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22 März 2012

Technikerschule Lohr ohne Lehrer

Eine Landtagsposse aus dem Wahlkampflehrbuch




Das Bayerische Kultusministerium (KM) und mit ihm die CSU hat mit dem Landtagswahlkampf 2013 bereits jetzt, rund eineinhalb Jahre vor dem Termin begonnen. So ganz bewusst wurde mir diese Tatsache, als ich eine Mitteilung des hiesigen CSU-Abgeordneten in den örtlichen Medien las, wo er Lohr als Standort einer neuen Technikerschule verkündete und begrüßte. Das KM selbst hatte zu diesem Zeitpunkt natürlich noch keine offizielle Stellungnahme abgegeben, sondern der Minister Spaenle den Kollegen „persönlich“ informiert.



So überrascht und zugleich erfreut über den Zuschlag für Lohr wie ich war auch unser Landrat Thomas Schiebel. Meine Nachfrage beim Landratsamt Main-Spessart, der Landkreis ist immerhin der Sachaufwandsträger für die Berufsschulen, der die räumlichen Voraussetzungen und auch die nötigen Geräte für die Ausbildung der Berufsschüler zur Verfügung stellen muss, ergab pure Ahnungslosigkeit. Anscheinend hatte Minister Spaenle hier noch nicht persönlich angerufen. Immerhin auch bemerkenswert, denn stellen Sie sich vor, Ihnen wird via Tageszeitung mitgeteilt, dass demnächst auf ihrem Grundstück etwas entstehen soll von dem Sie nichts wissen! Das ist Informationspolitik a la selbstherrlicher Staatsregierung!



Daraufhin versuchte ich im Kultusministerium mehr Details zur neuen Technikerschule zu erhalten. Ernüchterung stellte sich schnell ein, denn die Technikerschule entpuppt sich als vielleicht eine, vielleicht auch zwei Klassen, die an der Berufsschule Lohr mit integriert werden. Dafür soll kein zusätzliches Lehrpersonal benötigt werden, die Technikerschule wird dann aus dem jetzigen Bestand mit bedient. Wie das gehen soll, wo doch Jeder weiß, dass gerade an Berufsschulen das Personal knapp und die Klassengrößen mit am höchsten sind, versteht wohl nur …, ja, die CSU.


Obwohl die Raumsituation an der Lohrer Berufsschule als angespannt gilt, geht das Kultusministerium davon aus, dass die geplanten zusätzlichen Klassen ohne einen Erweiterungsanbau Platz finden. Neue Geräte und Maschinen müssten voraussichtlich auch nicht angeschafft werden, was aufgrund des neuartigen Mechatronikprofils mehr als unglaubwürdig erscheint.



Die Vorgehensweise des Kultusministeriums erscheint unter den Umständen als sehr fragwürdig. Keinerlei Informationen gingen an den Landkreis Main-Spessart, ein Abgeordneter der CSU bekam eine Info direkt vom Minister und über die genaue Ausgestaltung der Technikerschule gibt es keinerlei Details. Ein interessantes Beispiel wie Transparenz und Kommunikation im Kultusministerium hoch gehalten werden und wie wir Bildungspolitik „made by csu“ seit Jahren kennen: Transparenz versprechen und Planlosigkeit exerzieren! Das muss die nachhaltige Bildungspolitik für den ländlichen Raum sein, von der immer alle sprechen.



Besondere Brisanz erhält die grundsätzlich zu begrüßende Entscheidung für Lohr durch die Tatsache, dass der Landkreis bereits vor einigen Jahren eine solche Technikerschule wollte und nach der Ausschreibung allerdings feststellen musste, dass keine Lehrkräfte hierfür auf dem Markt zu finden waren. Das erklärt vielleicht auch die jetzige Entscheidung für die vom Kultusministerium geplante Technikerschule ohne Lehrer.





Die neue Technikerschule in Lohr, ohne Räume, Unterrichtsmaterial und Lehrer. Ist das nachhaltige Bildungspolitik? Foto: Karl-Heinz Laube/ PIXELIO



11 März 2012

„G8 + 1 = Abitur“ ist gleich Intensivierungsjahr

"G8 + 1 = Abitur", diese Formel sorgt seit einigen Tagen in der Öffentlichkeit und in der Schulfamilie wieder für einigen Wirbel. Die Ankündigung von Kultusminister Spaenle, künftig durch ein freiwilliges Zusatzjahr das Abitur - wie früher - auch in neun Schuljahren zu erreichen, ist nicht nur dem großen Verlangen von Schülern und Eltern nach Minderung des enormen Leistungsdruckes im von vorneherein konzeptionslosen G8 geschuldet, sondern ist mit Verspätung letztendlich das Eingeständnis, dass bei allen erfolgten Korrekturen an den Lehrplänen eben doch eines nicht berücksichtigt wurde, das Individuum Mensch.


