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2 April 2013

Inklusion muss gelebt werden

Inklusion muss in den Köpfen ankommen und im Herzen gelebt werden. Die Art und Weise der Umsetzung der Inklusion beschäftigt derzeit auch aufgrund einer neuen Bertelsmann-Studie die Öffentlichkeit. Dabei überwiegt die Unzufriedenheit über die bisherigen Fortschritte weit mehr als die Freude über diese. Ich bin allerdings entgegen diesen starren statistischen Zahlen und Schlussfolgerungen durchaus der Meinung, dass wir in Bayern mit der 2011 erfolgten Änderung des BayEUG, das behinderten Kindern und deren Eltern die freie Wahl der Schule ermöglicht, einen großen Schritt nach vorne getan haben.





"Swantje Grossert" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by) http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de


Freilich sehen das, was ich durchaus verstehen kann, nicht alle so, denn: wie so oft im Bildungsbereich stimmen auch hier nach wie vor die Rahmenbedingungen nicht. Meines Erachtens fehlt es immer noch an drei Dingen: Wir brauchen mehr Lehrkräfte zur Unterstützung der förderbedürftigen Kinder an den Regelschulen, eine gezielte Fort- und Ausbildung der Lehrkräfte und den wirklichen Willen der Staatsregierung, Inklusion umzusetzen und entsprechend mit den nötigen zusätzlichen finanziellen Mitteln zu fördern.


Bildungsökonom Klaus Klemm hat ausgerechnet es seien bundesweit 9300 zusätzliche Lehrkräfte nötig, um inklusiven Unterricht in angemessener Qualität anzubieten. Das würde jährlich 660 Mio. Euro kosten und auch nur dann, wenn man das Förderschulwesen, das jährlich drei Milliarden Euro verschlingt, darin aufgehen lassen würde.


Da kommen wir in Bayern mit unseren bisher jährlich 100 zusätzlich zur Verfügung gestellten Stellen sozusagen nur im Schneckentempo voran! Ich kann gut verstehen, dass die vielen engagierten Lehrerinnen und Lehrer, die mit 1000-prozentigem Einsatz versuchen Inklusion dennoch auf Kosten ihrer Freizeit umzusetzen, kritisieren, dass man wieder einmal ein Produkt in die Welt gesetzt hat, für dessen (Über)leben aber keiner sorgt.




Paul-Georg Meister / PIXELIO / pixelio.de


Ich bin nach wie vor unabhängig von allen wunderbaren Statistiken, die in der Bertelsmann-Studie vielen Bundesländern Nachholbedarf attestieren, der Meinung, dass Inklusion nicht verordnet werden kann. Insofern nützen solche Statistiken lediglich dem Papier, auf dem sie geschrieben und veröffentlicht wurden, jedoch nicht der Sache selbst. In vielen Gesprächen mit Schulleitern und Lehrkräften, mit Eltern und Bürgermeistern klingt auch immer wieder eine Portion Skepsis hinsichtlich der schnellen Umsetzung der Inklusion durch. Sei es, dass es für viele Menschen nach wie vor unvorstellbar ist, dass Behinderte und Nichtbehinderte in einer Klasse gemeinsam unterrichten werden sollen oder sei es, dass man Angst vor etwas Neuem hat und durchaus auch die Grenzen sieht.


Ungeachtet der politischen Unzulänglichkeiten und Notwendigkeiten die ich oben aufgeführt habe ist es unumgänglich, dass Inklusion zu allererst in den Köpfen der Menschen ankommen und im Herzen umgesetzt werden muss. Da gilt es den Hebel anzusetzen. So könnte bei vielen (nichtbehinderten) Menschen ein Besuch in einer Förderschule oder einem Behinderten-Wohnheim das Verständnis für die Selbstverständlichkeit der Umsetzung der Inklusion unterstützend helfen. Wäre das nicht mal ein Ansatzpunkt um dem Ziel wirklich näher zu kommen? Ich persönlich komme – seit ich einmal bei der Aktion Rollentausch einen Nachmittag dort verbracht habe - immer wieder gerne in das Behinderten-Wohnheim meiner Heimatstadt um die lieben Menschen dort zu treffen und mal „Hallo, wie geht´s?“ zu sagen. Und siehe da, beim Heim gehen stelle ich immer wieder fest, dass der Besuch eine Bereicherung für mich war. Wieso also nicht auch die Inklusion?



28 März 2013

Vom Zappel- und vom Sorgenphilipp

Die Fakten sind besorgniserregend und aufschreckend zugleich. Die Anzahl deutscher Kinder und Jugendlicher, die laut Diagnose ihrer Ärzte am sogenannten Zappelphilipp-Syndrom leiden, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Bei sage und schreibe 620 000 Jungen und Mädchen stellten die Mediziner 2011 eine Konzentrationsstörung in Verbindung mit Hyperaktivität, dem sogenannten ADHS, fest. Im Vergleich zum Jahr 2006 ist das ein Anstieg um 42 Prozent!





Jetti Kuhlemann / PIXELIO / pixelio.de


Was ist bloß passiert in diesen fünf Jahren und was ist los mit unseren Kindern? Diese und ähnliche Fragen stellen sich Lehrer, Eltern und Wissenschaftler gleichermaßen. Anhand dieser Diagnosezahlen der größten deutschen Krankenkasse, der Barmer GEK, steht Deutschland damit an der Weltspitze was die Anzahl der ADHS-Fälle angeht!
Was können wir dagegen tun? Als Bildungspolitiker und aus Eigenerfahrung als Lehrer weiß ich, dass hier gerade kleine Klassengrößen äußerst wirksam helfen, was wir FREIE WÄHLER seit langer Zeit immer wieder und noch fordern. Schön zu beobachten war es in meiner Zeit als Lehrer stets, wenn Schüler von einer Regelschule mit relativ großen Klassengrößen jenseits der 20 zu uns an die Förderschule gekommen sind und in einem kleinen Klassenverbund (unter 15) plötzlich aufgeblüht sind und deren Bildungsweg dann eine ganz andere, positive Wende genommen hat. Eine zweite Lehrkraft sollte nach unserer Einschätzung deshalb vor allem in der 1. und 2. Jahrgangsstufen zur Differenzierung und individuellen Förderung verpflichtend werden. Ich bin sicher, damit könnte man Vieles verbessern. Das kostet natürlich Geld und es braucht dazu neue Lehrerstellen, aber: besser präventiv Geld ins System stecken als später noch teurer nachbessern.





