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23 Mai 2011

Unterschiedliche Erwartungshaltung und breitgefächertes Meinungsbild zur Umsetzung der Inklusion

Nicht nur die Umsetzung der UN-Menschenrechtskonvention zur Inklusion kommt in Fahrt, sondern auch die Diskussion darüber. Bei drei Veranstaltungen zu diesem Thema in der vergangenen Woche erlebte ich dabei die breite Vielfalt von „das ist noch viel zu wenig“ bis hin zu „passt mir bloß auf den Erhalt der Förderschulen auf“. Klar wurde mir dabei, dass in der Bevölkerung eine riesige Erwartungshaltung zu der Beschulung von Schülern/innen mit Behinderung in Regelschulen vorhanden ist. Überrascht war nun erst mal über eine Zahl aus dem Schulamtsbereich München-Land. Dort haben sich bereits 679 Schülerinnen und Schüler aus Förderschulen für das nächste Jahr für die inklusive Beschulung an Regelschulen angemeldet. Das entspricht rund vier Prozent des Gesamtschülerpotentials  in diesem Schulamtsbezirk und liegt etwas unter meiner persönlichen Einschätzung. Ich hatte als Richtzahl einmal 10-15 Prozent geschätzt.

Umso interessanter ist die Bewertung des Gesetzentwurfes der interfraktionellen Arbeitsgruppe. Während bei einer Diskussionsveranstaltung in Ringelai im Bayerischen Wald die Bedenken vor einer zu weiten Öffnung der Regelschulen und den Folgen für Kommunen und Landkreisen in punkto Kosten, aber auch die Gewährleistung der Förderqualität oben anstanden, war das Urteil der Vertreter von Verbänden und Organisationen bei der Anhörung im Bayerischen Landtag genau gegensätzlich. Herbe Kritik an dem viel zu schwach ausgelegten Inklusions-Gesetz hagelte es hierbei vor allem von Elternverbänden und Sozialverbänden. Da war es nahezu Balsam auf die Seele, dass bei einer Tagung an der Evangelischen Akademie in Tutzing auch die Rechtsauffassung noch einmal in den Fokus genommen wurde. Demnach stellt der wichtige Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention lediglich einen „subjektiven Rechtsanspruch auf Zugang zur Regelschule, aber nicht auf besondere Maßnahmen dar“.  Da muss ich sagen, dann sind wir in Bayern eigentlich schon sehr weit gekommen mit dem Gesetzentwurf, denn der beschreibt „besondere Maßnahmen“.

Es ist geschafft. Der Gesetzentwurf zur Umsetzung der UN-Menschenrechtskonvention zur Inklusion wurde von der interfraktionellen Arbeitsgruppe, der auch ich als Vertreter der Freien Wähler angehöre, der Öffentlichkeit vorgestellt.



Wie dem auch sei, das Inklusionsthema wird uns noch sehr, sehr lange beschäftigen. So wollen etwa der Bayerische Gemeinde- und Städtetag gegen den Gesetzentwurf klagen, da sie das Konnexitätsprinzip, wonach der, der ein Gesetz erlässt auch zahlen muss, nicht gewährleistet sehen. Und so ganz Unrecht haben die kommunalen Spitzenverbände nicht, denn explizit ist im Artikel 24 auch die davon die Rede, dass die Umsetzung der UN-Konvention „Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen“ sei. Demnach wäre eine Drittelung der Kosten für Berlin, München und die jeweilige Kommune die logische Folge.

Insofern bin ich gespannt auf die nächsten Wochen und Monate und eine hoffentlich interessante Blog-Diskussion. Was halten Sie von der Inklusion, also der Beschulung von benachteiligten und behinderten Kindern und Jugendlichen in der Regelschule?


22 Mai 2011

LOBBYwood – „Achtung: Gewaltenteilung die Fünfte!“

Heute mit einem Gastbeitrag meiner Mitarbeiterin Erica Zingher, die als eine von 40 Jugendlichen am diesjährigen Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag teilnahm und während dieser Zeit zu ihrem Artikel LOBBYwood vor Ort in Berlin recherchierte. Das meiner Meinung nach beachtliche Ergebniss wurde zunächst in der Jugendzeitschrift "Politikorange" veröffentlicht.

Das Bild der Lobbyisten ist klischeebehaftet – wir denken an heimliche Machthaber, Käufer der Politik oder schmierige Sportwagenbesitzer. Aber Lobbyismus kann auch sinnvoll und nützlich sein - eine Gradwanderung.

