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29 Juni 2013

Fünf neue Staatsziele stehen zur Abstimmung

Am Datum der Bezirks- und Landtagswahl, dem 15. September, werden die bayerischen Wählerinnen und Wähler nicht nur über ihre neuen Volksvertreter entscheiden, sondern auch über eine umfassende Verfassungsänderung.


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Mit einem klaren Votum der Mehrheit der Abgeordneten des Bayerischen Landtages haben wir in der letzten Plenarsitzung den Weg für eine Volksabstimmung über die umfangreichste Änderung der bayerischen Verfassung frei gemacht. Alle Fraktionen außer den GRÜNEN stimmten für die Aufnahme fünf neuer Staatsziele in die Verfassung. Dazu gehören, dass die Staatsregierung keine Schulden mehr aufnehmen soll, die Lebensverhältnisse in Stadt und Land gleichwertig und das Ehrenamt gefördert werden sollen. Des Weiteren soll der Landtag bei wichtigen europäischen Entscheidungen gehört und die Gemeinden finanziell angemessen ausgestattet werden.


Wir FREIEN WÄHLER haben hier besonderen Wert bei den interfraktionellen Aktivitäten darauf gelegt, dass die gleichwertigen Lebensverhältnisse ebenso Berücksichtigung finden wie das Hören des Landesparlaments bei wichtigen europäischen Entscheidungen und die ausreichende finanzielle Ausstattung der Kommunen.



25 Juni 2013

Das Kindergarten-Dilemma

Was muss die frühkindliche Bildung, oder einfacher ausgedrückt, der Kindergarten leisten? Dieser bedeutenden Frage sind wir bei einer Podiumsdiskussion des Verbandes der bayerischen Wirtschaft (VBW) in Aschaffenburg nach gegangen. Muss etwa das letzte Kindergartenjahr, sprich das Vorschuljahr, wenn schon beitragsfrei auch verpflichtend sein oder sollte man den Kindern nicht viel lieber ihre Kindheit gönnen?


Die Meinungen im Aschaffenburger Martinushaus gingen auseinander. Ehrlich gesagt haben wir diese Frage eines verpflichtenden letzten Kindergartenjahres auch in unserer Fraktion schon sehr kontrovers diskutiert. Und wenn ich anfangs auch viel Sympathie mit diesem verpflichtenden Vorschuljahr hatte, so denke ich nunmehr anders.




S.v.Gehren  / PIXELIO / pixelio.de

S.v.Gehren / PIXELIO / pixelio.de


Es spricht durchaus viel für ein verpflichtendes Vorschuljahr, etwa um die Kinder wirklich schulreif und mit etwa gleichen Voraussetzungen, beispielsweise hinsichtlich der Sprachentwicklung, in ihre Grundschulzeit zu entlassen. Aber, und da bin ich durch die bereits in einem anderen Blog einmal verwendete Zahlen hinsichtlich der enorm angestiegenen Zahlen von psychosomatischen Erkrankungen und anderen Auffälligkeiten bei bayerischen Schülerinnen und Schülern, nachdenklich geworden. Kinder und Jugendliche brauchen in unserer schnelllebigen und von digitalen Medien beherrschten Gesellschaft Zeit.


Zeit, die wir FREIE WÄHLER den Schülerinnen und Schülern auch mit der Wahlfreiheit G8/G9 gönnen wollen und da wäre es höchst unlogisch, den Kindern diese noch vor ihrer schulischen Laufbahn zu nehmen. Deshalb bin ich der Meinung: lassen wir unseren Kindern einfach diesen Freiraum Kindergarten, es wird früh genug ernst.


Das schließt dennoch nicht aus, dass der Kindergarten die erste Bildungsstufe, quasi der Kindergarten als Lernort, sein sollte. Mittlerweile wird dort Sprachförderung groß geschrieben. Allerdings oft in zu großen Gruppengrößen - ein Hemmnis, auf das wir auch immer wieder in Zusammenhang mit der BayKiBiG-Reform aufmerksam gemacht haben. Leider sehen das die Kollegen der CSU nicht so, wie ich auch in der Podiumsdiskussion feststellen konnte. Das Ziel muss für uns sein, den Erziehungs- und Bildungsplan weiter zu optimieren und dafür zu sorgen, dass für dessen Umsetzung genügend Ressourcen vorhanden sind.


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Eine wichtige Funktion kommt auch dem Übergang vom Kindergarten in die Schule zu. Dieser muss angesichts der individuell verschiedenen Voraussetzungen der Kinder weitestgehend flexibel gestaltet werden. Ebenso wie die Grundschulzeit. Doch dazu braucht es vor allem wieder einmal die viel beschworenen zusätzlichen Lehrerplanstellen. In den ersten beiden Jahrgängen halte ich es deshalb zukünftig für unumgänglich ein sogenanntes Lehrertandem einzusetzen, denn kein Talent darf verloren gehen.


