren mit der Zielsetzung ein Volksbegehren gegen das Bezahlstudium zu initiieren, gesammelt. Endlich am Ziel mit rund 27 000 gesammelten Unterschriften, hält die bayerische Landesregierung indes das Volksbegehren für unzulässig. Aber das wird uns nicht abhalten nun Inne zu halten, im Gegenteil. Deshalb wird in diesem Herbst vor den Landtagswahl im nächsten Jahr in Bayern die Debatte um die Studiengebühren nochmal hochkochen. Bis Herbst muss nun das bayerische Verfassungsgericht entscheiden. Sollte das Gericht das Volksbegehren kippen, dürfte das Thema im Wahlkampf eine entscheidende Rolle spielen.


Im Kern geht es vor dem bayerischen Verfassungsgericht um die spannende Frage, ob Studiengebühren Teil des Staatshaushaltes sind oder nicht? Maßgeblich für die Entscheidung des Gerichts ist der Artikel 73 der bayerischen Verfassung. Darin heißt es: „Über den Staatshaushalt findet kein Volksentscheid statt.“ Über die Auslegung dieses Paragrafen gibt es geteilte Meinungen.


Die bisherige Erfahrung hat gezeigt, dass das Verfassungsgericht den Artikel meist recht weit ausgelegt hat. Das heißt, jede Vorschrift, die den Staatshaushalt tangiert, ist von einem Volksbegehren ausgeschlossen. Wir Freien Wähler versuchen nun dennoch unser Glück, denn die Studiengebühren sind einfach sozial ungerecht und vor allem in Bayern nicht adäquat für die Verbesserung der Studienbedingungen eingesetzt worden. Hierzu gibt es eine Liste über zweistellige Millionenbeträge, die bisher noch auf den Konten der Universitäten und Hochschulen lagern. Das ist nicht im Sinne des Erfinders. Mit diesem Thema werden wir auch in den Städten und vor allem von den StudentenInnen wahr genommen, wie ich selber bei den verschiedenen Unterschriftenaktionen in Schweinfurt und Würzburg erlebt habe.





Foto: Michael Staudinger/PIXELIO;pixelio.de



Im Übrigen haben wir uns die Kampagne nicht etwa von PIRATEN abgeschaut wie neulich eine desinformierte Tageszeitung vermeldete, sondern weit vor diesen auf der Landesdelegiertenversammlung im September vergangenen Jahres das Volksbegehren beschlossen. Ich bin jedenfalls gespannt, welche Argumente die Richter am Verfassungsgerichtbringen werden und wie letztendlich der Pendel bei der Urteilsfindung ausschlägt?


Neben uns „Freien“ haben sich auch die Piraten, die GRÜNEN und die SPD für die Abschaffung der Studiengebühren ausgesprochen. Neben Bayern ist Niedersachsen noch das einzige Land, das noch an der Campusmaut festhält. Doch auch im schwarz-gelb regierten Norden könnten die Gebühren mit der Landtagswahl im nächsten Jahr kippen, sollte die Opposition an die Macht kommen.


Für uns Freien Wähler hingegen ist die Tatsache, dass die Gebühren von den hochschuleigenen Haushalten in den Staatshaushalt überführt werden, „ein Taschenspielertrick“, dessen Ausmaß erst jetzt zutage tritt. Die Einführung der Gebühren ist schließlich damit begründet worden, dass sie als reine Mehreinnahmen den Universitäten zur Verfügung stünden. Indem man unbefristete Stellen schafft, zementiert man das System Studienbeiträge. Das aber ist ein Missbrauch des Hochschulgesetzes.



2 August 2012

Ohne Maulkorb: Inklusions-Schulleiter reden Tacheles

Lässt man die Schulleiter einfach mal zu Wort kommen, dann erfährt man ganz schnell wie Bildungspolitik funktioniert oder wo es eben hakt. Nun ist das für Lehrer im Freistaat Bayern ja gar nicht selbstverständlich. Denn in der Vergangenheit wurden schon mehrere „Maulkorberlasse“ bis hin zum gnadenlosen Rapport bei den Bezirksregierungen durch das Kultusministerium verhängt.



Genau deshalb sah es unsere interfraktionelle Arbeitsgruppe Inklusion im Bayerischen Landtag als wichtig an, Betroffene einzuladen und sie über ihre Erfahrungen sprechen zu lassen. Das Fachgespräch mit den Schulleitern wurde prächtig angenommen und hatte einen großen Zulauf. 52 Lehrkräften war am ersten Ferientag der Weg nach München nicht zu weit gewesen, um nach einem Schuljahr Umsetzung der Inklusion an Bayerns Schulen gemeinsam über Rückschläge und Erfolge zu reflektieren. Die Botschaft war klar: "Die Politik muss endlich mal Taten folgen lassen, lasst uns endlich mal arbeiten. Dazu benötigen wir die erforderlichen Rahmenbedingungen!", brachte es eine Schulleiterin auf den Punkt.



