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31 August 2014

Mautthema sorgt erneut für Diskussionen

Keine Maut, wir müssen die Finanzmittel für marode Straßen nur richtig einsetzen


Das Thema Maut ist derzeit wieder nahezu täglich in Funk und Fernsehen Diskussions- und mittlerweile Streitthema. Dem zugrunde liegt die große Frage, wie die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland bei zu geringen derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln für diesen Zweck weiterhin gewährleistet werden kann? Schließlich nehmen die Schlaglöcher und Unebenheiten an unseren Staats- und Bundesstraßen im Minutentakt zu.


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Das Kernproblem bei der Straßenfinanzierung liegt für uns FREIE WÄHLER nicht auf der Einnahmeseite, sondern bei den Ausgaben. Dies belegen folgende Zahlen: Während die Mittel aus der Lkw-Maut für Autobahnen und Bundesstraßen in den letzen 8 Jahren um 2,1 Mrd. Euro angestiegen sind, wurden die Haushaltsmittel im gleichen Zeitraum um 2,3 Mrd. Euro reduziert. Trotz Milliarden an Mehreinnahmen durch die Lkw-Maut floss bisher kein einziger zusätzlicher Cent in den Erhalt des deutschen Straßennetzes. Dasselbe wird mit einer weiteren Gebühr für Autofahrer geschehen, ob sie nun Maut oder Sonderabgabe heißt.


Wir FREIE WÄHLER legen den Fokus deshalb auf die Ausgabenseite. Unser Ansatz: Ein Straßenrettungsschirm mit jährlichen Festbeträgen für den Straßenerhalt auf Bundes- und Länderebene. Diese Mittel müssen haushaltsunabhängig über mehrere Jahre zur Verfügung stehen und dürfen nicht für Neubaumaßnahmen zweckentfremdet werden. Solche Finanztöpfe haben mehrere Vorteile: Durch gesicherte Einnahmen lässt sich das Erhaltungsmanagement von den zuständigen Behörden besser planen. Bei den Baumaßnahmen werden überjährige Finanzierungen möglich. Die knappe Ressource Geld kann deutlich effizienter eingesetzt werden als bisher.


Ein Expertenbericht im Auftrag der Bundesverkehrsministerkonferenz geht von einen Einsparpotential von 10 Prozent aus, dem Werteverzehr könnte somit wirksam entgegengewirkt werden. Für Bayern mahnt der Bayerische Rechnungshof einen Nachholbedarf von 700 Mio. Euro an. Für den Substanzerhalt wurden 2013 insgesamt 126 Mio. Euro ausgegeben, 200 Mio. wären nötig. Jüngst hat die Staatsregierung die Mittel für Bayerns Straßen allerdings deutlich erhöht. Das Geld ist also da, es wird nur falsch eingesetzt!


Anstatt die Verkehrsteilnehmer ständig weiter zu schröpfen, müssen wir vorhandene Einnahmen vernünftig einsetzen: Wir brauchen langfristige, haushaltsunabhängige Finanztöpfe, mit denen der Erhalt unserer Straßen dauerhaft gesichert wird. Eine Erkenntnis, die die im Bund und Land zuständige CSU in ihrem Maut-Wahn kategorisch ignoriert.



22 August 2014

Inklusion fordert ein Mehr an Lehrerstunden

Erneut traf sich die Arbeitsgruppe Inklusion des Bildungsausschusses zum Schuljahresausklang mit den Schulleitern der Profilschulen Inklusion zum Erfahrungsaustausch im Maximilianeum. Der abermals nach 2012 sehr gute und konstruktive Austausch brachte viele Problempunkte der schulischen Inklusion zur Sprache. Diese wurden auch klar und unmissverständlich seitens der Schulen benannt. So wurde einige Male festgestellt dass, da es oftmals im Landkreis nur 1-2 Profilschulen gibt, dort alle Kinder mit Behinderung „hinberaten“ werden und somit die Gefahr besteht, dass die Profilschule zu einem "Förderzentrum light" wird. Im ländlichen Raum werden die Profilschulen deshalb auch zu einem „Sammelbecken“ für schwierige Schüler.




Gisela Peter  / pixelio.de

Gisela Peter / pixelio.de


Das Thema Ressourcen, sprich zusätzliches Lehrerpersonal oder die finanzielle Ausstattung für zusätzliche Personalstunden, zog sich wie ein roter Faden durch den rund zweistündigen Gesprächsaustausch.  Allgemein und von allen immer als Problem genannt war die Ausstattung mit Ressourcen, aber auch der Aspekt, dass von den Regierungen und Schulämtern keine zeitnahe und kompetente Stundenzuweisung stattfindet.  Viele Schulleiter/innen beklagen, dass sie bis heute Planungsunsicherheit für das kommende Schuljahr haben und nicht wissen, wie viele Stunden sie tatsächlich zur Verfügung haben. Deshalb wird zu Recht von den Schulleiter/innen mehr Verlässlichkeit und eine zeitnahe Zuweisung gefordert!


Klar hervor geht auch, dass die Unterrichtsversorgung zu knapp ist und vielfach Mobile Reserven fehlen, vor allem im zweiten Halbjahr. Zudem wird den Profilschulen „Inklusion“ grundsätzlich nur eine halbe Sonderpädagogen-Stelle zugewiesen (13 Stunden), obwohl eigentlich von der AG Inklusion intendiert war, dass es mindestens 13 Stunden, also gerne auch mehr, sein sollen.


Nichts Neues auch bei den MSD-Stunden, sprich dem Mobilen Sonderpädagogischen Dienst, die von nahezu allen Schulleitern als zu wenig bezeichnet werden.


Problembehaftet ist von Grund auf die Mittagsbetreuung inklusiver Schüler.  Inklusionskinder werden in der Mittagsbetreuung nicht gesondert gezählt, sondern wie andere Kinder – und das obwohl sie mehr Aufmerksamkeit  und somit mehr Zeit brauchen.


