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6 Dezember 2011

Gute Konjunktur spielt Siemens und Bad Neustadt zu

Die Schreckensmeldung aus dem Jahr 2009 (oder 2010?), dass Siemens in Bad Neustadt nahezu tausend Arbeitsplätze abbauen wollte und die Verlagerung eines Produktionszweiges nach Tschechien vornimmt, sind uns allen noch in bester Erinnerung. Mit monatelangen Protesten und Demonstrationen sorgten vor allem die Menschen aus der Rhön dafür, dass letztendlich in vielen Verhandlungsrunden ein Konsens erzielt werden konnte und Siemens im Bereich Elektromotoren für Windkraftanlagen neue Arbeitsplätze rekrutieren wollte. Die Frage, was ist wirklich draus geworden, war mir eine Nachfrage beim Wirtschaftsministerium Wert.

Auf meine Frage nach den Arbeitsplätzen bei Siemens Bad Neustadt hin hat Siemens hierzu verlauten lassen, dass es durch die sehr gute Konjunkturlage und im Rahmen der Maßnahmen zur Neuordnung der Fertigungsstruktur in Segment der Niederspannungsmotoren zu keiner absoluten Reduktion des Personalstandes in Bad Neustadt gekommen ist. Erfreulich ist dabei die Auskunft des Unternehmens, dass Derartiges zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nicht geplant sei. Das ebenfalls im Zuge der Verhandlungen neu geschaffene Technologiezentrum wurde bereits jetzt mit über 100 Arbeitsplätzen realisiert. Dort werden vor allem neue Technologien in diversen Zukunftsthemen bearbeitet - dazu zählt u.a. auch das Thema Windkraft.

In Bad Neustadt und der umgebenden Region ist dank der gemeinsamen Anstrengungen der Landes- und Kommunalpolitik sowie der Wirtschaft eine äußerst positive Entwicklung festzustellen und der bis 2013 geplante Aufbau von 100 Ersatzarbeitsplätzen schreitet besser voran als gedacht. Geschickt umgangen hat die Staatsregierung aber meine Nachfrage, wie denn seitens der Staatsregierung die Unterstützung der Firma Siemens bei der Schaffung dieser versprochenen Arbeitsplätze ist und bis zu welchem Zeitpunkt die angekündigte Anzahl von Ersatzarbeitsplätzen tatsächlich für die ehemaligen Beschäftigten geschaffen werden? Ich bleibe dran am Thema!

Erfreulich ist die Auskunft von Siemens, wonach es zu keiner absoluten Reduktion des Personalstandes in Bad Neustadt gekommen ist. Stattdessen sollen neue Arbeitsplätze im Bereich der Zukunftstechnologie geschaffen werden. Foto von Gerd Altmann/ PIXELIO



6 Dezember 2011

Ortsumgehung Rieneck – Klage liegt beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof

Wird der Bau der Umgehungsstraße in Rieneck eine Never-Ending-Story? Wir alle hoffen es im Sinne der Bürgerinnen und Bürger des Spessartstädtchens nicht. Mehr als ein Jahrzehnt kämpfen dort Befürworter einer Umgehungsstraße, die den Ort durchschneidet, gegen die Gegner, die eine so genannte Tunnellösung, die Rieneck tatsächlich „umgehen“ würde, wollen. Momentan hat die gegnerische Bürgerinitiative „Mit Sinn und Verstand“ eine Klage gegen den Planfeststellungsbescheid am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof laufen. Ortsbürger haben mich gebeten einmal nachzuhören, wie der Verfahrensstand sei. Dem bin ich gerne nachgekommen und erhielt sehr zügig Auskunft.

Zuletzt war deshalb im Spessartstädtchen etwas Unruhe in der Bevölkerung und im Stadtrat aufgekommen, weil nun monatelang keinerlei Verfahrensstand nach außen gedrungen war. Jedenfalls ist folgender Sachstand festzustellen: Nachdem der Schriftsatz zur Klage gegen das Urteil vom 30.11.2009 am 22. Juni 2011 beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof mit der entsprechenden Begründung des Klägers eingegangen ist, wurde - um das Verfahren in Gang zu setzen - seitens des BayVGH vom Freistaat als dem Beklagten eine entsprechende Gegenäußerung angefordert. Nur die lässt derzeit noch auf sich warten und solange diese fachliche Expertise des Freistaates nicht vorliegt, kann über die Zulassung des Verfahrens NICHT entschieden werden.

