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4 Januar 2015

Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung nötig

Längst ist klar, dass die berufliche Bildung im Freistaat gegenüber der akademischen Ausbildung in eine immer größere Schieflage gerät. Das ist kein Wunder, denn das Hochschulstudium gewinnt in den Augen vieler junger Leute immer mehr an Attraktivität. Eine erst kürzlich vorgestellte Allensbach-Umfrage im Auftrag der Vodafone-Stiftung zeigt zudem, dass viele Schüler überhaupt nicht wissen, was sie werden sollen.

Deshalb suchten wir FREIE WÄHLER bei einem von mir initiierten Parlamentarischen Abend zum Thema „Fehler im System?! - Ist der bayerische Lehrlingsmangel hausgemacht?“ nach Antworten auf beispielsweise diese Fragen: Wie können Handwerksbetriebe und kleinere Unternehmen mit einem ausreichenden Angebot an Lehrlingen versorgt werden? Was muss getan werden, um Schülerinnen und Schüler frühzeitig an für sie geeignete Berufe heranzuführen?

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Christian Gohlisch, Leiter der Abteilung Berufliche Bildung bei der Handwerkskammer für München und Oberbayern, lieferte beunruhigende Zahlen: Im Laufe der vergangenen zehn Jahre sei der Lehrlingsbestand im bayerischen Handwerk um knapp 20 Prozent zurückgegangen – allein seit 2009 habe sich die Anzahl der unbesetzten Lehrstellen sogar verdoppelt. Sein Haus kämpfe dagegen mit der Kampagne „Macher gesucht“ an, die die Vorzüge des Wirtschaftsbereichs Handwerk betone: Die Vielfalt von 130 Ausbildungsberufen, sichere Arbeitsplätze in der Region, hervorragende Perspektiven durch Selbständigkeit – und last, but not least: der Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte.

Die meisten Schulabgänger könnten zwar in eine Lehrstelle vermittelt werden, sagte Dr. Corinna Kleinert, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Manche suchten anschließend jedoch bei der Agentur für Arbeit weiter nach einer Alternative, die ihnen besser liege. Problematisch seien vor allem die Ausbildungsabbrüche: 2012 sei im Freistaat fast ein Viertel aller Ausbildungsverhältnisse vorzeitig gelöst worden – insbesondere bei Berufen mit vergleichsweise geringen Bildungsvoraussetzungen wie Koch, Kraftfahrer oder im Gastgewerbe. Kleinert forderte, die Passgenauigkeit zwischen Bewerbern und Stellen müsse verbessert werden und Betriebe müssen die Attraktivität ihrer Ausbildungsstellen erhöhen. Wichtig sei auch, dass der Freistaat Bayern wieder mehr Fördergelder in die schulische Ausbildung junger Menschen stecke.

Anstelle der erkrankten Referentin Ursula Lay vom Präsidium der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände referierte der Landesvorsitzende des Verbandes der Lehrer an beruflichen Schulen (VLB) Jürgen Wunderlich: Schüler allgemeinbildender Schulen müssten von ihren Beratungslehrern frühzeitig auf für ihre Fähigkeiten und Interessen geeignete Berufe aufmerksam gemacht werden. Um Lehrerinnen und Lehrer entsprechend zu befähigen, betreibe der VLB einen hohen Aufwand mit dem Ziel herauszufinden, welche Betriebe für die duale Ausbildung besonders geeignet seien. Wunderlich dankte den Freien Wählern dafür, dass diese sich auch außerhalb des Landtagswahlkampfs für die Gleichwertigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung einsetzten.

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„Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem“, so Eugen Hain. Der Leiter der Arbeitsagentur Würzburg beklagte, Projekte zur Berufsorientierung liefen oft viel zu rasch aus. Der „Fehler im System“ liege an genau dieser fehlenden Verstetigung entsprechender Haushaltsmittel. In der Wohlstandsgesellschaft Deutschlands rechneten sich Investitionen in Bildung jedoch immer. Hain rief auch dazu auf, sich stärker auf ‚Einflüsterer‘ wie Eltern, Mitschüler und enge Freunde der Schüler zu konzentrieren. Dieses unmittelbare soziale Umfeld habe einen enormen Einfluss auf eine erfolgreiche berufliche Entscheidungsfindung der Jugendlichen.

Angesichts dieser Situation steht für mich deshalb fest, wir müssen weg von der Akademikerschwemme und von dem Druck, den viele Eltern auf ihre Kinder ausüben, um sie zu Abitur und Hochschulreife zu drängen. Und für eine Stärkung der beruflichen Bildung benötigen wir dauerhaft installierte Sozialpädagogen zur Berufsorientierung an den Regelschulen. Auch als Berufs- und Übergangsbegleiter in der Ausbildung sind Sozialpädagogen erforderlich, um jungen Menschen den für sie richtigen Weg aufzuzeigen. Das funktioniert eben – wie die Vergangenheit zeigt - nicht mit zeitlich befristeten Projekten zum Billigtarif.

„Wir müssen wieder den Mut zur Gleichheit zwischen beruflicher und akademischer Bildung aufbringen“, fasste Florian Streibl die Diskussion zusammen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion betonte in seinem Schlusswort, Demokratie bedeute eben auch dieselbe Würde für alle Menschen – egal welchen Ausbildungsweg sie eingeschlagen hätten. Ratschläge nach dem Motto: „Das geht doch nicht, dass Du Dein Kind nur auf die Realschule schickst“, seien deshalb kontraproduktiv.

Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere Gesellschaft nicht gelingen kann, wenn sie nur noch Akademiker hervorbringt. Denn das Lebensglück hängt eben nicht von Abitur oder Hochschulabschluss ab – sondern davon, ob die berufliche Tätigkeit den Menschen ausfüllt. Dafür setzte ich mich in meiner Arbeit im Bildungsausschuss weiter ein – und da bin ich  für jede Unterstützung dankbar.

Hier finden Sie außerdem ein Video zu unserem Parlamentarischen Abend.


15 Dezember 2014

Referendare werden als billige Lehrkräfte von A bis Z verschickt

Die Sommermonate Juli, August und September gehören gewiss zu den unruhigsten Monaten von Referendaren und Junglehrern. In diesen Wochen entscheidet sich, ob das jahrelange Studieren nicht umsonst war und nach dem Referendariat mit der Bekanntgabe der sogenannten Staatsnote eine Einstellung in den Staatsdienst möglich wird. Anschließend gilt es dann schnell und vor allem flexibel zu sein. Denn erst im August erfahren die jungen Lehrkräfte, wohin ihr Weg führt und dann gilt es innerhalb weniger Wochen oft von einem Ende Bayerns ans andere Ende umzuziehen. Schon des Öfteren habe ich dazu Mails wie die Folgende bekommen:

 

Rainer Sturm  / pixelio.de

Rainer Sturm / pixelio.de



"Hallo Herr Felbinger, 

am 10.09.2014 habe ich einen Artikel in der Main Post gelesen mit dem Titel "Mehr Lehrer für Unterfranken". Genau hier liegt mein Anliegen dieser Mail an Sie. Mein Sohn Stefan absolvierte im Sommer 2014 sein erstes Staatsexamen als Lehrer für Realschulen in Würzburg. Mitte August 2014 erhielt er die Zuweisung für sein Referendariatsjahr an die …-Realschule in München. Toll. Binnen vier Wochen mussten wir für ihn eine Bleibe für zumindest ein Jahr in Moloch München finden. Beworben hatte sich Stefan allerdings für ein Referendariat im Raum Nürnberg/Erlangen. Sie können sich vorstellen, dass die Wohnungssuche etc. sich gerade in München als sehr schwierig heraus stellte. 

Ich möchte in diesem Zusammenhang nur darauf hinweisen, welche finanziellen Leistungen (zumeist ja wohl durch die Eltern) zu stemmen sind, um zu erreichen, dass unsere Kinder eine solche Berufsaufgaben überhaupt wahrnehmen können. Bereits nach einem Jahr werden die jungen Leute dann wohl schon wieder irgendwo hin versetzt. Und wer zahlt dann wieder die Umzugskosten etc.? Auch wieder wir. Der Freistaat, vertreten durch das Kultusministerium, spielt m.E.  nur so mit den potentiellen Lehrern. Man schickt die Referendare von A nach B und so weiter. Und wenn es dann auf eine Festanstellung ankommt, übernimmt man sie nicht. Nochmal toll. Viel Geld investiert für nix. Umzug hin und her. Wer hat´s bezahlt? Die Eltern. Und der Freistaat hat  für billiges Geld Referendare gehabt. Unmöglich finde ich das.
Im Übrigen schickt man auch (und das ist ebenso bekannt) Referendare aus Oberbayern sehr gerne nach Unterfranken. Fragt man sich, was das soll? Deshalb meine Bitte an Sie: setzen Sie sich bitte weiterhin dafür ein, dass im Kultusministerium keine Hoheitspolitik betrieben wird. Das ist unter volkswirtschaftlichem Gesichtspunkt finanziell in keinster Weise zu verantworten. Die finanzielle Last trägt hier nur der Bürger."


Leider ist es seit Jahren so, dass die Referendarinnen und Referendare vom Kultusministerium immer zuletzt zugeteilt werden und erst dann kurzfristig ihren Seminarort erfahren. Dass es dann in München äußerst schwer ist, eine finanzierbare Wohnung zu finden, kann ich absolut nachvollziehen. Diese „profanen“ Probleme scheinen den Beamten im Ministerium aber nicht mehr bewusst zu sein und ich meine, dass diese Zuteilung wesentlich effizienter gestaltet werden kann. In jedem Fall kann es, und das mahnen wir hier im Landtag seit Jahren bereits an, zügiger umgesetzt werden. Zudem bin ich der Meinung, dass im Ministerium bezüglich des Schulsystems grundsätzlich ein Umdenken stattfinden muss.