Ein altes Thema das die Inklusion seit Jahren (bedauerlicherweise immer noch) begleitet sind geforderte Anrechnungsstunden für Lehrkräfte mit inklusiven Kindern. Während die Einarbeitung in eine jahrgangsgemischte Klasse eine Anrechnungsstunde bringt, wird die Einarbeitung in Kooperationsklassen oder Inklusionsklassen mit 0 Anrechnungsstunden bedacht. Da passt einfach etwas nicht und hier braucht es schnellstmögliche Änderungen. Auch lässt der Informationsfluss für Schulleiter beim Thema Inklusion des Öfteren zu wünschen übrig. So wird die Einrichtung der Tandemklassen zu spät entschieden und Schulleiter/innen hängen deshalb hinsichtlich der gesamten Unterrichtsplanung bis zuletzt in der Luft.




S. Hofschlaeger  / pixelio.de

S. Hofschlaeger / pixelio.de


Weitere wichtige Stichpunkte, die für unsere AG Inklusion sicherlich in Zukunft wichtig sein werden, will ich in Kurzform ansprechen. Es wurde von vielen eine „Team-Beratungsstunde“ gewünscht (mind. eine Anrechnungsstunde zur Team-Absprache). In der Ganztagsschule ist die Nachmittagsbetreuung der sozial-emotional auffälligen Kinder ein Problem.  Das multiprofessionelle Team aus Regelschullehrern, Sonderpädagogen und Heilpädagogen soll weiter ausgebaut werden. Inklusions-Fortbildungen sind zu wenig und müssen zielorientierter und an der jeweiligen Schule vor Ort umgesetzt werden. Die Lehrergesundheit ist problematisch, da viele Lehrkräfte zu viel eingespannt sind – Problem auch, dass viele Schulleiter/innen selbst noch eine hohe Unterrichtsverpflichtung haben.





  • Jugendsozialarbeit an Schulen soll zugunsten von Schulsozialarbeit (finanziert durch den Staat) ersetzt werden

  • Es werden auch mehr Förderlehrer/innen gebraucht

  • Qualifizierung und Einsatz der Schulbegleiter kritisch – es sollte eine grundsätzliche Qualifizierung für Schulbegleiter geben

  • Problem der Leistungsmessung: keine Noten für Schüler bei lernzieldifferenziertem Unterricht besonders in der Mittelschule in der 7./8. Klasse ein Problem – Schüler werden dadurch zu „Außenseitern“ in der Klasse

  • Außerunterrichtliche Beratungsstrukturen sind noch oft unwissend (Kinder- und Jugendärzte bzw. –psychologen, Kinderzentren etc.)

  • Unterstützungssysteme für Schulen müssen ausgebaut werden, massives Problem an Absolventen mit dem Lehramt Sonderpädagogik – zu wenige! (Prof. Heimlich)

  • Wunsch nach Doppelbesetzung (zumindest in einigen Stunden)

  • Teilweise unterschiedlich rechtliche Beratung bei Regierung und KM

  • An einigen Schulen sind zu viel fachfremde Lehrer tätig (Realschul- und Gymnasiallehrkräfte, Studenten).



22 August 2014

Intransparente Politik der Staatsregierung

Arbeitsstatistik des bisherigen Landtags deutet auf intransparente Politik der Staatsregierung hin


Die Sommerpause bildet für den Bayerischen Landtag auch stets eine Art Standortbestimmung. Was wurde im abgelaufenen ersten Jahr der 17. Legislaturperiode erreicht, welche Gesetze auf den Weg gebracht? Dabei dient naturgemäß die Anzahl der eingebrachten Anträge und Gesetzentwürfe als Anhaltspunkt und die Vorjahreszahlen als Vergleichsmaßstab.  So fällt auf, dass 2014 die Zahl der vorliegenden Gesetzentwürfe mit  42 deutlich hinter der Anzahl an Gesetzentwürfen zum gleichen Zeitpunkt in der 16. Wahlperiode mit damals 56 zurückliegt. Interessant dabei auch die Gemeinsamkeiten bei der parlamentarischen Arbeit. So wurden nur acht eingebrachte Gesetzentwürfe, also ein Fünftel, auch angenommen. Davon wiederum wurden 4 Gesetzentwürfe ohne Gegenstimmen beschlossen. Das sind 50 % der angenommenen Gesetze.




rudolf ortner  / pixelio.de

rudolf ortner / pixelio.de


Anders zeigt sich das Bild bei der Zahl der Anträge der 17. Legislaturperiode. Standen in der vorherigen  Wahlperiode am 31.7.2009 exakt 794 Anträge zu Buche, so sind zum 31.7.2014 bisher genau 1.000 Anträge im Bayerischen Landtag beraten worden. Im Plenum wurden davon 455 abgelehnt und 64 für erledigt erklärt. Von den 262 im Plenum angenommen Anträgen wurden 208 ohne Gegenstimmen beschlossen. Das sind 79,4 % aller angenommen Anträge bzw. 26,6 % der 781 abschließend beratenen Anträge.


Interessant sind auch die Zahlen der beschlossenen Anträge und Gesetzentwürfe der Opposition. Von diesen Anträgen und Gesetzentwürfen die von der Opposition vorgelegt wurden (ohne interfraktionelle Initiativen mit Beteiligung der CSU) wurden 172 angenommen. Das entspricht 63,7 % der insgesamt 270 angenommenen bzw. 21,6 % der 795 bisher abschließend beratenen Gesetzentwürfe und Anträge. Von den 17 interfraktionellen Anträgen und Gesetzentwürfen mit Beteiligung der CSU wurden 13 angenommen, einer für erledigt erklärt und 3 sind noch unerledigt.


Über den Arbeitseifer der Parlamentarier gibt immer auch die Anzahl der Schriftlichen Anfragen Aufschluss. Hier war ich im Übrigen in der vergangenen Legislaturperiode „Anfragen-König“, was stets bei den anfragemüden Kollegen der CSU für Aufregung sorgte. Jedenfalls waren bis zum 31.7.14 sage und schreibe schon 697 Schriftliche Anfragen druckgelegt. Das entspricht nahezu der doppelten Anzahl vom Vergleichszeitraum der Vor-Wahlperiode, damals waren es 329 Schriftliche Anfragen.