Einfach zu sagen, Kürzung der Lehrplaninhalte um ein Neuntel, wie es das Kultusministerium noch vor einer Woche im Rahmen einer Bildungsausschuss-Sitzung lobpreiste und darauf mit all den konzeptionellen Veränderungen das hohe Lied auf das "gelungene G8" gesungen hat, ist es eben nicht!


Der Entwicklungs- und Reifegrad eines Schülers wurde damals bei der Stoiber‘schen Nacht- und Nebelaktion G8 auf Biegen und Brechen und so schnell wie möglich - am besten noch gestern - einzuführen, komplett missachtet. Wie sagte mir noch vor einem Jahr ein Bekannter, der am Gymnasium Mathematik und Physik unterrichtet, 'bei den Lehrplänen wurde schon adäquat reduziert, aber was nicht berücksichtigt wurde ist die Tatsache, dass die Schüler ein Jahr jünger sind und den zusammengedrängten Stoff, ein Jahr früher als die G9er bewältigen müssen'.






Jetzt ist es auch dem Bayerischen Kultusminister aufgefallen. Wir müssen den Kindern die Chance auf eine persönliche Entwicklung lassen und dafür an den Schulen auch unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten anbieten. Foto: Souza/PIXELIO; pixelio.de



Dem Stichwort individuelle Lerngeschwindigkeiten ist nunmehr das neue Intensivierungsjahr, das wir FREIE WÄHLER schon am 9. Juli 2010 mit einem Antrag im Bayerischen Landtag als sogenanntes "Brückenjahr" gefordert haben, als meines Erachtens sinnvolle Alternative geschuldet. Schüler können also künftig, wenn sie der Meinung sind aus der Mittelstufe lerninhaltliche Defizite aufgebaut zu haben, mit einer Art Auffrischungsjahr, diese ausgleichen und mit neu gewonnener Reife und Motivation erst dann die Oberstufenjahre angehen. Ich bin der Ansicht, dass dies eine vernünftige Möglichkeit für Schüler und Eltern ist noch einmal Inne zu halten, Berufs- und Studienabsichten zu überprüfen und auch den bisher gegangenen Weg.


Als ich dieser Tage mit einer an einem Gymnasium in der Schulverwaltung tätigen Angestellten gesprochen habe und sie mir berichtete, dass an ihrer Schule noch nie so viele Schüler wie nach dem erfolgreichen G8-Abschluss eine Auszeit in Form von ein Jahr des gelegentlichen Jobbens, eines Auslandsaufenthalt, einfach Nichtstun und Orientierungssuche hinter sich bringen, dann macht mich das nachdenklich und zeigt auf, das in diesem G8 in seiner bisherigen Form etwas nicht passt und scheinbar bei vielen Absolventen zu einer Art 'Burn-Out' geführt hat.


Das kann es aber nicht sein, dass die Schule zur Leistungsmaschinerie verkommt und die Schüler zwar ein Jahr schneller Hochschulzugangsberechtigt, aber dafür ausgebrannt sind und erst eine Verschnaufpause brauchen, um dann doch erst nach neun Jahren dem System wieder zur Verfügung zu stehen. Schildbürga lässt grüßen!


Dazu ist das künftige Intensivierungsjahr eine Alternative, wenngleich nach wie vor dringend am Lehrplan des G8 massiv Hand angelegt werden muss. Erst am vergangenen Donnerstag habe ich im Bildungsausschuss am Beispiel der Fächer Mathematik, Physik und Informatik beispielhaft dargelegt wie widersinnig die Veränderungen hinsichtlich der Vorgabe verpflichtender und fakultativer Lerninhalte - Letztere dann aber doch abiturrelevant - sind. Oder wie mehrmals die Bedeutung der Fächern hinsichtlich Schulaufgabenpflicht in den Jahrgangsstufen wechselt und wiederum nicht abgestimmter Inhalte zwischen den naturwissenschaftlichen Fächern zeigen, dass es eben nicht reicht mit der Sense drüber zu gehen und nur ein Neuntel zu streichen.