Die Sachlage stellt sich – wie nicht anders zu erwarten war - auch für das BayVGH als sehr komplex dar. So ist allein das Urteil aus der 1. Instanz bekanntlich sehr umfangreich. Insofern ist die subjektiv empfundene lange Zeitdauer, die bisher vergangen ist ohne dass nach außen hin etwas passiert ist, durchaus nachvollziehbar und wie mir meine Kollegen Juristen aus der Fraktion berichten nicht ungewöhnlich („ein halbes Jahr ist normal“). Derzeit ist also der Freistaat am Zug und solange kann am BayVGH nichts weiter gehen.

Das muss man so akzeptieren und erfahrungsgemäß wird ein „Nachbohren“ in diesem Fall auch nicht weiterführen, weil natürlich der Freistaat die Sachlage sicher tausendprozentig überprüfen wird, um eine Zulassung der Klage zu verhindern. Dies sollte man als vernünftigerweise in beiderseitigem Interesse abwarten. Zum einen steht in unserem demokratischen Staat jedem der Klageweg zu und zum anderen würde der Weg einer Klage erneut die Zeitschiene erheblich nach hinten verzögern. Wie auch immer die Entscheidung fällt, sie muss nachvollziehbar sein!

Wie sieht der weitere Ablauf aus? Wenn die Begründung des Freistaates beim BayVGH eingeht, erfolgt eine Prüfung auf Zulassung der Klage. Sollte diese zugelassen werden, sprich rechtskräftig werden, dann erfolgen die einzelnen Schritte des Berufungsverfahrens. Je nachdem wie umfangreich diese sind – und in einem solchen komplexen Verfahren ist dann u.a. mit einer Augenscheinnahme zu rechnen – muss mit einem Verfahren u.U. von einem halben Jahr gerechnet werden. Insofern wird es interessant, wie oft die Ortsumgehung Rieneck noch bei mir auf Wiedervorlage erscheinen wird.

Wird der Bau der Umgehungsstraße in Rieneck eine NeverEnding Story? Wir alle hoffen es im Sinne der Bürgerinnen und Bürger des Spessartstädtchens Nicht! . Foto von Andreas Hermsdorf/ PIXELIO



6 Dezember 2011

BayernLB vor schwierigen Entscheidungen

Die Bayerische Landesbank, kurz BayernLB, macht derzeit mal wieder von sich reden. Noch vor Weihnachten wird die Europäische Union den Genehmigungsbescheid zum Beihilfeverfahren erlassen und der BayernLB mitteilen, wie sie sich künftig aufzustellen hat. Auch die bayerischen Sparkassen und damit wir alle sind betroffen.

In die Beihilfeproblematik spielt originär und eigenständig die Beteiligung der Sparkassen eine Rolle. Die Vereinbarung zwischen dem Freistaat Bayern und den Bayerischen Sparkassen, wonach diese sich an dem 10 Milliarden Euro „Rettungsschirm“ des Freistaats nicht beteiligen mussten, im Gegenzug aber 45% ihrer Anteile an den Freistaat zu übertragen hatten, ist nach Auffassung der Europäischen Union beihilferelevant. Aus diesem Grund werden die Sparkassen nun höchst wahrscheinlich gezwungen, einen Betrag von 800.000 Euro nachzuzahlen bzw. ihre stillen Beteiligungen in echte Gesellschaftsanteile umzuwandeln.

Und noch in einem weiteren Punkt sind die Sparkassen in den nächsten Wochen gefragt, der Landesbausparkasse (LBS). Die Sparkassen wollen diese kaufen, was ganz sicher sinnvoll ist. Hier kann man Kundenbindungen auch über das Bausparen hinaus erzeugen, außerdem ist Bausparen ein Massengeschäft, das breite Teile der Gesellschaft wahrnehmen. Das Privatkundengeschäft schlechthin! Die Sparkassen sollen nun die LBS zu einem Teil erwerben, der nach Auffassung der EU unter dem tatsächlichen Wert liegt. Die EU droht ansonsten damit, dass die LBS zum Verkauf ausgeschrieben werden muss.

