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7 Juni 2013

Jugendwohnen muss Thema werden

Für die Abgeordneten der Regierungsfraktionen sind die jedem Abgeordneten zustehenden parlamentarischen Initiativen in Form einer ‚Schriftliche Anfragen‘ ein NO-GO, weil sie dessen Karriere abrupt Schaden zufügen. Für uns Oppositions-Abgeordnete bilden die Anfragen an die Staatsregierung hingegen die Chance, Missstände offen zu legen und diese dann entsprechend zum Wohl der Menschen und Bürger im Freistaat parlamentarisch aufzugreifen und eine Verbesserung zu erzielen.




Karl-Heinz Laube / PIXELIO / pixelio.de




Mit meiner Anfrage zum Thema „Jugendwohnen in Bayern 2013“ habe ich wieder einmal in ein solches Wespennest gestochen. Es war schließlich der Anlass zu einem Fachgespräch mit Vertretern des Sozialministeriums und weiteren elf Vertreter aus der Praxis im Bayerischen Landtag. Das Fazit war dabei ernüchternd: Angesichts eines eklatanten Finanzierungs- und Investitionsnotstands steht das Jugendwohnen derzeit vor großen Herausforderungen.


Viele werden mit dem Begriff ‚Jugendwohnen‘ zunächst mal gar nicht viel anfangen zu wissen. Jedoch wird der demographische Wandel, der Fachkräftemangel und daraus folgend eine verstärkt erforderliche Mobilität der Jugendlichen hinsichtlich ihrer Ausbildung die Situation des Jugendwohnens künftig noch verschärfen. In Bayern wird die Nachfrage nach Plätzen in Jugendwohnheimen deshalb unterschiedlich groß sein.


Bedauerlich ist, dass dieses Thema leider in der Wirtschaft und in der Politik bis dato nicht auf der Agenda steht. Dies muss sich dringend ändern, denn das Jugendwohnen ist ein wichtiges Unterstützungsangebot für junge Menschen im Alter zwischen 14 und 27 Jahren, die ihre Heimat verlassen müssen, um ihre Schul- oder Berufsausbildung gestalten zu können. Das wichtigste Anliegen stellt dabei in meinen Augen die sozialpädagogische Begleitung der Jugendlichen dar. Ich finde, dass eine Blockbeschulung nur dann stattfinden darf, wenn die Schüler auch sozialpädagogisch betreut werden. Zudem muss künftig eine bedarfsgerechte finanzielle Ausstattung der Einrichtungen gewährleistet werden. Es kann nicht sein, dass akademische Ausbildungen dauernd hofiert und berufliche Ausbildungen unverhältnismäßig vernachlässigt werden!




LieC /PIXELIO / pixelio.de




Ich bin mir sicher, dass der Bedarf an Jugendwohneinrichtungen in Bayern aufgrund der abnehmenden Zahl an Ausbildungsberufen, rückläufiger Auszubildender in bestimmten Berufen und damit einer weiteren Zentrierung auf überregionale Ausbildungszentren in Bayern künftig stark zunehmen wird. Jedenfalls kümmern sich die Jugendwohneinrichtungen um die Aus- und Weiterbildung von Jugendlichen und müssen daher umfassend gefördert werden. Wir FREIEN WÄHLER sind uns sicher, dass der Bedarf an Jugendwohneinrichtungen in Bayern künftig stark ansteigen wird. Deswegen muss in diesem Bereich dringend investiert werden.


Zu diesem Thema gibt es auch eine aktuelle Anfrage der Fraktion „DIE LINKE“ im Deutschen Bundestag.



1 Juni 2013

Die Trinkwasserlüge der CSU

Wasser = Leben, diese einfache Gleichung legt schon dar, dass es sich beim Wasser nicht um irgendeinen Rohstoff handelt, sondern um den überlebenswichtigen. Deshalb sind die Pläne der Europäischen Union, mit der geplanten EU-Konzessionsrichtlinie die Liberalisierung unserer Trinkwasserversorgung anzustreben, abzulehnen.


Mit dieser Konzessionsrichtlinie müssen demnach Bund, Länder oder Gemeinden zukünftig alle größeren Aufträge europaweit ausschreiben und nach bestimmten Kriterien vergeben. Besonders betroffen davon sind lebenswichtige Bereiche wie die Trinkwasserversorgung.





Sara Hegewald / PIXELIO / pixelio.de


Ich setze mich mit Tatkraft dafür ein, dass es zu keiner Verschlechterung der Versorgung kommen wird. Denn bei einer Privatisierung der Wasserversorgung würden erneut internationale Konzerne die großen Gewinner sein. Als Folge davon würde sich der Wasserpreis erhöhen, die Managergehälter steigen, das Leitungsnetz eher kaputt gespart und die Wasserqualität sinken.


Die Wasserversorgung ist eine kommunale Aufgabe und gehört zur Daseinsvorsorge und da bitte, Finger weg! Die Wasserversorgung muss in kommunaler Hand bleiben - ohne Bevormundung durch die Europäische Union. In Ländern wie Großbritannien oder auch deutschen Städten, wie Berlin und Potsdam, zeigen sich bereits heute die negativen Folgen der Liberalisierung der Wasserversorgung: steigende Wasserpreise für die Bürger, große Gewinne der Konzerne und mangelnde Versorgungssicherheit.


Deshalb ist es jetzt 5 vor 12, denn noch ist die Konzessionsrichtlinie nicht beschlossen. Bis zum Sommer verhandeln die EU-Gremien hinter verschlossenen Türen darüber. Frühestens im September – also nach den Landtags- und Bundestagswahlen - hat dann das Europäische Parlament das letzte Wort. Deshalb müssen sich jetzt die Bundesregierung und die deutschen Europa-Parlamentarier klar positionieren und eine vollständige Herausnahme des Wasserbereichs aus der Konzessionsrichtlinie erwirken.



Wie wenig ernst die Bundesregierung und gerade auch die CSU und FDP dieses Problem nehmen, zeigt die jüngste Vergangenheit. Die CSU hat bei der Trinkwasserfrage versagt. Am 10. Dezember 2012 hat der Vertreter der deutschen Bundesregierung, der bekanntlich neben der CDU und der FDP auch der CSU angehört, im EU-Ministerrat der Dienstleistungsrichtlinie zugestimmt (!), welche auch Trinkwasser beinhaltet. Demnach müssten künftig zahlreiche Kommunen ihre Trinkwasserversorgung in einem Bieterverfahren dem Wettbewerb aussetzen, was Qualitäts- und Preisrisiken für die Bürger nach sich ziehen würde. Am 15. Februar 2013 wird ein CSU-Europa-Abgeordnete im Münchner Merkur folgendermaßen zitiert: „Die Bundesregierung hat keine Möglichkeit mehr, das aufzuhalten“.