Die seit Jahren praktizierte Politik, dass man alles „von oben“ herab regeln will, muss sich ändern. Wir FREIEN WÄHLER wollen den Schulen beispielsweise mehr Freiheit und Verantwortung bei der Personalgewinnung zubilligen. Das ist sicher im Referendariat noch weniger möglich, aber ich bin der Überzeugung, dass es gut wäre, wenn sich die Schulen einen großen Teil ihrer Lehrkräfte selbst auswählen könnten. Dies hätte den Vorteil für die Schulleitung, sich ein echtes Team zusammenzustellen, das an einem Strang zieht, langfristig an der Schule bleiben möchte und der Schule ein individuelles Profil geben könnte. Leider ist das im Moment noch „Zukunftsmusik“, obwohl es in bestimmten Fächerkombinationen, bei denen es viele Lehrerinnen und Lehrer auf dem Markt gibt  - wie beispielsweise in Fächerkombinationen mit Deutsch, Englisch usw. -  ohne Weiteres umsetzbar wäre.

berwis  / pixelio.de

berwis / pixelio.de



Das böte auch die Möglichkeit, dass fertige junge Lehrkräfte nicht jahrelang in Oberbayern eingesetzt werden und nur aufgrund von Noten oder sozialen Gründen wie Familie und Kinder eine realistische Chance haben nach Unterfranken zu kommen. Sie könnten sich nach meiner Vorstellung bei einer freien Stellen direkt an der Schule bewerben und die Schule vor Ort entscheidet, ob der- oder diejenige die geeignetste Bewerberin oder der geeignetste Bewerber für die Schule ist – Noten sind dabei nur ein Faktor, aber es kommen eben auch andere Aspekte dazu, z.B. ob jemand ehrenamtlich im Verein aktiv ist und davon auch die Schule profitieren kann.  Zudem hat meine Fraktion bei den Haushaltsverhandlungen auch 1.000 zusätzliche Lehrerstellen gefordert, weil wir wissen, dass die Aufgaben an den Schulen nicht weniger, sondern immer mehr werden.  Jede Lehrerplanstelle wird benötigt, um zusätzliche Aufgaben an den Schulen, wie die Umsetzung der Inklusion, die verstärkte individuelle Förderung, die Umsetzung von Chancengerechtigkeit im Schulsystem, den Erhalt der wohnortnahen Grundschule, den Ausbau der flexiblen Grundschule, die Umsetzung der Eigenverantwortlichen Schule oder den flächendeckenden Ausbau von Ganztagsschulen bei allen Schularten umzusetzen. Bedauerlicher Fakt ist aber, dass die CSU im Landtag dafür keine Notwendigkeit gesehen hat.


11 Dezember 2014

Zusätzliche Aufgaben an den Schulen erfordern zusätzliche Investitionen

„Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.“ – Mit diesem Zitat habe ich mich zum Schluss meiner Rede zur Haushaltsdebatte um den Bildungsetat für den Doppelhaushalt 2015/16 an Kultusminister Spaenle und Ministerpräsident Seehofer gewandt. Mit gutem Grund, denn von den zahlreichen „Garantien“ des Ministerpräsidenten sind im Doppelhaushalt 15/16 wenig gegenfinanziert. Die Grundschulgarantie ist mit den vorhandenen Mitteln und Stellen nicht umzusetzen und sieht folglich die Schließung von rund 350 Außenstellen, sogenannten nicht selbständigen Schulstandorten im ländlichen Raum, in den nächsten Jahren vor. Ein Jammer, sind doch gerade die Grundschulen in unseren Ortschaften die Keimzellen für eine lebendige Gemeinschaft und die Zukunft des ländlichen Raumes.

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Auch die Ganztagsgarantie Seehofers– jedem Schüler bis 14 Jahre bis zum Jahr 2018 einen Ganztagsplatz anzubieten – ist mit den eingestellten Mitteln ebenfalls nicht zu erreichen. Zudem ist der  dreiste Versuch, einen Großteil der Finanzierung auf die Kommunen abzuwälzen, gescheitert. Es sollte endlich ein Umdenken bei der Regierungsmehrheit stattfinden und Ganztagsschule wirklich weiter entwickelt werden und nicht nur für einen Ausbau der Betreuung der Kinder gesorgt werden, so wie es das CSU-Programm vorsieht.

Ich habe auch deutlich gemacht, dass neben der Lehrerstunden-Grundversorgung bereits viele zusätzliche Aufgaben an die Schulen verlagert wurden. Nach unseren und auch den von Lehrer- und Elternverbänden vorliegenden Berechnungen sind deshalb über die Beibehaltung der demografischen Rendite im Schulsystem hinaus weiterhin zusätzliche Lehrerstellen nötig, um dringende Aufgaben an den Schulen bewältigen zu können. Als Fazit bleibt: Die Umsetzung der Inklusion, die verstärkte individuelle Förderung, eine bessere Deutschförderung, der Erhalt der wohnortnahen Grundschule oder der flächendeckende Ausbau von Ganztagsschulen sind nur zu schaffen, wenn die Schulen besser mit Stellen ausgestattet werden. Diese Erkenntnis ist nicht neu, nur die Staatsregierung will sie nicht wahrhaben.


11 Dezember 2014

Steigende Burn-out-Fälle bei Lehrern – Handeln nötig

Eigentlich hätte es einen Aufschrei durch Bayern geben müssen. Denn was der Aktionsrat Bildung dieser Tage der Politik mit auf den Weg gegeben hat, verdient mehr als ein „aufgemerkt“: Die Politik muss mehr gegen Burnout bei Lehrern tun, lautete die Forderung. Diese zunächst nüchterne Feststellung wurde mit konkreten Zahlen untermauert. Rund 70 Prozent der Lehrkräfte an bayerischen Schulen gehen vor der gesetzlichen Altersgrenze in den Ruhestand und gehen damit nicht nur dem Bildungssystem frühzeitig verloren, sondern stellen einen erheblichen volkswirtschaftlichen Verlust dar.