Dieter Schütz / PIXELIO / pixelio.de


Am häufigsten wird die ADHS-Krankheit im Übrigen im Alter von zehn Jahren festgestellt. Im Jahr 2011 war jeder achte Junge dieses Alters von ADHS betroffen, dagegen litten jedoch nur 4,4 Prozent der Mädchen an dem Syndrom. Äußerst bedenklich in meinen Augen ist der von vielen Medizinern verordnete Griff zur Pille, denn mit ähnlichem Ausmaß nahm die Behandlung von ADHS mit dem Wirkstoff Methylphenidat, besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin, zu. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen bis zum Alter von 19 Jahren, die eine solche Pille nahmen, stieg insgesamt um 35 Prozent. Das Medikament ist umstritten, unter anderem deshalb weil es nur die Symptome der Krankheit mildert, sie aber nicht heilt.


Wir FREIE WÄHLER sind überzeugt, dass auch hier der Unterricht in einer rhythmisierten Ganztagsschule unter mehr Einbringung von Fächern wie Musik, Kunst und Sport positive Veränderungen bringen würde. Aus Amerika sind Studien bekannt, die gerade dem täglichen Sporttreiben beim Zappelphilipp-Syndrom heilsame Wirkung zuschreiben. Auch diesbezüglich haben wir im Landtag im vergangenen Jahr eine Initiative gestartet, die jedoch seitens der Regierungskoalition abgeschmettert wurde. Es sei nötig, aber nicht umsetzbar, war das tolle (!) Argument.





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Meines Erachtens laufen wir als Gesellschaft Gefahr, dass wir eine ADHS-Generation produzieren, wenn wir nicht gegensteuern. Doch scheint mir die große Politik da derzeit schwerhörig. Ich bin sicher, Pillen sind der falsche Weg. Auffällig ist insbesondere die Verteilung der Diagnosen in der Bundesrepublik. So trat ADHS bei zehn- bis zwölfjährigen Kindern in Mecklenburg-Vorpommern kaum auf. In meinem Regierungsbezirk Unterfranken hingegen gab es mehr als doppelt so viele Fälle wie im Bundesdurchschnitt. Das ist auch im internationalen Vergleich ein hoher Wert. So bezeichnen Experten Würzburg als „Welthauptstadt der ADHS-Fälle“.


Die hohe Anzahl der hiesigen Fälle erklärt sich nach Angaben der Experten vor allem durch die vielen Kinder- und Jugendpsychologen, die in der Gegend ansässig seien. Zudem sei die medizinische Fakultät in Würzburg auf die Ausbildung von Medizinern dieser Disziplin spezialisiert. Angeblich seien die Anzahl der Fälle unter diesen Umständen eindeutig angebotsgesteuert.


Was noch ins Auge fällt ist die Tatsache, dass laut Studie junge Eltern häufiger Kinder mit ADHS haben, als ältere. Zudem trete die Krankheit in Akademiker-Haushalten seltener auf, und auch die Verschreibung von Ritalin sei dort seltener. Viele Eltern aus sozial schwächeren Schichten stünden offenbar unter hohem Druck, wenn ihre Kinder auf eine fortführende Schule wechselten. Wenn insbesondere die Jungen dann als auffällig gälten, liege das auch an deren im Vergleich zu Mädchen deutlich höherem Bewegungsdrang. Auffällig, und das gibt mir als Bildungspolitiker zu denken, ist schon, dass die ADHS-Diagnosen in einer Zeit zunehmen, in der wir erwarten, dass unsere Kinder immer früher lernen. Deshalb sage ich schon immer, gebt den Kindern mehr Zeit. Zeit für die Reife!



27 März 2013

Ende Studiengebühren = Anfang Pflege- und Absolventenbonus

Noch herrscht weitgehend Unkenntnis im Kultusministerium über die Umsetzung des in den vergangenen Wochen beschlossenen Bildungsfinanzierungsgesetzes. Möglich gemacht wurde dies bekanntlich erst durch das erfolgreiche Volksbegehren von uns FREIEN WÄHLERN Denn die bis dahin strikt gegen Studiengebühren agierende FDP ließ sich mit dem 400 Millionen-Paket quasi „kaufen“ und stimmte deshalb in einer beispielslosen Umfaller-Manier – aus reinem Machtinteresse und gegen die eigene Überzeugung – dann doch für die Abschaffung der Studiengebühren, um so die Regierungskoalition im Wahljahr vor einer Niederlage durch das Urteil des Volkes bei einem sonst anstehenden Volksentscheid zu verschonen.



Was uns allen in Bayern gut tut, sind in der Folge nunmehr weitere Bildungs-Happen, wie für den Bereich der frühkindlichen Bildung ( 77,7 Mio € ), den Meisterbonus für Absolventen der Meisterausbildung ( 41 Mio € ), zusätzliche Mittel für den Ganztagsschulausbau (20 Mio ), den Abfinanzierungsstau bei Privatschulen (120 Mio €), den Sportstättenbau (20 Mio € ) sowie Schulgeldausgleich für Altenpflege, Kinderpflege und Sozialpädagogik ( 11 Mio €) und die Kompensation der Studiengebühren (220 Mio €), die auf den Weg gebracht worden sind. Alles durchwegs Projekte, die wir FREIE WÄHLER seit Jahren angemahnt und in entsprechenden Haushaltsanträgen gefordert hatten.