Diese vermehrte Aktivität von uns Parlamentariern zeigt sich auch in der Zahl der vergebenen Drucksachennummern zum 31.7.14: 2.853. In der 16. Wahlperiode waren es zum gleichen Zeitpunkt 1.978, obwohl damals fünf Fraktionen im Landtag vertreten waren.


Das vermehrte Nachfrage-Bedürfnis von uns Abgeordneten lässt zumindest kein gutes Bild auf die Arbeit der Staatsregierung zu, denn in der Regel dienen Nachfragen der Aufklärung, die folglich von der Regierung zuvor zu wenig betrieben wurde. Denn in der Tat ist es so, dass uns Abgeordneten zu viele Informationen seitens der Ministerien vorenthalten werden und wir als Oppositions-MdLs nahezu gezwungen sind, uns manche Informationen auf diesem Weg zu holen. Insofern ist dieses vermehrte Nachfragen eigentlich im Grunde der Hinweis auf eine intransparente Regierungspolitik.


Hier finden Sie eine detaillierte Übersicht  sowohl zur parlamentarischen Arbeit als auch zum Abstimmverhalten der Fraktionen.



14 August 2014

Verlogene Schulpolitik des Kultusministeriums

Grundschule Stetten wird geschlossen


Jetzt ist es also amtlich. In einem Schreiben teilte mir Kultusminister Spaenle auf meine nochmalige Initiative vom 21. Juli 2014, in der ich erneut zusätzliches Lehrerpersonal für den von der Schließung bedrohten Außenschulstandort Stetten der Grundschule Thüngen gefordert habe, mit, dass die Grundschule Stetten zum neuen Schuljahr geschlossen wird. Aus und vorbei, die Lichter in der Grundschule Stetten gehen aus.


Und wieder einmal wird deutlich, dass es der Staatsregierung nicht um die gleichwertigen Lebensbedingungen in ganz Bayern und vor allem für den ländlichen Raum geht, sondern um die Einsparung von Lehrerstellen. Zur Erinnerung: nur rund 20 Lehrerwochenstunden hätten ausgereicht, um den Grundschulstandort zu erhalten. Insofern grenzt das Antwortschreiben des Kultusministers nahezu an eine Farce. Denn darin heißt es unter anderem: "Eine wohnortnahe Grundschulversorgung für die Kinder in Bayern hat höchste bildungspolitische Priorität“.




Windorias  / pixelio.de

Windorias / pixelio.de


Da frage ich mich schon, wo denn in diesem Fall die höchsten Prioritäten liegen? Da kann ich sehr wohl den Unmut eines Stettener Vaters verstehen, der mir schreibt: "Hallo zusammen! Es ist schlimm genug, dass unsere Schule zugemacht wird, aber verarschen müssen wir uns nicht auch noch lassen!!! Gute Nacht, T.“ Dem ist eigentlich kaum etwas hinzuzufügen. Aber um sich selbst ein Bild von dieser Entscheidung machen zu können und die von Spaenle angeführten hochnotpeinlichen Rechtfertigungen und Begründungen höchstpersönlich lesen zu können, füge ich den Antwortbrief im vollen Wortlaut hier an.


"Sehr geehrter Herr Abgeordneter, ich danke für Ihr Schreiben vom 21. Juli 2014, in dem Sie erneut auf die Situation an der Grundschule Thüngen mit Außenstandort Stetten hinweisen. Nach zahlreichen Gesprächen zur Situation vor Ort und den entsprechenden Entscheidungen des zuständigen Grundschulverbands gebe ich Ihnen heute gerne Auskunft über die für das Schuljahr 2014/2015 vorgesehene Klassenbildung.


Wir alle wissen, dass die demografische Entwicklung in den vergangenen Jahren insbesondere mit Blick auf die Grundschulen im ländlichen Raum eine besondere Herausforderung dargestellt hat und weiter darstellen wird. Dennoch gilt in Bayern weiterhin der Grundsatz „kurze Beine – kurze Wege“ für Grundschüler. Herr Ministerpräsident Seehofer hat daher nicht nur eine Grundschulgarantie abgegeben, sondern es wurden auch die notwendigen Ressourcen dafür zur Verfügung gestellt. Ich unterstütze daher die Schulamtsbezirke durch mehrere Maßnahmen und nicht zuletzt durch das Bereitstellen zusätzlicher, punktgenau zugewiesener Lehrerwochenstunden, um Grundschulstandorte auch bei sinkenden und geringen Schülerzahlen erhalten zu können.


Das angesprochene Maßnahmenbündel erlaubt es den Schulamtsbezirken auch, in vielen Fällen Außenstellen von Grundschulen zu erhalten. Wie die Ressourcen eingesetzt werden, wird jedoch vor Ort entschieden. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass die Entscheidungsfindung nicht immer einfach ist – zumal die Meinungen über die Einrichtung von Klassen und Standorten gerade auf Elternseite durchaus disparat sind. Wie Sie wissen, war diese komplexe Situation auch bei der Standortfrage Stetten gegeben.


Mittlerweile hat die entscheidende Sitzung des Grundschulverbands Thüngen stattgefunden. Der Schulverband Thüngen hat einstimmig entschieden, den Standort Stetten nicht aufrecht zu erhalten. Die Schülerinnen und Schüler besuchen ab dem Schuljahr 2014/2015 die Grundschule Thüngen. Es sind zwei jahrgangskombinierte Klassen in der Jahrgangsstufe 1 und 2 vorgesehen, zwei Klassen mit je 17 Schülern in der Jahrgangsstufe 3 und eine Klasse mit 22 Schülern in Jahrgangsstufe 4.


Sehr geehrter Herr Abgeordneter, der Schulverband hat sich damit aus meiner Sicht für eine tragfähige Lösung entschieden und bündelt nun seine Potenziale am Standort Thüngen. Ich wünsche der Schulfamilie einen guten Start in ein erfolgreiches neues Schuljahr!"