Bis dahin ist es bei der derzeitigen Koalition noch ein weiter Weg. Denn diese bringt es nicht einmal auf die Reihe, dass der Pflichtunterricht in den Grund- und Mittelschulen teilweise abgedeckt ist. Deshalb müssen Sie bei der Landtagswahl am 15. September entscheiden, ob  "ein weiter so" der CSU gewollt ist oder Ihnen meine Ideen und Initiativen besser gefallen.



22 Juni 2013

Mehrheit für G9

Was will man mehr als dass einem der (politische) Gegner Recht gibt? Dies ist uns Freien Wähler dieser Tage hinsichtlich unseres Bestrebens am bayerischen Gymnasium eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 zu erreichen, ausgerechnet von einem Mann zuteil geworden, der seit Wochen gegen unser Vorhaben des Volksbegehrens wettert: der Vorsitzende der Bayerischen Direktorenvereinigung, Karlheinz Bruckner. Der treu zur CSU stehende Verband, ein elitärer Zirkel, in dem sich die Direktoren bayerischer Gymnasien austauschen, leistete schon bei der G8-Einführung wenig Widerstand. Das Volksbegehren von uns Freien Wählern zur Wahlfreiheit G8/G9 hat Bruckner nun aufgeschreckt.



In einem in dieser Woche verschickten dreiseitigen Rundbrief warnt der Leiter des Nürnberger Neuen Gymnasiums mit Verve vor unserer Initiative. Gleichzeitig gibt er aber auch zu, dass die Mehrheit der Eltern und Schüler das G9 bevorzugen würden. Er begründet dies mit der Erwartung, dass die neunjährige Form weniger anstrengend sei und die Eltern auf Nummer sicher gehen und sich dann im Wahlfall für diese Form entscheiden würden. Und auch für die Schüler prognostiziert er, dass diese „über Jahre gehört haben, wie schlecht das G8 ist“ und sich deshalb ebenfalls für das G9 entscheiden würden.


Wenigstens ehrlich ist der Herr Bruckner, wenngleich ihm missfällt, dass diese Initiative von uns Freien Wählern ausgeht und eben nicht von seiner staatstragenden CSU! Auch bei den Gymnasien selbst prognostiziert er, dass die überwiegende Mehrheit der Schulen für ein G9 votieren würde. Bemerkenswert immerhin, in seiner Stellungnahme gibt er den damaligen G8-Initiatoren (wer war das nochmal…?) von damals noch eine ordentlich mit auf den Weg und sagt: „Eine krasse aus der Hybris geborene politische Fehlentscheidung!“ Danke, Herr Bruckner!


Das ist für uns Freie Wähler eine Steilvorlage. Erst letzte Woche hatte die Süddeutsche Zeitung eine Umfrage zur Wahlfreiheit unter Bayerns Bürgerinnen und Bürger durchgeführt und dabei hatten sich 71 Prozent für das G9 ausgesprochen. Eine eigene unter den kürzlich zur Anmeldung an den Gymnasien anstehenden künftigen Fünftklässlern hatte gar „inoffizielle“ 81 Prozent G9er ergeben. Das macht uns Freien Wählern Mut für das in dieser Woche offiziell gestartete Volksbegehren. Mein Kollege und Generalsekretär Michael Piazolo und ich ließen zum Auftakt am Münchner Marienplatz Luftballons steigen – orange fürs G9, schwarze fürs G8. Auch die ersten Unterschriften kamen bei 35 Grad im Schatten schnell zusammen.



Ein ähnliches Umdenken fand am Nachmittag beim Bezirksverband des uns ebenfalls von der Verbandspitze bekämpfenden Bayerischen Philologenverbandes in der Oberpfalz statt. Nach einer munteren Diskussion über Vor-und Nachteile unseres Vorhabens haben am Ende von den 31 Gymnasiallehrern alle 31 ihre Unterschriften auf die Volksbegehrens-Liste gesetzt.


Die Augsburger Allgemeine rief gar angesichts solch deutlicher Zahlen die Staatsregierung mit einem lesenswerten Kommentar zum Umdenken auf. Mal gespannt, wie lange Spaenle und Seehofer noch widerstehen können.



18 Juni 2013

Inklusion und ihre Umsetzung

Es wird immer wieder darüber geredet, wie Inklusion an Schulen vor Ort umgesetzt werden muss. Doch reden hilft wenig und die betroffenen Personen können in den Klassen kaum etwas ändern, solange sich das Kultusministerium nicht dazu bequemt, dieses Thema endlich mit mehr Herz und Verstand anzugehen!



Meiner Meinung nach gibt es drei Bausteine, die existentiell sind für eine Umsetzung von Inklusion in Schulen:


Wir brauchen eindeutig mehr Lehrerinnen und Lehrer sowie weiteres pädagogisches Personal. Aus meiner Erfahrung als Lehrer weiß ich, dass es für einen einzelnen Lehrer eine kaum zu meisternde Situation ist, allen Schülerinnen und Schülern einer Klasse gerecht zu werden. Meine Forderung deshalb: In Inklusionsklassen müssen Lehrertandems die Regel werden. Mit diesem Konzept wird es möglich sein, die Klasse als Ganzes zu unterrichten und dennoch jedem einzelnen Kind gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang müssen natürlich auch Themen wie die Klassenhöchststärke und Schulbegleitung neu aufgerollt werden.