Von Erica Zingher und Florian Diekmann

An einem Dienstagmittag im März hört man in der Lobby des Bundestages eine Stecknadel auf den Boden fallen. Niemand führt Gespräche. Durch die gläserne Außenfassade scheint lediglich die Berliner Sonne in den großen Korridor des Reichstages, der mit glänzenden Ledersofas möbliert ist. Lobbyisten agieren aber schon seit langem nicht mehr ausschließlich hier.

Mit ihren grünen Ausweisen haben sie zu allen Räumlichkeiten des Bundestages Zutritt – von der Lobby, über die Fraktionsebene, bis hin zu den Büros der Abgeordneten. Als Interessensvertreter haben sie darauf einen Anspruch, genau wie auf Teilhabe in den verschiedenen Gremien und Ausschüssen der Bundestagsfraktionen, die nur teilweise öffentlich sind.

Das Problem des Images



Nach vielen Debatten über den Einfluss der Energiekonzerne und dem Atomausstieg oder die einflussreiche deutsche Waffen - und Rüstungsindustrie haben die Lobbyisten ein negatives Image. Aber hört man sich in den Reihen der Bundestagsabgeordneten um, so vernimmt man als Tenor folgendes: Jeder, der politische Interessen besitzt, ist ein Lobbyist - egal ob er Gewerkschaften, Industrieverbände oder Menschrenrechts- und Umweltschutzorganisationen vertritt. Man hört aus allen politischen Richtungen, dass der Lobbyismus an sich legitim und hilfreich ist. Wobei sich nicht sagen lässt, wie legitim diese Legitimität wirklich ist. Geht es um Lobbyismus, so stolpert man oftmals über das Wort Transparenz.

Mehr als Spenden und Überweisungen



Wenn es um Wahlkampffinanzierungen oder große Spendensummen geht, dann ist Transparenz durch nackte Zahlen erkennbar – die Medien greifen sie auf und bringen sie Bürgern nahe. Allerdings endet diese große Transparenz genau hier.

Im Grunde ist Lobbyismus für den Bürger selbst eine „schwierige Angelegenheit“, so Bernhard Weßels, wissenschaftlicher Angestellter am Wirtschaftszentrum Berlin. Lobbyisten gehören zur Politik dazu, wie die Butter aufs Brot – das macht Pluralismus aus.

So durchsichtig wie eine Milchglasscheibe



Von der Beeinflussung bei kleinen Bürogesprächen oder gemeinsamen Treffen bekommt man nichts mit. Einfluss kann durch überzeugende Argumente oder Sachverstand oder durch Versprechen – wie zum Beispiel eines Jobangebots nach dem Rückzug aus der Politik, wie bei Bundeskanzler Gerhard Schröder - erzeugt werden. Somit kann nach einer Gesetzesentscheidung nie genau klargestellt werden, inwiefern eine Lobby nur beratend oder gar maßgeblich entscheidend auf das Gesetz eingewirkt hat. Die große Transparenz erscheint doch eher wie ein Blick durch eine Milchglasscheibe. Wünschenswert wären ein Gesetz, das Korruption verhindert – ein solches gibt es in Deutschland zurzeit noch nicht. Ebenso fehlt eine Verpflichtung für die Abgeordneten, genaue Angaben über ihre Nebeneinkünfte zu machen.

Fernab von gut und böse



Eines ist klar: Lobbyisten tragen zur persönlichen Meinungsbildung bei, versuchen durch engen Kontakt zu den Abgeordneten und Parteien die deutsche Politik zu ihren Gunsten zu verändern. Vor allem im Bereich der Wissenschaft und Technik ist man bei manchen Fragen auf Sachverständige angewiesen, um die Problemlage besser überblicken und analysieren zu können. Das Fundament des Lobbyismus ist fern von gut und böse – die Grenzen verlaufen fließend. Der Bundestagsabgeordnete Johannes Vogel (FDP) beschreibt die Gradwanderung so: „Lobbyismus ist dann schlecht, wenn der Einfluss über die Kraft eines guten Arguments hinaus geht“.

Ein zweischneidiger Begriff



Befürworter des Lobbyismus denken an die Aktualität der Interessen. Aufgrund der vierjährigen Wahlperiode können neue Entwicklungen in vielen Lebensbereichen nicht berücksichtigt werden. Der Lobbyismus dient als eine demokratische Erweiterung. Im Gegensatz dazu stehen die Gegner, die ein Verbot des Lobbyismus fordern. Für sie verkörpern Lobbyisten geheime Strippenzieher, die demokratische Grundsätze verletzen. Denn das von den Wählern legitimierte Parlament soll allein und unabhängig entscheiden.