So sehen also bildungspolitische Säuberungsaktionen des Kultusministeriums aus. Man schiebt den 'Schwarzen Peter‘ nach unten an den Schulverband, der kann aber aus Ressourcengründen gar nicht anders entscheiden! Da klingt es nahezu heuchlerisch, wenn im Antwortbrief von Floskeln wie „Wir alle wissen, dass die demografische Entwicklung in den vergangenen Jahren insbesondere mit Blick auf die Grundschulen im ländlichen Raum eine besondere Herausforderung dargestellt hat und weiter darstellen wird. Dennoch gilt in Bayern weiterhin der Grundsatz „kurze Beine – kurze Wege“ für Grundschüler. Herr Ministerpräsident Seehofer hat daher nicht nur eine Grundschulgarantie abgegeben, sondern es wurden auch die notwendigen Ressourcen dafür zur Verfügung gestelltdie Rede ist. Da frage nicht nur ich mich, wo denn die notwendigen Ressourcen zur Verfügung gestellt worden sind, sonder zu Recht auch der oben zitierter Vater, ob denn die Staatsregierung ernsthaft glaubt die Menschen hinters Licht führen zu können.




Thorben Wengert  / pixelio.de

Thorben Wengert / pixelio.de


Verlässliche Schulpolitik sieht in meinen Augen anders aus. Endlich ein KLARES Bekenntnis zu den Grundschul-Standorten und keine Weichei-Grundschul-Garantie, die nur für rechtlich selbständige Standorte zählt und eben nicht für Außen-Standorte eines Schulverbandes wie beispielsweise Stetten. Weitere rund 300 solcher Außen-Standorte stehen demnach nach dem Willen der bayerischen Staatsregierung vor dem Aus. Wäre es deshalb nicht viel ehrlicher vom Ministerpräsidenten den Menschen im Land endlich reinen Wein einzuschenken?


Ich bin ohnehin gespannt, was dieser Ministerpräsident Seehofer mir auf meinen Brief antwortet, dem ich ihm in gleicher Sache geschrieben habe und ihn dabei mit seinen Verlautbarung beim Tag der Franken in Ochsenfurt, „wenn wir sehen, dass sich Grundschul-Standorte nicht mehr rentieren, dann muss man die nötigen Ressourcen dafür schaffen, um sie zu erhalten“, antworten wird. Fortsetzung folgt …



1 August 2014

Keine Stromtrasse „SUEDLINK“ im Sinn- und Bachgrund!

Alarm im Sinngrund und dem nördlichen Main-Spessart. Seit einigen Tagen ist klar, eine Stromtrasse soll den Sinngrund und Bachgrund bis nach Grafenrheinfeld durchqueren. Eine Nachfrage meinerseits bei der Firma TENNET, die für die Bundesregierung die Stromtrassen plant, gab letzte Gewissheit.


Insofern stehen die Alarmzeichen auf rot, denn mehrere mögliche Stromtrassen durch das Sinntal nach Gemünden und weiter in den Bachgrund würden den Tod für jeglichen Tourismus in unserer Region bedeuten. 80 Meter hohe Strommasten, eine 35 Meter breite Trasse, das sind die Alternativ-Planungen von TENNET nachdem der Widerstand im Landkreis Bad Kissingen groß ist. Die Pläne der Bundesregierung,  in Zusammenarbeit mit der Bundesnetzagentur und dem Stromtrassenbauer TENNET eine Höchstspannungsstromtrasse von Wilster nach Grafenrheinfeld zu bauen, sind in den vergangenen Monaten bisher nur auf Proteste bei den Anliegern entlang des geplanten Trassenverlaufs an der BAB 7 im Landkreis Bad Kissingen gestoßen. Nunmehr steht für mich spätestens nachdem die Alternativtrassen-Planung durch TENNET auf meine Nachfrage hin bestätigt wurde, fest, dass es jetzt auch öffentlichen Widerstand im Landkreis Main-Spessart geben muss.




TENNET / suedlink.tennet.eu/fileadmin/tennet/Downloads/trassenkorridore/Kompakt_3_140218_0452_Eignung.pdf

TENNET / suedlink.tennet.eu/fileadmin/tennet/Downloads/trassenkorridore/Kompakt_3_140218_0452_Eignung.pdf


Eher durch Zufall habe ich erfahren, dass TENNET eine Alternativtrasse entlang der Eisenbahnstrecke im Sinngrund bis Gemünden und dann weiter entlang des Bachgrunds mit diesen 80 Meter hohen Masten in Erwägung zieht. Das ist doch ein Irrsinn in diesem engen Tal überhaupt auf die Idee zu kommen dort eine solche Leitung entlang führen zu wollen. Mittlerweile ist sogar neben einer 500 kV Wechselstromleitung von einer weiteren, parallel verlaufenden 380 kV-Gleichstromleitung die Rede. Dass die Main-Spessarter Region im Sinngrund und entlang des Maintals auch als Alternativtrasse in Erwägung gezogen wird, ist bisher aber noch nicht weiter durch das ausführende Unternehmen TENNET an die kommunalpolitischen Entscheidungsträger der Region herangetragen worden.


Auf meine Nachfrage  hin bestätigte TENNET diese Idee und schreibt: ‚In Bayern ist eine Korridorführung im Sinntal, die entlang der 110-kV-Bahnstromlinie verläuft, ein solch alternativer Trassenkorridorabschnitt. Auch im Zuge unseres Projektdialogs ist die Sinngrund-Alternative in vielen Hinweisen ins Spiel gebracht worden.’ Für mich sind diese Aussagen ein Alarmsignal. Hier müssen sich die Bürgermeister und der Kreistag schnellstmöglich positionieren um diese völlig überflüssige Stromtrasse zu verhindern. Wir müssen ein Netzwerk an Widerstand aufbauen, ähnlich wie es im Landkreis Bad Kissingen bisher geschehen ist.