Dieses Treffen war sicherlich für alle Schulleiter eine Herzensangelegenheit. Endlich hatten sie die Möglichkeit, ihre Meinung frei kundzutun. Sie sprachen von neuen dringend notwendigen Klassenteilern für Inklusionsklassen - „Und zwar sofort!“. Nötig seien auch Besprechungsstunden, da ständige Abstimmungen mit dem MSD, den Schulbegleitern und den Kollegen gefordert werden. "Wir brauchen auch Anrechnungsstunden für Schulleiter", so die Forderung, denn die Beratung von Eltern, Gespräche mit der Schulberatung und mit Schulleitern anderer Schulen wären extrem zeitaufwändig.



Es waren alles längst bekannt Themen, die hier diskutiert worden sind und sicherlich hätte man diese nahtlos erweitern könnten um die Konnexitätsrelevanz der Sachaufwandskosten, die Fortführung der Inklusion an den weiterführenden Schulen, die pauschalierte Zuweisung von Inklusionsstunden oder das soziale Lernen. Trotzdem war es für die Lehrer wichtig zu Wort zu kommen und sich untereinander auszutauschen.





Beim Fachgespräch mit Inklusions-Schulleitern konnte endlich frei gesprochen werden. Foto: "Daniel von Stephani" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nd) http://creativecommons.org/licenses/by-nd/3.0/deed.de



Auch nach diesem Gespräch ist mir klar: bei der Inklusion gibt es noch sehr viel zu tun! Trotzdem freute ich mich über das Lob und die Anerkennung, die unsere interfraktionelle Arbeitsgruppe, die mit genauso viel Herzblut dem Thema verhaftet ist, für eine Gesetzesänderung erhielt. "Die Inklusion ist als Quantensprung der Schulentwicklung in Bayern zu bezeichnen", sagte ein schwäbischer Schulleiter, aber die Rahmenbedingungen müssen passen! Trockener fiel die Bewertung des Kultusministeriums aus: "Denen muss man erst einmal die Bedeutung der Inklusion nahebringen."


Letztlich war das Credo der Grund- und Mittelschulleiter leicht herauszuhören: "Wir wollen mehr Einfluss auf die Personalplanung des Kollegiums, um Inklusion gezielt voran zu treiben!" Und in einem waren sie sich auch einig: Für den weiteren Ausbau braucht es Unterstützung durch mehr Stundenzuweisung, um die Motivation der Lehrkräfte aufrecht zu erhalten, genauso wie eine wissenschaftliche Begleitung fundamental ist, um zu dokumentieren, dass Inklusion für ALLE sinnvoll ist.



2 August 2012

Wie Seehofer gegen die Solidarität kämpft

Der Länderfinanzausgleich ist in aller Munde, spätestens seit Horst Seehofer ankündigte, gemeinsam mit der Bayerischen Landesregierung gegen den Finanzausgleich beim Bundesverfassungsgericht zu klagen. Diesmal macht der Ministerpräsident seine Ankündigung ohne seine Kollegen in Hessen und Baden-Württemberg wahr, dafür mit seinem geschwächten Koalitionspartner der FDP.


Schon Anfang dieses Jahres forderte Finanzminister Söder eine Reform der Transferleistung. Grund hierfür sei die ungerechte Verteilung der Zahlungen. Fakt ist, dass Bayern mehr als die Hälfte des bundesweiten Länderfinanzausgleichs mit 3,7 Milliarden Euro im Jahr 2011 trug. Die restlichen 3,6 Milliarden Euro wurden von Baden-Württemberg, Hessen und Hamburg eingezahlt. Somit ist Bayern größtes Geberland. Doch an diesem Punkt vergisst die Landesregierung mit Seehofer an seiner Spitze immer wieder, dass Bayern erst seit 1994 selbst Geberland ist. Viele Jahre zuvor profitierte unser Bundesland genauso wie die Länder heutzutage vom Finanzausgleich.


Seehofers Klage in Karlsruhe ist ein klarer Fall von Gedächtnisverlust. Denn bereits 1997 drohte der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber mit einer Reform und setzte diese Drohung dann auch in die Tat um. 2001 kam es zu einer Neuordnung des Länderfinanzausgleichs. Bayern stimmt der heute gültigen Regelung zu und auch Horst Seehofer hatte zu jener Zeit im Bundestag dafür votiert. Komisch nur, dass er sich heute, 11 Jahre später, nicht mehr daran erinnert.