Kinder mit Förderbedarf brauchen einen individuellen Lernplan. Nur so ist es möglich, die Lernfortschritte jedes einzelnen Schülers und jeder einzelnen Schülerin nachvollziehen zu können und Probleme anzugehen. Natürlich wird sich hier in Einzelfällen auch die Frage nach der Benotung neu stellen. An Grundschulen ist es bereits möglich, dass die Noten von Kindern mit Förderbedarf durch allgemeine Bewertungen ersetzt werden – und diese Möglichkeit gilt es auszuweiten! Die Bewertung mit Ziffernnoten steht oft zur Diskussion: Sind Ziffernnoten aussagekräftig? Gerecht? Vergleichbar? Das gilt es im normalen Schulalltag abzuwägen, für Kinder mit Förderbedarf sind Ziffernnoten jedoch untragbar!


Auch wenn Inklusion bedeutet, dass alle Kinder gemeinsam lernen, fordern wir FREIE WÄHLER trotzdem keine „Gemeinschaftsschulen“. Wir begrüßen Inklusion und mir liegt dieses Thema aufgrund meiner Vergangenheit als Lehrer besonders am Herzen, dennoch bekenne ich mich zum gegliederten Schulsystem. Anstatt einer grundlegenden Schulreform setze ich auf verbesserte pädagogische Rahmenbedingungen. Die Förderschulen, die sich in der Vergangenheit immer bewährt haben, abzuschaffen, halte ich für Kontraproduktiv. Anstatt dessen sollte die Sparpolitik im Bildungsbereich endlich aufgehoben und mehr in die Bildung unserer Kinder investiert werden!



Um mehr über das Thema Inklusion zu informieren und verschiedene Gesichtspunkte zur Umsetzung der Inklusion an Schulen geschildert zu bekommen habe ich Vertreter des Bayerischen Elternverbandes, des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes und mehrere Schulleiter zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen. Ich würde mich freuen, auch Sie am Dienstag, den 25.06.2013 um 18:30 Uhr im Rudolf-Alexander-Schröder Haus in Würzburg begrüßen zu dürfen.



17 Juni 2013

Gegen die Einführung einer PKW-Maut in Deutschland

Ein Gastbeitrag meines Fraktionskollegen Hubert Aiwanger:




Soll in Deutschland eine Autobahnmaut für Pkws eingeführt werden?
Bayerische Staatszeitung / Frage der Woche 04.06.2013



Von Hubert Aiwanger, Vorsitzender der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion: Eine Pkw-Maut in Deutschland wird seit Jahren diskutiert. Aber bisher gab es keinen sinnvollen Vorschlag, wie die Sache genau aussehen soll. Im Klartext: Wenn‘s konkret wird, spricht mehr dagegen als dafür. Ausgangspunkt ist ja der platte Satz: „Wenn wir bei den anderen zahlen müssen, sollen die auch bei uns zahlen.“




espana-elke / PIXELIO / pixelio.de




Dabei muss unterschieden werden zwischen Transitländern wie Österreich oder Schweiz, bei denen teilweise mehr Ausländer durchs Land fahren als Einheimische, und Deutschland, wo der Anteil ausländischer Pkw unter fünf Prozent liegt. Würde man nur diese wenigen Ausländer „abkassieren“, kämen wenige hundert Millionen Euro in die Kasse – der Erhebungs- und Kontrollaufwand wäre laut mehreren Berechnungen höher als die Einnahmen. Abgesehen davon kommt der Transitverkehr in Deutsch-land vor allem aus den Niederlanden, wo auch keine Maut erhoben wird, obwohl dort viele Deutsche fahren. Es wäre nach EU-Rechtslage kaum möglich, einen Weg zu finden, wie die Maut nur Ausländer treffen könnte. Der Vorschlag, die Maut von allen zu erheben, die Inländer aber durch eine Reduzierung der Kfz-Steuer wieder zu entlasten, würde nicht akzeptiert. In Wahrheit sollen wohl alle – auch die 95 Prozent Inländer – „abkassiert“ werden, um Einnahmen in Milliardenhöhe zu erzielen. Wenn es dabei um eine ökologische und wirtschaftliche Steuerungsfunktion ginge, gäbe es sinnvollere Möglichkeiten, z.B. über den Spritpreis. Damit würde auch ein Ausweich-verkehr auf Land- und Dorfstraßen vermieden, den eine Autobahnmaut zur Folge hätte – ein Kollateralschaden, der Anwohner und Kommunen träfe. Somit ist die von der CSU geforderte Pkw-Maut unter den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen als unsinnige Wahlkampfforderung abzulehnen und wohl nur eine Vorbereitungshandlung, um das Autobahnnetz an Investoren und Betreibergesellschaften verscherbeln zu können, die dann Wegezoll kassieren werden.