Sehr wohl gibt es noch Möglichkeiten dies zu verhindern. Einen Antrag von uns FREIEN WÄHLERN im Bayerischen Landtag auf Berichterstattung über die Folgen der Liberalisierung haben CSU und FDP auch abgelehnt (Drs 16/15456). Jetzt, nachdem ihre Parteispitze versagt hat, laufen die CSU-Vertreter in den Heimatstimmkreisen herum und rufen ‚Hände weg vom Trinkwasser!‘. Da fällt mir nur wieder ein: Schnarchzapfen, auch schon aufgewacht!


Deshalb fordern wir FREIE WÄHLER in einer deutschlandweiten Unterschriftenaktion, dass die Trinkwasserversorgung aus der EU-Dienstleistungsrichtlinie ohne Wenn und Aber herausgenommen werden muss.  Unterstützen auch Sie diese Aktion mit einer Unterschrift in meinem Bürgerbüro !



1 Juni 2013

CSU-Wahlkampf-Gießkanne wird überall ausgepackt

Dass der Wahlkampf bevorsteht merkt man an allen Ecken und Enden. Jeder Pressemitteilung der Staatsregierung ist zu entnehmen, dass Bayern nie und nimmer „weiß-blau“ wäre, wenn es nicht diese starke CSU-gestützte Staatsregierung gäbe. So war die Pressemeldung der CSU-Landtagsfraktion, dass durch zusätzliche 130 Stellen bei den Verwaltungsangestellten an den Grund- und Mittelschulen in Bayern nun eine deutliche Verbesserung eintreten werde, ein typisches Beispiel, wie man mit Speck Mäuse fängt oder besser gesagt, den Wähler täuscht.


CSU-Abgeordnete haben in den vergangenen Jahren rein gar keine Anstalten gemacht, um für die Verwaltungsangestellten ein deutliches Zeichen der Verbesserung zu erreichen. Planmäßig haben sie hingegen unsere mehrfach eingereichten Anträge auf Personalmehrung und auf eine Überarbeitung der Zuteilungsrichtlinien eiskalt abgeschmettert. Wie oft habe ich im Ausschuss für den Öffentlichen Dienst die klare Benachteiligung der Grund- und Mittelschulen und die nicht mehr zeitgemäßen Zuteilungsrichtlinien angeprangert und mir dabei den Zorn der Ausschuss-Leiterin zugezogen. Jahrelang wurden die Anliegen der am schlechtesten bezahlten Kräfte im schulischen Bildungsprozess negiert und stets nur versprochen, aber nichts gehalten.




Rainer Sturm / PIXELIO / pixelio.de




Erst durch die Freie Wähler-Initiative zur Abschaffung der Studiengebühren und dem danach geschaffenen Bildungspaket, um sich die Zustimmung der FDP zu „erkaufen“, ist nun Bewegung in die Sache gekommen und es haben sich 130 bitter notwendige Stellen aufgetan. Da bin ich mir sicher: der nahende Wahlkampf hat sicher mit dazu beigetragen, dass das CSU-Wahlkampf-Füllhorn in Schwung gekommen ist. Und trotzdem ist Bayern auch ohne CSU „weiß-blau“!


Wenn dies nun seitens der Vorsitzenden des Arbeitskreises für Fragen des öffentlichen Dienstes der CSU-Fraktion und Georg Eisenreich, dem bildungspolitischen Sprecher der Fraktion, als „Meilenstein“ tituliert wird, dann darf man gespannt sein, wie viele Jahre es dauern wird, dass sich aus der nach wie vor Mangelsituation einmal ein Normalzustand ergibt.


Denn es ist klar, dass durch zahlreiche Veränderungen im Bildungsbereich die Aufgabenfülle für Verwaltungskräfte in den vergangenen Jahren stark angestiegen ist und die vorhandenen Stunden nicht ausreichen, um den Aufgabenbedarf abzudecken. Bereits 2007 hatte sich die Landtags-Opposition für eine Verbesserung eingesetzt und festgestellt, dass an allen Schularten insgesamt 270 Verwaltungsstellen fehlen. Schnell hatte man dann seitens der CSU (mit Speck fängt man Mäuse) vor den 2008er-Landtagswahlen noch entsprechende Stellen in den Haushalt unter Finanzierungsvorbehalt eingestellt. Dieser wurde bis heute nicht erfüllt. Kernpunkt war schon damals, die Zuteilungsrichtlinien an den aktuellen Bedarf anzupassen. Dabei müssten für jede Schule ausreichend Verwaltungsangestellte zur Verfügung gestellt werden, um die Schulleiter und Lehrkräfte von der Verwaltungsarbeit zu entlasten.


Und so ist es nicht das erste Mal, dass die CSU eine Wahlperiode lang alles ablehnt und dann kurz vor der Wahl aus dem Vollen geschöpft wird! Eben „Bayern, weiß-blau“.



31 Mai 2013

Umsetzung der Energiewende zu unkoordiniert

Schon oft habe ich in meinen Blogs die Energiewende thematisiert und dabei die unzureichende Vorbereitung seitens Bund und Land kritisiert. Wie dieser fehlende Masterplan bei der Umsetzung vor Ort zu großen Problemen führen kann, erlebe ich derzeit bei mir fast vor der Haustür im Spessart nahe der hessisch-bayerischen Grenze. Dort wollen die hessischen Gemeinden Flörsbachtal und Hessenforst entlang der früheren Ost-Westquerung, der Birkenhainer Landstraße, insgesamt rund 24 Windkraftanlagen (WKA) bauen. Und auf bayerischer Seite sollen – sofern der WKA-Bau in Landschafts- und Naturschutzgebieten genehmigt wird – weitere acht folgen. Da muss ich als stetiger Befürworter einer Umsetzung der Energiewende ehrlich gesagt tief durchatmen und Luft holen: 32 Anlagen konzentriert auf einer Fläche eines intakten und hochwertigen Naherholungswaldes, da tue ich mir schwer!