Lobbyismus ist einerseits eine Möglichkeit der pluralistischen Demokratie, die Ideen und Nöte bis hin zu den Mandatsträgern zu bringen. Andererseits lädt er aber auch zur Korruption ein. Letztlich liegt die Entscheidung in der Hand des Einzelnen – das ist, was Demokratie ausmacht.

Die Autorin Erica Zingher ist Schülerin der elften Klasse eines Würzburger Gymnasiums und schreibt nebenbei für diverse Onlinemedien. Nach den Bayerischen Jugendmedientagen und dem Bodenseecamp war der Jugendmedienworkshop im Bundestag die dritte mehrtägige Veranstaltung dieser Art.



19 Mai 2011

Immer weniger Notärzte auf dem Land?

Immer weniger Notärzte auf dem Land - unter dieser Überschrift konnte ich heute in der Zeitung lesen, dass der Schweinfurter Landrat Harald Leitherer, gleichzeitig Vorsitzender des Rettungsdienstzweckverbandes für die Region Main-Rhön, Alarm schlägt. Anlass für Leiterers Warnung sind Zahlen, die durch das Rote Kreuz und die kassenärztliche Vereinigung zur Notarztversorgung im ländlichen Raum vorgelegt wurden. Bereits in der Vergangenheit war auch ich auf diese Problematik aufmerksam geworden, und habe deshalb mit einer schriftlichen Anfrage an die Staatsregierung Aufklärung gefordert. Dabei ging es mir ganz speziell um die finanziellen Rahmenbedingungen für Notärzte in Bayern, vor allem im Vergleich mit anderen Bundesländern, aber auch um die tatsächliche Versorgungssituation in unserer Region.

Die komplette schriftliche Anfrage und die dazugehörige Antwort der bayerischen Staatsregierung können Sie wie gewohnt im Original hier nachlesen.

Wird auch zukünftig die Notarztversorgung auf dem Land ausreichend gewährleistet sein können? Foto: Erich Kasten/ PIXELIO



19 Mai 2011

Vernünftige GEMA-Regelungen für kleine Musikanlässe sind überfällig




Das Thema GEMA ist für viele Bürgerinnen und Bürger zu einem echten Reizwort geworden. Nicht etwa, weil dies eine nicht nachvollziehbare Urheber-Abgabe an die Künstler ist, sondern weil deren Erhebung in der Vergangenheit bei vielen Vereinen und Organisationen anlässlich kleiner Feierlichkeiten zu erheblichem Unmut geführt hat. So waren die Wortmeldungen bei der Informationsveranstaltung in der Gemündener Scherenberghalle anfangs auch deftig: „Modernes Raubrittertum!“ -  „Ausbeutung unserer Kinder und Jugendlichen!“ - „Todesurteil für das dörfliche Leben!“

Die Wortmeldungen bei der Informationsveranstaltung in der Gemündener Scherenberghalle waren anfangs deftig: „Modernes Raubrittertum!“ - „Ausbeutung unserer Kinder und Jugendlichen!“ - „Todesurteil für das dörfliche Leben!“



Die 130 Bürgerinnen und Bürger, die meiner Einladung zur Diskussion über die Frage „GEMA – Abzocke oder gerechter Lohn?“ gefolgt waren, kamen mit jedem dargebrachten Wortbeitrag mehr in Wallung. Insbesondere das Vorgehen der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte bei sogenannten „kleinen Musikanlässen“ - wie Maianblasen, Geburtstagsständchen oder Martinszügen - wurde bemängelt. Mit Jürgen Baier, dem Direktor der GEMA-Bezirksdirektion Nürnberg, war es mir gelungen, den obersten Adressaten der GEMA als Podiumsgast hierfür zu gewinnen.

So war das Unverständnis auf allen Seiten groß, wenn es beispielsweise um Veranstaltungen mit ehrenamtlichem Hintergrund, um Notenkopien für Kindertagesstätten, um das Singen beim Martinsumzug oder das Proben von Tanzgarden ging. Ich war überrascht bis bestürzt, welche Beispiele die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder in Hinblick auf das Durchgreifen der GEMA anbrachten und forderte die Verantwortlichen auf, im Umgang mit den Menschen hier künftig etwas mehr Fingerspitzengefühl aufzubringen. Es wundert mich ehrlich gesagt nach diesem Abend nicht, dass sich viele Vereine bei solchen Pauschalrechnungen ungerecht behandelt fühlen.

Auf dem hochkarätig besetztem Podium standen neben dem Bezirksdirektor der GEMA, Jürgen Baier, auch Kreisrat Heinz Nätscher und der GEMA-Experte des Volksmusikbundes Franz-Josef Stramm Rede und Antwort.