Doch das Kultusministerium schert sich um solche Fakten wenig, denn im KM herrscht immer noch die Einstellung vor, dass ein guter Lehrer in den Ferien krank wird und er sich ansonsten in die Schule schleppt, bis es gesundheitlich nicht mehr geht. Die Zwischenbilanz des Aktionsrates bestätigt den Eindruck von uns FREIEN WÄHLERN, dass die Staatsregierung nicht begriffen hat, wie wichtig ein strukturiertes Gesundheitsmanagement im Bildungssystem ist. Wir FREIE WÄHLER hatten bei den Haushaltsberatungen für 2015 und 2016 acht Millionen Euro gefordert, um hier endlich voranzukommen – Reaktion der CSU: Ablehnung.

Tim Reckmann  / pixelio.de

Tim Reckmann / pixelio.de



Im Doppelhaushalt 2015/2016 stehen somit für Maßnahmen des Gesundheitsmanagements nur etwas mehr als eine Million Euro zur Verfügung – und zwar für alle Ressorts, sprich für den gesamten öffentlichen Dienst in Bayern. Besonders auffällig: Das Kultusministerium hat dabei immer noch keinen eigenen Haushaltstitel für Gesundheitsmanagement. Deutlicher kann Minister Spaenle meines Erachtens nicht zeigen, dass er die Lehrkräfte lediglich als jederzeit verfügbare Arbeitstiere ansieht und ihnen keinerlei Unterstützung bieten will. Das Thema muss deshalb schleunigst auf die Agenda der Politik.

Es ist eine echte Farce und äußerst dreist, dass das Kultusministerium in einer Pressemitteilung behauptet, es würde auf Eignungsberatungsverfahren setzen. Genau diese Eignungsberatungsverfahren für angehende Lehramtsstudenten versuche ich seit mehreren Jahren zu etablieren und immer wieder im Bildungsausschuss zu thematisieren. Erst vor wenigen Wochen lehnte die CSU erneut einen Vorstoß von uns FREIEN WÄHLERN ab, aufgemerkt, mit der Begründung, sie seien nicht effizient! Es ist geradezu lächerlich, was das Kultusministerium als Maßnahmen zum Gesundheitsmanagement aufführt: Praktika, Fortbildungen und Supervisionen sowie die Installation von Ansprechpartnern für Lehrergesundheit an den Schulberatungsstellen. Letztere sind genau jene Schulpsychologen, die ohnehin zu wenig „Sprechstunden" haben und hoffnungslos überbucht sind.

Petra Bork  / pixelio.de

Petra Bork / pixelio.de



Eine glatte Themaverfehlung, setzen Note 6 für das Kultusministerium. Ein Orientierungspraktikum eines Abiturienten soll bei Burnout helfen? Das Landesprogramm für die gute gesunde Schule? Ein Schulpsychologe mit wenigen Stunden soll als Ansprechpartner an der Schulberatungsstelle neben den Schülern auch noch für alle Lehrkräfte des Bezirks da sein und Coaching, Supervision etc leisten? ... Herr Spaenle sollte dringend einmal die Realität kennenlernen. Wir FREIE WÄHLER werden beim Thema Gesundheitsmanagement jedenfalls nicht locker lassen. Seit Jahren bemängele ich im Ausschuss für Fragen des öffentlichen Dienstes die mangelnde finanzielle Ausstattung des Gesundheitsmanagements, die bisher pro Beschäftigter im öffentlichen Dienst bei 0,45 Euro pro Jahr gelegen hat. Wenn ich mich recht erinnere, dann kann man für diese Summe nicht mal mehr einen Brief versenden.


11 Dezember 2014

Bayern spart am Bildungssystem

Immer wieder brüstet sich die bayerische Staatsregierung, dass Bildung in Bayern oberste Priorität habe. Wenn ich allerdings einige Zahlen und Fakten hernehme, dann sprechen die eine andere Sprache. Die OECD hat vor vielen Jahren einmal als Maßstab für gute Bildung in einem Land ausgegeben, dass dies erfüllt ist, wenn 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das Bildungssystem verwendet werden. Die mit dem Doppelhaushalt zur Verfügung stehenden Bildungsmittel in Bayern von 17,8 Milliarden Euro entsprechen bei einem BIP im Jahr 2013 von 487,99 Milliarden Euro gerade mal 3,65 % für den Haushaltsplan des Kultus- und Wissenschaftsbereiches. Für den Kultusbereich alleine stehen ca. 11,5 Milliarden Euro zur Verfügung, was gerade mal einem 2,36 %-Anteil am BIP entspricht. Damit liegt der Freistaat Bayern im bundesdeutschen Vergleich mit den übrigen Bundesländern nur auf Rang 13. Da gibt es also Nachholbedarf, zumal bei diesen Bildungsausgaben noch 1/5 Versorgungsleistungen, die nicht unmittelbar der Qualität der Bildung zu gute kommen, abgezogen werden müssen.

wolfgang teuber  / pixelio.de

wolfgang teuber / pixelio.de



Besonders interessant ist auch die Tatsache, dass die bayerische Staatsregierung systematisch die Grundschul-Standorte auf dem Lande aushungern lässt. Waren im Jahr 2012 an den bayerischen Grund- und Mittelschulen noch 39.570 Lehrkräfte beschäftigt, so sind dies im Jahr 2014 nur noch 38.099, was einem Minus von rund 5 Prozent an Stellen bedeutet. Keine andere Schulart musste so einen Aderlass hinnehmen und für die Jahre 2015 und 2016 geht es nochmal abwärts: 37.926 bzw. 37.831 sollen dann noch den beiden wichtigsten Schularten zur Verfügung stehen.