Damit würde ein Stück Natur zerstört, indem sich am Wochenende Hunderte und im Winter oft Tausende zum Wandern, Mountainbiken oder Skilanglauf treffen oder einfach die Natur genießen und sich vom Alltagsstress erholen. Wenn man weiß, dass pro Windkraftanlage rund 6000 Quadratmeter Wald gerodet werden muss, dann kann man sich das Ausmaß einmal bildlich vor Augen führen: aus einem wunderschönen Waldbestand wird eine Betonwüste.


Das in meinen Augen Beklagenswerte ist in diesem Grenzgebiet die unterschiedliche Behandlung der Umsetzung der Energiewende seitens der beiden Landesregierungen. Während das Land Hessen keinen Unterschied zwischen privilegierten Flächen, sogenannten Vorbehaltsflächen oder Ausschlussflächen und schützenswerten Landschafts- oder Naturschutzgebieten macht und somit den Windrädern Tür und Tor öffnet, sieht es auf bayerischer Seite anders aus. Bei uns sind derzeit Landschafts- und Naturschutzgebiete noch ausgeschlossen. Allerdings hat sich der Regionale Planungsverband Würzburg, dem der Landkreis Main-Spessart angehört, für eine Überprüfung für die Nutzbarmachung des Naturparks Spessart für Windkraftanlagen entschieden und somit zumindest die Tür einen großen Spalt aufgemacht. Cleverer war man in der Rhön. Hier hat man von vorneherein seitens des Regionalen Planungsverbandes jegliche Windkraftnutzung kategorisch ausgeschlossen.


Sicher ist es schwer nachzuvollziehen, warum auf hessischer Seite Windkraftanlagen gebaut werden dürfen und auf bayerischer Seite nicht. Deshalb ist auch hier vorbehaltlich irgendwelcher entgegenstehender Kriterien damit zu rechnen, dass ein sogenanntes Zonierungskonzept, das einzelne Flächen aus den Naturparks herausnimmt, kommen wird. Zwar haben die umliegenden Gemeinden in den vergangenen Wochen ihre Bedenken gegen die WKA auf hessischer Seite angebracht, doch weiß man aus Erfahrung, dass meistens nur die Fledermaus oder eine Ansammlung an Fröschen oder Rotmilanen hier noch einen wirklichen Einwendungsgrund bedeuten würden, schließlich haben die geplanten Windkraftanlagen allesamt die entsprechenden Abstände zu Wohnbebauungen und Einzelgehöften.



Wie schwierig die Umstellung der Energieversorgung auf regenerative Energieträger ist, habe ich nun an diesem Beispiel erstmals  vor Ort hautnah mit erlebt. Und da ist auch die von mir immer wieder geforderte Bürgerbeteiligung an solchen Anlagen kein Argument mehr, denn die Bürgerbeteiligung ist bei allen geplanten WKA so marginal, dass man sie kaum zu erwähnen braucht. Die Pachtbeträge, die den Gemeinden und Privatleuten in Aussicht gestellt werden, sind dagegen immens. So könnte die Gemeinde Flörsbachtal bei Realisierung all dieser Anlagen jährlich rund 400 000 Euro Pacht für ihren Gemeindesäckel einkassieren. Da frage ich mich ernsthaft, welcher Bürgermeister oder Gemeinderat kann da widerstehen? Möglich ist dies durch die enorm hohe Subventionierung der Windkraftanlagen durch den Staat, die es den Projektträgern derzeit erlaubt, die Bürger und Verantwortlichen einer Kommune mit den Geldscheinen zu überzeugen und Sachargumente erst gar nicht groß zu diskutieren.


Ob so die Energiewende tatsächlich Hand in Hand und mit Überzeugung gelingt, wage ich mittlerweile zu bezweifeln. So habe ich dieser Tage beim Besuch des Burgfestes in der angrenzenden Gemeinde Fellen Befürworter wie Gegner und viele verunsicherte Bürger erlebt. Fragen wie ob alle, die irgendwelche Pachtverträge unterschrieben haben neben den Pachteinnahmen auch das Kleingedruckte gelesen haben und wissen, wer etwa für den Rückbau der Anlagen verantwortlich ist? Oder sind die Verpächter über die Gefahren einer Insolvenz des Projektierers und Betreibers einer solchen Anlage und der Haftung informiert worden, sind für mich in diesem Zusammenhang auch neu. Ehrlich gesagt hatte ich mich damit bis dato auch überhaupt noch nicht befasst und merke jetzt erst nach vielen Gesprächen mit den betroffenen Bürgerinnen und Bürger der Bürgerinitiative, dass es da noch eine Menge Informations- und Aufklärungsbedarf gibt.


Deshalb rudere ich gerne nach ausgiebiger Meinungsbildung ein Stück zurück und plädiere dafür, erst Lösungen für die offenen Fragen der Energiewende wie Speicherkapazitäten und Stromtransport zu finden und dann überlegter an die Umsetzung heran zu gehen als nun an mancher Stelle das Kind mit dem Bade auszuschütten.



31 Mai 2013

Polizeidienststellen auch weiterhin arm dran!

Ob in der Finanzverwaltung, bei den Lehrern, den Beamten der Inneren Verwaltung oder der Polizei, das Dilemma ist überall im Öffentlichen Dienst seit der Stoiberschen Sparwut Anfang des Jahrtausends im Freistaat dasselbe: Personalmangel. Alle sich stets wiederholenden Aufschreie werden diskret und in bestimmtem Rhythmus mit einem Wundpflästerchen in Form einiger zusätzlicher Stellen behandelt, eine Heilung weit gefehlt. Nun wurden diese Woche mit markigen Worten seitens des Innenministers Herrmann wieder einmal die Wunden der Polizei in Bayern mit einem größeren Pflaster versucht zu kitten und verkündet, dass in diesem Jahr 1050 fertig ausgebildete Polizisten für mehr Sicherheit im Freistaat sorgen sollen.




Dieter Schütz /PIXELIO / pixelio.de




Toll - könnte man meinen. Doch der nächste Gedanke lässt sehr schnell an die anstehende Landtagswahl denken und da kommt es gut, wenn man die Hoffnungen nicht enttäuscht, sondern mit neuen Stellen erfüllt. Doch handelt es sich bei den neuen Stellen wirklich um ein „größeres Pflaster“? Weit gefehlt, denn wenn man die Ruhestandsversetzungen von 740 Beamten in diesem Jahr dagegen setzt, dann bleiben nur noch rund 300 Polizisten unterm Strich übrig, die künftig tatsächlich für mehr Sicherheit in Bayern sorgen können. Und auch bei den 1050 „Neuen“ nimmt es der Innenminister nicht so ernst, 450 haben schon im Frühjahr ihren Dienst angetreten, sodass eigentlich in Kürze nur noch 600 ihren Dienst beginnen. Solche Darstellungen sind mir auch aus dem Kultusministerium mittlerweile bestens bekannt. Dort werden alle Lehrer mehrmals aufgezählt als zusätzliche Stellen für mehr Migrationsförderung, für zusätzliche individuelle Förderung oder oder oder. Unterm Strich gibt es die Stelle aber nur einmal. Auch das ist Politik der CSU: Wein predigen und Wasser einschenken.