Hinsichtlich des Kopierens von Noten für Kindertagesstätten hatte der Freistaat erst kürzlich einen in meinen Augen „faulen“ Kompromiss mit der GEMA geschlossen: die nunmehrige Pauschalabgeltung der GEMA-Gebühren für Kindergärten vom Sozialministerium in Höhe von rund 290 000 Euro erfolgt aus einem Bundesfördertopf, der eigentlich für die Einrichtung von KITAs bestimmt ist. Meines Erachtens wäre dieses Geld für die Schaffung von Kindertagesplätzen besser angelegt und sollte eigentlich nicht artfremd verwendet werden.

Wertvolle Hilfestellungen konnte auch Franz-Josef Schramm (Uffenheim) von der Beratungsstelle für Volksmusik in Franken geben. Er hat sich seit vielen Jahren mit der GEMA beschäftigt und gab gleich zu Beginn mit einer Reihe von hilfreichen Tipps zu den Themen Urheberrecht und GEMA-Gebühren Anregungen. Demnach sei es in vielen ihm bekannt gewordenen Fällen möglich gewesen, Rechnungen der Verwertungsgesellschaft anzuzweifeln und Rechnungsbeträge zu mindern. Allein das Wissen um die komplizierten Regelungen zu Ermäßigungen oder Befreiungen, wie etwa die so genannte „Härtefallnachlassregelung“, sei vielfach nicht gegeben und die Verwertungsgesellschaft selbst trage nicht dazu bei, das Gebührensystem für den Nutzer transparent zu machen.

Dies war auch einer der häufigsten Gründe für Beschwerden seitens der Besucher, die sich mit unverhältnismäßigen Gebühren von der GEMA regelrecht abgezockt fühlten. Bürgermeister Heinz Nätscher fasste die zahlreichen Wortmeldungen von Bürgermeistern und Vereinsvorständen aus den umliegenden Gemeinden zusammen: „Wenn jedes Mal so hohe Gebühren bezahlt werden müssen, dass am Ende nichts mehr an Einnahmen übrig bleibt, wird es bald keine Vereinsveranstaltungen mehr geben. Dadurch wird das kulturelle Leben auf dem Dorf kaputt gemacht – das ist doch ein Unding!“

Seitens der GEMA versuchte Jürgen Baier den Anwesenden plausibel zu machen, auf welcher Basis die Gesellschaft die Gebühren erhebt, und dass dabei seiner Meinung nach durchaus von Verhältnismäßigkeit gesprochen werden könne. Zentraler Punkt sei hier das deutsche Urheberrecht, nach welchem geistiges Eigentum geschützt werden müsse. Doch bei allem Schutz muss ich einmal klar in Zweifel ziehen, ob es noch zeitgemäß ist, bis 70 Jahre nach dem Tod des Komponisten bzw. Urheber hier noch Gebühren zu verlangen.

Im Falle des Kulturauftrags sehe ich durchaus die Politik in der Pflicht. Gerade die dörfliche Festkultur ist ein wichtiger Faktor für den Erhalt traditionellen Brauchtums und historischen Liedgutes. Die Politik muss versuchen, diese Strukturen zu erhalten und zu fördern. Dazu brauchen die Vereine und Organisationen Unterstützung - keine Hindernisse. Vermutlich wäre ein Umdenken in den Fragen des Urheberrechts der richtige Schritt, man könnte beispielsweise die festgesetzte Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod eines Künstlers überdenken. Auch den Vorschlag von Franz-Josef Schramm nehme ich als wichtige Anregung mit: Eine Einführung des in den USA üblichen Fair-Use-Prinzips, welches unter anderem eine kostenfreie Nutzung von urheberrechtlich geschützten Werken für nichtkommerzielle Zwecke ermöglicht. Schließlich will Keiner  die GEMA-Gebühren grundsätzlich in Frage stellen, es geht vielmehr um vernünftige, maßvolle Regelungen für die sogenannten kleinen Musikanlässe!


19 Mai 2011

Die verstärkte Regionalförderung kommt (mit Regierungs-Verzögerung)

Die Zukunft der Kommunen, vor allem in den ländlichen Räumen, veranlasste unsere Fraktion in dieser Woche eine Ministerbefragung im Bayerischen Landtag zu beantragen. Hierbei stand vor allem die Frage nach wirksamen Konzepten der Staatsregierung im Kampf gegen den demografischen Wandel sowie eine verstärkte Regionalförderung im Mittelpunkt der Diskussion. Zu aller Überraschung stand nicht Wirtschaftsminister Zeil, in dessen Ressort die Entwicklung der strukturschwachen ländlichen Räume gehört, Rede und Antwort, sondern Innenminister Herrmann, weshalb wir uns schon die Frage stellen:

Für was ist Wirtschaftminister Martin Zeil überhaupt noch zuständig in der Staatsregierung?