So gelingt es mit den 20 Mio € an zusätzlichen Mitteln zu den im Haushalt zur Verfügung gestellten 8 Mio € für den Sportstättenbau, einen sich seit vielen Jahren angetürmten Berg der Vereins- und Verbands-Sportstättenförderung abzuschmelzen (Gesamtfinanzierungsstau 30 Mio €). An der Tatsache, dass die Sportvereine in den vergangenen Jahren bis zu acht Jahre warten mussten ehe ihnen die zugesagten Zuschussmittel auch tatsächlich vom Staat ausgezahlt wurden, stellt sich die Dringlichkeit dieser Finanzmittel am besten dar. Es zeigt sich aber auch, wie wenig die Regierungskoalition zu dem in Sonntagsreden immer wieder proklamiertem „Ehrenamt“ steht. Schließlich bedeuten acht Jahre Wartezeit auch, acht Jahre ehrenamtlicher Einsatz von unzähligen Vereinsmitgliedern bei Festen, Veranstaltungen etc. um entsprechende Finanzmittel für den Verein zu rekrutieren damit die Zwischenfinanzierung der bereits erstellten Bauten funktioniert.


Damit soll also nun – dank Wahljahr – zunächst mal ein Ende sein. Wir FREIE WÄHLER hatten deshalb ohnehin seit Jahren eine kontinuierlich angehobene Sportstättenförderung von 10 Mio Euro pro Jahr gefordert, sodass ein solcher Antragsstau überhaupt nicht erst entstehen könnte. Aber nunmehr im Wahljahr einen Geldregen über Bayerns Sportvereine auszugießen lässt sich natürlich als Regierungspartei besser anstellen. Nur, ob die Bürgerinnen und Bürger dieses Spiel nicht längstens durchschaut haben? Die Landtagswahl wird’s zeigen!





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Ähnlich ist die Situation auch bei der Abfinanzierung von Schulbaumaßnahmen privater, kommunaler und kirchlicher Schulträger. Hier ist der Abfinanzierungs-Berg sage und schreibe bei ca. 400 Mio € und damit um ein Vielfaches höher. Und die Träger mussten und müssen nach wie vor weiter oft unter schwierigsten Bedingungen kostspielige Zwischenfinanzierungen schultern, die ans Eingemachte gehen. So weiß ich etwa, dass für die Zwischenfinanzierung der Sanierung des Erich-Kästner-Förderzentrums der Lebenshilfe in Kitzingen der Landkreis als Zwischenfinanzierer eingesprungen ist, weil der Träger dies alleine nie und nimmer hätte meistern können. Da sind die gewährten 120 Mio € Bildungspaket-Nachschläge wiederum nur ein Tropfen auf den heißen Stein.


Eingesehen hat die Staatsregierung auch ihre jahrelange Misswirtschaft im Bereich der Förderung der Altenpflegeschulen. Hier soll künftig ein sogenannter Pflegebonus als Geldleistung gezahlt werden und somit ein Anreizsystem für erfolgreiche Absolventen geschaffen werden. Dies war längst überfällig, gelten doch Altenpfleger als Mangelware und Zukunftsbranche zugleich. Ich kann mich noch gut erinnern, dass die Altenpflegeschülerinnen und –schüler im vergangenen Jahr zu einer Massen-Demo im Landtag und in München waren und darum gefleht haben, dass endlich das Schulgeld in voller Höhe erstattet werden soll. Seitens der CSU/FDP wurde immer wieder gebetsmühlenartig vorgebetet, dass man bereits nachgebessert habe und im Soll liege. Nun gesteht die Regierungskoalition auch hier ihre Bildungs-Lüge ein!


In diesem Zusammenhang sollen auch erfolgreiche Meisterschüler und Absolventen von Kinderpflegeschulen und Fachakademien für Sozialpädagogik entsprechend mit einem „Absolventenbonus“ bedient werden, da dies Berufe von „gesellschaftlich hoher Relevanz“ seien und „Absolventenmangel“ herrsche, so die Auskunft des Ministerialbeamten vom Kultusministerium kürzlich im Bildungsausschuss. Anders schaut es jedoch bei den Heilerziehungspflegerinnen und –pflegern aus. Hier wurde seitens der Regierungskoalition unser Dringlichkeitsantrag zum Ausgleich des Schulgeldersatzes für Heilerziehungspfleger abgelehnt. Derzeit seien nach Auskunft der Agentur für Arbeit in Bayern in dieser Berufssparte 45 offene Stellen und 111 Arbeitssuchende bayernweit zu verzeichnen, weswegen man nicht von einem Mangelberuf sprechen könne, so der Vertreter des Kultusministeriums. Auf meinen Einwand hin, dass dies eine Momentaufnahme sei und sich dies schlagartig wieder anders darstellen könne und außerdem die Inklusion als neue Herausforderung auf diese Berufssparte in besonderem Maße angewiesen sei, kam nur der Hinweis, dass man nicht alles fördern könne.






Interessant finde ich auch die Nachbesserung im Bereich der Ganztagsschulen. Mit einem sieben Anträge umfassenden Bildungspaket hatten wir im vergangenen Jahr u.a. die Stundennachbesserung für die ersten beiden Jahrgangsstufen gefordert und stießen dabei auf alle möglichen Ausreden im CSU/FDP-Lager. Dank dem Studiengebühren-Deal erfolgt nun auch hier eine Nachsteuerung ebenso wie zusätzliches Geld für Deutsch-Vorkurse im Kindergarten und der Grundschule.



19 März 2013

Der Weg kann nur G9 neu heißen

Ist das G8 wirklich ein einziges Chaos? Geht man den Eltern der Landeselternvereinigung für Gymnasien in Bayern nach, dann JA! Rund achzig Prozent äußerten beim Landeselterntag in Kulmbach ihren Unmut und forderten weitere Reformen. Doch ist es mit Reformen getan? Diese Frage stelle ich mir angesichts der Tatsache, dass seit mittlerweile neun Jahren am Stoiberschen G8 reformiert wird und nicht wirklich jemand damit zufrieden ist.