Wie lange werden die Zahlungen des Länderfinanzausgleichs noch weiter gehen? Foto: Michael Staudinger/PIXELIO;pixelio.de



Eine Änderung des Finanzausgleichs wäre also lediglich eine Reform der Reform. Und trotzdem: Wenn im Jahre 2019 Länderfinanzausgleich und Solidarpakt auslaufen, wird sich die bayerische Regierung für eine solche Reform oder gar Abschaffung stark machen. Bis dahin sollte sie wenigstens einen Vorschlag vorzuweisen haben, denn zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine konstruktiven Vorschläge von Seiten der CSU.

Dass der Länderfinanzausgleich reformbedürftig ist, kann auch ich nicht leugnen. Jedoch sehe ich persönlich in der Vorgehensweise der CSU nicht mehr als eine reine Wahlkampfstrategie. Solange die Landesregierung keine handfesten Lösungen vorlegen, ist auch die Klage am Bundesverfassungsgericht völlig nutzlos.


Es sollte nicht vergessen werden: der Grundsatzgedanke der Transferleistungen ist bis heute, als Starkes Land den Schwachen zu helfen, um die Vereinheitlichung der Lebensverhältnisse herzustellen. Nicht umsonst zeigen die neusten Berechnungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, dass Nordrhein-Westfalen als größter Stromverbraucher unter den Bundesländern 2,2 Milliarden Euro drauf zahlen muss. Bayern hingegen profitiert vom Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG): Als einziges Bundesland erhielt es 3,3 Milliarden Euro. Das ist Solidarität.



27 Juli 2012

5 Fragen – 5 Antworten zum ESM



26 Juli 2012

Dolmetscherkosten für gehörloses Mädchen: Wie weit muss die Inklusion gehen?

Seit das Thema Umsetzung der UN-Konvention zur Inklusion im Landtag virulent ist, beschäftige ich mich damit und bin seitdem auch der Vertreter unserer Fraktion in der interfraktionellen Arbeitsgruppe Inklusion. Unbestritten ist für mich die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen am Leben und speziell auch an der Bildung eine Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen. Wenn ich von WIR spreche, dann meine ich die Gesellschaft im allgemeinen, aber auch die Politiker auf allen Ebenen. Lippenbekenntnisse gibt es dazu genug, interessant wird es dann, wenn die Inklusion in die Tat umgesetzt werden soll. Zwangsläufig kommt es dabei zu einer Umverteilung der Kosten. So können beispielsweise Fahrtkosten, die bisher - wenn ein Kind an der Förderschule unterrichtet wurde – je nach Träger vom Landkreis oder dem Bezirk getragen wurden, zulasten der Kommunen gehen. Das gefällt nicht jedem Kommunalpolitiker und immer wieder erleben wir auch in AG Inklusion, dass Anträge für die Einrichtung einer Profilschule Inklusion am JA der Kommune scheitern.


Auch für sonstigen Sachaufwand müssen die Träger per Gesetz Gewehr bei Fuß stehen. Ein spektakulärer Fall um die Kostenübernahme für den Gebärdendolmetscher eines gehörlosen Mädchens, das an der ortsansässigen Regelschule inklusiv beschult werden soll, und bei dem sich der Bezirk Schwaben weigert die Kosten zu begleichen, ist seit Monaten in den Medien und wurde nun vor dem Augsburger Sozialgericht verhandelt. Dabei kam es zu keiner Lösung für die Kostenübernahme für einen Gebärdendolmetscher eines gehörlosen Mädchens in einer Regelschule. Das ist nicht nur bedauerlich, sondern wird auch abschreckendes Beispiel für viele Eltern sein, die sich mit dem Gedanken tragen, ihr Kind inklusiv beschulen zu lassen.


Keine Lösung ist auch deswegen unbefriedigend, weil der Streit um die Kostenübernahme zwischen dem Bezirk Schwaben und der Staatsregierung zusehends auf dem Rücken des Mädchens und seiner Eltern auszutragen wird. Die Eltern hatten gegen den Bezirk geklagt. Dieser weigert sich aber, mit Verweis auf die Staatsregierung, den Gebärdendolmetscher zu bezahlen. Da geht mir fast der Hut hoch und Unverständnis paart sich mit Ohnmacht. Es muss doch möglich sein, die Rahmenbedingungen für das seit letztem Sommer geltenden Gesetz so zwischen Freistatt und Bezirk festzulegen, dass nicht Kinder unter juristischem Geplänkel leiden.