Die Neuerung wird zumindest eines verhindern, die ganz große Unruhe und ein neuerliches Chaos an den Gymnasien, die mit einer Rückkehr zum G9 oder einer Parallelität G8/G9, stattgefunden hätte. Andererseits ist manchmal 'ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende' wenn man sieht, dass sich eine Neuerung in keinster Weise bewährt hat. Doch nach den Gesprächen mit einigen Lehrer- und Elternverbänden in den vergangenen Wochen wurde uns von deren Seite bestätigt, dass das G8 angekommen sei, wenngleich noch einiger Korrektur- und Handlungsbedarf - wie nun mit dem Intensivierungsjahr - bestehe.


In diesem Zusammenhang weise ich auch noch einmal darauf hin, dass sich schon in den vergangenen Jahren an der Entwicklung der permanent steigenden Absolventenzahlen der Berufs- und Fachoberschulen ohnehin längst ein 'neues G9' in Bayern entwickelt hat. 44% aller Hochschulzugangsberechtigten kommen aus der FOS/BOS-Schiene.




Foto: 159671_original_R_K_B_by_S.-Hofschlaeger_pixelio.de_.jpg



7 März 2012

Kultusminister Spaenle gibt Forderung der FREIEN WÄHLER nach

Manchmal könnte ich weinen und lachen zugleich! Unser Pressereferent schrieb mir zu einer weitergeleiteten Mail, „... klingt wie aus einer von Günther Felbingers Pressemitteilungen". In der Tat  „…beabsichtigt ab dem kommenden Schuljahr Bayerns Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle die mobile Reserve an Grund- und Mittelschulen sowie den Gymnasien weiter aufzustocken und mobile Reserven für die Realschulen sowie die Berufliche Oberschule einzuführen".


Da hat unser Pressereferent gar nicht so Unrecht. Noch sind es keine vier Wochen her, dass ich als bildungspolitischer Sprecher für die FREIE WÄHLER-Fraktion eine Aufstockung der Mobilen Reserve angesichts der mit Altersteilzeit ausscheidenden Lehrkräfte und der damit verbundenen, gefährdeten Unterrichtsversorgung zum Schulhalbjahr mehrfach massiv eingefordert hatte.


Wenn nun der Kultusminister einen entsprechenden Antrag zum Nachtragshaushalt gestellt hat, dann kann man auch von einem FREIEN WÄHLER-Erfolg sprechen, denn immerhin geht es um einen insgesamt dreistelligen Betrag an Lehrerstellen, die künftig garantieren sollen, dass es eben nicht mehr zu einem Personalengpass in derzeitigem Ausmaß kommt.


Mein Ziel ist es, möglichst wenige Unterrichtsstunden an unseren Schulen ausfallen zu lassen. Dazu brauchen wir genügend "Reserven", die im Krankheits- oder Vertretungsfall einspringen können. Für die Gymnasien werden wir nicht nachgeben neben der Mobilen Reserve eine sogenannte „Integrierte Lehrerreserve" zu fordern. Das sind im Gegensatz zur Mobilen Reserve geplante „Überdeckungen" des notwendigen Lehrerpotentials, 105- bis 110-prozentige Lehrer-Reserven, die land-kreisweit in einem Pool bestimmter Fächerkombinationen vorgehalten werden und im Bedarfsfall an die hilfesuchenden Gymnasien abgestellt werden können.


Es geht dabei nicht darum, den Lehrkräften zusätzliche Arbeit zu übertragen. Vielmehr soll damit eine Mehrbelastung der Lehrer abgebaut werden. Das kostet wiederum Geld, das uns die bestmögliche Bildung unserer Kinder Wert sein sollte.


Der Anteil der ersatzlos ausgefallenen Stunden an den Gymnasien konnte in einer konzertierten Aktion zwischen Kultusministerium und den Schulen nach den Zahlen der aktuellen Schulerhebung vom Januar 2012 um ein Viertel auf nun 2,9 Prozent gesenkt werden. Der entsprechende Wert für die anderen Schularten liegt noch niedriger, zum Beispiel bei den Realschulen bei 1,2 Prozent.




Mehr Lehrer - eine unserer Forderungen bereits vom Landtagswahlkampf 2008.



7 März 2012

Da läuft in der Politik etwas falsch – BayKiBiG!