Auch bei einer Podiumsdiskussion des Unterfränkischen Philologenverbandes in Würzburg, an der Schulleiter und Gymnasiallehrer teilnahmen, war nicht wirklich Zustimmung zum G8 herauszulesen. Den Mut, das G9 neu zu fordern hatte allerdings auch keiner der Verbandsfunktionäre. Ich sehe neuerliche Reformversuche trotzdem als nicht zielführend an. Auf allgemeinen Unmut stieß ebenfalls das sogenannte Flexibilisierungsjahr, von dem auch Niemand weiß, wie es überhaupt funktionieren soll.




Hierzu bräuchte es vor allem genügend Personal: laut Aussage des CSU-Mitdiskutanten Rüth sollen jedoch 1,5 Stellen pro Gymnasium zusätzlich kommen. Ich frage mich hier nur, was diese 1,5 Stellen alles beinhalten. In der Vergangenheit wurde schon des Öfteren seitens der Staatsregierung das angebliche Füllhorn an Lehrern über Bayerns Schulen ausgeschüttet, gemerkt hat an den Schulen davon allerdings Niemand etwas.


Ich bin mir auch nach der Diskussion mit den Philologen sicher: Bayern braucht das Gymnasium als Premiumweg zum Abitur und zwar von der Klasse 5 bis zum Abschluss. Damit sind auch Gemeinschaftsschulen für uns FREIE WÄHLER außen vor. Hamburg hat gezeigt, dass die Eltern diese Schulart schätzen und wollen. Auch wir benötigen eine Schulart für die qualitativ hochwertigste Bildung unserer Schüler, um sie entsprechend auf das Studium vorzubereiten.


Dennoch, bezüglich der Dauer der Gymnasialzeit bin ich nach wie vor der Meinung, dass wir in einem sanften Übergang den Weg zurück zum neunjährigen Gymnasium gehen müssen. Bedenkt man die Zahl der Gymnasiasten, die bereits ab Klasse 5 Nachhilfeunterricht erhalten, betrachtet man außerem die zunehmende Zahl psychischer Erkrankungen bis hin zu Burn-Out bei Schülern (!) und hält man dann noch die dramatisch rückläufigen Zahlen der Jugendverbände beim Engagement in Vereinen und Verbänden  dagegen, dann gibt es keine Alternative.



Ohnehin hat Kultusminister Spaenle mit dem Flexibilisierungsjahr bereits den Weg zurück zum G9 geebnet. Nur will in der CSU kein Politiker den Stoiberschen Fehler des Hals-über-Kopf-G8 eingestehen. Aber die Wählerinnen und Wähler haben im Herbst bei der Landtagswahl eine starke Stimme. Wir FREIEN WÄHLER sehen jedenfalls das G9 neu nicht als Hirngespinst, sondern als mittelfristige Realität.



12 März 2013

Das Umdenken bei Arbeitgebern und Arbeitsnehmern ist Pflicht: Bereitschaft zum lebenslangen Lernen!

„Mich interessiert die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben!“ Dies sagte bereits Albert Einstein und für uns alle sollte dies auch die Zielsetzung sein. Ohnehin geht es uns hier in Unterfranken mit einer unter den Bayernschnitt liegenden Arbeitslosenquote und speziell in meinem Heimatlandkreis Main-Spessart mit einer Arbeitslosenquote von sagenhaften  2,7 Prozent noch wirklich gut. Eugen Hain, der Leiter der Agentur für Arbeit in Würzburg, übersetzt deswegen die Abkürzung MSP gerne mit „Many Successful People“ (Viele erfolgreiche Leute). Bayernweit liegt da nur der Landkreis Eichstätt mit lediglich einer Arbeitslosenquote von 1,3 Prozent nochmal deutlich besser und ist gleichzeitig Spitzenreiter in der Bundesrepublik.


Jedoch kann man deutschlandweit, selbst 20 Jahre nach der Wiedervereinigung, immer noch einen gespaltenen Arbeitsmarkt erkennen. Ebenso wird für das laufende Jahr 2013 eine nachlassende wirtschaftliche Dynamik erwartet. Der US-Ökonom Jeremy Rifkin prophezeite diesbezüglich bereits, dass die „Arbeit langfristig schwindet, da selbst die billigste Arbeitskraft teurer als die Maschine ist.“ Horst W. Opaschowski, ein Hamburger Freizeit- und Zukunftsforscher, sagt ebenfalls dass das „Normalarbeitsverhältnis stirbt“.


„Wir erleben gerade eine fundamentale Wende in der Arbeitswelt: Wir verlassen das Industrie- und erreichen das Informationszeitalter. Das wird Handel und Arbeit so grundlegend verändern, wie der Wechsel von mittelalterlicher Landwirtschaft zum Industriezeitalter – in weniger als einem halben Jahrhundert“, so prophezeit Jeremy Rifkin. Mittlerweile befinden wir uns in Deutschland deshalb längst auf dem Weg in die Wissensgesellschaft und Faktoren wie Arbeit, Boden und Kapital werden von Wissen verdrängt. Deshalb wird Bildung - damit sind die Erstausbildung und Weiterbildung gemeint - immer wichtiger und zur zentralen Voraussetzung für die persönlichen und vor allem beruflichen Chancen und Erfolge jedes Einzelnen.




Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com  / pixelio.de

Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de





Zusätzlich kommt hinzu, dass sich mittlerweile ein „War for talents“ (Krieg um Talente) entwickelt hat. Hierbei geht es in einem nationalen und internationalen Wettstreit um die klügsten Köpfe und die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb muss auch die deutsche Wirtschaft ihre Wettbewerbsposition insbesondere mit intelligenten, hochwertigen und innovativen Gütern, Dienstleistungen und Produktionsverfahren sichern. Im Krieg um die Talente müsse sich auch die Unternehmen in unseren Regionen umstellen. Wer die besten Köpfe will, der muss auch die attraktivsten und besten Arbeitsbedingungen anbieten können. Flexible, familiengerechte Arbeitsplätze, funktionierende und vorhandene Kinderbetreuungseinheiten, modernes Gesundheitsmanagement und ein attraktives Betriebsklima und Umfeld gehören ebenso dazu wie die grundlegende Bereitschaft Mitarbeiter stets weiter und fortzubilden. Nicht umsonst bieten Unternehmen wie Warema eigene Kindebetreuungsplätze an, haben längst flexible Arbeitszeitmodelle bis hin zu Arbeitszeitkonten geschaffen und sind nicht umsonst von mehreren Stellen für ihre Familienfreundlichkeit ausgezeichnet worden.


Aufgrund dessen werden von den Mitarbeitern nun vor allem Leistungsbereitschaft, Kreativität und berufliche Flexibilität erwartet und vorausgesetzt. Vor allem muss man mittlerweile auch bereit dazu sein, lebenslang zu Lernen und sich weiterzubilden, zumal es nicht mehr den Beruf fürs ganze Leben gibt. Zusätzlich dazu garantiert die neue Arbeitswelt jedoch nur noch ein Mindestmaß an Routine und Sicherheit. Dazu bleibt nur zu sagen: „Was man als Hänschen gelernt hat, wird man als Hans permanent auf dem Laufenden halten müssen“ oder aber auch einfach nur: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!“ Da gilt es also noch viel in den Köpfen von manchen Unternehmern und ebenso Arbeitnehmern zu arbeiten und umzudenken, schließlich ist der Fachkräftemangel in vollem Gang. In Unterfranken fehlen alleine im Handwerk 1800 (!) Auszubildende.



11 März 2013

G8 bleibt weiter auf dem Prüfstand und wird von den Eltern deutlich abgelehnt

Eigentlich bin ich weit weg von neuen Schulstruktur-Debatten und Veränderungen am bayerischen Schulsystem. Es gab genug davon in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten, angefangen vom R6 übers G8 bis hin zu den Mittelschul-Verbünden. Deshalb sagen wir FREIE WÄHLER ja auch so deutlich, dass wir die Gemeinschaftsschule als weitere Schulart nicht haben wollen.


Doch hat mich das Stimmungsbarometer bei der Mitgliederversammlung der Landeselternvereinigung der Gymnasien am vergangenen Wochenende doch erneut zum Nachdenken gebracht. Ohnehin sehe ich das G8 als unvorbereitete und überhastet eingesetzte Reform des Gymnasiums gescheitert. Und wenn bei einer "Probeabstimmung" von den anwesenden rund 200 Eltern nur vereinzelt zwei, drei die Hand für das G8 in seiner jetzigen Form gehoben haben dann finde ich das mehr als bedenklich.


Reparaturarbeiten hat es ja nun am G8 in den vergangenen Jahren genug gegeben. ob es Reduzierung der (nie auf das G8 abgestimmten) Lehrpläne waren oder Korrektur der Abiturnoten, zusätzliches Personal auf Druck der Eltern und Politik, nein, etwas Wahres war bisher nicht darunter.


Nun will Kultusminister Spaenle mit einer per Hochglanzbroschüre verkündeten "Individuelle Lernzeit"-Offensive eine Groß-Reparatur angehen, die wieder mehr Schein als Sein sein wird. Ich frage Sie deshalb ganz wertfrei, wie soll mit 1,5 Lehrerstellen an jeder Schule JEDEM KIND seine individuelle Förderung zuteil werden? Wie sollen damit die auf verschiedene Fächer, unterschiedliche Jahrgänge und mehreren Dutzend Schülern sich verteilenden Lerndefizite nachhaltig behoben werden? Im Vorhaben Spaenles sollen Schüler mit Lerndefiziten aus ihrem Unterricht herausgeholt werden und individuell gefördert werden. Was passiert in dieser "Förderzeit" mit dem versäumten Unterrichtsstoff im anderen Fach? Wird hier nicht ein Loch gestopft und gleichzeitig das andere aufgerissen?




Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de





Was brauchen wir also? Mit Sicherheit einen strukturierten Prozess bei dem überlegt wird, wie man den Schülern wieder die Möglichkeit einräumen kann am Gymnasium ausreichend Lern- und Reifezeit zu haben. Dabei liegt die Betonung auch auf Reifezeit, denn der Reifeprozess eines Jugendlichen wurde bei der G8-Reform völlig übergangen. Bester Beweis dafür ist die Tatsache, dass mittlerweile ein Drittel der Abiturienten nach dem erfolgreichen Abschluss erst ein "Sabbatjahr" in Form einer Auszeit mit vielerlei Gestaltungsmöglichkeiten, ob FSJ oder Auslandsaufenthalt wahrnehmen!Von daher ist das früher angeführte Argument, dass man die Jugendlichen früher der Wirtschaft zur Verfügung stellen wolle, nichtig, denn die Allerwenigstens tun es.


Für uns FREIE WÄHLER ist deshalb das G8 keineswegs in Stein gemeißelt. Beobachtungen im Nachbarland Hessen zeigen, dass bei parallel angebotenem G8 wie G9-Zweig etwa Zweidrittel das G9 wählen und bemerkenswerterweise vor allem die leistungsstärkeren Schüler! Das sind die Fakten und ich vertrete die Meinung, dass auch hier ein offener Diskussionsprozess in Bayern Alternativen andenken muss, etwa dass zumindest an einem Gymnasium pro Landkreis eine neunjährige Gymnasialzeit angeboten werden sollte und den Schülern somit die Wahlmöglichkeit gegeben wäre.  Wiederum gegen die Wahlmöglichkeit waren auch ein Großteil der Elternvertreter, vielmehr wollen auch sie eine grundlegende Reform. Und dabei sollte meines Erachtens eine neunjährige Gymnasialzeit nicht außer Acht gelassen werden. Denn mehr Lernzeit bedeutet auch sich intensiver mit dem Lernstoff auseinandersetzen zu können. Dies ist am derzeitigen G8 nicht möglich. So sind beispielsweise die Seminare 'freischwebend', sprich sie sind nicht mit den Grundfächern gekoppelt wie dies im früheren Kollegstufensystem mit Grund- und darauf aufbauenden Leistungskursen der Fall war.