17 Juni 2013

Erneuter Überlebenskampf in Massenbuch

Attraktive Bedingungen für den ländlichen Raum sind das A und O für junge Familien, um dort sesshaft zu werden. Deshalb ist eine KiTa eine unverzichtbare Einrichtung für jeden Ort. Seit langem setze ich mich im Bayerischen Landtag für bessere Rahmenbedingungen beim Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes (BayKiBiG) und speziell für die Förderung besonders kleiner Kindergärten, sogenannten Landkindergärten, ein. Das sind Kitas unter 20 Kindern, die ihre Zuschüsse nach einem besonderen Schlüssel zugewiesen bekommen.


Für den Kindergarten in Massenbuch, den ich dieser Tage wieder einmal beim Tag der offenen Tür besucht habe, beginnt nun erneut der Kampf ums Überleben. Derzeit besuchen noch zehn Kinder den Landkindergarten. Kritisch wird es ab September, wenn nur noch sechs Kinder den Kindergarten nutzen. Das bedeutet dann eine erhebliche Zuschusskürzung, denn die Grenze von zehn Kindern wird somit unterschritten. Dies hat zur Folge, dass der Massenbucher Kindergarten mehrere zehntausend Euro weniger Förderung bekommt!


Deshalb war das Ansinnen des Tages der offenen Tür, interessierte Kinder und Eltern auf die hervorragenden Fördermöglichkeiten aufgrund der geringen Gruppengröße aufmerksam zu machen, sinnvoll. In diesem Zusammenhang wäre auch ernsthaft zu überlegen, ob nicht die Stadt als Träger mehrerer Kindergärten im Stadtgebiet  darüber nachdenkt, einen Fahrdienst für Kinder, die in den ausgebuchten KiTas in den anderen Stadtteilen keinen Platz mehr bekommen, zu organisieren. Auf diese Art und Weise wäre zum einen die Auslastung des Massenbucher Kindergartens  garantiert und zum anderen würde man durch die damit verbundene höhere Förderung dieses Kindergartens insgesamt Defizitausgleichsbeträge einsparen. Quasi Kindgartenplatz-Management zur optimalen Nutzung der Ressourcen und Zuschussmöglichkeiten.


Auf jeden Fall muss alles getan werden, um den Massenbuchern ihren idyllischen Landkindergarten zu erhalten!



17 Juni 2013

Mutige Investition im ländlichen Raum

Demografischer Wandel, Bevölkerungsrückgang, Hausärztesterben und als folge aussterbende Ortschaften in den ländlichen Räumen, das sind nur ein paar Schlagworte mit denen wir Landtagsabgeordnete in den vergangenen Jahren immer mehr und immer öfters in unseren Stimm- und Wahlkreisen konfrontiert werden. Was ist da denn tatsächlich dran?


In dem Oberthulbaer 500 Einwohner-Ortsteil Hassenbach, dem Heimatort meiner Gattin nebenbei bemerkt, haben wir nun nach einer mehrjährigen Planungs- und Bauzeit das Gemeinschaftshaus im Ortszentrum eingeweiht. Rund 1,7 Millionen Euro hat sich die Marktgemeinde dieses Schmuckkästchen kosten lassen. Ganz schön viel Geld für einen aussterbenden Ort in einer Gegend, der Rhön, die zu den am stärksten vom demografischen Wandel betroffenen Regionen im nächsten Jahrzehnt gehört. Eine zu große Investition?



Weit gefehlt! Bei der Frage „Abriss oder Sanierung“  gab es zwischen den Ortsbürger und dem Bürgermeister mit dem Marktgemeinderat lange Diskussionen, bei denen genau die oben aufgeführten Schlagworte eine beherrschende Rolle gespielt haben. Doch letztendlich nahm man die Chance wahr und entschied sich für das halbvolle Glas, anstatt die Planierraupe anfahren zu lassen und schaffte nun ein Dorfgemeinschaftshaus mit einem Gemeinschaftsraum, der die seit Jahren nicht mehr betriebene letzte Dorfgastwirtschaft allzweiwöchentlich mit einem Frühschoppen beleben soll und auch sonst mit tollem barrierefreien Zugang Jung und Alt zu vielen Anlässen einlädt. Hinzu kam ein Dorfmuseum im Obergeschoss, das in mühevoller Kleinarbeit mit Gegenständen und Kunstschätzen das Leben der Hassenbacher in den vergangenen hundert Jahren aufzeigt und somit der Jugend ein im wahrsten Sinne des Wortes kulturelles Vermächtnis übermittelt. Dazu ein liebevoll hergerichteter ehemaliger Pfarrgarten als Standort und Zentrum für Feste, punktgenau gegenüberliegend vom Dorfbackhaus platziert.


Alles das ist bei weitem noch keine Garantie, dass dies den demografischen Wandel in Hassenbach aufhält. Die Tatsache, dass die Hassenbacher selber mit rund 1500 eherenamtlichen Helferstunden vom Ausheben eines Brunnens bis hin zur Verzierung der schmucken Ornamente hier ihr ganzes Herzblut und Engagement hinein gelegt  haben, stimmt mich persönlich jedoch optimistisch, dass Hassenbach auch den demografischen Wandel überlebt. Zumal sich gerade wegen der intakten Dorfgemeinschaft und dem Angebot eines sanierten Kindergartens vor Ort in den vergangenen Jahren mehrere junge Familien im Ort nieder gelassen haben. Deren Kinder sangen nun zur Einweihungsfeier nicht umsonst aus Leibeskräften zusammen mit den Kindergärtnerinnen "Wir leben gerne hier im Ort!"