Dies ist umso dramatischer, da laut den Berechnungen des Bayerischen Schulleitungsverbandes alle Schularten einen deutlichen Stellenzuwachs im Zeitraum von 2007 - 2014 erlebt haben, mit Ausnahme der Grund- und Mittelschulen. Die Folgerung des Vorsitzenden des BSV ist eindeutig: "Wir im Bereich der Grund- und Mittelschulen sind Herrn MdL Felbinger sehr dankbar, dass wir endlich über ein verlässliches und aussagekräftiges Zahlenmaterial verfügen, das direkt vom Kultusministerium geliefert wurde. Es beweist, dass die demographische Rendite, wie sie uns versprochen war, ohne eine politische und mediale Lobby im Volksschulbereich nicht ausreichend zur Wirkung kommt. Wir hatten an den Grund- und Mittelschulen sicher einen stärkeren Schülerrückgang, gleichzeitig haben wir aber auch in unserem Schulbereich die meisten Ganztagsschulen und Ganztagsklassen, einen höheren Bedarf durch Inklusionsmaßnahmen und einen unverhältnismäßig hohen Anteil an ausländischen Kinder und Asylsuchenden. All das ist sehr personalintensiv und beansprucht sehr viele Lehrerstellen. Es ist eine Tatsache und kein Wunder, dass zum Beispiel im letzten Jahr die Klassenstärken an den Grundschulen in Bayern nicht mehr gesenkt werden konnten."

Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de



Interessant ist dabei auch ein Blick in den Bericht zur Beschulung der Flüchtlinge. Darin heißt es: "Zu Beginn des Schuljahres 2014/2015 wurden zunächst im Rahmen der regulären Unterrichtsversorgung aller Grund- und Mittelschulen in Bayern 309 Übergangsklassen eingerichtet, zum Stand 03.11.2014 konnten 338 Übergangsklassen für ca. 5.500 Schülern mit Personal aus der mobilen Reserve, die für unvorhersehbare Versorgungsfälle während des Schuljahres zur Verfügung steht, gebildet werden." Das bedeutet im Umkehrschluss, die mobile Reserve wurde also für die Übergangsklassen eingesetzt und fehlt in der regulären

Unterrichtsversorgung. Damit ist bewiesen, dass es also keine zusätzlichen Mittel für die Flüchtlingskinder-Beschulung gegeben hat, sondern eine Umschichtung im System: mobile Reserven werden für die Beschulung von Flüchtlingskindern verwendet.


19 November 2014

Mittelschulkonzept in Rimpar beeindruckt

Pädagogisch wertvolle und gelungene Konzepte mit vielen Ehrenamtlichen


Ich möchte fast versucht sein zu sagen: was bleibt einer Schule anderes übrig wenn sie zu  wenig Lehrerstunden für die optimale Beschulung der Schülerinnen und Schüler seitens des Freistaates zur Verfügung gestellt bekommt, als sich anderweitig umzuschauen. Anderweitig, das sind im Fall der Maximilian-Kolbe-Mittelschule in Rimpar Ehrenamtliche. Geradezu vorbildlich gelingt diese Vernetzung ehrenamtlicher Senioren mit den lernenden Kindern und Jugendlichen. Gemäß dem Motto 'Alt hilft Jung' entstehen genauso Synergieeffekte in die andere Richtung, die Schülerinnen und Schüler halten die Senioren jung.


Dennoch ist ein gesundes Maß an kritischer Betrachtungsweise erlaubt: Wenn eine Schule Ehrenamtliche für die Mithilfe des pädagogischen Auftrages gewinnen kann ist das eine tolle Sache, wenn aber Schule nur funktioniert, wenn Ehrenamtliche mithelfen, dann ist eigentlich Bildungsnotstand, so mein Urteil nach dem Besuch der Rimparer Maximilian-Kolbe-Mittelschule. Gerne bin ich deshalb der Einladung meines früheren, jahrelangen Lehrerkollegen an der Dr. Karl-Kroiß-Schule in Würzburg, Peter Zier, der als Rimparer Seniorenbeirat ehrenamtlich im Schulkonzept der Mittelschule involviert ist, gefolgt, um diese gewinnbringende Erfahrung über das engagierte Rimparer Mittelschul-Konzept zu machen. Dies ist letztendlich aus der Not durch die zu geringen Lehrerstundenzuweisungen des Staates entstanden.


So schilderte Schulleiter Reinhard Schlereth, dass die Besonderheit bei der Betreuung der Schüler in der Einbindung vieler ehrenamtlicher Helfer liegt. „Unsere Schule ist ein offenes Haus, wir bieten Senioren die Möglichkeit sich bei Computerkursen weiterzubilden und Senioren unterstützen wiederum einige Schüler ganz individuell beim Lernen an der Schule.“ A la bonneur, kann ich dazu nur sagen, das passt und ist sinnvoll.