Kaum eine Woche vergeht in der ich bei Besuchen in Gemeinden und bei Gesprächen mit Bürgermeistern und Mandatsträgern als Bildungspolitiker nicht auf das Bayerische Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz(BayKiBiG) angesprochen werde. Dieses Gesetz gibt die maßgeblichen Richtlinien der Kinderbetreuung in Kinderkrippen und Kindergärten sowie deren Gesetzliche Regelungen vor. Stets sind es dieselben Klagen: „Bürokratiemonster“, „zu zeitaufwändig“. Ich kann es selbst bestätigen, da wir im Stadtrat jeden Monat oft über mehrere Änderungsverträge für Erzieherinnen befinden müssen, weil sich wieder Buchungszeiten geändert haben. Das ist nicht nur für den zuständigen Aufwandsträger zeitaufwändig und belastend, sondern stellt auch für die Erzieherinnen eine nicht unerhebliche Ungewissheit dar.


Jeder fordert eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sprich umfassendere Betreuungszeiten für Kinder. Des Weiteren verlangen die Arbeitgeber immer mehr Flexibilität im Job und die Arbeitszeiten weiten sich auch immer weiter aus. Das hat seinen Preis für die Sachaufwandsträger in Form einer sich fast monatlich verändernden Stundenbelegung. Vor allem die Träger der Kinderbetreuungseinrichtungen müssen damit klar kommen, was besonders dann nicht einfach ist, wenn die Kindergärten nicht in kommunaler Hand sind, sondern von sogenannten Trägervereinen ehrenamtlich unterhalten werden.


Eine Email eines solchen Trägervereinsvorsitzenden enthielt folgende Kritikpunkte:





  • Die Arbeit als Ehrenamtlicher wird stetig anstrengender und ist nebenberuflich kaum noch zu bewältigen.

  • Aufgrund ständig neuer Gesetze wird die Arbeit zunehmend komplizierter.

  • Keine Planungssicherheit aufgrund von ständigen Änderungen in der Personal- und Kinderstruktur.

  • Der Bürokratieaufwand wird immer größer und geht zu Lasten der Kinder

  • Das derzeitig vorherrschende Verwaltungs- und Administrationschaos führe mittelfristig nur zum Sterben der Kindergärten im ländlichen Raum, da der Job wegen der zunehmenden Belastung unattraktiver würde.



Das darauffolgende Gespräch mit dem engagierten jungen Mann war nicht einfach. Die Probleme sind mir unlängst bekannt, aber selbst als Abgeordneter lassen sich diese nicht so einfach beheben. Eine Erneuerung des BayKiBiG steht in diesem Jahr an und da werden wir als Fraktion diese und andere Dinge ansprechen. So könnte etwa die Einführung eines Jahresmittelwerts bei der Berechnung des Anstellungs-schlüssels und der Fachkraftquote eine deutliche Entlastung hinsichtlich der Verträge bringen. Ebenso muss man über eine Harmonisierung im Krankheitsfall, bei Ausscheiden oder sonstigen Fehlzeiten des Personals diskutieren. Eine Neuberechnung der Faktoren, die in die Berechnung des Basiswertes einfließen, sollte ebenso angedacht werden wie eine Belohnung der Einrichtungen, die weniger als 30 Schließtage haben. Auch über die Verbesserung der Gewichtungsfaktoren für Kinder unter drei Jahren muss nachgedacht werden, weil diese Kinder einfach einen erhöhten Aufwand mit sich bringen. Besonders betroffen sind nach wie vor Kindereinrichtungen im ländlichen Raum, wie etwa der Kindergarten in dem 600-Einwohnerort im Landkreis Main-Spessart, den ich besucht habe und in den gerade Mal zwölf Kinder gehen. Dieser Kindergarten, der aber für diesen Ort als Standortfaktor unheimlich wichtig und bedeutend ist, fällt unter die sogenannte Landkindergartenregelung und hält sich mit einem jährlichen Defizit zwischen 7000 bis 10000 Euro gerade so über Wasser, das zu Lasten der Gemeinde geht. Der Trägervereinsvorsitzende arbeitet dafür wöchentlich 12 bis 15 Stunden ehrenamtlich! Das kann es nicht sein!!! Da läuft in der Politik etwas falsch, hier muss nachgebessert werden.






erysipel/PIXELIO; pixelio.de



7 März 2012

Förderlehrer bleiben zunächst mal Förderlehrer

Förderlehrer bleiben auch künftig vorerst von der Amtsbezeichnung her Förderlehrer. Einen entsprechenden Antrag von uns FREIEN WÄHLERN die Förderlehrer, die hauptsächlich an Grund-, Haupt-, Mittel- und Förderschulen zu differenzierenden Maßnahmen eingesetzt werden, in Fachlehrer für individuelle Förderung umzubenennen, wurde mehrheitlich im Ausschuss für Fragen des Öffentlichen Dienstes abgelehnt.