Herrmann kündigte zumindest für das nächste Jahr eine Erhöhung der regionalen Wirtschaftsförderung an. Die Staatsregierung ist im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs bestrebt, Gemeinden mit sinkender Bevölkerungszahl länger höher zu unterstützen als bislang geplant. Nach der aktuellen Regelung werden die Zuwendungen erst mit fünfjähriger Verzögerung der niedrigeren Einwohnerzahl angepasst. Im Gespräch sei nun, diese Phase auf sieben oder acht Jahre zu verlängern, was in meinen Augen vielleicht akut lindernd wirken mag, aber mittelfristig auch die Schmerzen der betroffenen Gemeinden nicht wirklich heilt. Besonders gespannt sind die Freien Wähler auf den von Herrmann angekündigten „Aktionsplan“ für die strukturschwachen ländlichen Räume. Alle darin enthaltenen finanzwirksamen Maßnahmen sollen im Nachtragshaushalt 2012 ihren Niederschlag finden.

Kritisiert wurde von uns Freien Wählern, dass die Regierungskoalition noch für den Doppelhaushalt 2011/12 jegliche Erhöhung der Regionalförderung abgelehnt hatte. Dies mag wohl zuvorderst daran liegen, dass wir dies beantragt hatten. Interessanterweise folgt nun die Staatsregierung mit vierwöchiger Verzögerung der Forderung der Freien Wähler. Irgendwie kommt mir diese Abschreibtaktik der CSU sehr bekannt vor. Zum Schluss ist aber für mich persönlich wichtig, was unterm Strich für Verbesserungen bei den Kommunen im ländlichen Raum ankommt. Wenn die CSU es nötig hat, dafür unsere Ideen und Anträge zu kopieren, dann fühle ich mich gemeinsam mit unserer Fraktion in unserer Sachpolitik vollkommen bestätigt.

Eine immer älter werdende Bevölkerung und weniger Nachwuchs, vor allem im ländlichen Raum, stellen die Kommunen zukünftig vor neue Herauforderungen. Foto: Hu van Roy/ PIXELIO



12 Mai 2011

Sozialministerin Haderthauer bestätigt heute im Plenum: CSU-Politiker braucht man nicht mehr ernst nehmen!

Jetzt haben wir es endlich auch im Protokoll, den CSU-Politikern braucht man nicht zu glauben! In etwa so kann man die Worte von Staatsministerin Haderthauer werten, die heute bei der Integrations-Debatte sagte, dass Dinge, die der Ministerpräsident und andere Politiker der Partei auf einer Parteiveranstaltung sagen, man nicht ernst nehmen müsse. Na Bravo! Wem können wir denn noch glauben in dieser Regierung?

Aufgekommen war die Diskussion durch die Äußerung von Ministerpräsident Seehofer beim Politischen Aschermittwoch, Bayern wolle die Integration in die Verfassung aufnehmen. Bei der heutigen Debatte wollte davon nun Sozialministerin Haderthauer wie auch MP Seehofer nichts mehr wissen. Aber die Antwort auf die Frage, wem man denn nun von den CSU-Politikern noch Glauben schenken dürfe, blieb auch aus.

Auch Ministerin Haderthauer blieb die konkreten Antworten auf die  Fragen der Freien Wähler-Fraktion nach ihrem Integrationsziel bis zum Ende der Legislaturperiode schuldig. Bezeichnete gar die Frage als nicht interessant! Wenn also solche Fragen nicht interessant sind, dann frage ich mich schon, welche es dann sind? Eher vermute ich schon, dass man deshalb eine Antwort schuldig blieb, weil man keine hat und eine konkrete Zielvorgabe und auch Umsetzungsmaßnahmen fehlen.

Da kommt es denkbar unpassend, dass ich nochmal nachgehakt habe und nach dem seit 27. Oktober von unserer Fraktion geforderten Bericht zum Projekt „Mama lernt Deutsch“ konkret gefragt habe, warum dieser nach einem halben Jahr immer noch nicht da sei? Die Ministerin wusste auch da nicht viel mehr zu berichten als dass ihr dieses Bundesprojekt bekannt sei und sie es gut fände, aber keine Daten dazu habe. Vielleicht musste die Staatsregierung wieder mal an ihre Arbeit erinnert werden, denn – hört, hört – eine Viertelstunde nach Ende der Debatte wurde mir plötzlich der Bericht zum Projekt aus der Hand des Ministerialbeauftragten überreicht. Gestern sei er im Landtagsamt angekommen! Dazu kann sich jetzt Jeder seinen Teil denken.