Einmal mehr wird es also um die ganze Problematik BayernLB im wahrsten Sinne des Wortes spannend, schließlich betrifft die strategische Ausrichtung in ganz erheblichem Maße deren künftige Leistungsfähigkeit. Und nach wie vor steht die Rückzahlung eines Teils der 10 Milliarden Euro-Gabe des Freistaates zur Rettung im Jahr 2008 als Forderung des Landtages auf der Agenda ganz oben.

Nach wie vor steht die Rückzahlung eines Teils der 10 Milliarden Euro-Gabe des Freistaates zur Rettung im Jahr 2008 als Forderung des Landtages auf der Agenda ganz oben. Foto von Gerd Altmann/ PIXELIO



6 Dezember 2011

Transparente CSU-Politik und das Museum für Bayerische Geschichte

So funktioniert also Politik! Mal eben schnell mit dem Ministerpräsidenten telefonieren und schon sind die hochheiligen, streng geheimen Informationen und Entscheidungen in aller Munde. So geschehen mit der Vergabe des Museums für Bayerische Geschichte an die Stadt Regensburg. Seit Wochen wurde ja schon gemutmaßt, dass die Donaumetropole das Rennen gegen die übrigen bayerischen Bewerber, darunter auch meinen Favoriten Würzburg, gewonnen hat. Noch kamen stürmische Dementis von Seiten der Staatsregierung und im Hochschulausschuss wurden heftige Debatten über das wie und was geführt und so sollte nun erst bei der Kabinettsitzung am kommenden Mittwoch über den Standort entschieden und dann das neue bayerische Heiligtum für die Öffentlichkeit enthüllt werden.

Nunmehr aber liest man bereits am Montagabend in der Mittelbayerischen Zeitung den Regensburger CSU-Kollegen mit der Verheißung, dass Regensburg nun endgültig das Rennen gemacht habe und der Ministerpräsident Seehofer es ihm gewissermaßen ins Ohr geflüstert habe. Und welch Wunder, besagter CSU-Kollege sich natürlich fest selbst auf die Schulter klopft dabei, weil ja nur er durch seinen grandiosen Einsatz Regensburg das Museum beschert hat. Er wird gar zitiert, dass es sein schönstes Weihnachtsgeschenk überhaupt sei. Na ja, wenn er sonst nichts kriegt, dann sei es so, der Arme!

Aber wieder einmal bewahrheitet sich das, was die Menschen von der CSU auch überdrüssig sind, dass sie diese Mauscheleien zwischen Tür und Angel einfach satt haben. Denn mal im Ernst: wie kann ich denn Jemanden ernst nehmen, der vom Ministerpräsidenten ins Ohr geflüstert bekommt, dass seine Stadt das Rennen gemacht hat und dann gleich zur Zeitung rennt und es dort breit tritt, wenn die offizielle Verkündung in der Pressekonferenz erst übermorgen ist. Zu solchen Politikern kann man doch nicht ernsthaft Vertrauen haben, oder?

Die groß angekündigte Entscheidung, die in der Staatskanzlei am Mittwoch verkündet werden sollte, ist bereits jetzt gefallen. So sieht Transparenz a la CSU aus. Foto: H. La/ PIXELIO



2 Dezember 2011

Semesterticket: Preis steigt in Etappen, Geltungsbereich vergrößert sich…

Ein Ärgernis ersten Ranges ist jetzt in seiner Lösung auf der Zielgerade, das Semesterticket. Mehrere Bürgeranliegen habe ich diesbezüglich in den vergangenen Wochen und Monaten von StudentenInnen vor allem aus meinem Landkreis erhalten und bin entsprechend dem auch nachgegangen, da es für Main-Spessart-StudentenInnen einfach ärgerlich war, dass das Semesterticket bisher nur bis Thüngersheim gültig war und entweder ein Nachlösen oder eine Beschränkung auf die Regionalbahn nötig war. Diese unhaltbare Situation hat meines Erachtens viel zu lange gedauert. Umso mehr freut es mich zu erfahren, dass die Verhandlungen zwischen der Würzburger Straßenbahn und dem Studentenwerk Würzburg kurz vor dem Abschluss stehen.