Die Bezeichnung Förderlehrer sorgt sehr oft zu einer Verwechslung und einer Zuordnung der Förderlehrer zu den Förderschulen. De facto sind die Förderlehrer jedoch hauptsächlich an den Grund-, Haupt- und Mittelschulen als wichtige Unterstützung zu Differenzierungsmaßnahmen und in geringerem Umfang mit eigenverantwortlichem Unterricht tätig.


In der Praxis werden die Förderlehrer oft auch als "billige" Lehrkräfte für Vertretungsstunden hergenommen, was hinsichtlich der Besoldung in der Vergangenheit zu vielen Diskussionen geführt hatte. In einem separaten Antrag zum Nachtragshaushalt haben wir die Besoldungsanhebung der restlichen noch in A9 eingruppierten Förderlehrer - wie es der Bayerischen Landtag bereits in den 90er Jahren beschlossen, aber bis heute nicht umgesetzt hat - in A 10 beantragt, aber die Regierungskoalition  lehnte dies ebenfalls ab.


Die Diskussion der Gleichstellung der Förderlehrer mit den Fachlehrern dauert bereits mehrere Jahre an. Von den Voraussetzungen  bringen beide Ausbildungsrichtungen die Mittlere Reife mit, allerdings dauert die Ausbildung der Fachlehrer ein Jahr länger.


Argument für die Ablehnung des Antrags seitens der Regierungsfraktionen war die Tatsache, dass sich die Amtsbezeichnung aus der Besoldung ergibt, was wiederum ein „Allerweltsargument“ ist und genau unserem ebenfalls abgelehnten Haushaltsantrag entspricht. So dreht sich im Bayerischen Landtag manchmal die Argumentation um die eigene Achse.


Allerdings herrschte auch bei den Regierungsfraktionen Sympathie für meinen Antrag ("er würde Sinn machen und manche Irritation verhindern"). Deswegen würde es mich nicht wundern, wenn ich ihnen an dieser Stelle irgendwann einmal davon berichte, dass die Förderlehrer doch zu Fachlehrern gemacht wurden, dann vermutlich aber von der Regierungsmehrheit.






Dieter Schütz/PIXELIO; pixelio.de



7 März 2012

Schulsozialarbeit ist nicht gleich Schulsozialarbeit

Schulsozialarbeit wurde hier schon des Öfteren thematisiert. Ihre Bedeutung hat im vergangenen Jahrzehnt in einem Maße zugenommen wie man es nicht für möglich gehalten hätte. Die Ursache hierfür sind immer mehr Schüler mit Förderbedarf und Defiziten in der Sozialkompetenz.



Derzeit gibt es an Bayerns Schulen zwei verschiedene Arten von Sozialarbeit, was wiederum  nicht nachvollziehbar ist. Zum einen Jugendsozialarbeit an Schulen(JaS), bei denen sozialpädagogische JaS-Fachkräfte gewissermaßen als „Filiale“ des Jugendamtes an der Schule sich gezielt um einzelne, benachteiligte junge Menschen kümmern. Ziel ist es hierbei besondere Problemlagen, etwa Konflikte im familiären oder schulischen Umfeld, frühzeitig erkennen zu können. Damit ist es möglich z. B. durch intensive Einzelgespräche mit den jungen Menschen und ihren Eltern Chancen zu eröffnet und riskante Entwicklungen zu verhindern. Es soll damit ein Rückgang des Konflikt- und Gewaltpotentials sowie die Förderung des Berufsüberganges besonders ins Auge genommen werden.



Zum anderen gibt es die Schulsozialarbeit, die von den Kommunen finanziert wird. Diese Schulsozialarbeiter stehen im Gegensatz zu den JaS-Fachkräften allen Schülern und Lehrern offen und können somit unterstützend im Unterrichtsprozess eingesetzt werden.