Bleibt als Fazit, dass man den Entscheidungsträgern im Marktgemeinderat zum Sanierungsentschluss gratulieren muss, weil sie damit einen wichtigen Beitrag zur Landflucht geleistet haben. Zu erwähnen gilt natürlich auch noch, dass nicht unerhebliche Fördermittel von der Denkmalpflege, der Ländlichen Entwicklung und der Landesstiftung, für die ich mich tatkräftig  mit Erfolg eingesetzt habe, die Investition erst möglich gemacht haben. So macht Politik Spaß!



14 Juni 2013

Die dunklen Schatten bayerischer Bildungspolitik

Regensburg, München und Neustadt an der Waldnaab - das waren in den vergangenen Tagen meine Stationen für drei Bildungsthemen und -veranstaltungen, die bewegen. Da war ich sehr froh darum, dass wir in Regensburg bei meiner Kollegin Tanja Schweiger das Thema „Kein Jugendlicher darf verloren gehen“ diskutiert haben und dabei genau jene 8 Prozent Schülerinnen und Schüler in Bayern in den Fokus genommen haben, die ohne Schulabschluss dastehen und zu den sogenannten Bildungsverlieren zählen. Mit verschiedenen Übergangsmaßnahmen und viel Geld versucht der Staat diese Jugendlichen nach ihrer erfolglosen Schullaufbahn auf die Spur zu bringen. Zweifelsohne ein wunder Punkt im bayerischen Schulsystem!




Rainer Sturm / PIXELIO / pixelio.de





Wir können es uns einfach nicht leisten jährlich diese rund 25 000 Jugendliche unter 25 Jahren im Regen stehen zu lassen und ein Leben lang über die Sozialsysteme zu versorgen. Ich war ehrlich gesagt überrascht, wie viele Partner hier von der Agentur für Arbeit über das Jobcenter bis hin zur Erziehungsberatung bereit stehen und ihr Bestes und viel Geld geben, dass aus den erfolglosen doch noch erfolgreiche Jugendliche werden. Aber es ist ein schwerer Weg. Doch den müssen wir angesichts des bereits im Gang befindlichen Fachkräftemangels gehen: Kein Jugendlicher darf verloren gehen. Diesem Leitspruch muss sich ein Bildungssystem, das nach den Landtagswahlen u.U. auch von den FREIEN WÄHLER mitbestimmt wird, schwerpunktmäßig stellen.


Doch es gibt noch weitere Sorgenkinder in unserem bayerischen Bildungssystem. Rund ein Fünftel aller bayerischen Schülerinnen und Schüler haben schon Anzeichen oder leiden bereits an psychosomatischen Erkrankungen! Eine Schreckensmeldung, die ich beim Parlamentarischen Abend des Landesverbandes der bayerischen Schulpsychologen erfahren habe. Rund 5,4 Prozent der bayerischen Schülerinnen und Schüler haben diagnostiziert Depressionen, rund zehn Prozent gehen mit ständigen Angstzuständen zur Schule, etwa zwei Prozent haben ADHS und rund acht Prozent unserer Kinder legen Störungen in ihrem sozialen Verhalten an den Tag. Da sage einer nochmal unser bayerisches Schulsystem sei spitze. Ein Satz, den ich vor allem von unserem Kultusminister nicht mehr hören will!





Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / PIXELIO / pixelio.de


Hier gilt es letztendlich anzusetzen, um das in vielen Teilen sicherlich ordentliche Schulsystem zu optimieren. Wir können es uns nicht leisten, dass am Ende ein Fünftel der Kinder die bayerischen Schulen krank verlässt und deshalb brauchen wir in diesem Bereich mehr Fachkräfte aus dem schulpsychologischen Dienst, die rechtzeitig die richtigen Maßnahmen ergreifen. Diese fangen bei der Diagnose an und schließen verschiedene Fördermöglichkeiten mit ein. Doch mit sogenannten unterhälftigen Deputatstunden für unsere ausgebildeten Schulpsychologen, genauer gesagt zwischen sechs und acht Psychologenstunden, funktioniert das nicht. Nein, es ist eine Ressourcenverschwendung sonders gleichen, die hier bei uns in Bayern stattfindet, dass fachlich bestens ausgebildete Schulpsychologen nur etwa ein Drittel ihres Stundendeputats als Schulpsychologen arbeiten und den Rest als Lehrer. Hier braucht es eine Umkehr: wir FREIEN WÄHLER plädieren für mindestens ein hälftiges Stundendeputat für unsere Schulpsychologen, um diesen die Voraussetzungen zu schaffen, effizient arbeiten zu können. Dafür werden wir in der neuen Legislaturperiode kämpfen, egal ob in Opposition oder Regierungsverantwortung!