Auch Unterfranken wird mit immerhin 72 Neulingen für die insgesamt 29 Polizeidienststellen relativ üppig aus München bedient. Besonders freut es mich, dass durch meinen Einsatz in den vergangenen Wochen für eine stärkere Personaldecke bei der Polizeistation Gemünden nun zum August zwei zusätzliche Polizisten in der Dreiflüssestadt ihren Dienst verrichten sollen. So hat es mir zumindest die Polizeipräsidentin Liliane Matthes, die ich kürzlich zum wiederholten Male diesbezüglich aufgesucht habe, berichtet. Anlass dazu boten die Beschwerden vieler Bürgerinnen und Bürger aus dem Altlandkreis Gemünden, die sich durch eine Vielzahl von Einbrüchen in ihrem Sicherheitsgefühl bedroht sehen. Dass daran durchaus auch etwas dran ist haben Nachfragen beim Innenministerium hinsichtlich der deutlichen Steigerung der Einbrüche, der Drogendelikte und diverser weiterer Straftaten innerhalb des letzten Jahres bei gleichzeitig rückläufiger Zahl tatsächlich verfügbarer Polizeibeamter in Gemünden ergeben.


Einer Initiative von Bürgern im Sinngrund ist zu verdanken, dass dieses Thema auch bei einer Podiumsdiskussion in Burgsinn nochmals thematisiert worden ist und somit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Scheinbar ist die Rechnung aufgegangen, denn von den 3,5 neuen Stellen für den Landkreis Main-Spessart fielen ausgerechnet zwei auf die kleinste Polizeistation, während die Inspektionen in Karlstadt mit einer und Marktheidenfeld mit 0,5 Stellen schlechter weg gekommen sind.


Dass damit gerade einmal die größten Löcher gestopft sind, muss uns allen klar sein. Schließlich fährt die Bayerische Staatsregierung ganz nach dem Motto ‚Mut zur Lücke‘ und besetzt ihre Soll-Stellen – also die Stellen, die nötig sind, um die Funktionsfähigkeit und Aufgabenbreite einer Polizeidienststelle zu gewährleisten – nur mit 80 Prozent. Mit anderen Worten: es herrscht ein dauerhaftes Defizit von rund 20 Prozent an Polizeibeamten. Was dies gerade für kleinere Dienststellen bedeutet erleben wir hier im Landkreis hautnah. So pfeifen alle aus dem letzten Loch und können immer wieder nur mit Kunstgriffen und Überstunden die Funktionsfähigkeit aufrecht erhalten. Jeder Leiter einer Polizeidienststelle ist froh, wenn er nachts zumindest eine Streife auf der Straße hat.




Arno Bachert / PIXELIO / pixelio.de




Hinter all dem darf man nicht außer Acht lassen, dass sich der Innenminister brüstet den höchsten Personalstand aller Zeiten zu haben. Starker Tobak, bedenkt man dass die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger bei wachsenden Aufgaben und einer stets voranschreitenden Globalisierung und damit einhergehenden Grenzöffnungen nur auf dem Rücken der Polizeibeamten gewährleistet ist. 1,2 Millionen Überstunden beweisen dies und zeigen, dass nach wie vor Polizei-Notstand in Bayern herrscht. Und nicht von ungefähr kommt des Innenministers Feststellung, dass vor allem die Präsenz in den ländlichen Räumen gestärkt werden soll.


Letztendlich ist mit den 72 neuen unterfränkischen Polizeibeamten lediglich der seit Jahren herrschende Abwärtstrend gestoppt. Denn wenn man die Personalzuteilungen 2013 mit den Pensionierungen und sonstigen Abgängen verrechnet, bleiben unterm Strich pro Dienststelle in Unterfranken nur ein zusätzlicher Polizist. Und das ist zu wenig, denn wenn nun Gemünden aufgrund unserer Proteste zwei Beamte zugeteilt bekommt, muss Lohr auf einen Beamten verzichten und das kann nicht sein. Der Staat steht für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in Lohr und Umgebung genauso in der Pflicht wie für andernorts.



31 Mai 2013

Eltern werden fürs G9 abstimmen

Es klingt auf den ersten Eindruck als ein mehr als schwerwiegender Vorwurf, den Mediziner den Machern des G8 entgegen halten: Psychostress versus Medikamentenversuche. Aber was ist dran angesichts der rapide nach oben schnellenden Verordnungen von Ritalin und Co an Schülerinnen und Schüler in Bayern? Da darf die Frage „G8 oder „Wie viel halten Schüler aus?“ durchaus gestellt werden.




Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / PIXELIO / pixelio.de




Immer wieder erschreckend finde ich es, Wortmeldungen von betroffenen Schülern zu lesen, wie beispielsweise die Folgende: „Ich finde es wirklich sehr gut von Ihnen, dass sie sich darum bemühen, G8 abzuschaffen, finde es auch traurig, dass erst in den letzten zwei Jahren Menschen darauf gekommen sind, dass das G8 keine gerechtfertigte Lernform ist, unter dem Gesichtspunkt ‚Das G8 stellt eine Verletzung der UN Kinderrechte dar‘. Traurig finde ich es allerdings, dass mein Jahrgang (ich gehe momentan in die 11te Klasse eines Gymnasiums) einfach seit der fünften Klasse mit dem G8 konfrontiert und im Stich gelassen wurde und jedes Schuljahr merken musste, dass etwas mit den Anforderungen und den verlängerten Schultagen nicht stimmt. Damals hat sich niemand dafür interessiert, ich fühle mich wie jemand, dessen Jahrgang man zusammen mit anderen dazu ausgenutzt hat, um zu testen, ob G8 anwendbar ist. Meiner Meinung nach müsste man diejenigen, die G8 ins Leben gerufen haben, direkt ihres Amtes entheben, da sie diesem nicht gewachsen zu sein scheinen. Tun Sie was sie können, Herr …., um G8 abzuschaffen. Meine volle Unterstützung haben Sie dafür“.