Ich bin jedenfalls gespannt, wie im kommenden Herbst, wenn Flexibilisierungsjahr und individuelle Lernzeit flächendeckend an Bayerns Gymnasien eingeführt werden, der Aufschrei bei Lehrern, Eltern und Schülern ist. Schließlich sollen die zusätzlichen Personalressourcen laut Regierungskoalition ausschliesslich dazu genutzt werden und nicht zweckfremd etwa für eine ausreichende Unterrichtsversorgung hergenommen werden.



11 März 2013

Überschaubare Schulgrössen in der Schule der Region

Mit "Schülerwanderungen" von Bayern nach Hessen oder Baden-Württemberg bin ich bei uns im Landkreis Main-Spessart groß geworden. Als ich nun in diesen Tagen im Allgäu bei meiner Kollegin Ulrike Müller zu einer Bildungsveranstaltung im Rahmen unserer Bildungsoffensive "Bayerns Bildungslandschaft in Bewegung" unterwegs war, stellte ich mit einigermaßen Erstaunen fest, dass auch dort "Schülerwanderungen" ins "Ländle" bis zu 20 Prozent der Schülerschaft in bestimmten Regionen ausmachen.


Nun fordern wir FREIE WÄHLER schon seit geraumer Zeit flexible Lösungen vor Ort wenn Schulstandorte gefährdet sind. Aber mehr denn je bin ich nun überzeugt, dass mit unserer Schule der Region, in der durchaus sich mehrere Schularten unter einem Dach finden können - wie etwa in der Gesamtschule Hollfeld, die ich kürzlich auch besucht habe - hier ein praktikabler Lösungsvorschlag vorhanden ist.


Ohnehin wollen wir FREIE WÄHLER weg von Mammutschulen, die 1000 und mehr Schüler haben, weil dort längst nicht die Lernerfolge erzielt können wie an einer überschaubaren Schulgrösse. Warum also nicht, wie in Kempten, die großen Realschulen und Gymnasien entlasten und in einer Schule der Region in Weitnau Mittelschule, Realschule und Gymnasium unter einem Dach vereinen und ähnlich wie es in Hollfeld in Oberfranken in der Schule der besonderen Art geschieht, die Jahrgangsstufen 5 und 6 in einer Orientierungsstufe "sammeln" lassen.




Paul- Georg Meister / pixelio.de

Paul- Georg Meister / pixelio.de





Damit wäre der derzeit immense Übertrittsdruck in der vierten Klasse erst einmal weg und die Schüler hätten die Möglichkeit nach der sechsten Klasse auch dann noch ihre Wunsch-Schullaufbahn einzuschlagen. Gleichzeitig wäre auch für die sonst wandernden Schülerinnen und Schüler in Bayern eine attraktive Alternative zu den in Baden-Württemberg längst möglichen flexibleren Schullaufbahnen geboten. Denn in BW können Schüler seit diesem Schuljahr nicht nur zwischen G8 und G9 wählen, sondern neuerdings auch die Gemeinschaftsschule besuchen.


Nun sind wir FREIE WÄHLER nicht vorbehaltlos dem Gemeinschaftsschul-Modell nahestehend, aber Modelle wie in Hollfeld, bei denen in einer Region ein Schulstandort damit gefestigt wird und Schülern mit der Orientierungsstufe in den Klassen 5/6 zunächst nochmal zwei Chancenjahre der Reife eingeräumt werden, halte ich für zielführend. Denn bemerkenswerterweise wird etwa die Gesamtschule Hollfeld, die rund 20 Kilometer vor den Toren von Bayreuth liegt, auch von sehr vielen pendelnden Bayreuther Schülerinnen und Schülern besucht. Und was noch bemerkenswert ist, dass die Absolventen aus allen drei Schularten überdurchschnittlich gute Abschlüsse fabrizieren.


Also, was Lehren uns diese Beispiele? Kreative Schulmodelle können auch in den ländlichen Räumen erfolgreiche Schulen sein. Deshalb gehen für uns FREIE WÄHLER überschaubare Schulgrössen vor Mammutschulen. Und die Rechnung, lieber einen neuen Realschul- und Gymnasiums-Standort zusammen mit einem gefährdeten Mittelschul-Standort zu verquicken, würde in vielen Grenzregionen aufgehen.



22 Februar 2013

Enge Verzahnung zwischen letztem Kindergartenjahr und Grundschule notwendig

Der 14. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung bringt bemerkenswerte Erkenntnisse an den Tag. Zum einen ist das Bildungsniveau jüngerer Menschen gestiegen. Das verwundert mich jetzt ehrlich gesagt gar nicht so sehr, denn das ließen bereits die zunehmenden Zahlen bei Abiturienten und mittleren Bildungsabschlüssen in den vergangenen Jahren erkennen. Und dies ist auch auf gefühlte höhere berufsqualifizierende Abschlüsse zu übertragen. Sehr oft satteln erfolgreiche Auszubildende noch den Techniker oder gar ein Studium drauf.





Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de



Zum anderen ist eine derartige Entwicklung sowohl bei jungen Menschen ohne als auch mit Migrationshintergrund zu beobachten. Allerdings – und das ist nach wie vor bedenklich - besteht zwischen diesen beiden Gruppen nach wie vor ein deutlicher Unterschied! So verfügten junge Menschen ohne Migrationshintergrund in der Regel über höhere Schul- und Berufsausbildungsabschlüsse.