Der noch zuzustimmende Vertrag soll nämlich über drei Jahre laufen und sieht eine etappenweise Erhöhung des Fahrpreises zunächst ab Sommersemester 2012 (55 Euro), ab SS 2013 (60 Euro) und ab SS 2014 (65 Euro). Gleichzeitig würde sich das Verbundraumsgebiet zunächst auf den Landkreis Main-Spessart und ein Jahr später auf Stadt – und Landkreis Schweinfurt., erweitern. Wir nähern uns damit endlich einer mainfränkischen Lösung an, die es gerade den Studenten aus den Landkreisen ermöglicht ohne Mehrkosten zu den Universitäten zu pendeln. Für die Studenten bedeutet das endlich Gewissheit, über Kosten und Umfang des Semestertickets und eine eindeutige Leistungsverbesserung zur momentan gültigen Regelung.

Allerdings muss ich darauf hinweisen, dass der besagte Vertrag eine Ausstiegsklausel für die kommenden 3 Jahre beinhaltet, die dann greift, wenn keine Einigung bei den anstehenden Verbundserweiterungen gelingen sollte. Ich bin aber zuversichtlich, dass im Sinne aller Kunden eine Verbundraumerweiterung rasch umgesetzt werden kann. Angesichts des akuten Wohnungsmangels  mit denen die neuen StudentenInnen konfrontiert sind, wäre es meiner Meinung nach im Interesse aller wenn sich Ihnen dadurch nun die Möglichkeit biete Wohnungsangebote in anderen Landkreisen wahrzunehmen.

Zum Schluss will ich meinen Ärger darüber aussprechen, dass immer noch keine befriedigende Lösung  für den andauernden Busmangel zu Rush-Hour-Zeiten gefunden wurde und deshalb die Erhöhung von 9 Euro zum Sommersemester an sich nicht gerechtfertigt ist. Hier müssen für die studenten auch entsprechend genügend Busse zur Verfügung gestellt werden.

Wir nähern uns endlich einer mainfränkischen Lösung an, die es Studenten aus den Landkreisen ermöglicht ohne Mehrkosten zu den Universitäten zu pendeln. Foto von Erich Westendarp/ PIXELIO



1 Dezember 2011

Mehr Bürgernähe, Mitbestimmung und Transparenz durch E-Demokratie

In der heutigen Zeit werden immer mehr Daten angehäuft und die Angst der Bürger vor dem viel beschworenen, gläsernen Menschen wächst. Wir FREIEN WÄHLER setzen uns nicht nur für eine sinnvolle und die persönlichen Rechte jedes einzelnen wahrenden gesetzlichen Regelungen ein, wir gehen noch einen Schritt weiter: wir fördern und fordern mehr Mitbestimmung und Transparenz durch den Einsatz von E-Demokratie.

Sie werden zu Recht fragen, was es mit diesem Schlagwort auf sich hat?!

E-Demokratie oder ausführlicher elektronische Demokratie beschäftigt sich ganz konkret mit den Schnittstellen von Informations- und Kommunikationstechnologien und demokratischen Prozessen innerhalb eines Staats. Dabei geht es um Fragen der politischen Legitimation, aber auch um das Arbeitsfeld der (politischen) Partizipation, also der konkreten Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürger und Organisationen in politische Entscheidungsprozessen. Nicht zuletzt richtet sich das Angebot natürlich auch an die Öffentlichkeit, werden doch in der Politik Belange und Problemstellungen thematisiert, die uns alle betreffen. Was die technische Seite angeht, gibt es bereits heute ein vielfältiges Angebot von Diskussions- und Diskursplattformen über elektronische Abstimmungsverfahren bis hin zum sogenannten „Parlameter“.