Vergegenwärtigt man sich diese Beschreibungen einer Elftklässlerin, dann ist es umso dringender erforderlich unser Volksbegehren zügig voran zu treiben. Mit der von uns angestrebten Wahlfreiheit zwischen G8 und G9neu werden wir einen wichtigen Zwischenschritt hin zur Abschaffung des G8 machen. Ich bin mir ganz sicher, dass auch Bayerns Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern mit den Füßen abstimmen werden und nach einer Wahlfreiheit das G8 „endlagern“. Die Beispiele in Hessen und Baden-Württemberg zeigen uns, dass dort der Trend – ist die Wahlfreiheit erst einmal erreicht – ungebrochen zum G9neu führen wird.


So haben sich beispielsweise am Gymnasium Rutesheim, in dessen Einzugsgebiet die Ingenieure von Bosch und Porsche wohnen, trotzdem – oder gerade deswegen – fast alle Eltern in diesem Jahr bei der Anmeldung für das G 9 entschieden, so dass das Gymnasium vollkommen (fünfzügig) auf G 9 umgestellt wird. Diese Eltern wollen ihren Kindern einfach etwas mehr Zeit gönnen für die Bewältigung ihres Pensums und für außerschulische Aktivitäten. In Pforzheim wurde ein Gymnasium nahezu überrannt mit G 9 Anmeldungen, statt fünfzügig wie im letzten Jahr könnten es nun zehnzügig werden. Die Schüler werden jetzt auf ein benachbartes Gymnasium umgeleitet, so dass neun G 9 Züge eingerichtet werden können. Ähnliche Voraussagen wage ich für unseren Freistaat, wenn wir die Wahlfreiheit erkämpft haben.




Marvin Siefke / PIXELIO / pixelio.de




In einem neuen G9 müssen dann längstens auch endlich die von Ärzten angemahnten Aspekte von mehr Bewegung und Gesundheitserziehung mit einfließen. Schließlich beobachten wir seit Jahren mehr Typ II Diabetes in immer jüngeren Jahren, ebenso Depression usw.. Versuche auch von uns FREIEN WÄHLERN mit entsprechenden parlamentarischen Initiativen mehr Schulsport ins Schulsystem zu implementieren, prallten an den Wänden des Kultusministeriums ab. Nach wie vor werden wöchentlich rund 40 000 Sportstunden an Bayerns Schulen nicht gehalten, obwohl der Lehrplan diese ausweist - den Kultusminister stört es nicht.


Ohnehin gab es nie ein pädagogisches Argument für das G8, aber heute gibt es jede Menge gesellschaftspolitisch hochrelevanter Argumente für ein neues, modernes G9 mit zukunftsrelevanten Themen wie mehr Bewegung, mehr Übung in Präsentation, Diskussionsführung, analytischem Denken,  Social Skills und ähnlichem. Dies muss allerdings sorgfältig entwickelt werden und in einem solchen Prozess befinden wir uns. Bei einem erfolgreichen Volksbegehren könnte das Schuljahr 2014/15 der Beginn einer neuen Ära für Bayerns Gymnasiasten sein. Schule sollte dann auch am Gymnasium wieder Spaß machen dürfen – auch den Lehrern!


Von denen erhalte ich im Übrigen auch vermehrt Zustimmung, wie beispielhaft folgende Mail darlegt: „Nicht nur als Lehrer am ….-Gymnasium M. , sondern auch als Personalrat und Sprecher eines Arbeitskreises ´Bildung und Politik´ der Personalräte der Gymnasien in M. schicke ich Ihnen auf diesem Weg ein paar Gedanken zum Stand des bayerischen Gymnasiums aus Lehrersicht. Entstanden sind sie im vergangenen Herbst. Kerngedanke war und ist ein "Tempo 30", d.h. die Tatsache, dass mehr als 30 Unterrichtsstunden pro Woche nur zerstörend in mehrerlei Hinsicht wirken.  Zum Ausdruck soll mit der kleinen Mail gebracht werden, wie sehr viele Lehrerinnen und Lehrer (abgesehen von vielen Eltern) Ihre Initiative des Volksbegehrens begrüßen und eine strukturelle Änderung des bestehenden Gymnasiums als Voraussetzung für einen vernünftigen Weg sehen“.


Schon teilweise lächerlich finde ich dagegen die vehementen Versuche der Eltern- und Lehrerverbände unser Volksbegehren „per Anordnung“ zu bekämpfen. So widerspricht sich der bpv in einer Pressemitteilung vom 30.4.2013, indem er einerseits sagt „Es wäre fatal, eine Schulart aufzubauen, die ein Zwei-Klassen-System anbietet! Weder darf es eine Unterscheidung zwischen Stadt- und Landgymnasien, noch eine solche zwischen einem Gymnasium für gute und geeignete Schülerinnen und Schüler und einem solchen für weniger gute und geeignete geben! Wir brauchen für unser Gymnasium einen einheitlichen Charakter, um gymnasiale Bildung ‚aus einem Guss‘ weiter zu gewährleisten“.


Das klingt ja geradezu nach einem weiter so, wie wir FREIE WÄHLER es nicht haben wollen. Wir wollen ein Gymnasium mit mehr Gerechtigkeit und Zeit zum Lernen und Leben. Und wenn dann der bpv in selbiger Pressemitteilung einige Sätze weiter folgert: „Seit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums hat der bpv immer darauf hingewiesen, dass viele Schülerinnen und Schüler das Ziel gymnasiale Bildung besser in neun Jahren erreichen“ frage ich mich schon, wo denn jetzt die tatsächliche Zielrichtung dieses Lehrerverbandes ist?



24 Mai 2013

Zwei Ansichten: Das Rededuell


Zwei Ansichten: Das Rededuell zur Zukunft des Gymnasium zwischen Kultusministerium und Günther Felbinger



Dr. Ludwig Unger, Pressesprecher des Bayerischen Kultusministeriums

Für das Flexibilisierungsjahr



Die Freien Wähler eröffnen bei ihrem Volksbegehren eine Systemdebatte, sie setzen auf ein Gegeneinander zwischen G8 und G9 und machen das Gymnasium zur Baustelle. Dabei fehlt den Freien Wählern ein klares Konzept. Sie gefährden mit ihrem Ansatz, parallele G8- und G9-Züge an einem Gymnasium anzubieten, kleine Gymnasien auf dem Lande, fördern ungleiche Bildungsbedingungen in der Stadt und auf dem Land und schränken die Wahlmöglichkeiten der Schüler ein. Der einzelne Schüler soll am bayerischen Gymnasium mehr Lernzeit bekommen, wenn er sie braucht und wann er sie braucht - seine individuelle Lernzeit. Das hat das Kultusministerium mit Eltern, Schülern, Lehrkräften und Direktoren an einem Runden Tisch 2012 vereinbart. Das wird nun umgesetzt. Das achtjährige Gymnasium hat sich grundsätzlich bewährt, wird aber mit der Schulfamilie weiterentwickelt. Die Staatsregierung geht dabei folgenden Weg:


1. Künftig wird jeder Schüler eines staatlichen Gymnasiums in Bayern nach einer pädagogischen Beratung wählen können, ob er acht oder neun Jahre am Gymnasium in Anspruch nimmt.