Diese Zweiteilung ist uns FREIEN WÄHLERN ein Dorn im Auge. Bei einer Umfrage unter Schulleitern in Oberbayern verschiedener Schularten haben wir die klare Rückmeldung, dass die Schulsozialarbeit und die JaS von ein und  derselben Person ausgeführt werden kann. Die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer und Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle widersetzen sich vehement derlei Bemühungen. Spaenle geht es hierbei natürlich um die Finanzierung, denn würde die Schulsozialarbeit zur Pflichtaufgabe für jede Schule, dann beträfe das sein Ministerium und damit auch sein Budget.



Nicht nachvollziehbar ist nach meiner Ansicht auch die Aufteilung der Schulsozialarbeit auf die beiden genannten Ministerien. Wir FREIEN WÄHLER streben mit dem Rückenwind der Erfahrungswerte der Schulleiter eine Zusammenführung beider "Sozialarbeiten" an. Wenn wir es jetzt nicht durchkriegen, dann muss es das Ziel für die Zeit nach den nächsten Landtagswahlen sein.



Erst kürzlich hat Sozialministerin Haderthauer wieder angekündigt, dass es mehr JaS-Stellen mit dem Nachtragshaushalt geben soll. Das ist zwar schön, aber es geht an der eigentlichen Zielsetzung vorbei, nämlich an jeder Schule "echte" Schulsozialarbeit anzubieten.



Kurios ist, dass JaS-Stellen nicht an allen Schulen Bayerns angeboten werden. Ein Schulleiter einer Berufsfachschule hat mich auf die Idee gebracht nachzufragen warum es an dieser Schulart keine JaS gibt? Die Antwort des Sozialministeriums lautete: "Berufsfachschulen sind keine Einsatzorte für JaS-Fachkräfte in Bayern. JaS kommt an Berufsschulen zum Einsatz. Die Berufsfachschulen unterscheiden sich erheblich in den Aufnahmebedingungen, der Ausbildungsdauer,den Abschlüssen etc. von den Berufsschulen. Die Berufsorientierung und Berufswahl sind zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen (2. Schwelle)". Komisch, das klingt für mich, als ob es keine sozialen Problemlagen, Missstände und Konflikte an dieser Schulart gäbe.



Im Übrigen ergab meine Anfrage auch, dass die JaS-Stellen priorisiert vergeben werden. Die staatliche Förderung neuer Stellen erfolgt nach drei Prioritäten: I. Priorität: wie bisher Haupt-, Mittel-, Förder- und Berufsschulen, II. Priorität: Grundschulen (mit einem Migrantenanteil von über 20%) und III. Priorität: Realschulen (in besonders gelagerten Einzelfällen).






Martin Schemm/PIXELIO; pixelio.de




27 Februar 2012

Politischer Aschermittwoch 2012 der FREIEN WÄHLER



20 Februar 2012

Flexible Grundschule wird ausgeweitet

Die Zauberworte der Staatsregierung zum Erhalt der wohnortnahen Grundschulen lauten seit Kurzem "Flexible Grundschule". In 20 Modellkommunen wurde das Modell mit dem Markenkern "flexible Verweildauer" zwischen ein und drei Jahren in den Jahrgangsstufen 1/2 an den Grundschulen ausprobiert und soll nun bayernweit ab dem Schuljahr 2012/13 um weitere 60 Schulen ausgeweitet werden.

Erste Erkenntnisse aus den Modellschulen wurden uns nun im Bildungsausschuss durch das Ministerium präsentiert. Demnach sei das Herzstück der Flexiblen Grundschule das methodisch-didaktische Konzept, bei dem ganz wesentlich der Umgang mit den Schülern im Unterricht eine optimale Förderung der Kinder ermögliche. Der Unterricht erfolgt in jahrgangsgemischten Klassen und erfolgt auf der Basis der Erhebung der individuellen Lernausgangslage jedes einzelnen Schülern und individualisierter Lernangebote. Die Erfahrungen, so die Ministeriumsmitarbeiterin, seien durchwegs positiv.

Dennoch ist man im Kultusministerium vorsichtig geworden hinsichtlich weiterer Versuche am offenen Herzen. Nur wenn das Modell gut sei und eine Verbesserung gegenüber dem bisherigen Unterrichtsprozess darstelle, soll es flächendeckend bayernweit implementiert werden. Also, erst Erkenntnis vor Ausweitung! Eine durchaus vernünftige Vorgehensweise wenn man die in der Vergangenheit in Bayern getätigten Veränderungen am Bildungssystem wie überstürztes Einführen des G8 oder den Etikettenschwindel mit der Mittelschule sich vor Augen führt.