Am geringsten sind die Unterschiede bei der Hochschulreife. So verfügen 29 Prozent der 15- bis 25-Jährigen und 37 Prozent der 25- bis 35-Jährigen mit ausländischen Wurzeln über die Hochschulreife, in den gleichen Alterskohorten ohne Migrationshintergrund sind es allerdings 36 und 45 Prozent. Noch deutlich gravierendere Unterschiede stellt der Bericht allerdings im Bereich der berufsqualifizierenden Bildungsabschlüsse fest: Während 34 Prozent der 25-35-Jährigen mit Migrationshintergrund über keinen Abschluss verfügten, seien es in der gleichen Altersgruppe ohne Migrationshintergrund lediglich zehn Prozent.


Somit ist klar, dass Bildung nach wie vor der zentrale Punkt für faire Chancen von Kindern und Jugendlichen ist. Bereits die frühkindliche Bildung ist entscheidend für den Start in einen erfolgreichen Bildungsweg. Deswegen setzen wir FREIE WÄHLER uns seit langem für deutliche Verbesserungen in diesem Bereich ein, etwa einen qualitativ besseren Betreuungsschlüssel und eine Erhöhung der Gewichtungsfaktoren sowie einen notwendigen Sockelbetrag zur Grundfinanzierung.


Eines ist mir bei einer Podiumsdiskussion des Verbandes der bayerischen Wirtschaft (vbw) zum Thema „Vorschulische und schulische Bildung zukunftsfähig machen“ in München deutlich geworden, das letzte Kindergartenjahr braucht eine noch engere Verzahnung mit der Grundschule. Um hier Kinder noch besser auf die eigentliche schulische Bildungskarriere vorzubereiten braucht es eine Einbindung der Grundschullehrkräfte in den Alltag des letzten Kindergartenjahres um beispielsweise bei der Sprachförderung zu unterstützen, aber insgesamt auch schon auf den Lebensraum Schule einzustimmen.


Sicherlich verschreckt man viele Eltern mit einer Forderung nach einem verpflichtenden Vorschuljahr, aber angesichts der Ergebnisse vieler Studien, dass ein solches Jahr eine erfolgreiche Bildungslaufbahn fördert, sollte man zumindest darüber nachdenken. Schließlich umfasst Bildung neben Schulwissen auch soziale Fähigkeiten und lebensnahe Alltagskompetenzen, die man nicht früh genug anbahnen kann.


Überhaupt hat der vbw mit seinem 10-Punkte-Papier zu diesem Thema den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich könnte nahezu alle Punkte direkt unterschreiben und unterstützen. Etwas schmunzeln musste ich bei Punkt 10, dem Schulfrieden. Es wäre der Traum für die nächste Legislaturperiode im Bildungsbereich: endlich alle an einen Tisch ziehen zum Wohle der Bildung unserer Kinder.



20 Februar 2013

Aiwangers Klartext zum Ascher-Donnerstag

Es war im Wahljahr zunächst ein Pilotprojekt: Der Politische Ascher-Donnerstag in Untererthal mit keinem Geringeren als Bundes- und Landesvorsitzendem Hubert Aiwanger. Aber die tolle Resonanz im mit 130 Personen nahezu überfüllten Kreuz-Saal macht Appetit auf mehr, sprich eine Wiederholung im nächsten Jahr. Aschermittwoch ist traditionell in der Politik der Tag für eine deutliche Sprache. Deshalb war auch ein Tag später „Klartext“ angesagt. Dabei legte Aiwanger in gewohnt freier Sprache die Schwerpunkte der FREIE WÄHLER-Politik fest.


Die Stärkung des ländlichen Raums ist eine zentrale Forderung der FREIEN WÄHLER. Dazu gehören für die FW Investitionen in die Bildung, vom Ausbau der Krippen bis hin zur wohnortnahen Schule, der Erhalt der Infrastruktur, die Sicherung der ärztlichen Versorgung und die Straßensanierung. Nach unserer Ansicht ist ein Strategiewechsel nötig. Statt einem sturen Metropoldenken bevorzugen wir FREIE WÄHLER eine möglichst gleichwertige Verteilung auf alle Regionen Bayerns nach dem Motto „Stadt und Land, Hand in Hand!“




Hubert Aiwanger





Hubert Aiwanger sprach in seiner Rede von den FREIEN WÄHLERN als „Garant der Mitte“. Und zwar egal in welcher Konstellation bei einer möglichen Regierungsbeteiligung, aber nicht um jeden Preis. Er lege sich nicht auf einen Partner fest, denn es gehe um die Sache. Ihm schwebt daher „eine sinnvolle Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg“ vor.


Wir FREIE WÄHLER sind der Meinung, dass eine Politik, die nur Metropolen stärkt, falsch ist. Denn während in München die Mieten nicht mehr bezahlt werden können, stehen auf dem Land halbe Dörfer leer. Dieser Missstand macht deutlich, dass wir dafür ein Rezept finden müssen. Deshalb ist unsere Forderung nach einem Strategiewechsel in der bayerischen Politik „Stadt und Land, Hand in Hand“.


Weitere Themen Aiwangers in Untererthal waren die Abschaffung der Studiengebühren, eine schnellere Internetversorgung auf dem Land, die Strompreise und die Energiewende. Statt Geld in eine zweite Startbahn zu verschleudern, müsse man in die Energiewende investieren. Wenn es gelinge, einen Überschussstrom aus Sonne zu speichern werde das in zehn Jahren das Exportgut schlechthin, prophezeite er.




Hubert Aiwanger, Günther Felbinger





Zum Thema Bildung sagte Aiwanger: „Wir haben keine Zeit, das ganze System auf den Kopf zu stellen“. Deshalb solle man das, was funktioniert, so lassen und stattdessen in mehr Lehrer investieren. Haupt- und Realschulen könnten dort enger kooperieren, wo es Sinn macht.