Lupo  / pixelio.de

Lupo / pixelio.de


Bereits vor Wochen habe ich deshalb die Bürgermeister der Sinngrundgemeinden informiert, die daraufhin auch teilweise der Mitgliederversammlung der Bürgerinitiative „Sinntal gegen die Stromtrasse“ in Römershag am vergangenen Montag beiwohnten, und hoffe nun auf eine schnelle Reaktion trotz der Urlaubszeit. Denn bereits bis Ende August könnte TENNET Nägel mit Köpfen machen und die Alternative Trasse durch den Sinngrund bei den nächsten „Bürgerdialogen“, die Anfang September in den betroffenen Regionen durchgeführt werden sollen, vorstellen. Außerdem verlange ich von TENNET den Menschen im Sinngrund und Maintal die Pläne schnellstmöglich offen zu legen und mit den Kommunalpolitikern und Mandatsträgern vor Ort im Landkreis Main-Spessart in Kontakt zu treten.


Für mich ist nach wie vor seitens der Bundesregierung nicht überzeugend nachgewiesen, dass diese Stromtrassen nötig sind. Vielmehr setzte ich auf regionale und dezentrale regenerative Energieversorgung, wie es auch die BI Sinntal vorschlägt, da auch Mindestabstandsgrenzen trotz möglicher Erdverkabelung (200 Meter zu offener und 400 Meter zu geschlossener Bebauung) nicht eingehalten werden können.



1 August 2014

Über die Rechenprobleme des Kultusministeriums

Warum nur kann das Kultusministerium den Lehrerbedarf nicht errechnen?


Unter dem Betreff: "Einer von 5.200…“ habe ich dieser Tage eine Mail bekommen, die kein Einzelfall in den vergangenen Wochen darstellt. Darin lässt eine Mutter ihrem Frust über die Nichtanstellung ihres Sohnes im Lehrerberuf freien Lauf.


"Sehr geehrter Herr Felbinger, heute habe ich in der Zeitung gelesen, dass Sie sich für Lehrer ohne Anstellung einsetzen wollen --- das wäre sehr schön!!! Ich bin indirekt betroffen – als Mutter eines von 5.2000 Lehrern ohne eine solche. Meinen Söhnen habe ich als alleinerziehende Mutter (Vater verstorben) kein Studium finanziert, um sie in der Ungewissheit auf langfristige Anstellung zu sehen. In meinem Haus ist mittlerweile nicht nur ein Möbellager (mehrere Umzüge der Söhne), sondern auch ein Sohn, der auf eine weitere Anstellung hofft. Die Hoffnung auf ein Enkelkind kann ich allerdings unter diesen Umständen aufgeben. Den Verantwortlichen sollte endlich klar gemacht werden, was ihre Politik für Auswirkungen hat!!! Wenn ich noch einmal höre, dass Bayern ein familienfreundliches Land ist, das für die Zukunft der Kinder sorgt, breche ich in Tränen aus.


Mit freundlichen Grüßen


Veronika B.




Uta Herbert  / pixelio.de

Uta Herbert / pixelio.de


Wie gesagt, diese Mail ist eine von vielen Mails, Telefonaten und Gesprächen, die ich entweder mit bitter enttäuschten, ohne Job dastehenden Junglehrern oder deren Eltern geführt habe. Sie alle können nicht nachvollziehen, warum die bayerische Staatsregierung nicht in der Lage ist, dafür zu sorgen, dass bestens ausgebildete junge Menschen über Jahre auf den Lehrerberuf vorbereitet und ausgebildet werden und dann für sie kein Platz ist. Auch ich habe mich in der Vergangenheit des Öfteren gefragt, warum eine einigermaßen verlässliche Prognose für den Bedarf an Lehrern an den einzelnen Schularten und den verschiedenen Fächern nicht möglich sein soll. Einen entsprechenden Antrag haben wir FREIE WÄHLER nun seit einem halben Jahr im Bayerischen Landtag gestellt, ein Ergebnis lässt immer noch auf sich warten. Es kann doch nicht so schwierig sein herauszufinden, wie viele beispielsweise Grundschullehrer in den nächsten fünf Jahren in den Ruhestand gehen und dagegen gesetzt, wie viele Grundschüler künftig noch die bayerischen Schulen besuchen. Eigentlich eine Hausaufgabe für einen Viertklässler.


Aber unabhängig von Prognosen würden die Junglehrer in jeder Schulart dringend gebraucht, denn die Unterrichtsversorgung lässt in allen Schulen deutlich zu wünschen übrig. Insofern ist unsere jahrelange Forderung nach mehr Lehrern eine immer wieder aktuelle. 5200 Junglehrer stehen derzeit ohne Job da, ein Unding, wenn Sie die Radiobeiträge und die Zustände an bayerischen Schulen aufmerksam hören (BR-Beiträge zum Thema Unterrichtsversorgung finden Sie hier).



31 Juli 2014

Keinesfalls Kürzungen bei Kooperation Kindergarten und Grundschule

Längst ist bekannt, dass die Sprachkompetenz eines Kindes entscheidend für den Bildungserfolg ist. Dass heutzutage nicht jedes Kind im Kindergarten oder sogar in der Grundschule die deutsche Sprache hinreichend beherrscht, ist bedauerlicherweise auch nichts Neues. Deswegen hatte die im vergangenen Jahr angebahnte Intensivierung der Kooperation der Kindergärten mit den Grundschulen bahnbrechende Wirkung. Grundschul-Lehrkräfte unterrichteten im letzten Kindergartenjahr einige wenige Stunden im Kindergarten Sprachförderung und förderten damit jene Kinder, die noch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hatten. Eine sinnvolle und vorausblickende Maßnahme.


Nunmehr hat die neue bayerische Staatsregierung zum neuen Haushaltsentwurf des Doppelhaushaltes 2015/16 mit der Axt an dieser intensiven Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule angesetzt. Um satte 45 Prozent sollen im kommenden Schuljahr die Zuweisungen für Maßnahmen zur Intensivierung der Kooperation von Kindergarten und Grundschule gekürzt werden. Dies geht aus einem Schreiben des Bayerischen Kultusministeriums vom 12. Juni 2014 an die Schulabteilungen der Regierungen hervor.