2. Dieses Modell der individuellen Lernzeit basiert auf einem Frühwarnsystem, neuen zusätzlichen Intensivierungsstunden bis hin zu einem Flexibilisierungsjahr.


3. Das Flexibilisierungsjahr können Gymnasien für die Schüler in der Mittelstufe anbieten.




Günther Felbinger, bildungspolitischer Sprecher der Freien Wähler


Freie Wahl zwischen G8 und G9



Freie Wahl zwischen G8 und G9


Wir Freie Wähler treten grundsätzlich für die Stärkung der Demokratie durch mehr basisdemokratische Einflussmöglichkeiten ein. Bei einer trotz zahlreicher Nachbesserungen am G8 immer noch kontrovers diskutierten Schulart sollten nun die Betroffenen selbst entscheiden können, wie die gymnasiale Schullaufbahn der bayerischen Kinder künftig aussehen soll.


Deshalb streben wir Freie Wähler die Wahlfreiheit zwischen einer achtjährigen und neunjährigen Form des Gymnasiums an, um den Schülern wieder mehr Zeit zum Lernen und Leben zu ermöglichen. Das G9 neu ermöglicht durch das zusätzliche Schuljahr eine Vertiefung der Lerninhalte und wird damit das Leistungsniveau am Gymnasium wieder anheben und die Studierfähigkeit erhöhen. Zusätzlich ermöglicht es den Schülern ein weiteres Jahr der Reife.


Außerdem sorgt die Wahlfreiheit für mehr Bildungsgerechtigkeit, denn viele Eltern sind gerade deshalb unzufrieden und scheuen sich vor allem im ländlichen Raum, ihre Kinder, selbst wenn sie für das Gymnasium geeignet sind, auf einer Schule anzumelden, weil ihnen diese derzeit keinen Raum für außerschulische Aktivitäten lässt.


Im Gegensatz zu dem vom Bayerischen Kultusministerium geplanten Flexibilisierungsjahr bietet das schülerfreundliche Konzept der Freien Wähler ein funktionierendes Modell der individuellen Lernzeit, von dem alle Schüler profitieren können.



24 Mai 2013

Volksbegehren Wahlfreiheit G8/G9neu gestartet!

Seit vielen Wochen ist es nun im Gespräch, das anvisierte Volksbegehren für eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9neu am Gymnasium, also die Wahlmöglichkeit zwischen dem achtjährigen und dem neunjährigen Gymnasiumsbesuch. Ich schreibe bewusst G9neu, denn wir FREIE WÄHLER wollen nicht rückwärtsgewandt sein und alte Muster neu auflegen, nein, wir wollen ein besseres Gymnasium für unsere Schülerinnen und Schüler. Nicht nur wir FREIE WÄHLER kritisieren das achtjährige Gymnasium, sondern vor allem Eltern, Schüler und auch die Mehrheit der Lehrkräfte. Wir  möchten deshalb jedem die Wahl lassen, ob er lieber das G8 oder das G9 besuchen möchte.




Lupo / PIXELIO / pixelio.de




Bei einem Informations- und Diskussionsabend in Roth haben wir kürzlich unser Gymnasiums-Konzept vorgestellt und bei einer Reihe weiterer Veranstaltungen in ganz Bayern werde ich dies in den nächsten Wochen weiter verbreiten. Geht es nach uns FREIEN WÄHLERN, sollen künftig Lehrer, Schüler, Eltern und Sachaufwandsträger im Schulforum gemeinsam entscheiden, ob ihre Schule komplett zum G8- oder zum G9-Gymnasium wird oder ob sie beides anbietet. Das ist vor allem eine Frage der Schulgröße. Für kleinere Gymnasien im ländlichen Raum bis ca. 500 Schüler bietet sich dabei eher die erste Variante an, während für große Schulen auch problemlos ein Nebeneinander von G8 und G9 organisierbar ist.


Uns FREIE WÄHLER ist es wichtig, dieses Thema erst breit mit der Bevölkerung zu diskutieren. Die Wahlfreiheit soll kein Schnellschuss werden, wie damals das G8 bei Stoiber. Die Nachteile des G8 liegen für mich klar auf der Hand: Die Jugendgruppen in Vereinen, Verbänden und Organisationen erleben einen starken Rückgang, weil die Kinder durch das G8 keine Zeit mehr für Dinge neben der Schule haben. Aus diesem Grund besuchen schon jetzt viele Schülerinnen und Schüler lieber gleich eine Realschule, weil sie das für den für sie angenehmeren Weg halten und weil sie dort mehr Freizeit haben.


Unser Plan für das „neue“ G9 ist relativ einfach und simpel: Der alte Lernstoff des G8 wird auf neun Jahre gestreckt. Dadurch verteilen sich die Wochenstunden im G9 so, dass die Schüler keinen Nachmittagspflichtunterricht mehr haben. So bleibt den Schülern mehr Zeit zum Lernen, für Hobbys, Vereine und Sport. Die Vorteile der Wahlmöglichkeit sind immens. Auf dem Land wird das Gymnasium wieder attraktiver werden und die Übertrittsquoten können sich angleichen. Im Moment ist es so, dass im Landkreis Starnberg die Übertrittsquote bei 80 Prozent liegt, im ländlichen Raum dagegen bei nur etwa 20 Prozent. Die Schülerinnen und Schüler sind gleich intelligent – aber die Bedingungen unterschiedlich. Eltern auf dem Land schicken ihr Kind wegen des Nachmittagsunterrichts nicht auf ein Gymnasium. Sie scheuen die langen Nachhausewege für ihre Kinder am Abend – verständlich!