Rainer Sturm  / pixelio.de

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Insofern interessierte mich schon die Frage, ob auch Schüler aus dem weiteren Umland, beispielsweise aus Würzburg-Versbach die Rimparer Schule besuchen würden. Der stellvertretende Schulleiter Michael Walter erklärte, dass durchaus Bedarf bestünde, dies aber aufgrund der Sprengeleinteilung im Mittelschulbereich nicht möglich sei und Schüler die Schule nicht frei wählen können. Da muss ich schon sagen, Gymnasiasten und Realschüler können stets frei die Schule ihrer Wahl besuchen, Mittelschüler werden aufgrund des Sprengels, der sie an eine Schule im Wohnort bindet, dagegen bevormundet. Dadurch verlieren die Mittelschulen einen wichtigen Anreiz, um differenzierte, kluge Konzepte für die Schüler zu präsentieren. Als Kommunalpolitiker weiß ich natürlich auch, dass diese Sprengeleinteilung gewissermaßen das Faustpfand für den Bestand vieler Mittelschulen gerade im ländlichen Raum ist. Aber andererseits könnte sich so gute Schule mit ausgetüftelten pädagogischen Konzepten entwickeln.


Deshalb bin ich seit langem für mehr Eigenverantwortung für die Schulen, die auch zu einer qualitativen Verbesserung des Schulprofils führen kann. Ich verhehle nicht, dass ich eine gewisse Sympathie dafür


hege den Schulsprengel aufzulösen, da durch die gegenseitige Konkurrenz der Schulen untereinander die Qualität des Unterrichts und des Profils der Schule steigt.


Beeindruckend auch das Engagement der Lehrkräfte in Bezug auf die Vermittlung von Lehrstellen und der seit Jahren praktizierten Ausbildungsplatz-Garantie. Ich bin der Meinung, wenn jede Schule eine Ausbildungsplatz-Garantie für die Schüler abgeben könnte, müssten wir uns weniger Sorgen um den Wegzug von jungen Erwachsenen aus ihren Heimatorten machen. Deshalb ist  für mich die Einbindung der Schule mit ihren Schülern in das soziale und gesellschaftliche Leben vor Ort ein Garant dafür, dass eine Kommune wie Rimpar auch zukünftig attraktiv für Familien bleibt. Mit Standards kann heute keine Schule mehr punkten, wir brauchen viel Eigeninitiative und Engagement damit die Schüler ausbildungsfähig sind.


Deswegen werde ich beim Thema Sprengelbindung für Mittelschüler noch einmal meine Fühler ausstrecken, denn nur ein gesunder Wettbewerb um die besten Konzepte für die Mittelschulen wäre mittel- bis langfristig auch ein Garant für den Erhalt dieser Schulart.



7 November 2014

Licht ins Lehrerstellen-Dunkel gebracht

Endlich ist es mir gelungen mit einer Anfrage ans Kultusministerium (KM) Licht in die höchst unterschiedliche Entwicklung bei den Lehrerstellen in den verschiedenen Schularten zu bringen. Bei meiner Anfrage nach der Verteilung der 8209 neuen Lehrerstellen in Bayern seit 2008 stellte sich heraus, dass insgesamt nur 5818 Stellen neu geschaffen worden waren und eben nicht jene 8209, die die CSU in ihren Propagandabroschüren den Menschen verkaufen will. Laut der Antwort des KM wurden weitere 3220 Lehrerstellen dem Schulbereich für neue und zusätzliche Aufgaben belassen, die rein rechnerisch nicht mehr benötigt worden wären und eigentlich hätten eingezogen werden können.




Tim Reckmann  / pixelio.de

Tim Reckmann / pixelio.de


Es ist richtig, dass der bayerische Staatshaushalt im Bereich der Schulbildung von rund 8,5 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf mittlerweile 10,8 Milliarden Euro angestiegen ist. Was dabei den Anteil an den Lehrerstellen für die einzelnen Schularten betrifft, ergibt sich folgendes Bild:




  1. Alle Schularten haben einen deutlichen Stellenzuwachs im Zeitraum von 2007 bis 2014 erlebt, mit Ausnahme der Grund- und Mittelschulen. Hier wurden die Stellen von 40 089 im Jahre 2007 abgebaut auf 38 099 im Jahre 2014, was rund 5 Prozent weniger Stellen bedeutet.

  2. Die Stellen für Förderschulen stiegen im gleichen Zeitraum von 6273 auf 7314 an, was ein Plus von 15 Prozent ausmacht.

  3. Die beruflichen Schulen steigerten ihre Stellenzahl von 8237 im Jahre 2007 auf 9995 im Jahre 2014. Das ist ein Anstieg von 17,6 Prozent.

  4. Die staatlichen Realschulen konnten einen Stellenzuwachs von 7881 im Jahre 2007 auf 10 044 im Jahre 2014 verzeichnen. Das ist eine Steigerung um 21,5 Prozent.

  5. Die staatlichen Gymnasien schließlich steigerten ihre Stellenzahl von 17 783 im Jahre 2007 auf 19 886, das sind rund 10,5 Prozent mehr, obwohl 2012 der ganze 9. Schülerjahrgang weggefallen war.