Espressolia  / pixelio.de

Espressolia / pixelio.de


Dagegen, das kann ich jetzt schon versprechen, werden wir uns wehren. Wir fordern die Staatsregierung auf, sich klar zur Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule zu bekennen. Angesichts der Kehrtwende des noch im Vorjahr von der Staatsregierung als wichtig eingestuften Themas stellt sich mir schon die Frage, ob die Staatsregierung überhaupt noch daran interessiert ist, die Kooperation von Kindergarten und Grundschule weiter voranzutreiben, bietet doch diese Vernetzung bessere Startchancen für unsere Kinder in der Schule  und deshalb ein Beitrag zur Chancengerechtigkeit für alle. Fragwürdig finde ich auch den Zeitpunkt des Schreibens, schließlich werde der Haushalt des Freistaats vom Bayerischen Landtag beschlossen – und dies ist für den Doppelhaushalt 2015/16 noch nicht geschehen. Daran sieht man einmal mehr, die Staatsregierung scheint ein seltsames Demokratieverständnis zu haben. Wir Parlamentarier stehen offensichtlich am Ende der Informationskette.


Wir FREIEN WÄHLER forderten die zuständigen Ministerien daher in einem Dringlichkeitsantrag auf, dem Landtag umgehend nach der Sommerpause über den aktuellen Sachstand zu berichten. Denn Kürzungen bei diesen wichtigen Maßnahmen dürfen aus Sicht der FREIEN WÄHLER nicht erfolgen. Stattdessen muss die Kooperation von Kindergarten und Grundschule langfristig auf ein solides finanzielles Fundament im Haushalt gestellt werden.



29 Juli 2014

Weiterentwicklung des Gymnasiums stockt

Ich wundere mich derzeit schon etwas. Da stellt sich der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes (BPV) nach nun eineinhalb Jahren intensiven Diskussionsprozesses um die Zukunft des bayerischen Gymnasiums und einem per Volksbegehren abgestimmten Vorschlag, der keine Mehrheit fand, hin und sagt: „Der Dialogprozess zur Weiterentwicklung des Gymnasiums tritt auf der Stelle!“ Na guten Morgen, Herr Schmidt. Nach mehrmonatigem Diskussionsprozess, bei dem sich dieser gymnasiale Lehrerverband mit seiner Vorstandschaft explizit gegen unser Volksbegehren ausgesprochen hat und ernsthaft glaubte, sich mit der eigenen Forderung nach einem reinen G9 durchsetzen zu wollen, kommt diese Erkenntnis spät.


Aber, und das ist das Schlimme, sie entspricht der Wirklichkeit. Waren wir FREIE WÄHLER es nicht, die genau diese Befürchtung bei einem Misserfolg des Volksbegehrens vorausgesagt haben? Klar doch! Da fehlt mir in der Politik immer wieder das Verständnis, warum nicht um der Sache willen gekämpft wird, sondern der eigenen Profilierung wegen. Und am Ende stehen jetzt alle mit leeren Händen, sprich keinem neunjährigen Gymnasium, da.


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Dabei ist für mich auch die Erkenntnis nicht neu, dass es für ein reines G9 in Bayern keine klare Mehrheit gibt. Ich nehme da nur die Erfahrungswerte aus nunmehr rund 30 öffentlichen Diskussionsveranstaltungen bayernweit, bei denen ich mit Gymnasiallehrern, Schulleitern, Lehrern anderer Schularten, Eltern, Elternverbandsvertretern, Schülern und Kommunalpolitikern, aber auch Sportlern, Buchautoren und praktizierenden Schulleitern von G8/G9-Gymnasien aus anderen Bundesländern diskutiert habe. Da gab es kein einziges Mal ein mehrheitliches Votum für ein NUR-G9.


Deswegen bin ich auch nach dem bedauerlichen Scheitern unseres Volksbegehrens nach wie vor davon überzeugt, dass unser Volksbegehren sehr wohl die mehrheitliche Meinung der Bayern, dass es neben dem für vielleicht einem guten Drittel Schüler passenden G8 für die weiteren zwei Drittel an Schülern ein G9 geben sollte, trefflich abgebildet hat.


"Die Positionen sind ausgetauscht, allein ein Ende der Debatte ist nicht in Sicht. Das ist ernüchternd für uns! Wir befürchten die Fortsetzung der bisherigen erfolglosen Nachbesserungspolitik ohne einen wirklichen grundlegenden Lösungsansatz“, schreibt jener Vorsitzende dieses Lehrerverbandes weiter. Da muss ich ihm in allen Punkten Recht geben, nur sollte er auch mal darüber nachdenken, wer dafür wirklich verantwortlich ist. Sicher nicht das Volksbegehren von uns FREIEN WÄHLERN, denn das hat im Gegensatz zu allen anderen Diskussionen und Debatten erst dazu geführt, dass jahrelange Diskussionen endlich zu einem manifestierten G9-Ergebnis hätten führen können, das letztendlich mit einem noch folgenden Volksentscheid in der Ausgestaltung alle hätte befrieden können.


Da ist jetzt das Geschrei nach einer entsprechenden Grundsatzentscheidung durch die Staatsregierung natürlich groß. Doch mit welcher Rechtfertigung? Haben nicht die Bürgerinnen und Bürger dem „nur noch G9“ erst eine klare Absage erteilt? Ja, das haben sie. Ich behaupte aber, dass dies aus Unkenntnis der Bedeutung eines notwendigen Erfolgs eines Volksbegehrens heraus und teilweise auch aus falsch verstandener Eitelkeit hervorgerufen wurde. Da lobe ich doch ausdrücklich die Weitsichtigkeit des Bayerischen Lehrerinnen und Lehrerverbandes und des Forum Bildungspolitik und zuletzt auch der Aktion gute Schule, die zwar nicht in allen Punkten mit unserem Volksbegehren einverstanden waren, aber JA dazu gesagt haben, weil sie ahnten, wozu ein Misserfolg führt. Nachtigall, ich hör Dir trapsen!