Wir FREIEN WÄHLER denken dabei konkret an Liveübertragungen von Ausschusssitzungen oder nach dem Vorbild des ZDF, an ein sogenanntes „Landtagsparlameter“, des Weiteren denken wir über die Errichtung eines Bürgerausschusses nach.

Sie werden berechtigterweise fragen, ob sich so viel Aufwand in Planung, Zeit und natürlich auch in finanzieller Hinsicht überhaupt lohnt? Schauen wir doch mal zu unseren estnischen Nachbarn, die bereits einen „Online-Bürgerausschuss“ errichtet haben. Auch bei uns in Bayern sollen die Menschen zukünftig Änderungsvorschläge zu Gesetzentwürfen einbringen können, sodass wir Abgeordnete noch zielgerichteter in Ihrem Sinne entscheiden können.

Ob wir dann auch wirklich in Ihrem Sinne entschieden haben, soll zukünftig anhand eines sog. „Landtagsparlameters“ öffentlich sichtbar gemacht werden. Als Vorbild dient das „ZDF-Parlameter“. Über anschauliche und ansprechende Grafiken kann man dort schon heute nachvollziehen, wie einzelne Anträge von den entsprechenden Mitgliedern des Bundestages behandelt wurden. Werfen Sie doch einmal einen Blick auf die aktuellen Entscheidungen, die das „ZDF-Parlameter“ momentan so Kund tut, es lohnt sich!

Auch die dritte Überlegung hinsichtlich der Verbesserung der Transparenz der politischen Entscheidungen im Landtag bezieht Sie, meine lieben Leserinnen und Leser, direkt mit ein. Künftig sollen neben den Plenarsitzungen auch regelmäßig Ausschusssitzungen via Internet übertragen werden. Zwar sind diese bereits öffentlich, jedoch können sie noch nicht „on demand“ – also zeitunabhängig – von zu Hause aus verfolgt werden.

Last but not least machen wir uns auch für die Errichtung eines Transparenzregisters stark, das auf der Internetpräsenz des Bayerischen Landtags geführt werden soll. In diesem Verzeichnis sollen dann alle Interessenvertreter, die sich in ständigem Kontakt mit der Bayerischen Staatsregierung und dem Bayerischen Landtag befinden, aufgeführt werden.

So anschaulich können parlamentarische Prozesse veranschaulicht werden. Quelle: ZDF




30 November 2011

Erst blockieren, dann kopieren… parlamentarischer Alltag bei der CSU/FDP-Koalition

Ab und an kommt es vor, dass mich die Abläufe im bayerischen Parlament – sagen wir – „verwundern“ und so sei das Folgende ein weiterer Beitrag in der Rubrik „Kurioses aus dem Landtag“.

Der Sachverhalt ist eigentlich ein ganz einfacher: Bei einer Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz – BUND – wurde festgestellt, dass die Phthalate-Belastung in Kindertagesstätten dreimal so hoch war wie in normalen Haushalten. Phthalate sind Weichmacher in Kunststoffen, die beispielsweise in Turnmatten und Gymnastikbällen enthalten sind. Es sind hormonelle Schadstoffe, die vor allem bei Kindern in bereits geringsten Vorkommen zu gravierenden Veränderungen im Hormonhaushalt führen und langfristig sogar Krebs auslösen können. Unserer Fraktion lag diese Studie vor, weshalb die FREIEN WÄHLER im Mai einen Antrag gestellt haben, in dem wir die Staatsregierung dazu aufgefordert haben, sich für ein Verbot des Einsatzes von Phthalate-Weichmachern in Produkten einzusetzen. Der Antrag wurde Ende Juni im Umweltausschuss behandelt und letztlich vertagt. Der Vertagung haben wir zugestimmt, weil die CSU uns zugesichert hatte, dass sie bereits seit mehreren Monaten Untersuchungen zu dieser Problematik durchführen würde. Bei der Ausschusssitzung hat sich dann aber herausgestellt, dass gar kein Antrag existierte, es gab keine Drucksachennummer! Das allein halte ich schon für gelinde gesagt anmaßend, aber es wird noch schöner: Im Oktober hat die CSU ihrerseits einen Berichtsantrag an ihre eigene Regierung (!) zur Weichmacher-Problematik gestellt. Und einen Tag später, als unser Antrag endlich im Ausschuss hätte behandelt werden sollen, fielen von Vertretern der Ministerien Sätze wie: eine akute Gefährdung durch die Phthalate sei nicht gegeben. Sie seien ja nicht akut toxisch, sondern nur reproduktionstoxisch. Als ob das die Sache besser machen würde… Jedenfalls ist unser Antrag dann auch folgerichtig abgelehnt worden. Ein weiterer Antrag der GRÜNEN, der in eine ähnliche Richtung wie unserer ging, übrigens auch. Zugestimmt worden ist dem Antrag der CSU. Einen Bericht wollte man auf jeden Fall haben!