Ja, dann haben wir noch unser geliebtes Gymnasium. Über das und unser Ansinnen, die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 in Bayern zu erreichen, habe ich mich in der Oberpfalz mit Bildungsinteressierten unterhalten. Dabei stellte ich fest, dass mir vor allem Eltern und Gymnasiallehrer in meiner Argumentation für die Wahlfreiheit Recht gegeben haben. Die sprichwörtliche Last des G8 lastet auf den Schultern der Schüler. Von wegen Schulzeitverkürzung um ein Jahr. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen G8 nehmen die Schüler erst einmal eine einjährige Auszeit! Na prima G8, sag ich dazu nur. Dann kommt ja unsere angestrebte Wahlfreiheit genau zur rechten Zeit. „Ich kann das alles nur bestätigen, und im Übrigen sehen das auch die Schulleiter größtenteils so“, war eine der Rückmeldungen eines in der Schulleitung eines Gymnasiums tätigen Zuhörers.




Juergen Jotzo / PIXELIO / pixelio.de


So etwas freut mich zu hören, sträuben sich doch nach wie vor die Verbands-Oberen der Lehrer- und Elternverbände die wahren Zustände am bayerischen G8-Gymnasium zuzugestehen. Beharrlich verharren sie auf Staatsregierungs-Kurs und sind nicht in der Lage, ihre persönliche Meinung kund zu tun, sondern lassen sich vom Kultusministerium fremdsteuern. Aber Gott sei Dank befragt ein von uns FREIEN WÄHLERN angestrebtes Volksbegehren nicht nur die fremdgesteuerten Entscheidungsträger unserer bayerischen Bildungspolitik, sondern die Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Und die scheinen da Tacheles zu reden.


Bereits am vergangenen Wochenende haben in Würzburg 820 Unterschriften an einem Infostand für das gerade gestartete Volksbegehren gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger eine eigene Meinung zum G8 haben und diese auch mit Hilfe der FREIEN WÄHLER durchsetzen wollen. Und so bin ich sicher, dass ich in einem Jahr an dieser Stelle gewiss von der Wiedereinführung des G9 als Alternative zum unglücklichen G8 berichten kann. Dafür werde ich mich in den nächsten Wochen und Monaten persönlich engagieren, weil ich der Meinung bin, dass man von der Staatsregierung zu verantwortende Fehler auch mittels Volksentscheid korrigieren muss.



7 Juni 2013

LEP löst Lawine von Schulschließungen aus

Seit Monaten ist das Gespenst des sogenannten LEP im Umlauf. LEP, hinter diesen drei Buchstaben verbirgt sich der Landesentwicklungsplan, also das zentrale Steuerungsinstrument, das dem Freistaat für die raumbedeutsame Planung der Zukunft zur Verfügung steht. Es ist damit gewissermaßen ein Kernstück von Zukunftspolitik.


Bislang bestand in Bayern kein Zweifel an dieser zentralen Bedeutung. Die aktuelle Staatsregierung hat sich jedoch mit dem nun vorgelegten Entwurf, der von der CSU/FDP-Regierungskoalition noch vor Ende der Legislaturperiode trotz heftigster Widerstände durchgeboxt werden soll, von diesem Gestaltungsauftrag verabschiedet. Statt Lenkung möchte sie Entbürokratisierung, statt staatlicher, ressourcenschonender Planung möchte sie Versiegelung nach Kriterien von Angebot und Nachfrage und statt messbaren Zielen möchte sie wolkige Formulierungen. Das wird dem LEP nicht gerecht!




Gerd Altmann / PIXELIO / pixelio.de




Deshalb - und das haben wir FREIE WÄHLER von Beginn an deutlich gesagt -, lehnen wir diesen Vorschlag der Staatsregierung in seiner Gesamtheit ab. Da ist nicht nur Kritik am Verfahren zu äußern, die Staatsregierung hat es nämlich nach jahrelangem Warten im letzten doch noch geschafft, einen LEP-Entwurf vorzulegen. Mit den Anhörungsverfahren hat sie jedoch viele Kommunen und Verbände brüskiert, denn die beiden Anhörungen wurden vom Wirtschaftsministerium jeweils in die Ferienzeit gelegt. Unzumutbar!


Aber auch inhaltlich war die Kritik der Verbände und Kommunen so drastisch, wie nie zuvor bei einem LEP-Entwurf. Der Tenor war: Lieber den Entwurf zurückziehen und noch einmal neu auflegen, als dieses Gerüst zu verabschieden. Die Reaktion der Regierung: Einfach weitermachen, basta!


Der von der Regierung vorgelegte Entwurf war auch nach eigenen Aussagen noch nicht einmal wirklich fertig. So wurde umgehend von CSU und FDP angekündigt, den überaus wichtigen Teil der „Zentralen Orte“ gleich 2014 wieder in einer Teilfortschreibung neu zu fassen. Das ist unseres Erachtens nicht sinnvoll! Wenn das LEP nicht fertig ist, dann bitte zurückziehen!