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Denn selbstverständlich wertet die Staatsregierung den Ausgang des Volksbegehrens als Zustimmung zum achtjährigen Gymnasium in Bayern - auch wenn das ein Trugschluss ist. Und ich bin kein Prophet, aber ich sage voraus, mit einem Weiterwursteln wird die angestrebte Kontinuität, Ruhe und Verlässlichkeit nicht einkehren. Bayern wird eine Antwort darauf finden müssen, dass inzwischen mehrere Bundesländer einem großen Teil ihrer Gymnasiasten mehr Bildungszeit einräumen, was auch qualitative Auswirkungen haben wird.


Besonders überrascht bin ich noch über eine weitere Aussage des bpv-Vorsitzenden, dass sich nämlich die große Mehrheit der bayerischen Direktoren von Gymnasien im ländlichen Raum eine echte G9-Option, um dort weiter zurückgehende Übertrittsquoten zu verhindern, wünsche. Träume ich oder lese ich falsch? Genau unsere Argumentation für unser Volksbegehrens-Modell darf ich nun aus dem Mund von dem Mann hören, der vorher dagegen war. Das hat Drehhofer-Qualitäten, immerhin eine späte Genugtuung, scheinbar waren unsere Aussagen doch richtig und nur von den „Falschen" gesagt.



29 Juli 2014

Bayern ist Sitzenbleiber-Spitzenreiter

… – da helfen nur mehr Lehrer!


Alljährlich zum Schuljahresende taucht die Forderung nach einem Abschaffen des Sitzenbleibens aus bestimmten Kreisen der Bildungsszene auf. Anlass dazu biett in der Tat die an jeder Schule mehr oder weniger große Anzahl an Schülern, die das Klassenziel aus welchen Gründen auch immer nicht erreicht haben und die Klasse wiederholen müssen. Die traurige Wahrheit zum diesjährigen Schuljahresende ist vor allem in Bayern, dass unsere Schüler an den allgemeinbildenden Schulen beim Wiederholeranteil wie auch schon im Schuljahr 2012/13 mit knapp vier Prozent im bundesweiten Vergleich klar an der Spitze liegen. Und das ist bei weitem kein Ruhmesblatt!


Doch ist das Abschaffen des Sitzenbleibens der Königsweg? Um Wiederholungen zu vermeiden, braucht es meines Erachtens vor allem mehr Zeit für individuelle Förderung – und die funktioniert nur mit mehr Lehrkräften im Schulsystem. Die Klassengrößen würden dann sinken und die Lehrkräfte hätten bessere Möglichkeiten, jedem einzelnen Schüler gerecht zu werden. Ich meine, es wäre fatal, auf das Instrument der Pflichtwiederholung gänzlich zu verzichten, denn die Wiederholung einer Jahrgangsstufe kann durchaus positiv wirken und die Motivation des Einzelnen wecken. Auch im Berufsleben ist Anstrengungsbereitschaft eine grundlegende Tugend, die erwartet wird. Ohne ein (Klassen-) Ziel vor Augen zu haben fällt es schwer den Weg zu finden, denn der Weg ist das Ziel.




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Adolf Riess / pixelio.de



Geradezu lächerlich finde ich in diesem Zusammenhang auch die neunmalklugen Empfehlungen von Kultusminister Spaenle wonach sich Familien, wenn das Schuljahr nicht so gut verlaufen sein sollte, an Schulpsychologen, Lehrer oder staatliche Schulberatungsstellen wenden sollten. Erstens haben wir erwiesenermaßen im bayerischen Schulsystem viel zu wenige Schulpsychologen die dafür die nötige Zeit haben und zweitens, was sollen Schulberatungsstellen den Betroffenen sagen, außer dass sie ggf. eine andere Schullaufbahn einschlagen sollen oder eben wiederholen müssen.


 Da fehlt mir ehrlich gesagt die tatsächliche Betroffenheit! Denn wenn man als Schüler oder Eltern in dieser Situation steckt, dann ist weit mehr gefordert als eine tolle staatliche Beratung, da gilt es nämlich Frustration zu verarbeiten und Motivation beim Kind zu stärken. Dies wäre wesentlich einfacher zu erreichen, indem man es gar nicht so weit kommen ließe und endlich genügend Lehrer für die individuelle Förderung einstellen würde. 5200 gut ausgebildete Junglehrer, die auf der Straße stehen, warten nur auf den Ruf geholt zu werden.


Da bin ich ganz beim Präsidenten des größten bayerischen Lehrerverbandes BLLV, Klaus Wenzel, der fordert die Staatsregierung müsse sich in der Schul- und Bildungspolitik stärker an den Bedürfnissen der Schüler orientieren. Und diese Bedürfnisse haben sich nun mal in den vergangenen beiden Jahrzehnten enorm gewandelt. Veränderte gesellschaftliche Lebensformen, vermehrt Schüler mit Migrationshintergrund, inkludieren von behinderten Kindern in den Regelunterricht, zunehmende Verhaltensauffälligkeiten bei immer mehr Kindern, das sind Dinge, die im Kultusministerium scheinbar nur als Schlagworte auftreffen, aber nicht wirklich verinnerlicht oder gelebt werden.



24 Juli 2014

Volksbegehren hat Zeichen gesetzt

Volksbegehren treibt Veränderungen am Gymnasium voran


'Eine krachende Niederlage für das Volksbegehren der Freien Wähler‘, so titelte eine bayerische Tageszeitung wenige Tage nach dem Ende der Einschreibungsfrist für das Volksbegehren „Ja zur Wahlfreiheit G8/G9“. Sicher, 2,9 Prozent bayernweit für unser vorgelegtes Konzept zur Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums, da hätte ich mir deutlich mehr gewünscht, idealerweise 10 Prozent. Aber wir müssen nüchtern feststellen: die Unterschriften haben nicht dafür gereicht das Volksbegehren „Wahlfreiheit zwischen G9 und G8“ durchzubringen. Aber wir haben ein Zeichen gesetzt! Und dieses Zeichen führt dazu, dass die Zukunft des Gymnasiums weiter heißes Diskussionsthema ist. Insofern war das Volksbegehren richtig und erfolgreich, es hat nur nicht zum Ziel geführt


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Fast hätte man meinen können Kultusminister Spaenle hätte sich ein erfolgreiches Volksbegehren gewünscht, denn dann hätte er nicht wie beim zweiten Dialogforum in diesen Tagen nach dem Volksbegehren im Kultusministerium mit Eltern- und Lehrerverbänden, kirchlichen Vertretern und Vertretern aus der Wirtschaft herumdrucksen müssen um die alles entscheidende Frage: sollen es künftig acht oder neun Jahre sein? So hatte man ganz den Eindruck Spaenle scheut sich vor der Entscheidung und scheint sich im Wirrwarr der Meinungen zu verheddern und am Ende kommt das flexible Flexijahr in Quadratform heraus.