2 Mai 2011

Leistungsdruck in der Schule kontra Ehrenamt

Ich höre die Klagen schon seit ein, zwei Jahren von allen möglichen ehrenamtlich Tätigen. Die Kinder und Jugendlichen haben keine Zeit mehr durch den wachsenden Leistungsdruck und vor allem das G8 sich im Ehrenamt einzubringen oder beispielsweise sich an der Jugendarbeit zu beteiligen. Erschreckend genug, wie ich finde! Nunmehr liegt erstmals auch eine Studie vor, die tatsächlich das aufzeigt:

In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil von Jugendlichen im Ehrenamt von 37 auf 35 Prozent gesunken. Als Ursache wird unter anderem der wachsende Leistungsdruck genannt. So zeigen sich starke Unterschiede, wenn das Abitur in neun oder acht Jahren absolviert wird. Das ist mehr als alarmierend!

Keine Zeit für Parteien, Sportvereine und Naturschutz: Wachsender Leistungsdruck in Schule und Studium hält junge Menschen in Deutschland offensichtlich zunehmend von einem Ehrenamt ab. Die veröffentlichte Studie "Freiwilligensurvey" des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest mit dem Bundesfamilienministerium und der Bertelsmann Stiftung führen des Weiteren auf, dass zwischen 1999 und 2009 der Anteil der Aktiven unter den Jugendlichen von 37 auf 35 Prozent gesunken ist. Gründe seien das Verkürzen der Schulzeit bis zum Abitur und die Einführung des Bachelorstudiums. Mehr als 2800 Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren wurden dazu befragt. Der Studie zufolge sind 51 Prozent der Schüler, die in neun Jahren auf dem Gymnasium ihr Abitur machen, ehrenamtlich aktiv. Unter jenen Jugendlichen, die dafür nur acht Jahre Zeit haben, finden nur noch 31 Prozent Zeit für das Engagement in einem Verein oder andere Ehrenämter. Unter Ganztagsschülern sinkt die Quote auf 21 Prozent.

Wie bleibt hier noch Zeit für außerschulisches Ehrenamt? Foto: "Mariesol Fumy" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc) http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/deed.de



Da frage ich mich ernsthaft, wo soll das noch hinführen? Wie können Vereine, Jugendorganisationen und Verbände das dauerhaft ausgleichen. Bei einem Besuch der Kolpingjugend kürzlich hatte man auch keine Patentlösung auf Lager. Alle klagen, dass Jugendliche zu wenig Selbstkompetenzen und allgemeine Wertvorstellungen haben und gerade solche Jugendarbeit ist das ideale Feld, um dort sich das anzueignen. Wenn Jugendliche unter sich sind in den so genannten Peer-Groups, dann laufen ganz andere Interaktionen ab als wenn sie nur in der Schule beisammen sind. Diese Erfahrungen haben wir doch alle in unserer Jugendzeit beim Zeltlager, beim Gruppenabend oder beim Training gemacht.

Deshalb muss zumindest die Ganztagsschule, die eine sehr sinnvolle Art des Unterrichtens in einer veränderten gesellschaftlichen Welt ist, sich hier besser einbringen. Schulkonzepte sind gefragt, die bisher in Bayern das Kultusministerium nicht lieferte, obwohl wir Freie Wähler die immer wieder angefordert haben. Rhythmisierter Unterricht etwa bei dem Wissensvermittlung sich mit spielerischen Stunden abwechseln. Und da kann durchaus auch eine Sportstunde spielerische Entspannung und Vermittlung von Unterrichtsinhalten bieten, so wie dies etwa der Schweinfurter Verein tut. Dort wird die Verbindung zwischen Schule und Ganztagsbetreuung optimal umgesetzt. Und als Ergebnis des Ganzen werden – hört hört – mehr Kinder und Jugendliche in Sportvereine ein.


29 April 2011

Verkehrte Welt – wenn Banken bis zu 20 Euro für Fahndungsfotos verlangen

Für mich unglaublich, aber dennoch traurig Realität – auch in unserer Region gibt es einige Banken, die die Polizei für die Bereitstellung von Fotos Verdächtiger zahlen lassen. Meine Anfrage bezüglich einer detaillierten Auflistung der dadurch für die bayerische Polizei entstandenen Gesamtkosten, wurde mit Hinweis auf einen, der Anfrage nicht entsprechenden Arbeitsaufwand, abgewiegelt. Wie hoch die Gesamtzahl der Kosten für Fahndungsbilder ist, bleibt also weiter unklar.  Zu dem handle es sich nur um Einzelfälle, in denen der Polizei von Banken und Sparkassen für Bildmaterial Kosten in Rechnung gestellt werde, ein Handlungsbedarf sei also nicht erkennbar.