Gabi Schoenemann / PIXELIO / pixelio.de




In Baden-Württemberg und Hessen ist die Wahlfreiheit bereits erfolgreich eingeführt worden. Insofern müssen wir nichts neu erfinden, sondern können von anderen Bundesländern lernen. Dennoch gibt es nach wie vor viele Skeptiker, u.a. politische Mitbewerber sowie Lehrer- und Elternverbände, die noch nicht überzeugt sind. Wobei man dazu wissen muss, dass genau jene Lehrer- und Elternverbände sehr CSU-gesteuert agieren und sich zumindest offiziell bedeckt und kritisch geben. Doch das schreckt uns Freie Wähler nicht ab: wir werden weiterhin Überzeugungsarbeit leisten. Wir wollen keine Politik von oben, sondern sind für Demokratie. Deswegen werden wir die Menschen, die es betrifft, befragen und haben in dieser Woche den Startschuss zum Volksbegehren zur Wahl zwischen G8 und G9 gegeben.


Und hier noch eine kleine Anmerkung zur Finanzierung: Das G9neu kostet keinen Cent mehr als das G8! Das aufs Erste schier unglaubliche erklärt sich sehr schnell: weil die Zahl der Unterrichtsstunden insgesamt gleich bleibt und sich nur auf eine längere Zeitspanne verteilt, gibt es keinen zusätzlichen Lehrerbedarf – und somit keine Mehrkosten.


Mehr Infos zum Thema Volksbegehren G8/G9neu finden sie hier!



24 Mai 2013

Vom Wahlverhalten und seinen Folgen

Zwei Fragen beschäftigen mich, seit ich dieser Tage mit einigen Bürgermeistern eine Diskussion über unser Wahlprogramm geführt habe: Wann ist die (finanzielle) Leistungsfähigkeit einer Gemeinde oder Stadt so beeinträchtigt, dass es auch die Bürger merken? Und vor allem wie schmerzhaft muss diese Einschränkung sein, dass es auch das Wählerverhalten bei einer Bezirks- oder Landtagswahl entsprechend beeinflusst?




Wilhelmine Wulff / PIXELIO / pixelio.de




Reicht es - wie im Fall des Bürgermeisters aus der Rhön -  dass eine städtische Einrichtung wie die Stadtbibliothek geschlossen werden muss weil die Stadt das Geld dazu nicht mehr aufbringen kann, um überhaupt den Haushalt des laufenden Jahres genehmigt zu bekommen? Oder wie im Fall meiner Heimatstadt Gemünden, dass das Hallenbad geschlossen werden musste, weil die Sanierungskosten nicht aufgebracht werden konnten?


Wohl kaum ein Wähler bringt eine solche Freizeitangebotseinschränkung mit der seit Jahren miesen und ungenügenden Finanzierung der Kommunen durch den Freistaat und den Bund in Verbindung. Denn während Finanzminister Söder in München damit prahlt eine Milliarde Euro an Schulden des Freistaates zurück zu zahlen und Ministerpräsident Seehofer damit kokettiert Bayern bis 2030 schuldenfrei machen zu wollen, krebsen die Kommunen wegen seit Jahren gekürzter Zuschüsse für die Schülerbeförderung, reduziertem Anteil am Kfz-Steuerverbund oder gestrichenen Zuschüssen für Abwassersanierungen an der Überlebensgrenze herum.


Letztendlich spart der Freistaat seit Jahren auf dem Rücken der Kommunen, nur merken das die wenigstens Bürgerinnen und Bürger, weil sie meistens die Zusammenhänge nicht kennen und sich nicht dafür interessieren. Prügelknaben sind dann auf unterster lokaler Ebene meistens die Gemeinde- und Stadträte sowie die Bürgermeister, die dies ausbaden müssen und sich von den Bürgern entsprechend beschimpfen lassen dürfen.


Dabei stinkt der Fisch wie so oft am Kopf. Würden Freistaat und Bund ihrer  Pflicht nachkommen und die Kommunen ordentlich finanzieren sodass diese durch entsprechende Förderprogramme überlebenswichtige Aufgaben der Daseinsvorsorge wie eben Abwasserkanalsanierungen, Straßenerhaltungsmaßnahmen, Hallenbadsanierungen oder Unterhaltungskosten von Kindertageseinrichtungen ohne "Klimmzüge" schultern könnten, dann wäre das Leben manches Bürgermeisters erträglicher und für die Bürger lebenswerter.


Nun stehen gerade wir FREIE WÄHLER für die Stärkung der Kommunen und für eine bessere Finanzausstattung dieser. Aber dem Wähler genau die oben dargestellten Zusammenhänge nahe zu bringen und zu verdeutlichen ist ungeheuer schwer. Deshalb habe ich hier auch mal mit diesem Beitrag versucht, ein bisschen Transparenz in den Finanzierungsnebel hinein zu bringen.


Es ist halt tausendmal einfacher zu verkünden, dass Bayern sprudelnde Steuereinnahmen hat, als den Wählerinnen und Wählern reinen Wein einzuschenken und auch zu sagen, wofür diese Steuern verwendet werden. Denn unsere gezahlten Steuern sollten eigentlich so "verwaltet" werden, dass sie vor allem zumindest in angemessener Weise den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort zu gute kommen und nicht wie beispielsweise die Einnahmen aus den Kfz-bezogenen Steuereinnahmen, die zu rund 40 Prozent - immerhin 55 Milliarden Euro – , eben NICHT dem Straßenunterhalt zufließen. Geradezu grotesk, dass in diesem Zusammenhang Ramsauer und Co über eine PKW-Maut nachdenken und damit erneut die Autofahrer abzocken wollen, anstatt einfach die Gelder dafür zu nutzen, wofür sie erhoben werden.



17 Mai 2013

Tabularasa im Landtag

Tabularasa hieß es in dieser Woche im Bayerischen Landtag. Seit Wochen ist der Landtag nun schon in den Schlagzeilen gewesen wegen den Beschäftigungsverhältnissen mit Verwandten. Und gerne zitiere ich an dieser Stelle unseren Fraktionsvorsitzenden Hubert Aiwanger, der in seiner ihm eigenen Art treffend feststellte: „Das CSU-Establishment hat uns die Suppe eingebrockt, an der wir alle zu würgen haben“


In der Tat haben wir die ganze Verwandten-Affäre der Dreistigkeit einiger CSU-Abgeordneter wegen der Beschäftigung von Ehepartnern und Kindern als Mitarbeiter zu verdanken. Nur gut, dass mit dem nun von allen Fraktionen beschlossenen neuen Abgeordnetengesetz künftig die Beschäftigung von Verwandten bis vierten Grades ausgeschlossen ist. Und ich hoffe auch, dass das Kesseltreiben gegen alle Abgeordnete bald ein Ende hat.