Wenn auch Sie sich bisher schon gewundert haben, dann freuen Sie sich jetzt auf den eigentlichen Schildbürgerstreich der CSU: Diese Woche kam nämlich eine Überraschung aus dem Sozialministerium in Form einer Pressemitteilung mit der Überschrift: „Gefährliche Weichmacher“. Familienstaatssekretär Sackmann forderte darin ein EU-weites Verbot besagter Chemikalien. Wörtlich hieß es hier: „Besonders Eltern sorgen sich um die Gesundheit ihrer Kinder. Diese Ängste nehme ich sehr ernst, denn gerade unsere Kleinsten und Jüngsten brauchen unseren besonderen Schutz.“ Ich kann dieser Äußerung nur aus tiefster Seele zustimmen. Wir hatten den Verbotsantrag schließlich nicht aus irgendeiner Laune heraus gestellt, sondern weil uns das Wohl unserer Kinder am Herzen liegt. Schade nur, dass wir dabei von Seiten der regierenden Parteien so blockiert wurden! Aber immerhin scheinen wir die Staatsregierung damit auf eine zündende Idee für eine originelle und anrührende Pressemitteilung gebracht zu haben.

Zuletzt noch eine kleine Schlussnotiz: spätestens jetzt  hätte der von der CSU geforderte Bericht zur Phthalate-Problematik eigentlich als völlig hinfällig betrachtet werden können, schließlich hatte man seitens der Regierung bereits eingestanden, dass die Weichmacher gesundheitsgefährdend sind und in Kindertagesstätten nichts zu suchen haben. Das hat die CSU-FDP-Koalition jedoch nicht davon abgehalten in der gestrigen Sitzung noch einmal geschlossen für den Berichtsantrag zu stimmen... Da fällt einem doch wirklich nichts mehr dazu ein.

Giftige Weichmacher gehören nicht ins Kinderspielzeug!. Foto von CFalk/ PIXELIO



30 November 2011

Freie Wähler wollen Volksabstimmungen auch in Europa

Mehr direkte Demokratie zu ermöglichen haben sich die Freien Wähler stets auf die Fahnen geschrieben. So standen schon die Direktwahl des Ministerpräsidenten und des Bezirkstagspräsidenten auf unserer Agenda. Nunmehr haben wir mit einem Antrag zur Einführung von Volksabstimmungen bei wichtigen Fragen zur Zukunft Europas einen weiteren Anlauf genommen.

Hiermit möchten wir Freien Wähler die gerade auch im Blick auf die Euro-Krise immer kritischer werdenden Bürgerinnen und Bürger und ihre Einstellung zur Europäischen Union mehr in Entscheidungen einbeziehen. Dies soll vor allem gelten, wenn wichtige Zuständigkeiten von den Mitgliedsstaaten auf Europa übertragen werden sollen. Hierbei ist der Freistaat Bayern auf Landesebene wie auf kommunaler Ebene bereits Vorbild. Diese direkten Mitwirkungsmöglichkeiten wie beispielsweise Bürgerbegehren haben sich in Bayern seit Jahrzehnten bewährt. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass sich die Menschen mit politischen Entscheidungen wirklich identifizieren können. Als Paradebeispiel sei hier das Volksbegehren zum Nichtrauchergesetz erwähnt.