Das sehe ich keinesfalls so!

In meinen Augen macht es wenig Sinn, wenn die Polizei für die Bereitstellung von Material, das bei der Ergreifung verdächtiger Personen hilft, auch noch zahlen muss!

Wie gewohnt finden Sie im Folgenden die Anfrage samt Antwortschreiben.


29 April 2011

Pumuckls beim Würzburger iWelt-Marathon wieder mit dabei

Sie sind längst keine Unbekannte mehr beim Würzburger i-Welt-Marathon, die als Pumuckl verkleideten Läuferinnen und Läufer von Anitas Laufclub Down-Syndrom Marathonstaffel e. V. Auch in diesem Jahr sind sie am 15. Mai beim Startschuss zum 11. iWelt Marathon mit von der Partie und werden mit ihrer Spendenbox Geld sammeln. Die Gruppe verkleideter Läufer will auf dem Weg durch die Residenzstadt aber nicht nur Spenden sammeln und einen Farbtupfer verbreiten, sondern für andere auf sich aufmerksam machen. Anitas Laufclub ist ein gemeinnütziger Verein, der sich um die Laufsportförderung von Menschen mit Down-Syndrom (DS) bemüht. Er weckt die Bewegungsfreude und führt Erwachsene mit Down Syndrom behutsam an den Laufsport heran. Eine Abteilung für Kinder und Jugendliche befindet sich derzeit im Aufbau. Diesmal ist das Augenmerk auf die Marathonis der Fürtherin Anita Kinle gerichtet.

Gerade im Jahr der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention zur Inklusion bietet dieser Marathon-Beitrag Gelegenheit sich mit Behinderung, aber auch mit der Integration dieser Menschen verstärkt auseinander zu setzen. Im Rahmen von Sportveranstaltungen klärt der Verein über das Down Syndrom auf und versucht über den Sport Verständnis zu wecken, Berührungsängste abzubauen und neue Freundschaften zu knüpfen. Ich halte dies für überaus wichtig, denn ich glaube, dass sich viel zu wenig Menschen bisher mit Behinderung im Allgemeinen und dem Down Syndrom im Besonderen auseinander gesetzt haben. Ich stelle das für mich auch immer wieder bei meinen gelegentlichen Besuchen im Wohnheim der Lebenshilfe in Gemünden fest. Wie wenig man sich doch auskennt, aber wie viel Verständnis auch diesen Menschen entgegen gebracht werden muss. Mit der Zielsetzung der Mobilisierung und Bewegungsförderung unterhält der Verein zusätzlich eine Down Syndrom-Beratungsstelle für alternative Medizin. Auch das halte ich für bedeutend, denn da gibt es viel Nachholbedarf.

Anita und einige ihrer Marathonis werden ebenfalls am Würzburger Jubiläumsmarathon teilnehmen. Dabei bietet sich für jeden von Euch die gute Gelegenheit, diese Sportler persönlich kennen zu lernen – eine ganz besondere, charmante Begegnung, so kann ich Euch versprechen! Um Anitas Verein beim Helfen zu helfen, werden sich die „maskierten“ Lauffreunde auch dieses Mal ins Zeug legen und Spenden von den Zuschauern sammeln. Da hoffen wir doch auf reichlich Ertrag und ein gutes Ankommen im Ziel. Als Ziel-Moderator werde ich auch dieses Jahr zusammen mit Peter Maisenbacher ein genaues Auge auf die Pumuckls werfen. Sie gehören meistens nicht zu den Schnellsten, aber zu den Wichtigsten, denn solche Farbtupfer geben einem Stadtmarathon erst den richtigen Kontrast.

Mehr Informationen zu den Athleten finden sie hier.


28 April 2011

Das Ozon-Hallenbad Gemünden – ein Beispiel in welchem Dilemma die Kommunen stecken

Nicht erst die plötzliche Schließung des Hallenschwimmbades in meiner Heimatstadt Gemünden führt uns mal wieder vor Augen in welchem Dilemma die Kommunen landauf landab sich befinden. In den goldenen 70er und 80er Jahren wurden eine Vielzahl von wichtigen und wertvollen Infrastrukturmaßnahmen wie Hallenbäder, Freisportanlagen, Stadthallen etc. geschaffen, die nicht nur für die Stadt, sondern auch für den Bürger lebenswert waren.