Jedenfalls können wir zufrieden feststellen, dass die Unterschriften nicht umsonst waren. Hierauf kann bei weiteren Themen zur Bildung im Landtag aufgebaut und auf die notwendigen Änderungen in Struktur und Organisation immer wieder hingewiesen werden. Auf so eine Veränderung habe ich erst dieser Tage wieder hingewiesen. Es betrifft die Einführung der zweiten Fremdsprache. Nachweislich verlassen nach der 6. Klasse die meisten Gymnasiasten die Schule und ankern bei der Realschule. Da darf man doch mal fragen, warum das so ist? Und da kommt man ganz leicht auf die vorgezogene Einführung der zweiten Fremdsprache in der 6. Klasse gegenüber einem Jahr später im früheren, neunjährigen Gymnasium. Auch viele Gymnasiallehrer sind dieser Meinung. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was Spaenle demnächst im Kabinett als die revolutionäre Lösung für das Gymnasium herauslässt.


 An der Stelle möchte ich noch einmal persönlich allen „Danke“ sagen, die mitgeholfen haben beim Volksbegehren. Besonders beeindruckt haben mich dabei zwei Dinge. Einmal eine tolle Veranstaltung in der Kitzinger Innenstadt mit einer Reihe von beteiligten Freien Wählern aus Stadt und Landkreis Kitzingen. Wie Schwärme sind wir über die Menschen hergefallen und haben ihnen den Weg ins Rathaus gewiesen. An den zwei Stunden Öffnungszeiten kamen auf diese Weise so viele Unterschriften zusammen wie in den zehn Tagen zuvor nicht. Solche Aktionen hätten wir bayernweit sicher mehrere gebraucht.


G9 Torwand Gruppenbild


Begeistert haben mich aber auch die 11,1 Prozent in meiner Nachbargemeinde Neuendorf. 76 von 683 Wahlberechtigten sind an einem Montagnachmittag zur Sonderöffnungszeit marschiert und haben damit bayernweit für das beste Ergebnis einer Kommune gesorgt. Ich hatte dafür auch alle Energie aufgewendet und mit meinem Wahlkampf-Team zuvor in jedem Haushalt einen Flyer mit den Sonderöffnungszeiten abgeliefert. Auch von diesen Aktivitäten hätten wir mehr gebraucht, dann wären deutlich mehr Prozent heraus gekommen.


Es zeigt aber auch ein Problem der Volksbegehren auf. Neuendorf gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Lohr und im gesamten Zeitraum wurde im Eintragungslokal der VG Lohr keine einzige Unterschrift aus Neuendorf abgegeben, sondern alle nur vor Ort. Doch leider hatten sehr viele Gemeinden die in Verwaltungsgemeinschaften organisiert sind eben keine Sonderöffnungszeiten vor Ort. Und da bewahrheitet sich einmal mehr, dass der Weg von der Couch zum Rathaus eben ein sehr weiter ist.


Sicher gibt es weitere Ursachen für das Scheitern des Volksbegehrens. Zum sechsten Mal innerhalb von einem dreiviertel Jahr ins Wahlamt, das war vielen Menschen das Thema nicht wert. Man muss aber auch feststellen, dass es das dritte Volksbegehren mit einem Bildungsthema war, das klar scheiterte. Also was lernen wir daraus: Bildung ist kein Thema für ein Volksbegehren. Denn bei der Bildung ist es etwa so wie mit dem Fußball. Es gibt Millionen von Bundestrainer und alle meinen, sie wüssten Bescheid. Was man sich an den Infoständen über fehlende Lehrer, mangelhaftes Lehrpersonal, überfüllten Lehrplan und viele andere Dingen mehr anhören durfte, hatte alles nichts mit dem Volksbegehren-Thema zu tun. Sprich, für viele Menschen ist der Unterschied zwischen acht oder neun Jahren nicht greifbar.


Nichtsdestotrotz ziehe ich eine mehr als positive Bilanz dieser Kampagne. Wir haben ein Thema gesetzt, das auch in Zukunft nicht mehr weg zu diskutieren ist und immer mit uns Freien Wählern verbunden bleibt. Und wird Spaenle sich nicht doch fürs G9 entscheiden, dann wird die Diskussion weiter gehen: Topp, die Wette gilt!


Und wenn ich wenige Tage nach dem Volksbegehren Pressemitteilungen wie die des Bayerischen Elternverbandes (BEV) lese, "Eine falsch gestellte Frage – dennoch die richtige Antwort! Der Bayerische Elternverband (BEV) begrüßt den Ausgang des Volkbegehrens der Freien Wähler zur Wahlfreiheit zwischen einem acht oder neunjährigen Gymnasium (G8 / G9) in Bayern. Er warnt jedoch, dieses Votum als Zufriedenheit mit dem Status Quo miss zu interpretieren. Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass Eltern wie Schüler dem bayerischen Gymnasium nicht gleichgültig gegenüberstehen, sondern berechtigte Kritik äußern. Sie verstehen jedoch nicht, warum man zuerst über die Dauer der Schulzeit entscheiden sollte – damit werden die Probleme nicht gelöst. Für sie ist die Frage einfach falsch gestellt!“, dann weiß ich auch, dass dies ein weiterer Grund für das Scheitern des Volksbegehrens war, dass die Schulfamilie sich der Tragweite der Entscheidung gar nicht bewusst war. Wie peinlich eine solche Pressemitteilung für einen Elternverband ist, das tut schon weh!


Hier und hier finden Sie außerdem für einen kurzen Rückblick zwei Interviews zum Thema Wahlfreiheit G8/G9.



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