Ich kann gut nachvollziehen, dass die „Vetternwirtschaft a la CSU“ oder „Verwandtenaffäre“ bei den Bürgerinnen und Bürgern für großes Aufsehen und Entsetzen sorgt. Auch insgesamt hat dieser Vorfall dem Ansehen des gesamten Bayerischen Landtages erheblich geschadet. Schließlich sind wir Abgeordnete in der Volksmeinung ja nun alle „Abzocker“, „zu gut bezahlt“ und „nicht in der Lage mit staatlichen Geldern umzugehen“.


Komisch kommt mir dabei nur vor, dass sich die letzten 13 Jahre kein Journalist, keine Bürgerinnen und Bürger über die von CSU, SPD und Grüne geduldeten Machenschaften aufgeregt hat. Rufe von durchaus kompetenter Seite, wie der Diätenkommission des Landtages unter Vorsitz von Prof. Oberreuther, hatten bereits im Jahr 2000 auf diese kritischen Beschäftigungsverhältnisse hingewiesen und ein Ende angemahnt, passiert ist dann aber leider nichts. Erst jetzt, nach Bekanntwerden der Schmid‘schen- und Winter‘schen-Eskapaden, bewegte man sich im Sprintschritt voran und hat nun mit dem strengeren Abgeordnetengesetz zum großen Halali geblasen.


Und wie? Galt bis ein Tag vor der Abstimmung des Gesetzes noch der sogenannte „Aiwanger-Vorschlag“, dass künftig keine Verwandte bis dritten Grades als Mitarbeiter eingestellt werden dürfen  als Konsens unter allen Fraktionen, setzten in einer Nacht- und Nebelaktion am Abend vor der Abstimmung vier Parteien noch einen drauf und wollen auch künftig „Vettern“ und „Cousinen“ keine Arbeitserlaubnis in den Abgeordnetenbüros erteilen.


Dass dies kurzzeitig dazu geführt hat, dass kolportiert wurde, dass wir FREIE WÄHLER als einzige Fraktion ausscheren würden, lag vor allem daran, dass wir uns in der Fraktion einstimmig zum dritten Grad positioniert hatten. Wie ich finde im Übrigen vollends ausreichend, denn ich muss ehrlich gesagt schwer überlegen, wer überhaupt mein vierter Verwandtschaftsgrad ist. Manchmal kann man den Bogen auch überspannen!





http://www.fw-landtag.de


Nichtsdestotrotz stehe ich für Transparenz – was ich schon vor rund einem Jahr als einziger Abgeordneter im Bayerischen Landtag durch meinen „Gläsernen Abgeordneten“  begonnen habe und stehe deshalb auch klar hinter dem verschärften neuen Abgeordnetengesetz. Nur frage ich mich ernsthaft, warum die neue CSU-Fraktionsvorsitzende Stewens, „es ausdrücklich begrüßt, dass die FREIEN WÄHLER nun doch dem verschärften Abgeordnetengesetz zustimmen werden“. Hätte sie mal besser in den vergangenen 13 Jahren solche Ratschläge ihrer Partei gegeben, dann hätten wir jetzt nicht dieses unrühmliche Feld zu beackern.



Schließlich schlossen wir FREIEN WÄHLER uns nach einer fraktionsinternen Aussprache am Abstimmungstag dem Vorschlag „vierter Verwandtschaftsgrad“ an, wenngleich Hubert Aiwanger von einem "Riesenberufsverbot für Tausende von Leuten" spricht und deshalb  auch das neue Gesetz als verfassungsrechtlich bedenklich ansieht.


Ob mit dem neuen Abgeordnetengesetz die „Verwandtenaffäre“ jetzt tatsächlich entschärft ist, wage ich zu bezweifeln, kamen doch noch am gleichen Tag neue Informationen ans Tageslicht und sorgten für weiteren Wirbel.  Einem Bericht der AZ zufolge sollen 34 Landtagsabgeordnete im Jahr 2000 noch Familienmitglieder eingestellt haben - als bereits klar war, dass die Beschäftigung von Verwandten Ende 2000 verboten werden würde. Stimmen diese Angaben, so hatten Ende 1999 nur 45 Landtagsabgeordnete Verwandte eingestellt - Ende 2000 waren es dann 79.


Somit steht nun der Verdacht im Raum, dass die 34 Abgeordneten bewusst die Übergangsfrist genutzt haben könnten, obwohl die Beschäftigung von Verwandten damals eingeschränkt werden sollte. Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) lehnte eine Veröffentlichung der Namen am Donnerstag mit dem Argument ab, dies sei relevant für die derzeitige Überprüfung des Landtagsamts durch den Obersten Bayerischen Rechnungshof (ORH)  des Landtags für die 187 Abgeordneten. Bleibt die Frage, warum?



Insgesamt 79 Landtagsabgeordnete hatten seit dem Jahr 2000 Ehefrauen oder Kinder als Bürohilfen angeheuert. Dies war nach bayerischem Abgeordnetengesetz rechtens, hat aber trotzdem eine Welle der Empörung ausgelöst. Nach derzeitigem Kenntnisstand waren unter den 79 Abgeordneten nur zwei, die möglicherweise gegen Rechtsvorschriften verstoßen haben: der frühere CSU-Fraktionschef Georg Schmid und Georg Winter, der frühere Vorsitzende des Haushaltsausschusses.


Ebenfalls nicht veröffentlicht werden soll, wie viel Geld die fünf Kabinettsmitglieder an die Staats- beziehungsweise Landtagskasse zurückgezahlt haben, die nach ihrer Berufung ins Kabinett noch ihre Ehefrauen beziehungsweise Schwester beschäftigt hatten, obwohl doch Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) noch in der vergangenen Wochen mehrfach Transparenz zugesagt hatte.


Geregelt wurde in dem neuen Abgeordnetengesetz übrigens auch die künftige Regelung für die Veröffentlichung von Nebeneinkünften. Einigkeit besteht darin, dass Verstöße gegen die Veröffentlichungspflicht künftig hart bestraft werden können. Wenn ein Abgeordneter falsche Angaben über die Höhe seiner Einkünfte macht, kann ihm die Hälfte seiner jährlichen Diäten gestrichen werden. Diskutiert wird noch, wie genau das Einkommen in Zukunft offen gelegt werden muss.



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