Gut kann ich mich an meine Jugendzeit erinnern als damals das Ozon-Hallenbad gebaut wurde, was war das ein Gewinn für Gemünden und alle Orte Drumherum. Und oft habe ich es bis zuletzt gerne genutzt, sei es um ein paar Runden zu schwimmen, sei es um dort eine Auszeit zu nehmen.

Nun, das Dilemma liegt -und da gebe ich der Leserbriefschreiberin Annemarie Ullherr absolut recht - in der fehlenden Weitsichtigkeit der Kommunalpolitik der vergangenen Jahrzehnte. Wie jeder Hausbesitzer auf der Hut sein muss von Zeit zu Zeit dieses oder jenes zu renovieren, so hätten auch alle Kommunen die Pflicht - zumal es sich um verbaute Steuermittel handelt - dafür Sorge zu tragen ihre Bauwerke nicht nur am Leben zu halten, sondern in Schuss zu halten. Dazu ist es erforderlich zu investieren!




Zugute halten kann man den Kommunalpolitikern natürlich, dass sich in dem vergangenen Jahrzehnt die Kommunalfinanzen vor allem auf der Einnahmeseite erheblich verschlechtert haben. Es gibt kaum noch eine Kommune, die nicht klamm ist. Schuld muss man in diesem Zusammenhang auch der Landes- und Bundespolitik zuweisen mit den antiquierten Förderbedingungen. Möchte man etwa Zuschüsse für die Sanierung eines Hallenbades dann gibt es die erst mal überhaupt nicht, da es meist ein kommunaler Bau ist. Nur wenn beispielsweise Schulschwimmen dort abgehalten wird, besteht unter gewissen Voraussetzungen die Fördermöglichkeit. Diese sind teilweise wiederum so restriktiv - beispielsweise wird die Klassenmaßzahl beim Bau als Grundgröße herangezogen und 2/3 davon als heutige Richtgröße für eine Förderung gefordert - dass sie allein schon aufgrund der demographischen Veränderungen mit konstant zurück gehenden Schülerzahlen seit 2000 in Unterfranken in den meisten Fällen nicht zum Tragen kommen.

Also besteht die Aufgabe der übergeordneten Politik - und da sehe ich mich durchaus in der Pflicht - an dieser Schraube zu drehen. Seit langem fordern wir Freie Wähler für die Kommunen mehr Eigenverantwortung und weniger Fremdbestimmung. Eigenverantwortung heißt, gebt den Kommunen pauschale Zuweisungen für Fördermittel und dann sollen die je nach Bedarf schauen für was sie die verwenden, ob für den Schulbau, das Hallenbad oder den Straßenbau. Denn es ist nicht unbedingt fair seitens des Freistaates und des Bundes zwar Fördermittel für Neubauten zu gewähren, aber dann bei anstehenden Sanierungen die Kommunen am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen. Einige Beispiele aus naher Vergangenheit: Schließung des Hallenbades in Münnerstadt, auch der Markt Kreuzwertheim kann die Freisportanlage aus oben genannten Gründen nicht sanieren.

Es muss also ein Umdenken her bei den Zuschussförderbedingungen, die Kommunen benötigen mehr Eigenverantwortung und die bekommen sie bestimmt nicht, wenn in Bayern weiter die CSU das Sagen hat, denn die haben ja in nun fünf Jahrzehnten uns in dieses Dilemma hineingeritten.

ABER: Was bedeutet das jetzt für das Gemündener Hallenbad? Auf jeden Fall mal nicht in Hektik ausbrechen, denn das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen! Jetzt heißt es erst mal die entsprechenden Gutachten abzuwarten, um zu sehen, was mit welchen finanziellen Mitteln in welchem Zeitfenster machbar ist? Das wird nicht von heute auf morgen gehen. Dennoch muss die Stadtverwaltung samt Bürgermeister schnell handeln, der Stadtrat abwägen und dann entscheiden. Eine Entscheidung kann aber nur lauten, wir müssen das Hallenbad auf jeden Fall erhalten! Dafür werde ich kämpfen! Denn nicht nur die Bürgerinnen und Bürger sind die Leidtragenden, sondern auch unsere Zukunft, die Kinder! Denn denen fällt schon genug Sportunterricht aus, sodass der Schwimmunterrichtausfall nicht auch noch hingenommen werden kann. Und nicht zu vergessen die vielen Kinder und Jugendlichen, die beim Triathlontraining sich sinnvoll betätigen.


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