Auch inhaltlich gibt es eine Vielzahl von Kritik, denn das LEP ist nun nur noch Stückwerk. Es hat keinen Gestaltungsanspruch mehr! Besonders deutlich wurde mir dies in dieser Woche, als wir uns im Bildungsausschuss mit dem im LEP zugedachten Abschnitt Bildung befasst haben. Erschreckend war nicht nur die Tatsache, dass der CSU-Vertreter gleich wollte, dass wir das LEP im Bildungsausschuss nicht diskutieren – vermutlich war es ihm peinlich -, sondern auch die, dass es im Bildungsbereich zu einer groben Kehrtwende der Regierung weg von der „wohnortnahen“ Beschulung hin zu bedarfsorientierter Beschulung kommen soll. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich CSU und FDP damit die Tür für eine Lawine von Schulschließungen im ländlichen Raum öffnet.




Dieter Schütz / PIXELIO / pixelio.de




Überhaupt weist die aktuelle Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms (LEP) im Bereich Bildung gegenüber dem derzeit gültigen LEP nur noch zwei knapp der Bildung bemessene Punkte auf. Demnach sollen Kinderbetreuungseinrichtungen, Allgemeinbildende Schulen, Berufliche Schulen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung künftig „eine flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung mit Schulen“ gewährleisten, wobei sich die aufgrund der gesetzlich vorgegeben Schulpflicht von selbst ergibt. Der neue Entwurf gibt keinerlei Auskunft mehr darüber, wie diese Einrichtungen künftig gestaltet werden sollen. Daran sieht man die relative Konzeptlosigkeit, mit der auch das Kultusministerium in der Vergangenheit  alle möglichen Reformvorhaben von Ganztagsschulen über Inklusion bis hin zur Eigenverantwortlichen Schule umgesetzt hat.


Bezeichnend ist meines Erachtens der Hinweis auf interkommunale Kooperation, da man offensichtlich nicht mehr davon ausgeht, dass einzelne Kommunen dem Bildungsauftrag ohne Zusammenarbeit mit anderen nachkommen können. Damit scheint sich die Staatsregierung von dem Ziel einer wohnortnahen Beschulung mehr und mehr zu verabschieden.


Der Bereich „Inklusion“ findet mit keinem Wort Erwähnung, dabei schreibt sich doch die Staatsregierung mit der Änderung des BayEUG genau diesen vollzogenen Paradigmenwechsel auf die Fahne, aber hält es nicht für nötig, dies bei der künftigen Planung zu berücksichtigen.


Auch im Bereich der beruflichen Schulen fand in den vergangenen Jahren eine Umstrukturierung statt. Es bleibt unklar, ob die Staatsregierung diesen Prozess als im Wesentlichen abgeschlossen betrachtet. Hier wurde der Inklusionsgedanke im aktuellen Entwurf ebenfalls nicht aufgegriffen.


Und last but not least bleiben im derzeitigen Entwurf auch die künftig geplanten Maßnahmen zur Erwachsenenbildung im Unklaren. Dies ist umso auffälliger, als lebenslanges Lernen nicht nur erklärtes Ziel der Staatsregierung ist, sondern auch auf Bundesebene verstärkt mit Themen wie Bildungsprämie, Bildungssparen und Bildungsberatung im Fokus steht.




Marianne J. / PIXELIO / pixelio.de




Welche tatsächliche Bedeutung  die von der Staatsregierung propagierten Bildungsregionen haben, sieht man auch daran, dass sie im neuen LEP keinen Niederschlag finden. Vielleicht muss man mal allen derzeit in den Bildungsregionen aktiven Akteuren verdeutlichen, dass ihre wertvolle ehrenamtliche Arbeit scheinbar nur als warme Luft seitens der Staatsregierung bewertet wird.


Jedenfalls werden wir FREIE WÄHLER die Vorlage der Staatsregierung auch nach den wenigen Veränderungen durch die Koalition im Verfahren ablehnen. Zentral ist, dass das LEP kein tragfähiges „Zentrale Orte“-System aufweist, dass gerade die kommunalen Spitzenverbände eine Neuaufrollung des Verfahrens fordern und dass die gesetzmäßige Aufgabe der Landesplanung verfehlt wurde. Diese Regierung muss sich künftig immer den Vorwurf gefallen lassen, dass sie das Ende einer vorsorgenden und zukunftsweisenden Landesplanung eingeläutet hat.



7 Juni 2013

Zu Besuch beim Bauer Huth

Zugegebenermaßen kommt man als Politiker mit vielen Themen in Berührung. Manche sind völlig neu und andere wiederum begleiten einen seit Kindesbeinen an. Das wurde mir in der Diskussion mit den Landwirten des Bauernverbandes Main-Spessart wieder einmal deutlich vor Augen geführt. Natürlich habe ich als Kind ganz selbstverständlich auf dem Acker bei der Kartoffelernte, beim Dreschen des Getreides oder der Obsternte mitgeholfen. Ganz normal war es früher, dass in meinem landwirtschaftlich geprägten Heimatort auch meine Eltern ein Schwein anfütterten, das dann geschlachtet wurde und mein Vater bis ins hohe Alter eine Hühner- und Hasenzucht hielt. Insofern fiel mir dieser Tage meine Kindheit wieder auf die Füße, als es um die Problemstellungen der Landwirte und auch der Entwicklung dieses Produktionszweiges ging.