Die Zahlen beweisen, dass die demographische Rendite, wie sie versprochen war, im Volksschulbereich nicht angekommen ist. Sicher gab es an den Grund- und Mittelschulen einen stärkeren Schülerrückgang, gleichzeitig wurden dort jedoch auch die meisten Ganztagsklassen geschaffen, ein höherer Bedarf durch Inklusionsmaßnahmen erzeugt und es war ein besonders hoher Anteil ausländischer und Asyl-Kinder mit zusätzlichem Bedarf an Sprachunterricht zu versorgen. Auch für sogenannte Übertrittslotsen, die an Gymnasien und Realschulen zum Einsatz kommen, werden beachtliche Kapazitäten gebunden. All das ist sehr personalintensiv und beansprucht viele Lehrerstellen. Die Höchstgrenze bei der Klassenbildung in Bayern beträgt nach wie vor für die 1. Klasse 28 Kinder. Die durchschnittliche Klassenstärke an Bayerns Grundschulen ist innerhalb Deutschlands mit am größten.


Für die Stellenmehrung bei den anderen Schularten gibt es sicher gute Gründe. Vermutlich liegt es an der fehlenden politischen und medialen Lobby, dass ausgerechnet bei den Grundschulen schmerzliche Stellenkürzungen trotz ausreichend vieler qualifizierter Bewerber stattgefunden haben. Auf Dauer sind nur gut geführte Schulen gute Schulen. Kleine Klassen und längere Unterrichtszeiten nützen nur, wenn darin besser unterrichtet und erzogen wird und genau darum kümmern sich kompetente Schulleiter, die für ihre Arbeit genug Zeit und eine hohe Qualifikation haben.



23 Oktober 2014

Staatsregierung ziel- und planlos bei verunglückter Gymnasialreform

Das Vorgehen der CSU in Sachen Weiterentwicklung des Gymnasiums ist mehr als enttäuschend und in der Sache wenig hilfreich. Die ins Spiel gebrachten Pläne zur Einführung einer ‚Mittelstufe plus‘ haben bis heute unterm Strich mehr Verwirrung als Klarheit verursacht. Dies wurde einmal mehr klar beim Schlagabtausch im Bayerischen Landtag im Rahmen der von unserer Fraktion beantragten ‚ 'Aktuellen Stunde’.  Die Diskussion, in der ich noch mal die ganze Entwicklung bis zum heutigen Tag aufgeworfen habe, führt uns erneut vor Augen, wie an den Betroffenen vorbei agiert wird. Konstruktive Ideen und Lösungen schauen anders aus! Die CSU und die Staatsregierung wirken nach wie vor planlos.




Matthias Bozek  / pixelio.de

Matthias Bozek / pixelio.de


Nach dem monatelangen und von der CSU hoch gerühmten Dialogprozess ist es ein Trauerspiel, dass immer noch kein ausgestaltetes Konzept vorliegt. So habe ich mich im Plenum an die CSU gewandt. „Was gilt denn nun? Diese so genannte verlängerte Mittelstufe lässt anscheinend alles offen, so dass jeder das hinein interpretieren kann, was er möchte.“ Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass die gymnasiale Schulfamilie immer noch nicht weiß, wohin die Reise gehen soll.  Es ist nicht mehr zu übersehen, dass die CSU plan- und orientierungslos ist. Für mich stellt sich angesichts der Tatsache, dass der Abteilungsleiter Gymnasium im Kultusministerium einfach einen Beschluss der CSU-Fraktion uminterpretierte und aus der anvisierten Wahlfreiheit das Vorhandensein eines pädagogischen Bedarfes voran setzte, die Frage: Wer bestimmt eigentlich die Richtung? Der Minister, die Fraktion oder doch die hohen Beamten?


Für uns FREIE WÄHLER ist klar, dass jeder Schüler individuelle Lernzeiten am Gymnasium benötigt und sich daher natürlich frei und ohne Vorgaben von oben für eine acht-  oder neunjährige Gymnasialzeit entscheiden können soll. Mit der CSU-Interpretation der sogenannten ‚Mittelstufe Plus‘ bleibt vor allem die Frage offen, ob sich dieses Angebot nur an die vermeintlich schlechteren Schüler richtet? Viele ungeklärte Fragen, auf die die Staatsregierung nun nach Wochen des Ankündigungs-Wirrwarrs ums bayerische Gymnasium und auch die CSU wohl selbst immer noch keine Antworten hat.


Insofern ist das Fazit vernichtend: Die Gymnasialreform ist bislang gescheitert. Wenn die CSU unser Konzept zuerst schlecht redet und anschließend schlecht kopiert, kann das einfach nicht funktionieren. Mein Kollege Michael Piazolo stellte richtig fest: Die CSU müsse aufhören, ständig über das Volksbegehren zu schimpfen. Denn 300.000 Menschen seien bayernweit in die Rathäuser gegangen und hätten für eine Wahlfreiheit unterschrieben. Diese Bürger nicht ernst zu nehmen, sei die bekannte Arroganz der Macht.



18 Oktober 2014

Desolate Bildungssituation für Flüchtlingskinder

Schulen brauchen dringend zusätzliche Stunden

Nie waren nach dem Ende des  2.Weltkriegs weltweit mehr Menschen auf der Flucht als im Augenblick. Bestehende Konflikte sind deshalb längst bei uns in Bayern angekommen – inklusive der traumatischen Ereignisse, die Kriege für Menschen mit sich bringen. Während die Staatsregierung mit Blick auf die Aufnahmeeinrichtungen völlig überfordert scheint, versuchen unsere Kommunen und Schulen, die Lage der Flüchtlinge und deren Kinder irgendwie in den Griff zu bekommen. Die UN-Kinderrechtskonvention formuliert Grundrechte für Kinder, darunter auch das Recht auf Betreuung und Bildung für Flüchtlingskinder. An diesen Maßstäben muss sich auch Bayern messen lassen.




Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de


Es ist uns wichtig, jungen Flüchtlingen zu helfen ihre traumatischen Erinnerungen zu bewältigen, aber auch Unterricht anzubieten und Deutschkenntnisse zu vermitteln, um Normalität zu schaffen und Chancen zu eröffnen. Viele Lehrkräfte betonen, dass die Kinder und Jugendlichen in besonderem Maße wissbegierig und leistungsbereit sind. Es geht deshalb darum, jedem Einzelnen eine Chance auf ein besseres Leben zu ermöglichen. Damit dies gelingen kann, sind die geeigneten Rahmenbedingungen an den Schulen, die Grundvorrausetzung. Hierbei ist es sehr bedauerlich, dass unsere Grund- und Mittelschulen vom Kultusministerium über Wochen alleine gelassen wurden.


Erst jetzt hat Minister Spaenle das Problem überhaupt erst erkannt und eine Stabstelle eingerichtet. Damit dies kein zahnloser Tiger bleibt, braucht es aber deutlich mehr an Kraftanstrengungen. Lediglich nur Ansprechpartner an den Bezirksregierungen zu benennen und Koordination zu organisieren, ist zu wenig und hilft der der konkreten Schule vor Ort kaum. Denn: In den Landkreisen braucht es dringend zusätzliche Übergangsklassen, mehr Mobile Reserven, Schulsozialarbeiter und Beratung durch Schulpsychologen, die Erfahrung mit traumatisierten Kindern haben. Übrigens: Die reine Ankündigung in einer Pressemitteilung des Ministeriums, dass der Minister zusätzliche Mittel beantragt habe, ist für uns nur eine Luftblase. Wir brauchen die genannten Maßnahmen jetzt und nicht am Sankt-Nimmerleinstag.



16 September 2014

Spaenles Himmelfahrtskommando

Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht, als ich vergangenen Freitag via Ticker las, 'Spaenle will Wahlfreiheit G8/G9'. Doch als ich den Text aus Ungläubigkeit über das was ich da sah, das zweite Mal durchstöberte und es meinem Mitarbeiter vorlas, stellte dieser unverblümt fest: „Das hört sich verdammt nach Volksbegehren der Freien Wähler an".


 Wie Recht er doch hat. Gut acht Wochen nach Ende der Eintragungsfrist für das Volksbegehren also eine Kehrtwende? Mitnichten! Denn Spaenle-Ankündigungen muss man immer auf den Wahrheitsgehalt überprüfen. Und da gibt es noch sehr viele Fragezeichen auf dem von uns angestrebten Weg zur Wahlfreiheit zwischen einem G8 und einem G9.


 Immerhin, beim Bildungsgipfel mit den bildungspolitischen Sprechern konkretisierte er tatsächlich, dass die von uns aufgezeigte Entscheidung über einen quasi G9-Zug ab der achten Jahrgangsstufe, den Schulen obliegen soll. Mehr Eigenverantwortung vor Ort, also ganz so, wie wir FREIE Wähler es angestrebt haben und von allen Parteien einschließlich der CSU und Verbänden gescholten wurden. Irrealistisch sei dies, Chaos werde damit verursacht. Nun schlägt es Spaenle vor und da passt es. So verrückt kann nur Politik sein!


 Auch in einem weiteren Punkt können wir Spaenle zustimmen, den pädagogischen Reformen. Ob jetzt auch Doppelstunden-Unterricht, Zeitpunkt des Beginns der zweiten Fremdsprache, Einsatz von Lehrertandems, zeitgemäße Formen von Notengebung, eine Flexibilisierung der Stundentafel, angesagte Tests, die Trennung von Unterrichts und Prüfungsphasen, Personalführung, Unterrichtsplanung, Leistungsüberprüfung im Teambereich, Begabtenförderung, Coaching oder Prüfen von Fächerverknüpfungen umgesetzt werden sollen bleibt offen. Alles Beispiele längst überfälliger Elemente eines modernen Unterrichts, die schnellstmöglich am Gymnasium verwirklicht werden sollten.

Quelle: Sat1 Bayern

 Freilich bin ich mir nicht ganz im Klaren wie dies angesichts der Tatsache, dass der neue Lehrplan Plus als Grundelement der Gymnasialreform erst ab 2018 Einzug halten soll, verbindlich für die Gymnasial-Lehrkräfte Umsetzung findet.


 Auch sehe ich noch einen großen Knackpunkt in Spaenles Überlegungen, denn für den Mittelstufen Plus-Zug soll es keinen eigenen Lehrplan geben. Da muss ich sagen, dann ist die neu geglaubte Errungenschaft lediglich ein aufgeblasenes Flexi-Jahr und wird ebenso wenig Akzeptanz bei den Schülern wie Eltern finden wie das gescheiterte Flexi-Jahr. Deshalb gilt es hier noch klar nachzubessern, wenn aus dem Reförmchen doch noch eine Gymnasial-Reform mit Haltbarkeitsdatum länger als 365 Tage werden kann.


 Auch da sind wir Freie Wähler nun wieder gefragt mit Nachdruck den richtigen Weg aufzuzeigen, der nur dann eine echte G9-Alternative ist wenn es dazu auch den dazu gehörigen Lehrplan gibt und kein Himmelfahrtskommando, wie es Spaenle derzeit vor hat.



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