Es ist die Aufgabe der Politik, politische Entscheidungen gut zu begründen und dadurch die Zustimmung der Menschen zu notwendigen wichtigen Veränderungen und deren Vertrauen zu erarbeiten. Durch den Vertrag von Lissabon könnten die Verträge neben dem ordentlichen Änderungsverfahren auch über ein "vereinfachtes Änderungsverfahren" revidiert werden, wie es 2011 bereits im Rahmen der Etablierung des Europäischen Stabilitätsmechanismus erfolgte. Gerade hier Bedarf es unserer Meinung nach einer angemesseneren Beteiligung der Bürger am Ratifizierungsprozess, um zu verhindern, dass Vertragsänderungen künftig ohne ausreichende öffentliche Diskussion und Information, wie sie bei ordentlichen Änderungsverfahren zu erwarten sind, erfolgen.

Es ist Aufgabe der Politik, die Menschen in Europa angemessen miteinzubeziehen. Foto von Thomas Siepmann/ PIXELIO



30 November 2011

Breiter Protest gegen Altersgrenze

Wie alt dürfen Landräte und Bürgermeister sein? Darüber diskutieren wir mittlerweile seit Monaten im Bayerischen Landtag. Ein neuer Gesetzentwurf, der nunmehr den Kommunalausschuss passierte, sieht die Anhebung der Altersgrenze von 65 auf 67 Jahre vor. Von den Kommunalchefs in den Rathäusern und Landratsämtern weht diesem Koalitionsantrag aber ein heftiger Gegenwind entgegen denn Sie wollen die komplette Abschaffung der Altersgrenze.

Wütender Protest kommt vor allem vom Chef des Landkreistages, dem CSU-Landrat Jakob Kreidl, der seine Partei heftig angreift und seinen Parteifreunden ein „schändliches Spiel“ vorwirft. Vor Monaten schon forderten die kommunalen Spitzenvertreter die völlige Abschaffung der Altersgrenze. In der Tat ist es in meinen Augen schwer zu vermitteln, dass ein Bürgermeister oder Landrat angeblich zu alt sei, nach seinem Ausscheiden aber Minister oder gar Ministerpräsident werden kann.

Weder für Mitglieder von Bundes- und Landesregierung noch für Parlamentsabgeordnete gibt es eine Altersgrenze. Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude etwa müsse 2014 aus dem Rathaus ausscheiden ebenso wie Würzburgs OB Rosenthal. Deswegen tritt Ude nun 2013 für das Amt des Ministerpräsidenten an, von Rosenthal hört man, dass er sich ebenfalls für ein Landtagsmandat interessiere.

Bei einer Umfrage unter Landräten und Bürgermeistern in Bayern, ergab sich dieses Bild parteiübergreifend



Mit einer Resolution machten Landkreis- und Städtetag nun ihrem Unverständnis Luft. Die Entscheidung, ob ein älterer Kommunenchef noch geeignet sei, müsse man alleine den Bürgern überlassen, argumentieren die Rathaus-Chefs. Während die Abgeordneten von CSU und FDP das Vorhaben verteidigten und die Anhebung der Altersgrenze angesichts der Anhebung der gesetzlichen Rentenalters auf 67 um zwei Jahre für vernünftig hielten, kam Unterstützung für das Fallen der Altersgrenze vor allem von uns Freien Wählern. Wir halten die Altersbegrenzung sogar für einen Eingriff in die Berufsfreiheit – und damit für verfassungswidrig.

Wir Freien Wähler haben sogar eine Umfrage unter den bayerischen Landräten, Oberbürgermeistern und Bürgermeistern durchgeführt. Knapp die Hälfte derer, die antworteten, sprach sich für die Abschaffung der Altersgrenze aus. Darunter auch der Ingolstädter Oberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU). Auch wir Freien Wähler wollen es den Bürgern überlassen, ob sie einen 70 Jahre alten Bürgermeister wählen wollen. (Lesen Sie herzu einige Stimmen von Bürgermeistern)

Ganz unumstritten ist die Altersgrenze aber auch in den Regierungsparteien nicht. Auf dem jüngsten CSU-Parteitag war die Mehrheit für die Beibehaltung nicht besonders groß. Und eine Abstimmung der FDP-Fraktion ging sogar acht zu sieben für die Abschaffung aus. Trotzdem einigte man sich auf den vorliegenden Entwurf. Auch soll die Anhebung der Grenze um zwei Jahre erst ab 2020 gelten. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, denn wenn man es unmittelbar umsetzen würde, könnten Ude und Rosenthal 2014 nochmals antreten.