Unwillkürlich erinnerte ich mich auf dem Hof des Unterwittbacher Vollerwerbs-Landwirtes Elmar Huth beim Betrachten der Schweinezucht an die veränderten Bedingungen, zu denen heute die Bauern durch entsprechende Richtlinien und Verordnungen bei der Schweinemast nahezu gezwungen werden ihre Betriebe auf höchster Hygienestufe und nach modernsten Gesichtspunkten zu führen. Kein Vergleich zu früher! Ich erinnere mich da auch gerne an die im vergangenen Jahr stattgefundene Eröffnung des Hühnerhofes Dietrich in Lohr, wo die Hühner unter modernster Ausstattung mit entsprechendem Freilauf gehalten werden, fast so wie früher in unserem Hof – aber eben trotzdem anders.


Besonders interessant war bei der Betriebsbesichtigung des Huth-Hofes auch die betriebliche Geschichte. Mit seiner Frau und den am Hof lebenden Kindern führt der Landwirt Huth einen knapp 200 ha großen Vollerwerbsbetrieb mit rund 550 Schweinemastplätzen und Ackerbau. Gleichzeitig ist er mit einem weiteren Landwirt an einer Biogasanlage mit 500 KW (elektrische Leistung) beteiligt. Daran erkennt man ganz deutlich den Wandel der landwirtschaftlichen Betriebe, die heute vielfältig ausgerüstet sein müssen, um zukunftsorientiert aufgestellt zu sein. Vor allem der geringe Niederschlag von lediglich 570 Liter/Quadratmeter und Jahr in der Region beeinflusst Anbau und Wirtschaftsweise. Darum nutzt Huth eine vielschichtige Fruchtfolge und baut unter anderem Winterweizen, Wintergerste, Silomais, Winterraps und Triticale bis hin zu Szavasi-Gras an.


Wie schwierig der Überlebenskampf für die bayerischen Landwirte tatsächlich ist, verdeutlichte Huth an dem kontinuierlich ausgebauten Schweinemast-Betrieb. Mit hauptsächlich selbst produziertem Futter werden 550 Mastschweine täglich versorgt. Doch Huth beklagt die in den letzten Jahren kaum noch zu erzielenden Einnahmen aus der Schweinemast aufgrund des enormen Konkurrenz- und Preiskampfes innerhalb der EU. Billigimporte aus den Niederlanden und Dänemark durchsetzen den deutschen Markt. Zu knapp sei die Spanne zwischen Aufwand und Einnahmen. Weitere Auflagen seien nicht mehr zu verkraften. Nach Meinung von Kreisobmann Gerhard Endres seien weitere Auflagen für Tierhalter auch nicht nötig, sie fühlten sich wohl in den Ställen der Bauern in Main-Spessart. Dem kann man beim Blick in die Huth’schen Stallungen nur zustimmen. Und so trägt Bauer Huth ungeachtet der geringen Ertragsspanne doch zu einem ganz wichtigen Umstand bei, die Nahrungsmittel für die Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Produkten aus der Region abzusichern. Regionale Ware für die Region, ein wichtiges politisches Ziel, das sich die Menschen beim Griff in die Kühltheke der Supermarkt-Ketten immer wieder vor Augen führen sollten. Die Landwirtschaft hierzulande kann nur gestärkt werden, wenn wir den Landwirten faire Preise für hochwertige Produkte gewähren.


Deshalb hat der Unterwittbacher Landwirt sich auch längst eines zweiten Standbeines bedient, einer Biogasanlage. Um die Wärme seiner Biogasanlage sinnvoll zu nutzen, arbeitet Huth mit der Gemeinde zusammen. Aktuell wird geplant, ein neues Wärmenetz in die 300 Meter entfernt liegende Gemeinde zu bauen. Das kann die dann eher unrentablere Scheitholztrocknung mittelfristig ersetzen und leistet einen wichtigen Beitrag zur Energiewende: dezentrale regenerative Energieversorgung!



Bei dem anschließenden Gespräch in der Bürgerstube Unterwittbach kamen weitere Probleme der Landwirtschaft auf den Tisch. Durch den starken Strukturwandel im Landkreis fordern die Landwirte – wie wir Freien Wähler - eine verlässliche, kalkulierbare und langfristige Politik, damit große Investitionen auch möglich werden. Deshalb besteht für weitere Kürzungen beim Kulturlandschaftsprogramm oder der Ausgleichszulage gerade in Randbereichen des Landkreises kein Spielraum mehr. Für die gerade in Main-Spessart überlappenden Naturschutz- und Wasserschutzauflagen braucht es ein Zurückrudern.


Für mich war dieses Treffen mit den Landwirten erkenntnisreich und bei den vielen Spezialthemen war ich mehr als froh, meine Kollegin und agrarpolitische Sprecherin Ulrike Müller zur Beantwortung der vielen Problemstellungen an meiner Seite zu haben. Denn eines musste ich feststellen: so einfach wie Landwirtschaft früher war, ist sie heute nicht mehr und es ist dringend geboten dafür verlässliche politische Rahmenbedingungen zu schaffen.



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