Foto: Dieter Schuetz/ PIXELIO



Um das Flexible Grundschul-Modell zum Erfolg zu führen braucht es vor allem auch vernünftige Rahmenbedingungen, sprich eine ordentliche Stundenausstattung. Und da mangelt es meiner Ansicht nach derzeit noch erheblich. Die Differenzierungsstunden richten sich derzeit danach wie hoch die Klassenstärke ist und wie viele Kinder mit besonderen Bedürfnissen in der Klasse sind(momentan auf max. fünf begrenzt).

Hier brauchen wir entweder eine klare Festlegung oder eine bessere Stundenzuweisung. Auch die Frage der Klassenhöchststärke ist ein zentraler Punkt. Aktuell liegt sie bei den Modellschulen bei 21.3 Schülern pro Klasse, zu hoch, wie wir FREIEN WÄHLER meinen, denn aufgrund der Jahrgangsmischung und der Inklusion muss diese unter 20 Schülern liegen will das Modell nicht wieder den Geruch des Sparmodells an sich ziehen.

Die Lehrkräfte erhalten im 1./2 Jahrgang, wenn sie zum ersten Mal mit einer Jahrgangsmischung betraut sind, eine Anrechnungsstunde. Die Modellschulen erhalten insgesamt drei Anrechnungsstunden für zusätzliche Arbeit für die Dauer des Modellversuchs.

Besonders interessant sind folgende Erkenntnisse: nur rund ein Prozent der Schüler durchlaufen in einem Jahr die flexible Eingangsstufe,  vier Prozent nutzen die flexible Verweildauer und benötigen drei Jahre.

An eine Ausweitung über die ersten beiden Jahrgangsstufen in die 3. und 4. Klasse ist gedacht, grundsätzlich ist das didaktisch-methodische Konzept auch dort anwendbar. Um den Übergang von der Flexiblen Grundschule 1/2 in die dritte Jahrgangsstufe optimal zu gestalten ist an ein Methodencurriculum gedacht, sprich konkrete Umsetzungsvorschläge im Hinblick auf personale, fachliche und organisatorische Aspekte. Außerdem sollen mit den Modellversuchen möglichst in jedem Bezirk Ansprechpartner, dass heißt Kompetenzzentren in jedem Schulamtsbezirk geschaffen werden, vorbehaltlich  einer flächendeckenden Ausweitung auf ganz Bayern.

Übrigens haben sich rund 100 Schulen für die zur Verfügung stehenden 60 Ausweitungs-Modellschulen beworben. Da bin ich mal gespannt, welche Kriterien für die Auswahl der zusätzlichen Modellschulen herangezogen werden!


20 Februar 2012

Musik, Kunst und Sport als rhythmisierender Teil des Ganztagsunterrichts

Die Ganztagsschule ist auch in Bayern auf dem Vormarsch. Wenngleich die inhaltliche Gestaltung längst nicht überall konzeptionell soweit fortgeschritten ist, dass sie die Chance eines echten Ganztagsunterrichts effizient nutzt. Denn von einer echten Rhythmisierung, sprich einer konzeptionellen Abstimmung der Inhalte und einem damit verbundenen Wechsel zwischen reiner Wissensvermittlung und kognitiv-entlastendem Unterricht, kann bei den allerwenigsten Formen des Ganztagsunterrichts bisher die Rede sein. Wir FREIEN WÄHLER wollten nun mit der verpflichtenden Festlegung an den vier Nachmittagen der Woche auf einer der Fächer Sport, Musik und Kunst mit jeweils einer Stunde im Rahmen der zwölf zusätzlichen Unterrichtsstunden endlich dem Ganztagskonzept eine echte Rhythmisierung ermöglichen. Doch im Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport wurde der Antrag mal wieder von CSU und FDP abgelehnt.

Übereinstimmend zeigten alle Fraktionen Sympathie für diesen Antrag ("ein durchaus verfolgenswertes Ziel"), aber bei der Abstimmung wiederum wollten die übrigen Fraktionen nicht so weit gehen. Darüber bin ich ehrlich gesagt nicht erstaunt, denn der Antrag hätte eine weitreichende Richtungsentscheidung bedeutet, den sowohl der Bayerische Landessportverband (BLSV) wie der Bayerische Musikrat seit langem verfolgen. So äußerte sich erst kürzlich der CSU- Kollege Dr. Thomas Goppel als Präsident des Bayerischen Musikbundes zustimmend. Vielleicht ist die Zeit noch nicht reif, aber ich bin überzeugt, die Zeit für diesen Antrag wird kommen.