Es ist schwer zu verstehen, dass ein Bürgermeister oder Landrat angeblich zu alt sei, nach seinem Ausscheiden aber Minister oder gar Ministerpräsident werden kann. Foto von Gerd Altmann/ PIXELIO



30 November 2011

Bürgerliches Engagement soll an Hochschulen mit „Service-Learning“ gestärkt werden



Mit einer Reihe von Anträgen zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements haben wir nicht nur unser Versprechen, das Ehrenamt weiter zu stärken, eingelöst, sondern im Europäischen Jahr des bürgerschaftlichen Engagements auch ein Zeichen für die Unterstützung des ehrenamtlichen Einsatzes von Bürgerinnen und Bürgern gesetzt. Früh genug damit zu beginnen ist dabei die richtige Richtung.

So wollen wir bereits an Schulen und Hochschulen künftig vermehrt um die Gunst des Ehrenamtes werben. Deshalb interessiert uns im Schulbereich erst einmal nachzuprüfen, wie bzw. anhand welcher speziellen Projekten oder Lehrmethoden das ehrenamtliche und soziale Engagement der SchülerInnen gefördert wird und welche Möglichkeiten die Staatsregierung sieht, dieses fest in den Schulalltag zu integrieren.

Das ehrenamtliche Engagement von Studenten wird durch die Verschulung des Studiums, die Verdichtung des Stoffs und die Studiengebühren immer mehr eingeschränkt. Daher freue ich mich, dass unser Antrag zum Bürgerlichen Engagement an den bayerischen Hochschulen im Ausschuss einstimmig angenommen wurde. Es ist wichtig, ehrenamtliches Engagement junger Menschen dauerhaft ins Studium zu integrieren. Während diese neue Lehrmethode, das so genannte „Service-Learning“, in den USA schon vor Jahren eingeführt wurde, gibt es in Deutschland bisher nur geringe Ansätze. Dabei steht ‚Service‘ für die Übernahme von Verantwortung in der Gesellschaft und ‚Learning‘ für das Erlangen von Fachwissen.

Beispiele wie in Würzburg, wo Studierende als Streitschlichter eingesetzt oder als Hausaufgabenhelfer ausgebildet werden, könnten demnach künftig Bayernweit Schule machen. In München existiert an der Bundeswehruniversität das Projekt „Balu und du“. Hier betreuen Studenten Grundschulkinder jede Woche einige Stunden. In anderen Universitäten steigen Studenten in die Managementberatung von Kommunen ein.

Wichtig ist uns FREIEN WÄHLERN daher, dass das „Service-Learning“ fest im Hochschullehrplan verankert und auch mit einem Leistungsnachweis, den so genannten „credit points“, belohnt wird. Da aber derzeit noch ein Gesamtüberblick über die Aktivitäten in Bayern fehlt, soll dieser in einem von uns geforderten Bericht zunächst zusammengestellt werden.

Die Sachlage beim ehrenamtlichen Engagement ist ziemlich eindeutig: denn nach neuesten Studien fällt der Wissenserwerb beim „Service-Learning“ messbar höher aus als beim konventionellen Lernen. Das Ehrenamt hat zudem einen unschätzbaren gesellschaftlichen Wert: Der Einsatz von einem Euro ehrenamtlicher Tätigkeit bringt nach einer Untersuchung der Universität Eichstätt einen gesellschaftlichen Nutzen von 7,24 Euro.

Der Einsatz von einem Euro ehrenamtlicher Tätigkeit bringt einen gesellschaftlichen Nutzen von 7,24 Euro. Foto von Gerd Altmann/ PIXELIO



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