Auch nach dem Ereignis in Schwaben, fragen sich viele Eltern: Inklusion - Ja oder Nein? Foto: Dieter Schütz/PIXELIO;pixelio.de


Unbestritten ist die finanzielle Bewertung in meinen Augen nicht ganz unproblematisch. Es entstehen schließlich hohe Kosten. Jährlich 70 000 Euro für einen Gebärdendolmetscher ist ein Haufen Geld und lässt auch mich nachdenken, ob das Sinn von Inklusion sein kann. In diesem Fall sind die 70 000 Euro vom Bezirk Schwaben aufzubringen. Dem gegenüber stehen die Kosten für den Förderschulbesuch. Aus Neu-Ulm stammend, muss das Kind beim Besuch der Förderschule täglich 140 Kilometer mit dem Schulbus fahren, was sich im Jahr auf 40 000 Euro summiert, die laut Schulfinanzierungsgesetz vom Freistaat zu tragen sind. Eine heilpädagogische Tagesstätte für den Nachmittag schlägt mit 9000 Euro jährlich zu Buche. Damit steht ein ungedeckter Betrag im Raum, der meines Erachtens bei gutem Willen anteilsmäßig verteilt werden könnte. Zusehends wird durch solche ungeklärten Umstände die Inklusion zur Farce.


Deshalb brauchen wir hier definitiv geklärte Rahmenbedingungen. Dass dies nicht so einfach ist, wie man es schreibt, diese Einsicht musste ich auch erst gewinnen. Keiner hat nämlich vor Ratifizierung der UN-Konvention im Entferntesten darüber nachgedacht, welche Kosten denn bei einer inklusiven Beschulung überhaupt erst anfallen können. Deshalb soll dies jetzt durch die Kommunalen Spitzenverbände nachgeholt werden, sodass überhaupt erst mal eine objektive Bewertung möglich ist, welche Kosten Kommunen durch die Inklusion entstehen können. Dies muss dann zwischen Freistaat und den Spitzenverbänden verhandelt werden, wie bei tatsächlichen Mehrkosten die Kommunen über das Konnexitätsprinzip („Wer anschafft muss zahlen“)  vom Freistaat entsprechend entlastet werden können.



25 Juli 2012

G 8: Wie soll’s weitergehen?

Die Diskussionen um das achtjährige Gymnasium verstummen nicht. Auch nicht nach dem publicitywirksamen „Runden Tisch“ des Ministerpräsidenten mit Lehrer- und Elternverbänden und den nun anvisierten kosmetischen Korrekturen an den Lehrplänen der Mittelstufe - wie wir FREIE WÄHLER sie im Übrigen sehr früh schon gefordert hatten. Hier hat die CSU bzw. Kultusminister Spaenle wieder viel von uns FREIEN WÄHLERN „gelernt“.


Wie sich in den vergangenen Jahren gezeigt hat, waren die starren Vorgaben der Staatsregierung zum achtjährigen Gymnasium G8 nicht zielführend – und leider bleibt das G8 auch nach dem Runden Tisch der Staatsregierung ein Sanierungsfall. Mehr und individuellere Förderung der Schüler, zusätzliche Intensivierungsstunden und eine integrierte Lehrerreserve gegen den Unterrichtsausfall – diese langjährigen Forderungen der FREIEN WÄHLER werden bis heute nicht umgesetzt.





Trotz "Schönheitskorrekturen" bleibt das G8 reformbedürftig. Foto: "Pia Leykauf" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc-nd) http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de


Deshalb bleiben die Ursachen der Misere virulent: ein übervoller Lehrplan, Leistungsdruck, und Schüler, die ihr neu erlerntes Wissen nicht verinnerlichen können. Die FREIE WÄHLER Landtagsfraktion möchte es genau wissen und hat daher auf ihrer Homepage unter www.fw-landtag.de eine Umfrage zur Akzeptanz des achtjährigen Gymnasiums G8 gestartet. Parallel dazu läuft auf meiner Homepage ebenfalls eine ähnliche und sehr stark frequentierte Umfrage unterwww.guenther-felbinger.de .


Wir wollen damit ausloten, welche Gymnasialform Eltern, Lehrer und Schüler favorisieren und werden die Ergebnisse zu Beginn des neuen Schuljahres Anfang September vorstellen. Eines zeichnet sich allerdings bereits jetzt ab: Lehrer, Eltern und Schüler wollen keinen aufgepumpten G8-Lehrplan, der die jungen Menschen überfordert. Denn ein Jahr früher Abitur bedeutet letztlich auch ein Jahr weniger Reife. Ich bin froh, dass die Diskussion über Veränderungen am G8 wieder aufflammt, denn wir wollen eine zielgerichtete und überlegte Weiterentwicklung erreichen.


Wichtigstes Ziel muss es dabei sein, die bayerischen Gymnasien endlich wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen. Dazu braucht es nicht nur mehr Lehrer im System und eine Durchforstung der Lehrpläne. Wir fordern deshalb auch, dass Eltern, Lehrer und Schüler in einer so wichtigen Frage eingebunden und nicht länger bevormundet werden.



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