Statt langweiligem, monotonem Blockunterricht bringt die Rythmisierung eine willkommene Abwechslung zwischen motorisch-musisch-künstlerische Anforderungen und zum Beispiel dem Fach Mathematik. Foto: "Marc Tirl" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by) http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de



Erst vor wenigen Tagen hatte eine FORSA-Umfrage der Techniker Krankenkasse ergeben, dass sich mehr als zwei Drittel der Schulkinder in Bayern an einem normalen Wochentag weniger als eine Stunde (!) bewegen. Der Bewegungsmangel habe langfristig negative Auswirkungen auf Konzentration und körperliche Verfassung der Schüler. Es drohen Haltungs- und Muskelschwäche, die ohnehin schon bei rund 40Prozent der bayerischen Schüler vorhanden sind. Jährlich wenden für deren Regulation die Krankenkassen rund 64 Millionen Euro in Bayern auf. Wie viel Sportlehrer könnte man dafür einstellen?

Auch für die bayerischen Musikschulen hätte dieser Antrag erhebliche Synergieeffekte mit sich gebracht, denn für die nachmittägliche Musikstunde hatten wir - und auch der Musikrat strebt dies an - eine Kooperation mit den örtlichen Musikschulen angedacht, sodass fachlich qualifizierter Unterricht erteilt hätte werden können. Damit hätten viele Musikschulen ein zusätzliches Betätigungsfeld gehabt und ihre Existenz sichern können. Für den Sportunterricht hätte sich für die Sportvereine eine Chance aufgetan den Fuß in die Türe des Ganztagsunterrichts zu bekommen.

Studien und Erfahrungsberichte aus vielen Ländern beweisen, dass durch motorisch-musisch-künstlerische Anreize sich auch die kognitiven Leistungen deutlich verbessern. Insgesamt also ein Weg der so in Zukunft wird beschritten werden müssen. Viele erfolgreiche Privatschul-Konzepte wie beispielsweise SALEM, das englische und amerikanische Schulsystem vertrauen seit Jahrzehnten auf diese ganzheitliche Unterrichtung der Kinder und Jugendlichen. Bayerns Schülerinnen und Schüler müssen noch ein bisschen warten.


20 Februar 2012

Umsetzung der Gesetzgebung problembeladen

Lange war das Bildungs- und Teilhabegesetz, das die Bundesregierung auf den Weg gebracht hat, in der politischen Diskussion umstritten. Seit 30. März 2011 ist es nunmehr in der Umsetzung mit erheblichem Sand im Getriebe. Deswegen wollen wir einen Bericht dazu im Bildungsausschuss. Der Antrag fand einhellige Zustimmung.

Empfängerinnen und Empfänger von Leistungen nach Sozialgesetzbuch (SGB) II und XII, Wohngeldempfänger und Kinderzuschlagsempfänger haben damit die Möglichkeit für Kinder und Jugendliche Leistungen zur Bildung und Teilhabe zu beantragen. Ein durchaus vernünftiges Unterfangen, gehören dazu doch auch Zuschüsse zum Mittagessen in Kindertageseinrichtungen und Schulen sowie Schülerbeförderungskosten soweit diese nicht nach anderen Vorschriften übernommen werden.

Eigentlich müssen die Ansprüche über die Kommunen geltend gemacht werden, doch die Realität sieht anders aus. Die Abrechnung der in Anspruch genommenen Leistungen wird derzeit großen Teils von den Verwaltungskräften der Schulen und von Lehrkräften übernommen, da die Kommunen die notwendigen Angaben nicht haben und teils über die Schulverwaltungen erfragen müssen. Dies stellt für die ohnehin karg ausgestatteten Schulverwaltungen eine erhebliche Mehrbelastung dar, die wiederum nicht mit mehr Stunden bedacht ist. Nunmehr soll der Bericht der Staatsregierung Licht ins Dunkel bringen.

Immer mehr Verwaltungsarbeit wird an die Schulsekretärinnen abgegeben, ohne eine entsprechende Stundenanpassung zur Bewältigung der Mehrarbeit vorzunehmen.Foto: Bürgerbüro Felbinger



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