Ich habe mich beim Politischen Ascher-Donnerstag auch hinsichtlich regionaler Zielsetzungen für die Region Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld geäußert. So muss es Ziel unserer Politik sein den Erhalt des Labels Biosphärenreservat unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen zu erreichen, um den Tourismus weiter zu stärken. Für das Staatsbad Bad Kissingen bin ich selbst gespannt, ob sich für das Steigenberger Hotel bis Juni 2013 tatsächlich eine Lösung findet, denn hier hatte ich bis zuletzt für eine transparente Lösung gekämpft. Derzeit sieht es eher nach einer Stillen-Kämmerlein-Lösung des Finanzministeriums aus. Für die Bäderlandkreise gibt es gerade für die Heil- und Kurorte angesichts der Heilbäder-Problematik viel zu tun um in München die Stimme energisch dafür zu erheben.




20 Februar 2013

R6-Reform erweist sich hinsichtlich der sinkenden Schulleistungen als Schuss in den Ofen

Wenn eine Diskussion zur Bildungspolitik einsetzt, dann geht es dabei neben der Verbesserung der Rahmenbedingungen stets um die Schulstruktur-Debatte: Längere gemeinsame Schulzeit, gegliedertes Schulsystem oder Gemeinschaftsschule. Wie oft haben wir diese Themen in den vergangenen vier Jahren im Bildungsausschuss oder im Plenum des Bayerischen Landtags heftig diskutiert. Während zahlreiche europäische Länder in den letzten Jahrzehnten Schulsysteme einführten, die ein längeres gemeinsames Lernen vorsehen, ging Bayern im Jahr 2000 mit der flächendeckenden Einführung der sechsstufigen Realschule den entgegengesetzten Weg. Statt wie zuvor nach der sechsten Klasse wurden Haupt- und Realschüler nunmehr schon nach der vierten Klasse aufgeteilt.




"Bernhard Frei" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc) http://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/de/deed.de

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Heute, rund 12 Jahre danach, stellt sich wirklich die Frage, war es Fluch oder Segen für die bayerische Bildungspolitik? Geht man den kontinuierlich steigenden Zahlen von Realschülern nach, dann war es Segen, zumindest für diese Schulart. Geht man dem damit einhergehenden Niedergang der Hauptschule, die vor zwei Jahren deshalb in Mittelschule umetikettiert wurde, nach, war es eher Fluch. Und auch die in dieser Woche vorgelegten, aktuellen Studie des ifo Instituts zufolge zeigt sich, dass diese Reform zu einem Rückgang der schulischen Leistungen sowohl unter Haupt- als auch Realschülern geführt hat. Insbesondere nahm die Anzahl leistungsschwacher Schüler in der Hauptschule zu.


Ziel der vom bayerischen Landtag im April 2000 beschlossenen Reform war es, Realschülern eine vertiefte und breitere Bildung zu ermöglichen und alle Schüler begabungsgerechter fördern zu können. Um die tatsächlichen Auswirkungen der bayerischen Schulreform auf die Schülerleistungen zu untersuchen, nahmen die Bildungsforscher des ifo Instituts die Ergebnisse der deutschen PISA-Erweiterungsstudien der Jahre 2000, 2003 und 2006 unter die Lupe. Diese Tests erlauben Rückschlüsse auf die Durchschnittsleistungen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften in den verschiedenen Schularten und ermöglichen einen Vergleich zwischen Schularten, Bundesländern und über die Zeit. Dadurch können die Leistungen der 15-jährigen Schüler in den Jahren 2000 und 2003, die zum größten Teil noch das alte Schulsystem besucht haben, mit den Leistungen der Schüler im Jahre 2006 verglichen werden, von denen die meisten bereits das neue Schulsystem besucht haben.




Dabei ist Verheerendes festzustellen: eine Verschlechterung der Leseleistung und ein Rückgang leistungsstarker Schüler! Die Leistungen der Haupt- und Realschüler in Bayern haben sich vor der Reform ähnlich entwickelt wie die Leistungen der entsprechenden Schüler in anderen Bundesländern. Nach der Reform haben sich die Leistungen der bayerischen Haupt- und Realschüler hingegen deutlich schlechter entwickelt, insbesondere im Lesen. Im Gegensatz zu den anderen Bundesländern ist in Bayern der Anteil der Schüler mit besonders niedrigen Kompetenzen nach der Reform deutlich angestiegen!


Besonders interessant ist, dass der bayerische Leistungsrückgang dabei auf die Haupt- und Realschüler beschränkt ist und sich nicht für bei den bayerischen Gymnasiasten findet, die von der Reform nicht betroffen waren. Der Rückgang in den Durchschnittsleistungen war in Haupt- und Realschulen etwa gleich groß. Dabei ist in den Hauptschulen die Anzahl besonders leistungsschwacher Schüler besonders stark gestiegen, während in den Realschulen der Anteil besonders leistungsstarker Schüler zurückging. Das deckt sich übrigens mit Beobachtungen von Realschullehrern, die insgesamt in den Jahrgangsstufen 5 und 6 einen deutlichen Rückgang des Leistungsniveaus beschreiben.


Wir FREIE WÄHLER fordern, die Ergebnisse der Studie des ifo Instituts zur Einführung der sechsjährigen Realschule R6 ernst zu nehmen. Sie legt nahe, dass mit der Einführung der R6 Land und Kommunen sehr viel Geld für eine in ihren Ausmaßen nicht zu Ende gedachte Reform gesteckt haben. Das haben wir immer schon moniert, denn es hat letztlich durch die Schließung der Teilhauptschulen zum Schulsterben auf dem Land geführt.

Deshalb kann unsere schon lange bestehende Forderung, vermehrt über Kooperationsformen der beiden Schularten und vor allem über die Einführung einer Orientierungsstufe in den Jahrgangsstufen fünf und sechs nachzudenken, gar nicht oft genug wiederholt werden. Dies würde endlich auch den inzwischen schier unerträglichen Übertrittsdruck in der vierten Jahrgangsstufe herausnehmen. So könnten wir es Schulen außerdem ermöglichen, regional passgenaue Bildungsangebote zu entwickeln.



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